Wie kann man erkennen, wer ein wahrer Sādhu ist und wer kein wahrer Sādhu ist

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titikṣavaḥ kāruṇikāḥ

suhṛdaḥ sarva-dehinām

ajāta-śatravaḥ śāntāḥ

sādhavaḥ sādhu-bhūṣaṇāḥ (ŚB 3.25.21)

Die Symptome eines sādhu sind, dass er duldsam ist, barmherzig und gütig zu allen Lebewesen. Er kennt keinen Feind; er ist friedvoll. Sein vollkommener ācaraṇa und vāṇī zieren ihn.

Lord Kapila sagte zu seiner Mutter Devahūti: „Oh Mutter, wenn dich ein großes Schicksal erwarten soll, wenn dir absolutes  maṅgala begegnen soll, dann musst du immer von reinen Gottgeweihten hören.“

satāṁ prasaṅgān mama vīrya-saṁvido

bhavanti hṛt-karṇa-rasāyanāḥ kathāḥ

taj-joṣaṇād āśv apavarga-vartmani

śraddhā ratir bhaktir anukramiṣyati (ŚB 3.25.25)

In der Gemeinschaft von reinen Geweihten, sind die Diskussionen über die Pastimes und Taten der Höchsten Persönlichkeit Gottes sehr angenehm und befriedigend für die Ohren und dem Herz. Indem man solches Wissen kultiviert, schreitet man allmählich voran auf dem Pfad des apavarga um śraddhā, rati, und letztendlich bhakti zu erlangen.

Kapiladeva sagt: „Du musst immer die Pastimes des Höchsten Herrn vom Lotosmund eines reinen sādhu hören. Mutter Devahūti fragte dann: „Wie werde ich dann erkennen, wer ein sādhu ist und wer kein sādhu ist?

Wir wissen, dass in Wirklichkeit, jene, die den Pfad des karma folgen, keine  sādhus sind, selbst wenn sie vedischen Verfügungen folgen. Diejenigen, die dem Pfad von  jñāna oder aṣṭāṅga yoga, usw., folgen,  oder sogar jene, die fleißig tapasyā und Bußen vollführen, sind auch keine sādhus, weil keiner von ihnen wahrhaftig bereit ist, vom Herzen her dem Höchsten Herrn zufriedenzustellen - wohingegen die ganze Bemühung eines sādhu darin besteht, den Herrn vollständig zufriedenzustellen, ohne irgendeinen Hauch von Eigennutz.

'Sādhu' bedeutet, derjenige, der dem sat-dharma bzw., sanātana-dharma, folgt, oder dem  Bhāgavata-dharma im wahrsten Sinne (nitya-dharma; vaiṣṇava-dharma); alle anderen sind betrügerisch. Alles was sich auf Viṣṇu-vaiṣṇava-tattva bezieht ist ewig, wogegen alles andere  māyā (flatterhaft) ist.

Ein sādhu ist eine Seele, die der Absoluten Wahrheit völllig hingegeben ist.  Jetzt, laut dem ersten vormals erwähnten śloka des Śrīmad-Bhāgavatam, können wir versuchen die Bedeutung eines jeden Wortes zu verstehen, wie 'titikṣava', 'kāruṇikāḥ', usw. In den Symptomen eines echten sādhu, können wir feststellen, dass das erste Wort 'titikṣava' ist:

Ein sādhu muss in jeder Situation und unter allen Umständen, wie kritisch sie auch sein mögen, tolerant sein, so wie uns ein Baum alles schenkt inklusive Früchte, Blumen, Baumrinde, Blätter oder Holz, ohne dass er etwas von uns erwartet, nicht einmal Wasser in der trockenen Jahreszeit.

Das zweite Symptom eines echten sādhu ist 'kāruṇikāḥ'—der sādhu ist eine barmherzige Inkarnation des Höchsten Herrn, um die gefallenen Seelen zu erlösen.

Dann ist ein wahrer sādhu 'suhṛdaḥ sarva-dehinām'— ein  sādhu ist immer gütig zu allen  jīvās um ihr absolutes maṅgala zu unterstützen, ohne einen Hauch von Selbstinteresse, weil er alles in Beziehung zum Höchsten Herrn sehen kann, der in seinem Herzen ruht.

Das vierte Symptom eines echten sādhus ist 'ajāta-śatravaḥ', was bedeutet, dass ein sādhu niemals einen Feind hat, weil er immer in advaya-jñāna-tattva ist; er kann absolut alles auf  Bhāgavata-sevā beziehen, direkt oder indirekt.

