His Holiness

Śrī Śrīmad Bhakti Vicāra Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja

Geschätzte Lesezeit: 26 minutes

Zuflucht bei Śrīla Prabhupāda

 

Obwohl Śrī Śrīmad Bhakti Vicāra Yāyāvara Gosvāmī Mahārājas Vorfahren ursprünglich aus Orissa stammten, wurde er in Durmuth, im Distrikt Medinīpura, West Bengalen geboren.  Śrīla Mahārāja, zu der Zeit bekannt als Śrī Sarveśvara Paṇḍā, war noch sehr jung, als er Śrī Śrīmad Bhakti Prasūna Bodhāyana Gosvāmī Mahārāja, ein Schüler von Śrīla Prabhupāda Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura, in Jagannātha Purī begegnete. Als Śrī Sarveśvara Paṇḍā die Lehren und Herrlichkeiten von Śrīla Prabhupāda durch Śrīla Bodhāyana Gosvāmī Mahārāja gehört hatte, nahm er Zuflucht zu den Lotosfüßen von Śrīla Prabhupāda in der Śrī Puruṣottama Maṭha in Jagannātha Purī. Nach der Einweihung erhielt er den Namen Śrī Sarveśvara Brahmacārī.

 

Die Voraussage des Astrologen

 

Einmal las ein berühmter und angesehener Astrologe die Handflächen sowohl von Śrī Sarveśvara Brahmacārī und eines anderen berühmten brahmacārī. Am Ende sagte der Astrologe ihnen zuversichtlich: „Ihr werdet beide heiraten und ins häusliche Leben eintreten. Es ist definitiv; es gibt keinen Ausweg.”

 

Obwohl Śrī Saveśvara Brahmacārī ziemlich jung war, wollte ihm Śrīla Prabhupāda sannyāsa geben aufgrund seines Fachwissens in kīrtana und seiner umfassenden Kenntnisse des Gauḍīya Vaiṣṇava siddhānta. Aber wegen der Voraussage des Astrologen, zögerte Sarveśvara Brahmacārī sannyāsa, anzunehmen, da er befürchtete, dass der Wunsch zu heiraten latent in ihm vorhanden sei.  Śrīla Prabhupāda spürte die Zurückhaltung von Śrī Sarveśvara Brahmacārī und sagte: „Sannyāsa bedeutet die vollkommene Hingabe zu den Lotosfüßen von Śrī Kṛṣṇa. Warum hast du Angst Zuflucht zu abhaya-caraṇāravinda Śrī Krsna zu nehmen, dessen Lotosfüße Furchtlosigkeit verleihen?”

 

Śrī Sarveśvara Brahmacārī empfing sannyāsa im Jahr 1936 und war der letzte sannyāsa Schüler von Śrīla Prabhupāda. Ihm wurde der Name Śrīmad Bhakti Vicāra Yāyāvara Mahārāja gegeben. Der andere brahmacārī, der in der Vorhersage des Astrologen verwickelt war hat letztendlich geheiratet, aber Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja nie. Einige Zeit später, als der Astrologe Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja wieder traf und auf seine Handflächen sah, sagte er: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Die Linien auf deiner Hand haben sich geändert und mit ihnen dein Schicksal. Ich habe von den Vaiṣṇavas gehört ‘kṛṣṇa bhakta ĵadi haya balavān, vidhira kalama kāṭi kare khāna khāna—wenn ein Geweihter von Śrī Kṛṣṇa sehr mächtig ist, dann kann er sehr leicht, jenes worauf sein Schicksal geschrieben steht, in Stücke schneiden. ’ Früher hatte ich nicht viel Vertrauen in diese Aussage, aber jetzt sehe ich den Beweis ihrer Wahrhaftigkeit vor mir. Bhakti kann wirklich das Schicksal eines Menschen verändern."

