Die Richtige Einstellung

für

das Studium der Heiligen Texte

Bhaktivinoda

Śrīla Sarasvatī Ṭhākura wollte, dass seine Schüler eine Haltung des Dienens einnehmen und nicht, dass sie einfach Bücherwürmer werden. Er sagte, dass die Fähigkeit Buchseiten umzublättern um ein Auge auf den Inhalt zu werfen, nicht die Qualifikation darstellt, den Inhalt zu verstehen, besonders die esoterischen Arbeiten von selbstverwirklichten Ācāryas.


Er gab das Beispiel, dass übermäßiges Durchstöbern von Texten ohne eine sinnvolle Beschäftigung im kṛṣṇa-sevā wie das Lecken an der Außenseite eines Honigglases ist. Der Geschmack und die Nahrung, die aus kṛṣṇa-bhakti stammen, können nicht nur durch Studium erreicht werden; man muss tatsächlich bhakti ausführen, um es zu erfahren. Er zitierte wiederholt die Strophe "sevonmukhe hi jihvādau" und erklärte: „Aus Seiner Barmherzigkeit offenbart Kṛṣṇa alle Schlussfolgerungen der Schriften denen, die Ihn durch ihre dienende Haltung erfreuen. Der Versuch, die Absolute Wahrheit nur durch Gelehrsamkeit und Reflexion zu verstehen, ist wie der Versuch, die Sonne nachts mit einer Fackel zu sehen. “ Einmal erzählte er, wie er selbst Schlussfolgerungen der sastriya aufgenommen hatte:


„Von früher Kindheit an hörte ich wie Śrīla Bhaktivinoda Ṭhākura von den einzigartigen Eigenschaften Lord Caitanyas erzählte. Der Ṭhākura sagte, dass nur wer Begierde, Geschmack und Respekt für motivlosen Dienst zum Herrn hat, die Unwissenheit überwinden kann. In meiner Kindheit brachte er mir auch die Methode bei, die Heiligen Namen zu singen, und so hatte ich von dieser Zeit an Gelegenheit, von den Verstößen gegen den Namen (nāmābhāsa) und die besonderen Merkmale des Namens von ihm zu hören. Er war nicht für übermäßige Gelehrsamkeit. Er sagte, dass Menschen, die zu viel lernen, oft ihre Intelligenz verlieren und ihr Stolz zunimmt. Eine für hari-seva unangenehme Gelehrsamkeit hat keinen Wert.”


Zu diesem Zeitpunkt brachte einer der Studenten zu denen Śrīla Sarasvatī Ṭhākura sprach den Einwand:

„Wenn wir nicht lesen und schreiben lernen, wie können wir dann die śāstras studieren?“ Śrīla Sarasvatī Ṭhākura antwortete: „Ich habe die Bedeutung von allen Schriften unter Beobachtung des beispielhaften Charakters von Śrīla Bhaktivinoda Ṭhākura und meinem gurudeva Paramahaṁsa Bābājīi Mahārāja aufgenommen. Man kann den wahren Zweck von den śāstras nicht durch Grammatikkenntnisse oder durch das Auswendiglernen von Wurzelworten und Wortendungen verwirklichen. Wenn das so wäre, dann hätten die großen weltlichen Professoren die tatsächliche Bedeutung der śāstras verstanden. "


Nicht dass Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī nicht wollte, dass seine Schüler die śāstra lesen, aber er war um ihre richtige Einstellung besorgt. Er akzeptierte das Studium nur dann als wirklich hingebungsvoll, wenn es zur Läuterung und zum Erlangen von Wissen zum Predigen unternommen wurde, und warnte vor dem Wunsch ein Paṇḍit zur Selbstverherrlichung oder intellektueller Sinnesbefriedigung zu werden:

„Höre von den Lippen eines reinen Gottgeweihten. Dein guru, wird dir genau sagen welche Bücher du lesen sollst, eins nach dem anderen. Diejenigen, die unzählige Texte ohne die Anweisung des gurus durchforsten, werden niemals bhakti bekommen. Wenn du andererseits das Lesen der Texte ganz weglässt, wirst du ein prākṛta-sahajiyā.“


Für seine persönliche Lektüre holte sich einmal ein brahmacārī einige Bücher aus der Tempelbücherei ohne den Manager zu informieren. Śrīla Sarasvatī Ṭhākura betrachtete diese nicht autorisierte Handlung als schwerwiegend und wies den brahmacārī an, keine Bücher mitzunehmen und sagte:

„Durch intensives Studium könntest du ein Paṇḍit werden, aber vielleicht kein Gottgeweihter. Von sādhus zu hören ist ausreichend und in der Tat unerlässlich.“


Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī erklärte, dass das Hören wirklich nützlich sein könne, wenn es eher von Glauben und Ergebenheit als von einem akademischen Geist begleitet werde. Obwohl er selbst ausgesprochen philosophisch war, warnte er vor einer ausschließlich intellektuellen Herangehensweise an spirituelles Wissen und betonte die Überlegenheit von avaroha-panthā (dem „absteigenden“ Prozess, transzendentales Wissen durch die echte guru- paramparā) zu erhalten und die Unzulänglichkeit von aroha-panthā (Der „aufsteigende“ Versuch, die Realität durch empirische Beobachtung und logische Argumentation zu quantifizieren), ist zwar nützlich für die Ermittlung der Grundprinzipien der Realität, aber in höheren Angelegenheiten, die von Natur aus unvorstellbar sind, unwirksam.


Śrīla Sarasvatī Ṭhākura verurteilte das Bestreben von jñānīs und weltlichen Akademikern als sinnlose Suche, die Gesamtsumme von allem zu messen und zu verstehen, wobei sie sich selbst als Subjekt und alles andere, einschließlich Kṛṣṇa, als Objekt ihrer Wissens betrachten.
Er warnte:

"Versuchen Sie nicht alles mit Ihrem Welpenhirn zu verstehen."


Dementsprechend wurde das wissenschaftliche Ethos der Gaudiya Matha mit der Vision gemildert, dass Gelehrtheit nicht an und für sich das Ziel ist. Der Erwerb von Wissen ist nur als Funktion und zur Unterordnung des bhakti-Prinzips des hingebungsvollen Dienstes wünschenswert. Die dienende Haltung in Verbindung mit dem Hören von einem reinen Gottgeweihten ist für sich der unerlässliche Faktor Wissen zu erwerben und zu verwirklichen.
Die Texte auf dieser Webseite beschäftigen sich mit den Methoden der Ausübung von bhakti und insbesondere dem Wesen und Lobpreisung des Namen Gottes, denn dieser stellt das wichtigste upaya oder Mittel (und höchste Ziel) dar. Im Zentrum dieser Webseite steht die Bestimmung dessen, was bhakti oder DIENEN bedeutet.


Svami Sadananda hat oft darauf hingewiesen, dass die Übersetzung von bhakti mit „Liebe“ unzureichend ist:


„Wir haben bhakti mit Liebe übersetzt. Man muss aber im Sinne behalten, dass bhakti in erster Linie DIENEN bedeutet. Das ist nicht irgendeine Interpretation irgendeiner bestimmten indischen philosophischen Schule, sondern die Definition der Kāśikāvṛttī der Sanskrit Grammatik von Pāṇini (sūtra 4.3.95-98). Dort heißt es: ,bhajyate sevyate iti bhaktiḥ.‘ Um jemanden lieben zu können, muss man ihn kennen. Um Gott dienen zu können, muss man wissen, was Er unter ,Seinem Dienst‘ versteht.“

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