Auch in lebensgfährlichen Situationen, beschuldigen sie niemanden, wie Vidurajī Mahārāja, Yudhiṣṭhira Mahārāja, oder Śrīla Haridāsa Ṭhākura, usw. Unnötigerweise wurde Śrīla Vidurajī Mahārāja von dem hinterhältigen Duryodhana schwer misshandelt, trotzdem zeigte er keine negativen Reaktionen. Er verstand, dass alles vom Herrn ausging, so wen kann man beschuldigen?

Im Śrīmad-Bhāgavatam wird das gleiche siddhānta–vicāra errichtet, so wie es von Pitamahā Brahmā gesprochen wird:

tat te ’nukampāṁ su-samīkṣamāṇo

bhuñjāna evātma-kṛtaṁ vipākam

hṛd-vāg-vapurbhir vidadhan namas te

jīveta yo mukti-pade sa dāya-bhāk (ŚB 10.14.8)

Mein lieber Herr, jemand, der ernsthaft auf Deine grundlose Barmherzigkeit wartet, weil er geduldig die Reaktionen seiner vergangenen Missetaten erleidet, und Dir respektvolle Ehrerbietung mit seinem Körper, Geist und Worten erweist, ist ganz sicher geeignet befreit zu werden, da es sein rechtmäßiger Anspruch ist.

Yudhiṣṭhira Mahārāja wurde von dem bösen Duryodhana schwer betrogen und verraten, trotzdem wollte er sich nicht rächen, weil sein darśana war Vaikuṇṭha-darśana. Auch Śrīla Haridāsa Ṭhākura wurde an zweiundzwanzig Marktplätzen von den muslimischen Herrschen geschlagen, die ihn töten wollten, einfach wegen seinem Chanten des harināma-mahā-mantra. Doch selbst im letzten Moment betete er zu den Lotosfüßen des Höchsten Herrn um das absolute maṅgala derer, die ihn gnadenlos misshandelten, so ist das Herz eines wahren sādhu.

Nun, das fünfte Symptom eines sādhu ist ‘śāntāḥ’— da ist keine Frage von Rastlosigkeit im Herzen eines echten sādhu  weil er in seiner konzentrierten Hingabe zu den Lotosfüßen des Höchsten Herrn völlig gefestigt ist. Rastlosigkeit kommt von anyābhilāṣa. Im Śrī Caitanya-caritāmṛta finden wir folgenden śloka:

kṛṣṇa-bhakta — niṣkāma, ataeva ‘śānta’

bhukti-mukti-siddhi-kāmī — sakali ‘aśānta’

(CC Madhya 19.149)

Weil ein Geweihter von Lord Kṛṣṇa wunschlos ist, ist er friedvoll. Ertragbringende Arbeiter begehren materielle Freuden, jñānīs begehren Befreiung, und yogīs begehren materielle Opulenz; Daher sind sie alle llüstern und können im wahren Sinne nicht friedvoll sein. 

Ein sādhu wird in keiner kritischen Situation seine Geduld verlieren. Das sind die taṭastha-lakṣaṇa (sekundären Symptome), aber das wichtigste Symptom, bzw. svarūpa-lakṣaṇa sollte diskutiert werden. Taṭasthā-lakṣaṇa ist ein äußeres Symptom, wodurch wir etwas verstehen können und svarūpa-lakṣaṇa ist das innere Symptom, das man in einem Menschen oder Objekt finden kann.

Zum Beispiel, äußere Zeichen wie  tilaka, mālā, und daṇḍa können vermitteln, dass jemand ein sannyāsi ist, aber seine Hingabe und Śaraṇāgati (kṛṣṇaika-śaraṇa) kann man nur durch seine Aktivitäten erkennen. Jemand der einen Mangel an Śaraṇāgati hat, kann nicht einmal den Nachweis erbringen, dass er ein Gottgeweihter (Vaiṣṇava) ist, was zu sprechen von der Qualifikation für den Lebensstand des sannyāsa oder für die Position eines ācārya!

Es gibt kein Thema des  bhajana das so geheim ist, dass ein Sad Guru es nicht einem wahrhaft echten Schüler (snigdha śiṣya) enthüllen kann. Durch die grundlose Barmherzigkeit eines Sad Guru, wird ein echter guru-dāsa (sevāka) so kraftvoll, dass keine Macht der Welt ihn besiegen kann.  Törichte Menschen können das nicht realisieren, dass nur ein echter guru-sevāka ein echter wirkungsvoller ācārya werden kann. Ein  ācārya kann niemals ausgewählt oder durch eine Wahl ernannt werden, weil ein ācārya eine selbst manifestierte Form ist. Durch die Barmherzigkeit von Śrīla Bhakti Siddhānta Sarasvatī Gosvāmī Ṭhākura Prabhupāda wissen wir von diesem perfekten siddhānta- vicāra. Abgelenkt durch äußeren Reichtum und Popularität kann die ganze Welt einem betrügerischen Prediger hinterherlaufen, der fälschlicherweise für einen Sad-Guru-sevāka oder Sad-Guru gehalten wird - das ist die Anordnung von Māyā Devi, aber das Absolute Objekt ist ein verborgener Schatz, der niemals vor törichten Menschen enthüllt werden kann.

