28. Sri Caitanya nimmt Sannyasa an

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Alle Ehre sei Śrī Gaurāṅga, Herr und Ehemann von Śrī Viṣṇupriyā devī! Bitte sei gütig und lass Deinen barmherzigen Blick auf alle Lebewesen fallen. 

Der Höchste Persönlichkeit Gottes, Śrī Viśvambhara, in unaufhörlichen saṅkīrtana beschäftigt, erfuhr große Freude. Niemand kennt die wahre Absicht hinter den Aktivitäten des Höchsten Herrn; Er ist der absolute Autokrat und handelt wie es Ihm gefällt. Er war immer in der Ekstase der saṅkīrtana in Begleitung der Vaiṣṇavas versunken. Die Geweihten waren auch so bezaubert vom ununterbrochenen kīrtana, dass sie niemals, nicht für einen Moment in Betracht zogen, dass ihr geliebter Herr sie verlassen könnte. Diese sehr von Glück begünstigten Geweihten genossen die Spiele mit der Höchsten Persönlichkeit, auf den die personifizierten Veden immer meditieren. 

An dem Tag, als Lord Śrī Caitanya sich entschied in den Lebensstand des sannyāsa einzutreten, enthüllte Er vertraulich Nityānanda Prabhu Seine Entscheidung. Er sagte zu Śrī Nityānanda: „Mein lieber Nityānanda Gosāñi, was ich Dir jetzt enthülle, sage Ich vielleicht nur zu fünf anderen. Morgen ist der Tag des Makara-saṅkrānti, wenn die Sonne beginnt in die nördliche Richtung zu reisen. Dann werde ich mit Sicherheit den entsagten Lebensstand des sannyāsa annehmen. In dem Dorf Katwa in der Nähe von Indrāṇī lebt die erhabene Persönlichkeit Śrī Keśava Bhāratī. Von ihm werde ich Mein sannyāsa erhalten; so hat es die Vorsehung verfügt. Die fünf Personen, die Du informieren musst, sind: Meine Mutter, Śrī Gadādhara, Śrī Brahmānanda, Śrī Candraśekhara Ācārya und Śrī Mukunda.“ Śrī Nityānanda ging dann jeweils getrennt zu diesen fünf Personen und informierte sie vertraulich von der Entscheidung des Herrn. 

Den ganzen Tag verbrachte Śrī Caitanya damit saṅkīrtana mit all Seinen Vaiṣṇava Geweihten auszuführen. Der Herr ließ Sich Sein Mittags-prasādam schmecken und später, am frühen Abend, nahm Er von der heiligen Gaṅgā darśana. Er brachte Gaṅgā Seine Ehrerbietungen dar, saß eine Weile an ihrem Ufer und kehrte dann früh nach Hause zurück. Er saß in seinem Haus, umgeben von seinen Geweihten, aber keiner von ihnen wusste, dass der Herr am nächsten Tag gehen würde. Im Moment jubelten die Geweihten in der Gemeinschaft des Höchsten Herrn. Der Herr, war mit Seinen schönen Lotosaugen geschmückt mit Blumengirlanden und Sandeilholzpaste. Als die Vaiṣṇavas einer nach dem anderen eintrafen, überreichten sie dem Herrn Blumengirlanden. Die magnetische Anziehungskraft des Herrn war einfach unvorstellbar. Ein ständiger Strom von Besuchern ergoss sich aus allen Richtungen. Es waren so viele, dass sogar Lord Brahmā Schwierigkeiten hätte, sie alle zu zählen. 

Sie kamen herein, brachten ihre vollständigen Ehrerbietung dar und fixierten ihre Augen mit andächtiger Aufmerksamkeit auf das bezaubernde Gesicht des Herrn. Jedem Besucher gab der Herr eine Girlande von Seinem Hals und unterwies alle wie folgt: „Geht und preist den Höchsten Herrn, Śrī Kṛṣṇa. Chantet Seinen Heiligen Namen, verehre Ihn und besinge Seine Herrlichkeit. Denke an nichts anderes als an Kṛṣṇa. Wenn du etwas Liebe für Mich empfindest, dann zeige es, indem du chantest und keinen anderen Namen singst – nur immer die Namen von Kṛṣṇa. Erinnere und chante Seinen Heiligen Namen, ob schlafend, wach oder essend.“ 

Nachdem Er auf diese Weise jeden unterwies, befahl Er ihnen nach Hause zurückzukehren. Wenn eine Gruppe gegangen war, traf eine neue Gruppe ein. Die meisten kannten sich nicht, aber das hielt sie nicht von ihren ekstatischen Gefühlen ab. Die ganze Zeit, saß der Höchste Herr, prächtiger als viele Monde, eingehüllt von zahllosen Blumengirlanden und geschmückt mit Sandeilholzpaste. Während die Besucher gingen, chanteten sie laut den Heiligen Namen 'Hari! Hari!' und waren überglücklich. Sie hatten die Gnade des Herrn empfangen. 

