Die Seelenwanderung

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Der Harmonist

Vol. XXV. / März 1928, 442 Caitanya-Era / Nr.10

Die Theorie der Seelenwanderung ist das besondere Merkmal des Hinduismus und sie unterscheidet ihn von den anderen zwei Religionen - dem Christentum und dem Mohammedanismus. Als Erklärung für die Verschiedenartigkeit der Welt wird diese Theorie vertreten. Die derzeitige Vorstellung über sie ist unvollständig und in vielerlei Hinsicht irrtümlich. Um diese falsche Vorstellung zu beseitigen, möchten wir sie im Licht der Lehren von Sri Gaur Sundar diskutieren.

Da die Kenntnis des Themas von der Kenntnis der Seele abhängt, die wandern soll, würden wir uns zunächst bemühen, herauszufinden, was diese Seele ist.

Dies ist das Thema, über das sich die Philosophen der Welt den Kopf zerbrechen. Und das Ergebnis von diesem Kopfzerbrechen ist Verwirrung. Jeder versucht, es auf seine eigene Weise zu interpretieren, im Lichte des Wissens, das er mit seinen Sinnen gesammelt hat, ohne sich um die Offenbarung zu kümmern, wie sie in den Schriften aufgezeichnet ist. Wenn wir dann versuchen, unseren Intellekt in einem Bereich einzusetzen, in den unser Verstand nicht vordringen kann, ist eine solche Verwirrung unvermeidlich.

Das Ergebnis dieser Verwirrung ist offensichtlich. Wir haben die Substanz verloren und rennen dem Schatten hinterher. In der deutschen Volksüberlieferung wird eine Geschichte von einem Mann erzählt, der seinen Schatten verlor. Der Mann war in einer schlimmen Lage. Er verlor alles und wurde von seinen Freunden und Verwandten im Stich gelassen.

Was sollen wir nun von Menschen halten, die nicht den Schatten, sondern die Substanz verloren haben? Es mag eine gewisse Hoffnung für einen Menschen geben, der den Schatten verloren und die Substanz behalten hat. Aber welche Hoffnung kann es für einen Menschen geben, der die Substanz verloren und den Schatten behalten hat?

Eine überwältigende Mehrheit von uns, ob bewusst oder unbewusst, rennt dem Schatten hinterher und leidet umso mehr darunter. Wir identifizieren unser Selbst mit diesem Körper und rennen wie verrückt der Befriedigung materieller Bedürfnisse hinterher. Wir betrachten den weltlichen Genuss als das einzige Ziel unseres Lebens und wollen nur dafür leben. Hierin liegt unser Fehler.

Anstatt dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist und Gott zu geben, was Gottes ist, geben wir dem, der keinen Anspruch darauf hat, anstatt dem anderen.  Wir verwechseln das Vergnügen des Körpers und des Geistes mit dem der Seele. Letztere ist von den ersteren verschieden und steht weit über ihnen. Sie hat ihre eigenen Freuden, die man nicht erlangen kann auf dieser materiellen Ebene der Existenz und man sollte es auch nicht anstreben.

All unsere materiellen Begehren bescheren uns unsagbare Leiden und das höchste Gut (?), welches versprochen wird, verfehlt seinen Zweck. In der Bibel steht geschrieben: „Liebt nicht die Welt und was in der Welt ist! Wer die Welt liebt, hat die Liebe zum Vater nicht. Denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und das Prahlen mit dem Besitz, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Die Welt und ihre Begierde vergehen; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“ 1 .Johannes, 2,14 – 2,16.

Was ist also die offenbarte Wahrheit über unser wahres Selbst?

Vaisnavism hat uns anhand unserer Heiligen Schriften gezeigt, dass unser wahres Selbst, bzw. eine Differenzierung ist, von der esoterischen Über-Seele -super-prakrti- und in ihrer Beschaffenheit dasselbe ist wie Lord Vishnu, während das Nicht-Selbst - der Körper, der Geist usw., wie sie gegenwärtig sind - eine Differenzierung des acit prakrti, die die pervertierte Reflexion des cit prakrti ist. Das erstere, das wirkliche Selbst, ist immer spirituell und das letztere, das Nicht-Selbst, ist immer materiell. Der Unterschied zwischen diesen beiden Arten von Manifestationen ist so groß, dass es nach den Gesetzen menschlicher Vorstellung keine gegenseitige Partnerschaft geben kann. Doch durch die Vorsehung ist das Unmögliche möglich geworden. Cit und acit funktionieren nun zusammen als ein ganzes. Nichtsdestoweniger, der Unterschied ist vorhanden. Obwohl er ignoriert wurde, ist er nicht ausgelöscht, um im materiellen Triumph zu enden, in der Verneinung jeder spirituellen Notwendigkeit.