 

Lobpreise niemanden vorschnell - er könnte sich aufblasen und zu Fall kommen

 

Śrīla Yāyāvara Gosvāṃī Mahārāja war dūra-darśī—er war in der Lage sehr deutlich die Ereignisse in der Zukunft vorher zu sehen. In diesem Zusammenhang gibt es ein Spiel: Im Jahre 1960 organisierte mein Guru Mahārāja, Śrī Śrīmad Bhakti Dayita Mādhava Gosvāmī Mahārāja ein Fest in unserer Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha in Vṛndāvana um die Installation der Bildgestalten von Śrī Gaurāṅga Mahāprabhu und Śrī Śrī Rādha Govinda zu feiern. Er hatte fast alle seine Gottbrüder eingeladen, einschließlich Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja.

 

Weil sich so viele Geweihte versammelt hatten, gab es keinen einzigen Ort, der groß genug war, um allen anwesenden Vaiṣṇavas sowohl Aufenthalt als auch prasāda anzubieten. So wurden verschiedene dharmasālās gebucht, und die Vorkehrungen wurden so getroffen, dass die Vaiṣṇavas in der Lage sein würden, prasāda in ihren jeweiligen Behausungen zu ehren. Während des Festes sprach ein sehr junger Gottgeweihter, der erst kürzlich sannyāsa angenommen hatte, hari-kathā. Da er sehr gebildet und gelehrt war, gab er seinen Vortrag in fließend Englisch und zitierte viele Verse aus den śāstras. Alle waren beeindruckt, von diesem gut strukturierten Vortrag

 

Am nächsten Tag, während prasāda geehrt wurde begann Śrī Śrīmad Bhakti Vikāśa Hṛṣīkeśa Gosvāmī Mahārāja, ein sannyāsī – Schüler von Śrīla Prabhupāda, den jungen sannyāsī zu lobpreisen, der an dem Tag zuvor gesprochen hatte. Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja und Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī waren auch in dem Raum. Weil ich die Verantwortung hatte prasāda bereitzustellen und es ihnen zu servieren, war ich auch da. Als Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja diese Lobpreisung hörte, unterbrach er sofort Śrīla Hṛśīkeśa Gosvāmī Mahārāja indem er sehr laut sagte: „Obwohl er sicherlich schön hari-kathā gesprochen hat, wer kann schon sagen wie viel ein neuer Gottgeweihter in seinem Herzen verwirklicht hat, von dem was er gesprochen hat? Reden ist eine Sache, aber wie fest ist er auf diesem Weg? Er hat noch viel Zeit in seinem Leben. Lass ihn zuerst in dieser Vaiṣṇava-Welt leben und wachsen, bevor wir ihn verherrlichen.

 

“Es gibt ein bengalisches Sprichwort: 'Morile ĵadi urale chāi tabe satīra guṇa gāi.' Das bedeutet, dass man eine Frau erst dann als keusch bezeichnen darf, wenn sie ihr ganzes Leben lang keusch gelebt hat, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihr Körper eingeäschert wird und ihre Asche verstreut ist. Dann und erst dann kann man sie als keusch bezeichnen. Ähnlich hier, wenn ein Mensch nicht sein ganzes Leben lang korrektes Verhalten und gute Umgangsformen an den Tag gelegt hat, ist es unklug, ihn für irgendwelche Eigenschaften zu rühmen, die er vielleicht hat, wie die Fähigkeit, nett zu sprechen. Weltliche Gelehrte können auch sehr schön sprechen, aber wir können im Allgemeinen feststellen, dass sie kein Vertrauen in Śrī Hari, guru oder den Vaiṣṇavas haben. Deshalb sind alle Eigenschaften, die diese Leute besitzen, rein materiell.”

 

Vor diesem Ereignis hatte ich Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja nur als einen von Natur aus sehr sanftmütigen Menschen gekannt. Er war immer geradeheraus und direkt, und er sprach aus, was er fühlte.