Gerade dann kam Śrī Śrīdhara in das Haus des Herrn hereinspaziert, in den Händen trug er einen grünen zarten Kürbis. Als Lord Śrī Gaurasundara das sah, lachte Er. „Śrīdhara, wo hast du diesen Kürbis aufgetrieben?“ Der Herr dachte bei Sich: „Morgen gehe Ich, aber Ich kann Śrīdharas Geschenk nicht ablehnen oder vergeuden, Ich werde es heute Nacht essen.“ Der Herr ist immer darauf vorbereitet, Seine Geweihten zufriedenzustellen. Er ist als 'bhakta-vatsala' berühmt. Der Herr bat Seine Mutter, diesen Kürbis zu kochen. Gerade in diesem Augenblick kam jemand herein, der etwas Milch brachte und sie dem Herrn darbrachte. Der Herr war sehr erfreut und sagte: „Das ist wundervoll. Mutter, nun kannst du eine Delikatesse mit Milch und Kürbis zubereiten.“ Mutter Śacī war glücklich mit dieser Wendung der Ereignisse und sie begann mit großer Befriedigung zu kochen. Der Höchste Herr von Vaikuṇṭha ist immer gewillt die Wünsche Seiner Geweihten zu erfüllen, weil Er ihr liebender Beschützer ist. 

Die Geweihten blieben bis spät in die Nacht und verließen den Herrn, als Er Sein Mahl einnehmen wollte. Der Herr verabschiedete jeden und setzte Sich um zu essen. Er genoss die Speisen Seiner Mutter, wusch Sich den Mund, Hände und Füße und zog sich für die Nacht in Sein Quartier zurück. Der Höchste Herr befand Sich in Seinem mystischen Schlaf, yoga-nidrā, während sich Śrīla Haridāsa und Śrīla Gadādhara nahe bei Ihm zur Ruhe legten. Śacīmātā wusste, dass der Herr im frühen Morgengrauen gehen würde; sie konnte nicht schlafen und weinte unaufhörlich. 

Ein paar Stunden vor Sonnenaufgang, wachte der Herr auf. Aus dem Atemstrom Seiner Nasenlöcher bestimmte Er die glücksverheißende Zeit, in der Er sich zum Aufbruch bereitmachte. Śrīla Haridāsa und Śrīla Gadādhara wachten auch auf. Śrīla Gadādhara sagte: „Ich möchte Dich begleiten.“ Der Herr entgegnete: „Niemand wird mich dahin begleiten, wo Ich hingehe. Ich bin immer allein und unabhängig, so sind Meine Aktivitäten.“ 

Śacīmātā begriff, dass die Zeit gekommen war und ihr Sohn Sein Heim verlassen würde, also wartete sie sitzend an der Tür. Der Herr, der Seine Mutter an der Tür sitzen sah, setzte Sich zu ihr und hielt ihre Hand. Er versuchte sie zu trösten und sagte: „Du hast mich großgezogen und auf vielfältige Weise Sorge für Mich getragen. Ich erhielt Bildung und wurde durch Deine Anstrengungen anständig erzogen. Du hast dir selbst nie die geringste Freude bereitet, aber seit meiner gesamten Geburt hast du immer dafür gesorgt, dass ich das Beste von allem hatte. Von Moment zu Moment hast du Mich mit deiner Liebe und Zuneigung überschüttet. Selbst in Millionen von Lebenszeiten werde ich niemals in der Lage sein, deine zärtlichen Gefühle zu erwidern. Leben für Leben, werde Ich in Deiner Schuld stehen, die nur du, in deiner Güte erlassen kannst.“ 