Das wahre Selbst, das sich aus eigenem Antrieb in dieser acit Welt manifestiert hat, wurde gezwungen, zwei sterbliche Gewänder anzuziehen - ein physisches und ein subtiles; und so verkrüppelt durch Maya, hört es auf, in der cit-Welt zu funktionieren, und wandert in dieser acit- Welt als hilfloses Wesen in verschiedenen Formen umher. Seinen himmlischen Charakter vergessend, rennt es nun nach materiellen Errungenschaften, die sie ständig verlocken, ihr aber keine dauerhafte Erleichterung bringen, wenn es sie erlangt hat.

Wandert die Seele nun? Die Antwort liegt im Negativen. Sie wandert nicht, und sie kann nicht wandern. Im Selbst existieren alle aus der cit-Welt, Goloka.

Als wirkliches Selbst ist die Seele immer unveränderlich und kann solche Veränderungen wie Tod und Geburt nicht zulassen. Letztere können keine Veränderung des spirituellen Charakters der Seele bewirken. Von einem Mann im fahrenden Zug wird zum Beispiel gesagt, dass er eine Reise von einem Ort zum anderen macht. Aber der Mann bewegt sich nicht wirklich selbst, um den Weg zu gehen, es ist der Zug dem die Bewegung zuzuschreiben ist, und die Reise, die er macht, wird einfach ihm zugeschrieben. So verhält es sich auch mit unserer Seele, dem wahren Selbst. Die Veränderungen durch Tod und Geburt werden der Seele zugeschrieben, obwohl sie selbst nichts mit ihnen zu tun hat. Und die Ursache für diese Zuschreibung ist unsere Unwissenheit. Von Maya getäuscht vergessen wir uns selbst; und in Unwissenheit, die uns so auferlegt wird, sagen wir: „Ich wandere, er wandert, die Katze wandert, der Baum wandert und so weiter.“

Gleichzeitig können wir solche Phänomene wie Tod und Geburt nicht leugnen; wir können nicht sagen, wir würden nicht wandern. Wenn unser wahres Selbst nicht wandert, dann muss es etwas anderes sein. Und was könnte dieses Etwas sein! Es ist unser scheinbares Selbst. Unser scheinbares Selbst ist für diese Funktion verantwortlich und wir machen fälschlicherweise unser wahres Selbst dafür haftbar. Alles was wir tun, als dieser Mann, als jene Frau, als ein Hindu und als ein Mohammedaner, als eine Katze oder ein Hund, als ein Baum und als ein Stein, sind Handlungen unseres scheinbaren Selbst, unser wirkliches Selbst hat damit nichts zu tun.

Aber was ist unser wahres Selbst? Es wurde deutlich gemacht, dass Maya, obwohl sie ihre Herrschaft über das wirkliche Selbst eines (Jiva in Knechtschaft von Maya) ausgedehnt hat, in keiner Weise in dessen Beschaffenheit eingegangen ist. Aber das scheinbare Selbst oder vielmehr seine Komponenten, der gegenwärtige Körper und der Verstand, bestehen vollständig aus Maya, bzw. der Materie. Wie sind dann aber der Körper und der Geist, die acit sind, ohne jegliche Belebung, dazu gekommen, belebt zu werden? Woher kommt ihre Lebendigkeit? In der Tat, sie sind nicht belebt; und ihre Lebendigkeit kommt von ihrer Nähe zum wahren Selbst. Solange das wahre Selbst sie bewohnt, beseelt sie Körper und Geist mit ihrer eigenen Lebendigkeit.

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Zum Beispiel, wenn ein Kristall in die Nähe einer Rose gelegt wird, dann wird er die Farbe der Rose annehmen. Aber sobald er von der Rose entfernt wird, nimmt er wieder die eigene Farbe an. In derselben Weise sind Körper und Geist durch die Seele, bzw. das wahre Selbst belebt und erscheinen als ein getrenntes Wesen mit einem Ego. Sobald die Seele von ihnen befreit ist, kehren sie zu ihrer eigenen Farbe zurück. Eine weitere Untersuchung wird die Tatsache über den Körper und den Geist offenbaren, dass der Körper nur ein Werkzeug in den Händen des Geistes ist und befähigt letzteren in dieser grobstofflichen Welt zu funktionieren. Der Verstand mit der Beseelung der Seele ist dann das scheinbare Selbst, das wandert.