 

Im Jahr 1962 während der Zeit des Kumbha Melā in Haridvāra, fand man heraus, dass der junge sannyāsī nicht so sehr auf dem Pfad des bhakti verankert war. Dort verkehrte er intim mit Frauen, was ihn dazu veranlasste, die Gemeinschaft der Gauḍīya Maṭha sādhus zu verlassen. Danach begann er, jeden zu kritisieren.

 

Liebevolle Sorge um die Gottbrüder

 

Einmal ging Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja nach Kālnā, als Śrī Śrīmad Bhakti Pramoda Purī Gosvāmī Mahārāja dort im Ananta-vāsudeva temple diente. Als er Śrīla Purī Gosvāmī Mahārāja dort traf, sagte er: „Du hast sowohl die Verantwortung für diesen Tempel übernommen als auch verschiedene Aufgaben in der Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha. Wie kannst du all diese Dinge im Alleingang bewältigen? Für dich wäre es besser, wenn du deine Zeit und Energie mit ganzem Herzen an einem einzigen Ort einsetzen würdest.“  Śrīla Purī Gosvāmī Mahārāja befolgte seinen Rat und widmete seine ganze Energie dem Dienst in der Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha.

 

Beschäftige dich einfach im kīrtana, Kṛṣṇa wird dir alles geben, was du brauchst.

 

Eines Tages verzweifelten die brahmacārīs von Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārājas in der Śrī Śyāmānanda Gauḍīya Maṭha in Medinīpura, als sie feststellten, dass sie überhaupt keinen Reis mehr hatten um ihn Ṭhākura-jī darzubringen. Als sie ihre Sorge Śrīla Mahārāja unterbreiteten, verstand er sofort die Situation und beruhigte sie, indem er sagte: „Beunruhigt euch nicht.” Nachdem er das Tor des Tempels von innen verschlossen und den Schlüssel an sich genommen hatte, wendete er sich an die brahmacārīs und befahl ihnen: „Bitte sprecht hari-kathā und führt kīrtana zur Freude des Herrn aus. Es gibt keinen Grund sich zu beunruhigen, besonders, da ihr Gottgeweihte seid.“ Danach begab er sich in sein Zimmer im zweiten Stock der maṭha, wo er laut harināma zu singen begann.

 

Nach einer gewissen Zeit klopfte jemand an das Tor des Tempels und rief, dass jemand kommen soll, um das Tor zu öffnen, aber niemand konnte ihn hören, weil der kīrtana der brahmacārīs  in der Halle des Tempels so laut war. Letztendlich hörte Śrīla Mahārāja in seinem Zimmer, dass jemand vor dem Tor war. Nachdem ein kīrtana beendet war und bevor der nächste anfangen konnte, warf Śrīla Mahārāja die Schlüssel hinunter zum Erdgeschoß und sagte zu einem der brahmacārīs, dass er das Tor öffnen soll, um nachzusehen, wer gekommen ist.

 

Als sie das Tor öffneten, fanden sie draußen einen Mann vor mit einem riesigen Sack voll Reis. Als die Bewohner der maṭha fragten, wer diesen Proviant gekauft hatte, antwortete der Mann: „Das weiß ich nicht. Alles was ich weiß ist, dass mir jemand sagte, dass ich dies in die maṭha liefern soll. Ich habe keine Ahnung, wer er war.”

Die brahmacārīs fragten: „Hat er die Fahrt mit der rikśaw bezahlt?”

„Ja,“ antwortete der Mann.

 

Da Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja dem Herrn völlig ergeben war, brachte der Herr, als er den Schmerz von Śrīla Mahārāja sah, weil er Ihm kein bhoga darbringen konnte, alles, was für diesen Dienst benötigt wurde.