„Liebe Mutter, jeder in dieser Schöpfung steht unter der Kontrolle des Höchsten Herrn; niemand hat die Kraft sich von Seiner Kontrolle unabhängig zu machen. Der Herr allein arrangiert die Zusammenkünfte und Trennungen. Wer kann die Tiefen Seines Geistes und Willens ermessen? Ob Ich jetzt gehe oder in zehn Tagen, du solltest nicht klagen. Du musst dich um nichts kümmern, ich werde Mich um dich kümmern, das ist Meine Verantwortung.“ Mit gekreuzten Händen über Seiner Brust, versicherte Er wiederholt Seiner lieben Mutter: „Dein Unterhalt und Wohlbefinden liegen in Meiner Verantwortung und ist Meine allein.“ 

Śacīmātā hörte schweigend alles, was ihr Sohn zu ihr sagte. Sie antwortete nicht, aber weinte und weinte. Śacīmātā, die Universale Mutter, bemühte sich wie Mutter Erde zu werden, das Symbol der Geduld. Wer kann die unvorstellbaren ewigen Spiele des Höchsten Herrn verstehen? Śrī Gaurasundara schmierte den Staub von den Füßen Seiner Mutter auf Seinen Kopf, umkreiste sie und ging. Der göttliche Held von Vaikuṇṭha verließ das Heim, um in den Lebensstand der Entsagung einzutreten, um alle Lebewesen zu befreien. Meine lieben Brüder, respektierte Leser, durch das Hören der Erzählungen, wie der Höchste Herr sannyāsa angenommen hat, wird man von allen materiellen Fesseln befreit. Sobald der Herr gegangen war, wurde Śacīmātā fast reglos und war unfähig zu sprechen, sie war bewegungslos wie eine Statue. 

Der Rest der Geweihten wusste nichts von diesen Entwicklungen. Nachdem sie ihre morgendlichen Waschungen und Rituale vollendet hatten, gingen sie wie üblich zum Herrn, um Ihm ihre Ehrerbietung zu erweisen, aber fanden Śacīmātā draußen auf der Türschwelle des Hauses. Der edle Śrīla Śrīvāsa war der erste, der sich erkundigte: „Ai, warum sitzt du auf der Türschwelle?“ Fast reglos blieb sie zuerst stumm, während Tränen ungebremst aus ihren Augen flossen. Letztendlich, sagte sie nach einer Weile: „Meine lieben Söhne hört zu: In den Schriften ist es verfügt, dass die Besitztümer des Höchsten Herrn Viṣṇu rechtmäßig Seinen Geweihten, den Vaiṣṇavas, gehört. Deswegen, was immer meinem Sohn gehörte, gehört nun euch, nehmt es. Der Herr hat mich verlassen.“ 

Die Geweihten begriffen nun, dass der Herr gegangen war, erschüttert fielen sie ohnmächtig zu Boden. Von Kummer überwältigt klagten sie laut vor Verzweiflung und Schmerz. Sie hielten einander fest, um sich gegenseitig zu trösten und plapperten wie im Delirium. „Oh Gopīnātha, warum musste diese schreckliche Nacht zu Ende gehen?“ „Wie werde ich leben können, ohne Sein dem Mond gleichendem Angesicht zu sehen?“ „Welcher Sinn liegt in diesem sündhaften Leben?“ „Warum ist der Himmel nicht ohne Vorwarnung herabgestürzt?“ Sie wälzten sich weinend und klagend auf den Boden, unfähig den brennenden Schmerz der Trennung zu ertragen. Als die anderen Geweihten eintrafen und sie von der Abreise des Herrn hörten, ertranken sie alle in einen Ozean von Kummer. Das laute Klagen der Vaiṣṇavas hüllte das Haus des Herrn ein. „Wir sind mittellose Waisen und unser Herr und Meister hat uns verlassen, um sannyāsa anzunehmen; Er ließ uns in einen Ozean des Jammers ertrinken.“ 