Was macht ihn wandern? Es ist des Jivas eigenem Karma, bzw. seine Handlungen. Das scheinbare Selbst ist das Handwerk von Maya, es fällt ihren Versuchungen leicht zum Opfer und wenn es diesen Verlockungen nachgibt, dann ist die resultierende Kraft daraus, dass das Lebewesen zu neuen Handlungen angetrieben wird, die neue Geburten erfordern, um diese Handlungen zu vollenden.

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So erzeugt eine Handlung eine andere und ein Leben erzeugt ein neues Leben und der Jiva dreht sich ständig auf dem Rad von Geburt und Tod. Der Jiva, der jetzt ein Mann ist, wird durch seine eigenen Handlungen als Katze wiedergeboren und vice versa. Ein Leben kontrolliert das nächste und sie entsprechen genau dem eigenen Karma. Dies ist das Naturgesetz, das unsere Leben in dieser Welt regiert. Es kann nicht verändert werden, und es gibt kein Entrinnen aus diesem Gesetz. Es ist unwiderruflich und unwiderstehlich. Vom höchsten Menschen bis zum kleinsten Protoplasma, ja sogar bis zum unbedeutendsten Sandkorn sind alle an dieses Gesetz gebunden.

Eine Frage, die sich uns natürlich stellt, ist: Welches Karma hat die Seele in ihrer vorweltlichen Existenz vollbracht und welche schlechte Tat könnte sie damals begangen haben, die sie in dieses unglückselige Reich fallen ließ? Das Vorhandensein einer innewohnenden Tendenz, etwas unrechtes zu tun ist mit der absoluten Reinheit der Seele nicht vereinbar. Aber die Ursache muss in der Seele selbst liegen. In der Seele liegt ein innewohnender Defekt, der für ihre weltliche Wanderung verantwortlich ist und es ist nicht ein materieller äußerer Umstand. Die Seele besteht ausschließlich aus cit, dem Prinzip des atma, sie ist frei von aller materiellen Unreinheit.

Aber da sie anu-cit, bzw.  ein winziges Teilchen von cit ist, muss sie, wie der Funke eines Feuers, den Fehler als Folge ihrer quantitativen Kleinheit haben. Aufgrund dieses permanenten Fehlers kann die Seele in Ausübung ihres eigenen freien Willens in die Versuchung von Maya, der acit-Welt geraten. Sie kann, wenn sie will, auch in die cit-Welt oder in das 'Reich Gottes' eintreten und dort für immer im Dienst ihres Herrn Krishna bleiben, ohne Angst zu haben, in Versuchung zu geraten, in die Welt zu gehen. Daher wird der Jiva in den Schriften als tatastha beschrieben, der sowohl in der cit- als auch in der acit-Welt funktionieren kann, und als solcher befindet sich sein ursprünglicher Aufenthaltsort an der Verbindungslinie dieser beiden Welten, wo er die Möglichkeit hat, sich für die eine Welt oder die andere zu entscheiden. Wenn der Jiva sich für den Genuss entscheidet, wird er von Maya versklavt. Seine Entscheidung die materielle Welt genießen zu wollen ist das erste Verbrechen, das der Jiva gegen Krishna begangen hat und das ihm als Strafe diese ewige Knechtschaft von Maya einbringt.

Wie wandert das scheinbare Selbst? Aus dem bisher Gesagten geht hervor, dass das scheinbare Selbst, angetrieben von Motiven, die seinem pervertierten Ego entsprechen, als Genießer eine falsche Verbindung mit der Materie eingeht, die zu bestimmten Handlungen seinerseits führt, an deren Früchte das scheinbare Selbst unauflöslich gebunden ist. Es muss ernten, was es gesät hat. Das Karma oder die Handlung in einem Leben formt und kontrolliert das nächste. Der feinstoffliche Körper oder der Geist speichert die Samen der Handlungen eines Lebens in einer feinstofflichen Form und überträgt sie auf eine andere. Diese Samen der Handlungen entscheiden nicht nur darüber, welche Art von Körper das scheinbare Selbst in seiner nächsten Geburt haben wird, sondern geben auch eine neue Handlungslinie vor, der es in jenem Leben folgen wird.

So erzeugt eine Handlung ein Leben und ein Leben erzeugt eine Handlung; und es gibt eine nie endende Folge von Geburten und Tode als Wellen im kontinuierlichen Strom von Handlungen.