 

Beschäftige dich einfach in kīrtana. Kṛṣṇa wird dir Frieden schenken

 

Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja pflegte aus tiefstem Herzen wundervolle kīrtanas zu singen.   Einmal war die Elektrizität während seines kīrtanas ausgefallen. Die Gottgeweihten wussten nicht recht, was sie tun sollten und wurden unruhig. Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja jedoch reagierte sofort und sagte ihnen, dass sie sich nicht stören lassen sollten.  Er begann dann das Lied zu singen: „Bhajahu re mana, śrī nandanandana, abhaya-caraṇāravinda re— Oh Geist, verehre Nanda-nandana Śrī Kṛṣṇa, dessen Lotosfüße Furchtlosigkeit verleihen.“

 

Sein Verhalten zeugte von seiner völligen Hingabe zum Herrn. So war er niemals besorgt um irgendetwas und er wollte, dass auch die anderen sich keine Sorgen machen sollten.

 

Ein allmächtiger Arzt

 

Einmal konsultierte ein Gottgeweihter einen Arzt, wegen einer Infektion, die er durch eine vorangegangenen Handverletzung entwickelt hatte. Nachdem der Arzt den Geweihten untersucht hatte, kam der Arzt zu dem Schluss, dass die einzige Lösung, die Amputation eines Fingers sei. Er sagte dem Gottgeweihten, dass er in ein paar Tagen wiederkommen soll, damit die Operation durchgeführt werden kann.

 

Der Gottgeweihte besuchte dann Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja bevor er zu dem Arzt ging, um den Finger amputieren zu lassen. Nachdem er Śrīla Mahārāja praṇāma darbrachte, erwähnte er, dass in ein oder zwei Tagen sein Finger abgeschnitten werden würde. Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja erwiderte: „Du musst einen vaiṣṇava-aprādha begangen haben und das Ergebnis ist der Verlust deines Fingers. Geh schnell und bitte um Vergebung zu wem auch immer du ein Vergehen begangen hast."

Der Gottgeweihte wurde sehr ernst und gab zu: „Ja, ich habe ein Vergehen gegen die Lotosfüße eines reinen Gottgeweihten begangen. Aber dieser Gottgeweihte hat diese Welt schon verlassen. Was soll ich tun?“

Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja sagte zu Ihm: „Geh zu dem Ort, wo sein Körper eingeäschert wurde, und flehe weinend um Vergebung.

 

Der Geweihte folgte diesen Anweisungen und als er danach für eine letzte Untersuchung in die Arztpraxis zurückkehrte, bevor sein Finger amputiert werden sollte, war der Arzt sehr erstaunt. Er fragte: „Was für eine Medizin haben Sie genommen und von wem haben Sie diese Medizin bekommen?“

Der Gottgeweihte antwortete: „Ich habe keine Medizin genommen. Warum fragen Sie?“

Der Arzt sagte: „Das ist unglaublich. Als ich Sie zuerst untersucht habe, gab es keine andere Möglichkeit, als Ihren Finger zu amputieren. Aber jetzt stelle ich fest, dass es keine Notwendigkeit für irgendetwas gibt. Ihre Hand wird einfach von allein heilen.“

 

Wer, wenn nicht Mādhava?

 

Jedes Jahr nach Gaura-pūrṇimā, pflegten viele Schüler von Śrīla Prabhupāda die maṭha von Śrīla Bhakti Rakṣaka Śrīdhara Gosvāmī Mahārāja in Koladvīpa zu besuchen, um einander zu sehen und   prasāda zu ehren. Einmal informierte mein Guru Mahārāja seine Gottbrüder, dass es eine Möglichkeit gab, den Erscheinungsort von Śrīla Prabhupāda in Jagannātha Purī käuflich zu erwerben und er machte den Vorschlag, dass sie gemeinsam das Land kaufen sollten.