Die Geweihten weinten hemmungslos und wurden vor Trauer fast bewusstlos. Sie weinten und chanteten laut, 'Hari! Hari!'. Sie spürten, dass ihr Leben, ihre Besitztümer, Familie usw. ohne die Anwesenheit des Herrn nichts wert waren. In äußerster Verzweiflung schlugen sie sich auf die Brust und Stirn. Ihr geliebter Herr hat sie verlassen, ohne sie zu informieren. Daran dachten sie, als sie sich auf dem Boden wälzten, gleichgültig um den Staub, der sie bedeckte. Der Hof des Herrn war Zeuge dieser herzzerreißenden Szene, wo die Vaiṣṇavas sich krümmten, innerlich und äußerlich im quälenden Schmerz der Trennung. Śrīla Mukunda, Śrī Murāri, Śrīla Śrīdhara, Śrīla Gadādhara, Śrī Gaṅgādāsa, Śrīla Śrīvāsa und seine Familienmitglieder, Śrī Ācārya, Śrīla Haridāsa und viele andere teilten das Leid, das sie unangekündigt, plötzlich getroffen hatte. Der Klang ihres lauten Klagens erschallte in ganz Navadvīpa und alle Einwohner kamen angerannt, um zu sehen, was geschehen war. Jung und alt, Männer und Frauen, eilten zum Haus von Nimāi Paṇḍita und klagten laut, dass ihr geliebter Herr sie verlassen hat. Die Atheisten jedoch waren glücklich, dass der Herr gegangen war. Allmählich hörten die Geweihten auf zu weinen, beruhigten sich und setzten sich im Kreis um Śacīmātā. 

Als sich die Neuigkeit von der Abreise des Herrn verbreitete, um sannyāsa anzunehmen, kamen Leute von nah und fern. Sie waren erstaunt zu hören, dass Nimāi Paṇḍita sich entschieden hatte, in den Lebensstand der Entsagung einzutreten. In Nimāis Haus fanden sie alle weinend mit roten Augen und den abwesenden Nimāi. Das ganze Gewicht und die Auswirkungen der Nachricht von Nimāis Weggang hatten sie schließlich getroffen und selbst die heftigen Kritiker und Atheisten waren traurig und voller echter Reue. Sie sagten: „Wir sind so sündhaft, dass wir daran gescheitert sind, eine solch erhabene Persönlichkeit zu erkennen.“ „Nun werden wir nicht mehr Sein schönes, dem Mond gleichendes Antlitz sehen.“ „Lasst uns unsere Häuser in Brand setzen und die Stadt verlassen, um yogis zu werden.“ „Warum sollten wir zu Hause bleiben, wenn der Herr Selbst Navadvīpa verlassen hat und weggegangen ist?“ „Was ist unser Leben noch wert?“ „Wie können wir immer noch atmen?“ Die Stadtleute weinten, klagten und fielen ohnmächtig zu Boden. Männer, Frauen, alt und jung waren in einen Zustand, als hätte man sie in einen Brunnen von heftigen Leid geworfen. 

Der Höchste unabhängige Herr, Śrī Gaurasundara, weiß welche Methode man anwenden muss, um jede einzelne Person zu befreien. Er umarmte den entsagten Lebensstand mit der Absicht das Leid aller Lebewesen zu mildern und sie zu retten. Jetzt sehen wir, dass sogar diejenigen, die missgünstig und gegen den Herrn eingestellt waren, von der giftigen Schlange der Trennung vom Herrn gebissen wurden. Alle Ehre und Sieg sei dem Höchsten Herrn aller Lebewesen, Śrī Gauracandra, da Er einen wundervollen Plan hatte, alle jiva Seelen zu befreien. 

Meine lieben Leser, bitte hört aufmerksam die Einzelheiten, als der Herr sannyāsa empfing. Indem man das hört, wird man von den Fesseln der unendlichen karmischen Reaktionen befreit. 

Nachdem Śrī Gaurāṅga-sundara Sein Heim verlassen hatte, überquerte Er die Gaṅgā zur anderen Seite und kam nach Kaṇṭaka-nagara (Katwa). Die fünf eng vertrauten Geweihten, denen Er zuvor schrittweise in Seine Pläne eingeweiht hatte, trafen Ihn dort; Śrī Avadhūta Nityānanda Prabhu, Śrīla Gadādhara, Śrī Mukunda, Śrī Candraśekhara Ācārya und Śrī Brahmānanda. Der Höchste Herr bewegte Sich mit dem Gang eines verrückten Löwen, Er ging mit ihnen zu dem Platz von Śrī Keśava Bhāratī. 