Folgender śloka aus den Upaniṣaden unterstützt dieses  siddhānta-vicāra:

nāyam ātmā pravacanena labhyo

na medhayā na bahunā śrutena

yam evaiṣa vṛṇute tena labhyas

tasyaiṣa ātmā vivṛṇute tanūṁ svām (Kaṭha Upaniṣad 1.2.23)

Der Höchste Herr kann niemals durch einen geübten Redner, eine verfeinerte Intelligenz oder auch nur durch viel Hören erreicht werden; Er wird nur von jemandem erreicht, den Er selbst erwählt. Einem solchen Menschen offenbart Er Seine eigene Gestalt.

śravaṇāyāpi bahubhiryo na labhyaḥ

śṛṇvanto’pi bahavo yaṃ na vidyuḥ

āścaryo vaktā kuśalo’sya labdhā

āścaryo jñātā kuśalānuśiṣṭaḥ (Kaṭha Upaniṣad 1.2.7)

Es gibt viele, die noch nicht einmal vom ātma gehört haben, und von denen, die von ātma hören, können viele es nicht begreifen. Am seltensten ist eine solche wunderbare, verwirklichte Seele, die von ātma sprechen kann, aber noch seltener sind geeignete Kandidaten, die von ātma-tattva hören und dies schließlich aus dem Herzen heraus verwirklichen können.

Das immer frische Beispiel der völligen Hingabe von Śrī Kureśa an die Lotosfüße des großen Śrī Rāmānujācārya sollte zu unserem absoluten Wohl diskutiert werden. Er riskierte sein Leben um in Verkleidung als Śrī Rāmānujācārya vor einen notorischen Dämonenkönig von Madhuri, Vidwad Jan Kolahal zu treten, um Gurudeva vor Gefahr zu bewahren, weil Śrī Kureśa immer bereit war sein eigenes Leben für Gurudeva zu opfern. Diese Form des Idealismus ist wirklich sehr sehr selten.  Der gestohlene Bodhāyana-bhāṣya des Vedānta-sūtra wurde heimlich von diesen Śaṅkara-māyāvādis in der Sarada Maṭha in den Bergen des  Himālaya  (auf dem Weg nach Bhadrinath) aufbewahrt. Letztendlich wurde es aus dem āśrama durch Śrī Rāmānujācārya und Kureśa durch die Barmherzigkeit von Śrī Nṛsiṁhadeva gerettet, aber leider, wurde das bhāṣya wieder von einigen Schurken gewaltsam weggenommen, die von jenen Māyāvādis aus der Sarada Maṭha angeheuert worden waren. Śrī Rāmānujācārya war enttäuscht, aber Kureśa, der große guru-sevāka, hatte erfolgreich in dieser kurzen Zeit das ganze Bodhāyana-bhāṣya auswendig gelernt. Er strebte danach, das gesamte Buch, so wie es ist, aus dem Gedächtnis für guru-sevā neu zu schreiben, auf Wunsch von Śrī Rāmānujācārya, ein entsprechendes bhāṣya über das Vedānta sutra.

Der ideale guru-sevā von Kureśa ist für uns alle ein seltenes Beispiel. Wir sind immer  verwirrt darin einen echten guru-sevāka oder sādhu auszumachen. Logische Interpetation kann sich auf dem Weg der Absoluten Wahrheit nicht behaupten, aber wir vergessen immer wieder diesen wichtigsten Punkt. Äußerlich können wir nicht erkennen, dass Śrīla Prabhupāda damit beschäftigt war, seinem Gurudeva (Śrīla Gaura Kiśora Dāsa Bābājī Mahārāja) zu dienen, obwohl sein Gurudeva mit seinem guru-gaura-vani-sevā höchst zufrieden war. Jede äußere Zurschaustellung von guru-sevā durch jemanden, um lābha-pūjā-pratiṣṭhā zu sammeln, kann jedoch zu einem harten Ende führen, auch wenn sich eine solche Persönlichkeit in der ganzen Welt materieller Beliebtheit erfreuen mag.

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