Ein Überblick:
„Ārti-nivedana“ (Ein schmerzlicher Appell) ist ein Leitartikel, der zuerst in der ‚Sasaṅgini‘ oder ‚Kṣetra-vāsinī‘ Ausgabe von Sajjana Toṣaṇī, Band 15, Ausgabe 1 im Jahr 1903 veröffentlicht wurde. Dies ist einer der letzten Artikel, die Śrīla Bhakti Vinoda Ṭhākura geschrieben hat, in dem er sich über den schlechten Zustand des Śrī Vaiṣnava dharma (Śrīman Mahāprabhus sampradāya) in Bengalen beklagt und dem Leser den Ratschlag mitteilt, den er von Śrīman Mahāprabhu selbst erhalten hatte. In der Tat war es auch eine Vorhersage und Klage über den Zustand des gegenwärtigen bhajana-Feldes. Wie viel Kummer hat Śrīla Thākura über den schlechten Zustand der Gauḍīya Vaiṣṇava sampradāya ausgedrückt! Wie viel Blut (absolut ehrliche Bemühungen) hat er für unsere ewige Selbstverwirklichung gegeben! Dennoch sind wir immer bereit, diese großen mahājanas wie Śrīla Saccidānanda Bhakti Vinoda Ṭhākura zu missverstehen und zu lästern."

Heute befinden wir uns im bhajana-kuṭira in Śrī Puruśottama Kśetra. Die Leser mögen sich fragen, warum wir uns in dieser weit entfernten Region aufhalten und eine Metropole wie Kalkutta verlassen, die dicht bevölkert ist und von so vielen Intellektuellen besucht wird. Um den Lesern den Grund dafür zu verdeutlichen, möchten wir ein paar Worte dazu sagen.
Als wir vor langer Zeit mit der Herausgabe des Sajjana Toṣaṇī Magazins begannen, hatten wir die Hoffnung in unserem Herzen, dass je mehr absolut reines vaiṣṇava-dharma in dieser Welt durch dieses Magazin gepredigt werden würde, desto mehr würde mangala in dieser Welt gedeihen. Wir begannen mit einem einfachem Gemüt. Aus dem Land Bengalen kamen viele gebildete gosvāmīs, bābājīs, usw., um uns zu helfen. Auch einige gebildete Unpersönlichkeitsanhänger schlossen sich uns an und begannen, überwältigt von der Schönheit des absolut reinen bhakti-dharma, die reine vaiṣṇavatā (Natur des Vaiṣṇava) zu manifestieren. Auch die Diener des materiellen saṃsāra (materielle Haushälter) wurden von der fesselnden Serie von Unterweisungen des vaiṣṇava-dharma in ihren Bann gezogen.
Jene Menschen, die weltliche Lieder und Musikinstrumente lieben, erkannten ebenfalls, dass ihr Leben äußerst erfolgreich ist, wenn sie sich von dem Strom des reinen hari-kīrtana überfluten lassen. Nach und nach wurden von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf viele hari-sabhās (Vaiṣṇava-Versammlungen) gegründet.

Als die Würde des reinen vaiṣṇava-dharma im Herzen fast aller Bewohner Bengalens erblühte und sie gefangen nahm und in Ekstase versetzte mit ihrer Schönheit und Süße, die ihr zu eigen ist, begannen wir angesichts dieser unerwarteten Gemütsstimmung (jenseits unserer Erwartungen) im Land Bengalen mit immer neuem und frischem Enthusiasmus über die reine vaiṣṇavatā zu predigen. Doch dann, im Laufe der Zeit, fand plötzlich eine unerwartete Veränderung des bhava (Gemütsslage) statt.
Die upa-dharmas (falschen dharmas), die sich wie glühende Würmer vor der intensiven Hitze des sonnengleichen, flammenden vaiṣṇava-dharma versteckt hielten, nahmen plötzlich verschiedene Gestalt an und kamen aus allen Richtungen. Für einige Zeit fand man diese dämonischen dharmas in verschiedenen Ausprägungen des māyāvāda vor, die aber alle im Abgrund des Vergessens geraten waren. Sie kamen aber wieder zum Vorschein und suchten Zuflucht auf dem Boot der smārta-Lehrer der Nyāyā (Logik), deren trügerische Worte die Aussagen der śrutis zu sein schienen.
Zur gleichen Zeit traten auch einheimische und ausländische yogīs als ihre Kollaborateure in Erscheinung und verursachten eine (negative) Revolution in der Welt des dharma. Darüber hinaus nahmen einige nichtsnutzige Sinnesgenießer Zuflucht bei den jeweiligen upa-dharmas und begannen, die Gesellschaft zu spalten, indem sie das Gewand der sahajiyās, bāulas usw. annahmen. Einige Würmer im Stuhl des Prestiges (pratiṣṭhā) gaben sich in der Gesellschaft dieser Narren als avatāras von Bhagavān aus und offenbarten die Dimensionen ihrer bösen Absichten.