Der große und fromme Śrī Keśava Bhāratī, der die wundervolle und strahlende Form des Herrn beobachtete, eilte herbei, um Ihn mit Ehrfurcht und Respekt zu empfangen. Der Herr jedoch, warf Sich vor Śrī Bhāratī nieder und betete mit gefalteten Händen: „Mein lieber Herr, bitte sei Mir gütig. Du bist der Retter aller gefallenen Seelen, eine unendlich großmütige Persönlichkeit. Du bist ermächtigt Kṛṣṇa zu geben, der Herr Meines Herzens, weil der Höchste Herr, Śrī Kṛṣṇacandra immer in Deinem Herzen thront. Ich habe kein anderes Verlangen, als ein Diener von Kṛṣṇa zu werden, also bitte sei so gütig und unterweise Mich.“ 

Inzwischen war der Körper des Herrn von seinen eigenen Tränen durchnässt, die aufgrund seiner intensiven Gefühle göttlicher Liebe ungehindert strömten. Laut brüllend wie ein Löwe, begann Er zu tanzen. Sobald der Sohn von Mutter Śacī Seinen Tanz begonnen hatte, fingen Śrī Mukunda und die anderen Geweihten an zu singen. Plötzlich strömten aus dem Nirgendwo Hunderte von Leuten herbei, angezogen vom kīrtana. Als sie die erlesene Schönheit von Śrī Gaurasundara sahen, konnten sie ihren Blick nicht von ihm wenden und starrten auf Sein Gesicht, die göttliche Schönheit trinkend. 

Dann ereignete sich ein höchst unglaublicher Vorfall: Der Höchste Lord tanzte, drehte sich in der Luft und besprühte jeden mit Seinen unausgesetzt fließenden Tränenstrom. Die Leute waren durchgeweicht bis auf die Haut. Männer, Frauen und Kinder waren von den Tränen des göttlichen kṛṣṇa-prema bedeckt und spontan chanteten sie 'Hari! Hari!' Verschiedene ekstatische Symptome, wie Zittern, Schwitzen, Ohnmacht usw. manifestierten sich in Wellen auf die Person des Herrn. Als Er wie ein Stock zu Boden fiel, war das versammelte Publikum wie versteinert. Dann ging der Höchste Herr, der Besitzer des grenzenlosen Universums, in vollkommener Demut mit Stroh zwischen den Zähnen zu allen Anwesenden und bat um Seinen eigenen Dienst, den Dienst zu Śrī Kṛṣṇa. Die Anwesenden, die die Demut und das Mitgefühl des Herrn sahen, wussten, dass Er dabei war in den Lebensstand der Entsagung einzutreten und sie begannen zu weinen, bewegt vom heftigen Kummer. 

Die Frauen dachten laut und sagten: „Wie wird Seine Mutter all das durchstehen? Wer kann ihren Schmerz von letzter Nacht begreifen, als Nimāi noch zu Hause war?“ „Wer war das am höchsten von Glück begünstigte Mädchen, das einen Ehemann mit solch einen Ozean von guten Eigenschaften besaß und nun verlassen wurde? „Durch welches große Unglück, hat die Vorsehung Ihn ihr weggerissen? „Wir sind alle nicht Seine Verwandten, eher Außenseiter, doch sogar unsere Herzen sind von den spitzen Pfeilen des Kummers durchbohrt – was zu sprechen von Seiner Mutter und Seiner Frau!“ „Wie werden sie das überleben?“ Śrī Caitanya hat durch Seine göttliche Kraft jeden in die Falle gelockt. Alle waren sehr an Ihn angehaftet und in Seiner Abwesenheit weinten sie nun gemeinsam mit den Vaiṣṇavas und Seiner Familie.“ 

Nach einer gewissen Zeit hörte Śrī Viśvambhara auf zu tanzen, sammelte sich und setzte Sich, umgeben von all Seinen Gefährten. Śrī Keśava Bhāratī war in einen Ozean der Glückseligkeit eingetaucht, als er die hingebungsvollen Gefühle sah, die vom Herrn gezeigt wurden und er begann Caitanya mit den Worten zu verherrlichen: „Die Hingabe, die Du zum Ausdruck bringst und mit meinen eigenen Augen sah, ist eine göttliche Manifestation, die allein Śrī Hari besitzt. Ich bin sicher, dass Du der ursprüngliche spirituelle Meister bist, der guru des Universums. Also ist niemand dafür qualifiziert, Dein guru zu sein. Um jedoch die Welt zu unterweisen, hast Du mich auserwählt, Dein guru zu werden. Das ist meine Meinung.“ 