 

Nachdem sie die Angelegenheit untereinander besprochen hatten, sagten einige seiner Gottbrüder so viel Geld zu, wie sie konnten, aber der Gesamtbetrag war im Verhältnis zu dem benötigten Betrag fast unbedeutend. Guru Mahārāja war ratlos, was er tun sollte, und sagte: „Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen, um die erforderlichen Mittel aufzubringen.“

 

Zu der Zeit rezitierte Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja einen Vers aus dem Nṛsiṁha Purāṇa:

 

mādhavo mādhavo vāci

 mādhavo mādhavo hṛdi

smaranti mādhavaḥ sarve

 sarva kāryesu mādhavam

 

Mādhava ist das Wort. Mādhava ist das Herz. Alle Heiligen erinnern Mādhava, den Ehemann von Lakṣmī, der Göttin des Reichtums in all ihren Vorhaben.

Obwohl sich in diesem Vers der Name ‚Mādhava’ auf Bhagavān Śrī Kṛṣṇa bezieht, sprach Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja diesen Vers in Bezug auf meinen Guru Mahārāja, Śrī Śrīmad Bhakti Dayita ‘Mādhava’ Gosvāmī Mahārāja, und deutet damit an, dass 'Mādhava Mahārāja in den Worten und Herzen seiner Gottbrüder ist. Alle seine Gottbrüder erinnern sich an Mādhava Mahārāja, denn er ist in der Lage jede Menge lakṣmī (Geld) zu sammeln. Alle seine Gottbrüder erinnern sich in ihren Bemühungen an Mādhava Mahārāja. Was kann er also nicht vollbringen? Warum sollte man sich auf jemand anderen verlassen?'

 

Als er dies hörte, verstand Guru Mahārāja, dass seine Gottbrüder ihn segneten, indem sie ihm diesen Dienst anvertrauten. Nachdem er ihnen allen daṇḍavat-praṇāma dargebracht hatte, nahm er dankbar die gesamte Verantwortung für den Erwerb von Śrīla Prabhupādas Erscheinungsort an.

 

Sein sevā-niṣṭha

 

Nachdem das Grundstück von Śrīla Prabhupādas Erscheinungsort gekauft worden war und während sich die maṭha immer noch im Bau befand, organisierte Guru Mahārāja ein Fest, das dort im Jahr 1979 veranstaltet werden sollte, aus Anlass des Erscheinungstages von Śrīla Prabhupāda. Er schickte handgeschriebene Einladungen an all seine Gottbrüder, die wie folgt lautete: „Bitte segne uns, durch deine Teilnahme an dem Fest!“. Diejenigen, die an dem Fest teilnehmen konnten, kamen am Tag des Festivals an. Weil er keine Antwort von Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja erhalten hatte, nahm Guru Mahārāja an, dass seine Einladung in der Post verloren gegangen war und sendete ihm sofort ein Telegramm. Sobald Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja das Telegramm erhalten hatte, packte er eine Tasche und fuhr nach Jagannātha Purī um an den Festlichkeiten teilzunehmen.

 

Im Allgemeinen, wenn ein Gast sein Ziel erreicht, dann ist das erste, was er wissen möchte, wo er sein Gepäck verstauen kann, wo das Badezimmer ist und wo er übernachten kann. Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja war jedoch nicht so. Als er auf dem Fest ankam, schloss er sich als erstes der kīrtana-Gruppe an. Er stellte folgende Überlegung an: „Solange ich hier in der maṭha keinen Dienst tue, habe ich kein Recht einen Platz zu verlangen, an dem ich meine Taschen aufbewahren kann. Lasst mich zuerst Dienst tun. Erst dann ist es angemessen, dass ich um einen Platz zum Bleiben bitte." So war seine Gemütsstimmung zu dienen.

 

Immer Gnade verteilen

 

Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja bot allen Besuchern sofort prasāda nach ihrer Ankunft an. Einmal hielt er sich an einem Ort auf, an dem es keine Musambīs (eine Art Orange) gab, und ein Besucher brachte ein paar von weit her. Obwohl diese Früchte speziell für ihn waren, schnitt er sie sofort in Scheiben und bot sie allen anwesenden Gottgeweihten an. Von solcher Art war seine Persönlichkeit.