Einige von ihnen schmückten sich mit schönen und süßen Namen, die zu einem Vaiṣṇava passen, schmückten sich mit verschiedenen Titeln, die einem ācārya angemessen sind, und begannen, im Namen des vaiṣṇava-dharma Ansichten zu äußern, die dem vaiṣṇava-dharma entgegengesetzt waren. Als wir all diese unvorstellbaren Ereignisse sahen, zerriss es unser Herz. Auf der Suche nach der Ursache für diesen plötzlichen Stimmungswechsel, manifestierte sich plötzlich dieser Vers von Śrīla Prabodhānanda Sarasvatīpāda in unserem Herzen!
kālaḥ kalir balinā indriya-vairi-vargāḥ
śrī bhakti-mārga iha kaṅṭaka-koṭi-ruddhaḥ
hā hā kva yāmi vikalaḥ kim ahaṁ karomi
caitanya-candra yadi nādya kṛpāṁ karoṣi
Die bengalische poetische Übersetzung der obigen Version;
kāla haila kali, bali indriya nicaya
bhakti-patha ebe koṭi kaṅṭakādimaya
kothā yāva, ki kariba, hoyechi vikala
nā pāile gaura-candra tava kṛpā-bala
In diesem Zeitalter des Kalis sind die Feinde in der Form der Sinne sehr stark und der absolute strahlende reine Pfad des bhakti wird verhüllt und blockiert von dem Netz zahlloser Dornen in der Form von karma, jñāna usw. Daher – Oh Lord Caitnaya Candra, wenn du mir in diesem Moment nicht deine Barmherzigkeit schenkst, dann ... ach! was soll man tun, wenn man so verwirrt ist (d.h. man befindet sich in diesem Zeitalter von Kali in einen Zustand, wo das Herz zu verwirrt ist, um zwischen dharma und adharma zu unterscheiden, da bhakti durch verschiedene mana-dharmas, bzw. mentales Gebräu verhüllt ist), was soll man tun? Wohin soll man gehen?
Mit diesen Worten und unter ständigem Weinen begab ich mich zum Geburtsort meines Prabhu in Śrī Māyāpura, konnte mich aber nicht beruhigen. Dann verließ ich meine Heimat auf der Suche nach meinem Prabhu und begann, mich auf dem goldenen Sand des Landes von Śrī Kṣetra zu wälzen, wo mein Prabhu verschwunden war. Dann sprach der Herr in meinem Herzen:
"Oh Sajjana-toṣaṇī (einer, der den Gottgeweihten Befriedigung verschafft)! Mögest du Frieden finden! Welche Wesenheit die jīvas in dieser Welt auch immer annehmen, es ist das Ergebnis ihres vergangenen karmas, welches sie wieder in karma verstrickt. Solange ihre Abneigung gegenüber bhakti nicht beseitigt ist, mag man ihnen noch so viele gute Ratschläge geben, sie werden an ihren Ohren abprallen und können niemals in ihre Herzen eindringen. Egal, wie viel du über bhakti predigst, egal, wie viel du über bhakti sprichst, es wird ihnen aufgrund ihres eigenen schlechten karmas nichts nützen; du kannst also mit deinen Reden und Diskussionen nichts erreichen.
Dies ist Meine Anweisung an euch: - Indem ihr an dem Ort verweilt, an dem Haridāsa kīrtana erklingen ließ, seid den armen, hilflosen jīvas wohlwollend gesinnt und besingt ununterbrochen die Herrlichkeiten des Śrī-Nāma.
Das sukṛti, das durch das Hören der Herrlichkeiten von Śrī Nāma entsteht, und der Glaube, der durch das Hören der absoluten Größe von Sri Nāma Prabhu erlangt wird, führt zu aufrichtigem śraddhā, um später in einem anderen Leben absolut reines, echtes bhakti-dharma entwickeln zu können."
All diese Unterweisungen von Śri Kṛṣṇa Caitanya - dem Herrn unserer Herzen - befolgend, errichteten wir ein bhajana-kuṭīra am Strand, das von großen rastlosen, Wellen umgeben ist.
Oh Leser, die ihr alle von Natur aus großzügig seid! Wir werden unser Bestes tun, um im kīrtana die unschätzbaren Herrlichkeiten von Śrī Harināma für euch alle zu besingen, und wir werden gesegnet sein, wenn ihr voller Güte zuhört.
Oh offenherzige Leser! Ich hoffe, dass ihr, da ihr alle von Natur aus sehr mitmenschlich seid, keinen arroganten Blick auf unser herzzerreißendes wahrhaftiges Weinen werfen werdet und dies als ein natürliches Gefühl betrachtet, das unserem einfachen Herzen entspringt.