Der Herr erwiderte darauf: „Sei gütig und setzte Mich nicht in Illusion und Verwirrung, aber weihe Mich als deinen Schüler ein, damit ich gesegnet werde, Śrī Kṛṣṇa zu dienen.“ Der Herr, der auf diese Weise sprach, verbrachte die ganze Nacht mit Seinen Gefährten, durchdrungen vom Nektar des kṛṣṇa kathā

In den frühen Stunden des nächsten Morgen befahl der Herr des Universums Śrī Candraśekhara Ācārya: „Du bist in allen vedischen Ritualen geübt, also wähle Ich dich als Mein Repräsentant, um alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen.“ Śrī Candraśekhara beeilte sich sofort alles für das kommende Ereignis zu organisieren. Jedoch geschahen viele gewöhnliche und wundersame Vorkommnisse. Milch, Joghurt, Ghee, Getreide, Betelblatt, Sandeilholz, Blumen, heilige Schnur, Stoffe usw. wurden in großen Mengen von Leuten aus weit entfernten Dörfern gebracht, ohne dass man sie dazu aufgefordert hätte. Unbekannte Leute brachten verschiedene Nahrungsmittel in Hülle und Fülle. Die Aktivitäten und die Atmosphäre waren mit Leidenschaft überladen und das Chanten des Heiligen Namen erschallte laut. In der Tat, der einzige, laute und klare Ton war: „Hari! Hari! Hari! Hari!“ Jeder sang in göttlicher Glückseligkeit. 

Dann setzte sich Caitanya Mahāprabhu, das Leben eines jeden, um Seinen Kopf scheren zu lassen, einschließlich Seinen śikhā. Sobald der Barbier kam und sich vor den Herrn setzte, erfüllten ein gewaltiger Aufschrei und Klagetöne die Luft. Der arme Barbier, anstatt die Rasierklingen in die Hand zu nehmen, saß da, den Kopf in den Händen vergraben und weinte. Nityānanda Prabhu und die anderen Vaiṣṇavas waren untröstlich, als sie sich in den Staub wälzten und bitterlich weinten. Sogar gewöhnliche Haushälter und materialistische Leute hatten Tränen gefüllte Augen und waren tieftraurig. 

Manche drückten ihre Gedanken auf diese Weise aus: „Warum erschuf die Vorsehung den Lebensstand der Entsagung?“ Die Frauen weinten und ließen lange Seufzer. Die Halbgötter, die inkognito anwesend waren, weinten und klagten. Das gesamte Universum war tieftraurig. Gaurāṅga war in der Lage kāruṇnya-rasa, der Geschmack des Mitgefühls in solchem Maße hervorzurufen, dass sogar der nahe gelegene Backstein, der Felsen und das Holz innerlich schmolzen. Der Herr manifestierte diese Spiele einfach deswegen, um die Lebewesen zu befreien. Der Beweis dafür ist, dass jeder weinte. 

Śrī Gauracandra konnte während dem großen Aufruhr der spirituellen Emotionen, begleitet von ekstatischen Emotionen, wie Weinen und Zittern, verursacht von prema-rasa, göttliche Liebe, nicht geduldig bleiben. Viśvambhara stand auf, chantete laut: „Haribol! Haribol!“ Mukunda nahm das Stichwort auf und begann zu singen, während der Herr in einen ekstatischen Tanz ausbrach. Ekstatische Emotionen, die in Wellen kamen, überspülten die Person des Herrn. Es waren unterschiedliche Symptome, die sich als prema manifestiert hatten. Der Barbier saß da und war unfähig den śikhā des Herrn abzurasieren. 

Letztendlich, am Ende des Tages, wurde die Zeremonie des Scherens inmitten vom jubilierenden prema-rasa ausgeführt. Danach badete der Herr in der heiligen Gaṅgā, kam zurück und setzte Sich an dem vorgesehenen Platz, der für die beginnenden sannyāsa Einweihungsrituale gedacht war. 

Die Veden erklären, dass der Höchste Herr, Śrī Gauracandra, der unterweisende spirituelle Meister eines jeden und von allem ist. Er vermittelte diese Wahrheit indirekt an Śrī Keśava Bhāratī. Der Herr sagte: „Eine große Persönlichkeit erschien in Meinem Traum und sprach ein sannyāsa-mantra zu Mir. Höre und erkenne, ob das das richtige mantra ist, oder nicht.“ Der Herr flüsterte das mantra in die Ohren von Śrī Bhāratī. Auf diese Weise weihte der Höchste Herr mit einer einfachen List Śrī Bhāratī als Seinen Schüler ein. 