Dies ist das unerbittliche und unnachgiebige Gesetz des Karmas. Diese scheinbar unendliche Reihe von Handlungen wird unterbrochen, wenn der Jiva zu sich selbst zurückfindet und sich in den Dienst seines Herrn Krishna stellt. Solch eine Rückkehr ist nur durch die Hingabe zu Krishna möglich, und durch kein anderes Mittel. Aufgrund der Kraft der Hingabe, hört er vollständig auf nach den materiellen Vergnügungen dieser Welt zu streben und folgt einem neuen Wirkungsbereich, der aufgrund seines göttlichen Charakters nicht nur zu einer neuen Geburt führt, sondern der Jiva überwindet so auch automatisch die Intensität der Handlungen von vergangenen Leben. Das wird Erlösung genannt. Es bedeutet auf der einen Seite die vollständige Ablösung der Seele von ihren materiellen Neigungen und auf der anderen Seite, erlangt der Jiva den Dienst zu Lord Krishna, der ihm innewohnt, als Sein ewiger Gefährte in Seinem ewigen Wohnort Baikuntha.

Nun, was wird aus den anderen Leuten, die anderen religiösen Praktiken folgen? In der Geeta sagt Lord Krishna, dass die Devotees der Götter und Göttinnen die Region erreichen, wo die Götter und Göttinnen (devas) leben. Die Devotees der manes (pitris), gelangen in die Regionen, die sie bewohnen und die Devotees der genii (bhutas) erlangen die Regionen, wo die genii leben. Von diesen vier Regionen sind die ersten drei, die Devaloka, die Pitriloka und die Bhutaloka, die feinstoffliche Manifestation von Materie, wo die Bewohner residieren und eine Zeitlang Vergnügungen genießen, proportional zu ihren Tugenden, die sie in ihrer weltlichen Existenz angesammelt haben. Wenn die Zeit abgelaufen ist, dann werden sie wieder in der physischen Welt geboren. Die andere Region ist Krishnaloka, eine cit-Manifestation, die jenseits dieser materiellen Regionen liegt und von wo aus es möglich ist, nicht mehr in diese Welt zurückzukehren. Wenn wir diese Region erlangt haben, dann sind all unser Schmerz und all unsere Sorgen, die unsere weltlichen Leben auf natürliche Weise begleiten, beendet.

Das Srimad Bhagabat sagt über die Anhänger des jnana-Kultes, die sich selbst Brahma nennen, dass sie mit großer Mühe in eine sehr hohe Region aufsteigen, wo sie aber aus Mangel an Krishna-bhakti kein Fuß fassen können und wieder kopfüber hinunterfallen, um wieder in diese Welt  geboren zu werden. In dieser Zeit werden sie als scheinbare unbelebte Objekte, wie ein Stein oder ein Baum, wiedergeboren, aufgrund der Tatsache, dass sie bestrebt waren  die drei ewigen Prinzipien der Seelenmanifestation, nämlich das Wissen, den Wissenden und das Erkennbare auszulöschen. Die Strafe, die sie auf diese Weise erhalten, entspricht ihren törichten Taten.

Über die Yogis wird in den Schriften erwähnt, dass eine Kategorie von ihnen durch ihre Anhaftung an Paramatma in Regionen wie Maha, Jnana, Tapa, und Saty, eingeht, dort eine Zeit lang Freuden genießt, die proportional ihrer Hingabe entspricht, und dann in diese physische Welt zurückkehrt, um in höheren Kreisen der Menschen geboren zu werden. und dass eine fehlgeleitete Gruppe von ihnen, die wie die fehlgeleitete Kategorie der Jnanis auf die Auslöschung abzielt, nach Brahmaloke geht und von dort auf diese physische Welt herabfällt und ihr Leben von einem so genannten unbelebten Objekt wie einem Stein oder einem Baum neu beginnt.

Der verbreitete Glaube unter den Christen und Mohammedanern stellt sich gegen eine solche Doktrin. Sie glauben allgemein, dass diese Welt von Gott ein für alle Mal erschaffen wurde. Die sichtbaren Unterschiede sind alle von Ihm geschaffen worden, und die Jivas ergreifen und können nur dann die Initiative zu einer Handlung ergreifen, wenn sie in dieser Welt geboren sind. Sie werden dazu gebracht, die Früchte ihrer Taten zu ernten, die sie allein in diesem Leben ausgeführt haben. Am Tag des Gerichts werden sie von Gott aufgefordert, sich für ihre Handlungen in dieser weltlichen Existenz zu verantworten. Sie werden belohnt oder bestraft werden, je nachdem, was sie auf der Erde Gutes oder Schlechtes getan haben.

