Die Beziehung zwischen Dienst und rasa

von Śrīla Bhaktī Raksak Śridhar Dev-Goswami Mahārāj
Student: Mahārāj, heute ist Ekādaśi und ich frage mich, ob du uns ein bisschen über die Bedeutung von Ekādaśi erzählen könntest.
Śrīla Śrīdhar Mahārāj: Wir müssen verstehen was aprākṛta bedeutet. Aprākṛta bedeutet, dass was wie prākṛta ist, es aber nicht ist, das, was dem weltlichen ähnlich ist, aber nicht weltlich ist. Aprākṛta bedeutet also überweltlich. Die Farbe des weltlichen ist da, das Wort ‚weltlich‘ ist da, aber wir werden davor gewarnt, es als weltlich anzusehen, uns wird gesagt, dass es überweltlich ist. Das, was aprākṛta ist, enthält die Ähnlichkeit zum weltlichen, es ist als wäre es weltlich, aber es ist nicht weltlich.
Durch den Einfluss des Mondes, das rasa, der wässrige Teil im Körper, in allem und überall hier in dieser Welt, nimmt zu. Auch im Ozean gibt es Gezeiten, das Auf und Ab von Ebbe und Flut. Wenn die Zeit des Vollmondes und des Neumondes näher rückt, schwillt der wässrige Anteil in allem an, und dadurch nimmt der genießende Geist zu. Ich berufe mich auf einen Vortrag meines Guru Mahārāj in Kurukṣetra im Jahr 1927 oder '28 über die wissenschaftliche Grundlage von Ekādaśi. Durch die Bewegung der Erde, des Mondes, der Sonne und der anderen Planeten nimmt die Wärme ab, das rasa, der erregende Saft, in unserem Körper wird verstärkt, und dadurch nimmt die Neigung zur Ausbeutung und zum Genuss zu. Fasten ist also notwendig, um dieser äußeren Bewegung in der Natur zu begegnen.
Fasten kann uns vor dieser bestimmten Reaktion retten. Es wurde also empfohlen zu fasten und besonders, wenn man überhaupt nicht fasten kann, wenn es unmöglich ist, dann kann man einer bestimmten Diät folgen, die uns weniger Erregung beschert. Das wird anukalpa genannt. Aber es wird vor allem empfohlen zu fasten. Warum? Um die Sinne im Zaum zu halten. Weil die Sogwirkung der Sinne durch den Fluss der Natur, intensiver wird, ist das Ergebnis, dass man erregt ist und in die Umwelt einwirken will, um zu genießen. Dieses unlautere Eindringen des eigenen Ichs sollte also kontrolliert werden, und es wird Fasten empfohlen. Dies ist eine Art, wie Ekādaśi erklärt wird.
Auf einer anderen Ebene, wenn man diese Betrachtung auf das Zentrum lenken möchte, dann fühlt auch Kṛṣṇa aufgrund dieser Bedingungen in der Umgebung ein größeres Bedürfnis nach Genuss, und wenn Kṛṣṇa es mehr danach dürstet, dann bekommen die Gottgeweihten eine größere Chance zu dienen. Diese Zeit ist also sehr wertvoll für sie. Kṛṣṇa möchte mehr genießen, und die Gottgeweihten sollten damit beschäftigt sein, Dinge zu Seinem Vergnügen zu liefern. So sehr, dass sie keine Zeit haben sich selbst zu füttern.
Fasten wird upavāsa genannt. Upa bedeutet samipe ['nahe'], immer an der Seite von Kṛṣṇa bleiben [vāsa] und Ihn mit allem zu dienen, was immer Er will. Dabei vergessen die Diener, Nahrung und andere Dinge für sich selbst in Anspruch zu nehmen. Sie wollen mehr im Dienste von Kṛṣṇa beschäftigt sein, weil sie in dieser Zeit des Verlangens mehr Verdienst, mehr Zuneigung zu Kṛṣṇa und mehr Gnade erhalten. Also, upavāsa ['Fasten'] bedeutet samipe vāsa ['in der Nähe bleiben']. Und zweitens können wir durch Fasten unseren Körper austrocknen, so dass unser genießender Geist gemindert wird. Dies sind die beiden allgemeinen Erklärungen von Ekādaśi.
Es gibt so viele Dinge und alles ist bewusst - persönlich. Ekādaśi hat also einen persönlichen Charakter. Sie widmet sich dem Dienst von Kṛṣṇa, und sie bezieht jeden, der sie begleitet, in den Dienst von Kṛṣṇa ein. Sie kümmert sich nicht um Essen oder irgendetwas anderes, und sie erlaubt den anderen in ihrer Gruppe nicht, Essen zu sich zu nehmen oder Zeit zu verschwenden. Sie sorgt dafür, dass alle immer im Dienst von Kṛṣṇa beschäftigt sind. Das ist die Bedeutung dahinter? Habe ich mich klar ausgedrückt?
Student: Ja
…..
Student: Warum nehmen wir dann bestimmte Speisen zu uns und bestimmte Speisen nicht?
Śrīla Śrīdhar Mahārāj: Das habe ich schon gesagt. Einige Nahrungsmittel mögen weniger schädlich sein. Nahrungsmittel, die als weniger schädlich gelten, also nicht die Erregung steigern, wurden vorgeschrieben. Es wird auch auf andere Art im Hari-bhakti-vilasa erwähnt. Einige besondere Sünden nehmen gerne Zuflucht zu jenen Orten [Nahrungsmitteln], die wir ablehnen. Pāpa, eine Art von Sünde, nimmt sehr gerne Zuflucht in diesen Pflanzen. Deshalb sollten wir sie unbedingt meiden. So wird es auch erwähnt.
Quelle: Gesprochen am 19. Februar 1982