Śrī Bhāratī war sehr erstaunt und beeindruckt. „Dies ist das tiefsinnigste unter allen mantras. Durch die Gnade Śrī Kṛṣṇas mögen Dir alle Mysterien offenbart werden.“ So wie vom Herrn unterwiesen, wiederholte Śrī Bhāratī dasselbe mantra ins Ohr von Śrī Caitanya. Die Luft explodierte mit dem Klang des lauten Singens des Heiligen Namens von den versammelten Geweihten und dem Publikum, als der Herr von Vaikuṇṭha in den Lebensstand der Entsagung eingeweiht wurde. 

Der Herr, gekleidet in der Robe von Safran stellte die Schönheit von Millionen von Liebesgöttern in den Schatten. Das Sandeilholz tilaka auf Seiner Stirn und auf anderen Teilen Seines göttlichen Körpers leuchteten und viele duftende Blumengirlanden lagen um Seinen Hals. In einer Hand hielt Er Seinen sannyāsa daṇḍa und in der anderen die kamaṇḍalu, Wasserkrug. Er war vollkommen in die Ekstase des prema-rasa, der göttlichen Liebe vertieft. Das Strahlen Seines glückseligen Gesichtes ließen die Brillanz von Millionen und Millionen von Vollmonden schwinden, als jubilierende Tränen an Seinen Wangen herabströmten. 

Niemand anderer als Śrīla Vyāsadeva wird eine ausführliche und detaillierte Beschreibung Seiner sannyāsa Erscheinung geben. Eigentlich hat Śrīla Vyāsa schon in den Viṣṇu-sahasranāma-stotra eine der Inkarnationen des Höchsten Herrn beschrieben, in der Er den Lebensstand der Entsagung umarmt. Der beste der zweimal geborenen brāhmaṇas, Śrī Viśvambhara, hat die Prophezeiung erfüllt. Die versammelten Vaiṣṇavas, die Zeuge dieses Ereignisses waren, als Śrī Caitanya in den Lebensstand der Entsagung eintrat, verstanden diese Wahrheit. 

Der weise und ernste Śrī Keśava Bhāratī begann zu überlegen, welchen sannyāsa Namen man für den Herrn auswählen soll. Er überlegte: „Meiner Erfahrung nach bin ich in allen vierzehn Welten keinen solch erhabenen Vaiṣṇava wie Śrī Viśvambhara begegnet. Deswegen ist es mein Herzenswunsch einen einzigartigen Namen auszuwählen, der noch niemals vorher gehört wurde. Gemäß den Regeln und Etikette, sollte der Schüler von einem der den Titel 'Bhāratī' hat, auch Bhāratī genannt werden, aber das erscheint mir Seiner Stellung nicht angemessen. 

Als diese ihm diese Gedanken durch seinen Kopf gingen, kam Śrī Sarasvatī Devī in der reinen Form des unverfälschten transzendentalen Wissens, zu Seinem Beistand. Daraufhin fand Śrī Bhāratī den Namen, den Er suchte für das höchste Juwel unter den sannyāsīs. Die Hand auf der Brust des Herrn, sagte Bhāratī laut: „Da Du jeden inspiriert hast, wie keine andere Person, den Namen von Kṛṣṇa zu chanten und damit das schlummernde Bewusstsein zu erwecken, Caitanya; und da du das gemeinsame Chanten des Heiligen Namen verbreitet hast, ist Dein Name Śrī Kṛṣṇa Caitanya! Du hast das gesamte Universum gesegnet.“ 

Sobald der erhabene sannyāsī, Śrī Bhāratī diese Ankündigung gemacht hatte, brach die enthusiastische Menge von Geweihten und Umstehenden in laute Rufe aus und sie sangen den Heiligen Namen. Jeder wurde in eine Welt der unendlichen Glückseligkeit gebracht. Alle Geweihten brachten Śrī Keśava Bhāratī ihre aufrichtige Achtung und Ehrerbietung dar. Śrī Caitanya Selbst war außerordentlich glücklich mit Seinem sannyāsa Namen. Die Geweihten warfen sich zu den Lotosfüßen des Herrn. Der Höchste Herr badete Sich in der Glorie Seines neu erlangten Status und Sein ursprünglicher Name wurde der Welt kundgetan. Der Höchste Herr, Śrī Kṛṣṇa Caitanya, ist stets damit beschäftigt immer frische und einzigartige Spiele auszuführen. Nur diejenigen, die die Empfänger Seiner Gnade sind, sind in der Lage sie zu sehen. 