Wenn das der Tatsache entsprechen würde, dann hätte man viel Raum, um über göttliche Ungerechtigkeit zu sprechen. Das Gesetz der Gerechtigkeit verlangt, dass alle Seelen zu Beginn ihrer jeweiligen irdischen Laufbahn die gleichen Möglichkeiten haben sollten, die Anordnungen Gottes auszuführen, bevor sie gemeinsam für deren Missachtung oder ihre teilweise Befolgung zur Verantwortung gezogen werden.

Nochmal, die mohammedanische Rhoo und die christliche Seele sind nicht das Äquivalent zum Hindu Jiva. Der Jiva ist, wie bereits gesagt, ein eigenständiger und spezialisierter Teil Gottes und völlig frei von Materie, die unter keinen Umständen, auch nicht, wenn er durch die Fesseln von Maya an diese physische Welt gebunden zu sein scheint, in die Beschaffenheit der Materie eindringen kann, und wenn er einmal in diese ewige Region, Baikuntka, erhoben ist, hört er auf, auf die Einflüsse der Natur zu reagieren.

Die Rhoo, oder die Seele auf der anderen Seite, -  Rhoo und die Seele sind das Gleiche – obwohl sie als Wesen getrennt ist von Gott und sich von Ihm, ihren Schöpfer nicht nur in der Quantität, sondern auch in der Qualität unterscheidet, trägt sie die Eindrücke ihrer weltlichen Existenz als Mensch, sogar bis nach der Auferstehung mit sich. Es muss aber hier gesagt werden, dass nur das Element der Materie in seiner Zusammensetzung solche Eindrücke empfangen, aufnehmen und tragen kann. Der Einfluss der Materie auf das Rhoo oder die Seele ist ausgeprägt bis zum Gebot des dajak , bzw. des Himmels und der Hölle, wo die Seele dazu gebracht wird, zu genießen oder zu leiden, je nachdem, ob sie gute oder schlechte Handlungen auf dieser körperlichen Ebene ausgeführt hat.

Und jenseits dieser Regionen gibt es keine andere Region des reinen Bewusstseins, die Existenz einer reinen, unvermischten Seele steht hier außer Frage. Und wenn das so ist, kann man von einer Seele nicht erwarten, dass sie sich Gott auf Seiner Ebene der reinen Existenz nähern und Ihm begegnen kann, um Ihm reinen unvermischten Dienst als Sein ewiger Gefährte und Diener darzubringen.

Wir müssen also entweder nach der unvollkommenen Offenbarung oder falschen Interpretation Ausschau halten. In der Tat, beides ist möglich. Das Erstere; die Offenbarung der Weisheit Gottes hängt gemäß der spirituellen Eignung derer ab, die sie empfangen haben.  Daher ist bekannt, dass Christus und Mohammed ihren jeweiligen Anhängern gesagt haben, dass es noch viel mehr gibt als das, was ihnen gelehrt wurde. Zweitens, weil nur diejenigen, die ausreichend spiritualisiert sind, um in direkter Verbindung mit Gott zu stehen, die Wege Gottes kennen und die Schriften, die seine Anordnungen enthalten, richtig interpretieren können.

Die Anhänger einer jeden Religion werden in zwei Klassen unterteilt, esoterisch und exoterisch. Die Esoteriker sind ausreichend spiritualisiert, um den Propheten oder den Guru zu verstehen, und ihre Zahl ist sehr gering. Im Laufe der Zeit wird ihre Zahl immer kleiner, bis sie schließlich bei Null angelangt ist. Und während die Zahl abnimmt, nimmt die spirituelle Verfälschung zu, bis schließlich die Wahrheit völlig aus den Augen verloren wird und die Religion irreligiös wird. Die Anhänger kämpfen nun mehr um den Namen der Religion als um die Wahrheit, die sie lehrt; sie kämpfen mehr um den Schatten als um die Substanz. Sie beginnen, die in den heiligen Schriften niedergelegten heiligen Anweisungen zu verdrehen und zu quälen, und um ihren selbstsüchtigen Zielen zu dienen, versuchen sie, eine Bedeutung hervorzubringen, die diese nicht haben und nicht haben können.

Die erstaunlichsten und unangemessensten Riten, die heute mit unserer eigenen Religion verbunden sind, sind nur das Ergebnis einer eklatanten Verletzung sastrischer Anweisungen; und dafür sind niemand anderes als die heutigen so genannten Gurus oder vielmehr die spirituellen Schwätzer verantwortlich.

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