Die unzähligen Nuancen und Geschmacksrichtungen der Spiele, die sich an diesem Ort manifestierten, sind nur Śrī Nityānanda Prabhu vollständig bekannt. Unter Seinem Befehl und Anleitung und durch Seine Barmherzigkeit, bin ich dazu fähig einige von ihnen auf Papier zu bringen und sie zu diesem Buch zusammenzustellen. 

Ich bringe demütig den Füßen aller Vaiṣṇavas meine Ehrerbietung dar. Ich bete zu ihnen, dass sie den Unzulänglichkeiten meinerseits nicht als Vergehen gegen sie auffassen. Śrīla Vyāsadeva wird diese Spiele mit ausführlichen Details in Millionen von Versen in den Veden beschreiben. 

Der Teil des Madhya-khaṇḍa in diesem Buch endet damit, dass der Herr sannyāsa empfängt. Wer immer diese Erzählung hört, wird sofort mit dem Dienen Seiner Lotosfüßen belohnt. Durch das Hören dieser höchst glücksverheißenden Spiele der sannyāsa-Einweihung, empfängt man gewiss letzten Endes den Schatz von kṛṣṇa-prema

Mein einziger Wunsch ist es, dass ich niemals meine beiden höchst verehrungswürdigen Lordschaften, Śrī Kṛṣṇa Caitanya und Śrī Nityānanda Prabhu vergesse. Werde ich eines Tages mit dem wundervollen Anblick von Śrī Caitanya Mahāprabhu und Śrī Nityānanda Prabhu, umringt von allen Vaiṣṇava Geweihten, gesegnet werden? 

Śrī Gaurāṅga ist der Herr meines Herrn, Śrī Nityānanda Prabhu und dies gibt mir große spirituelle Stärke und Befriedigung. Irgendjemand der einfach sagt, 'Ich bin Nityānandas Diener!' wird in die Lage kommen Śrī Caitanya zu sehen. 

Der liebste Freund und Geweihte von Śrī Caitanya ist Śrī Nityānanda. Deswegen ist mein tiefempfundenes Gebet, dass ich niemals der Gemeinschaft vom Höchsten Herrn und Seinen Geweihten beraubt werde. Śrī Nityānanda verteilt kṛṣṇa-prema. Ich bete, dass ich in Seinem Namen Śrī Gauracandra dienen kann. 

All diejenigen, die sich danach sehnen, den Ozean der materiellen Existenz zu überqueren und im Nektar von prema-bhakti ertrinken wollen, verehren und dienen den Lotosfüßen von Śrī Nityānanda Prabhu. Eine hölzerne Puppe wird zum Tanzen gebracht, indem man an den Fäden zieht, ähnlich kann ich nur schreiben, weil mich Śrī Nityānanda Prabhu zum Schreiben bringt. 

Außerdem, genau wie ein Vogel, der die Grenzen des Himmels nicht finden kann, aber so weit fliegt, wie es seine Kraft erlaubt, ähnlich, sind die Spiele des Höchsten Herrn, Śrī Caitanya, grenzenlos wie der Himmel und ich schreibe nur bis zu dem Ausmaß meiner Fähigkeit. 

Oh Śrī Caitanya-candra, ich bringe Dir wiederholt meine demütigen Ehrerbietung dar. Du bist die Verkörperung des rasa, spiritueller Geschmack und Du verfügst über die ekstatischen Spiele von Śrī Kṛṣṇa. Deine wunderschöne erlesene Gestalt ist transzendental und mit einem goldenen Strahlen bedeckt, jenseits der menschlichen sinnlichen Wahrnehmung. Du hast der Welt das unbezahlbare Geschenk des höchsten Nektars von kṛṣṇa-prema gemacht. 

Ich, Vṛndāvana dāsa, bringe dieses Lied den Lotosfüßen von Śrī Kṛṣṇa Caitanya und Śrī Nityānanda Prabhu dar, die mein Leben und meine Seele sind. 

So endet das Madhya-khaṇḍa des Śrī Caitanya Bhāgava

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