 

Sein reinigender kīrtana

 

Ein Teil von Śrīla Prabhupādas letzten Anweisungen an seine Schüler war, dass sie gemeinsam die Botschaft von Śrī Rūpa-Raghunātha verkünden sollten. Mit dieser Anweisung im Hinterkopf pflegte mein Guru Mahārāja seinen Gottbrüdern zu sagen: „Irgendwie, durch den Willen der Vorsehung, sind wir gezwungen an verschiedenen Orten zu leben und verschiedene Organisationen zu gründen. Aber um die Anweisung von Śrīla Prabhupāda zu erfüllen, sollten wir uns treffen, wann immer es möglich ist.” Auf diese Weise würde er jedes Mal, wenn er Veranstaltungen in unserer maṭha ausrichtete, alle seine Gottbrüder einladen, und gab ihnen die Gelegenheit, über die Herrlichkeiten und Lehren von Śrīla Prabhupāda zu sprechen.

 

Während eines solchen Festes erhob sich ein eingeladener Würdenträger, ein Richter namens Durgānātha Vasu, der auch der sabhā-pati (Vorsitzender) war, von seinem Platz und informierte Guru Mahārāja, dass er zu einem anderen Termin aufbrechen müsse. Damit war die sabhā (Versammlung) für diese Nacht beendet. Guru Mahārāja befahl mir, dem Richter zu seinem Wagen zu bringen und ihm etwas prasāda zu geben. Nachdem er praṇāma zu Ṭhākura-jī und den anwesenden Vaiṣṇavas dargebracht hatte, gingen wir gemeinsam zu seinem Auto. In der Zwischenzeit bat Guru Mahārāja Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja kīrtana abzuhalten da er aufgrund von Zeitmangel keine Gelegenheit bekommen hatte zu sprechen. Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja kam seiner Bitte nach. Er stand auf begann eine wunderschöne, transzendentale Darbietung des kīrtana Nārada Muni Bājāya Vīṇā. Zu diesem Zeitpunkt saß der Richter schon im Auto und wollte abfahren. Aber als er Śrīla Mahārājas kīrtana hörte, war er so fasziniert, dass er das Auto verließ und zu seinem Platz in der Versammlung zurückkehrte.

 

Nachdem der kīrtana beendet war, bat der Richter Guru Mahārāja: „Bitte bringen Sie diesen sannyāsī morgen zu mir nach Hause. Ich habe noch nie so eine Art von Glückseligkeit erlebt wie jetzt beim Hören seines kīrtanas. Es war ein so herzzerreißender läuternder kīrtana, dass ich möchte, dass meine ganze Familie das auch erleben soll. Ich werde ein Auto schicken. Bitte kommt morgen alle zusammen mit diesem Mahārāja zum kīrtana zu mir nach Hause.

 

Die Bedeutung des Wortes jīva

 

Einmal, auf einer Versammlung in der Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha in Kolkata, sprach Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja über einen der berühmten Sätze von Vivekānanda: „Jīve prema kare ĵei jana sei jana seviche īśvara — Wer Liebe zu den Lebewesen hat, dient in der Tat dem Höchsten Herrn."

Śrīla Mahārāja sagte: „Laut dieser Aussage werden nur Menschen, Männer und Frauen, als jīvas bzw. Lebewesen klassifiziert. Sind aber Ziegen, Hühner, Fische, Vögel und andere Tiere nicht auch Lebewesen? Haben sie nicht Ohren und Augen? Bluten sie denn nicht, wenn sie gestochen werden? Essen, schlafen, paaren und verteidigen sie sich nicht genauso wie es die Menschen tun?   Obwohl sie an verschiedenen Orten leben, wie im Wasser oder im Wald, sind sie alle Lebewesen. Daher, warum essen die Anhänger von Vivekānanda solche Lebewesen? Bauen sie Krankenhäuser und Schulen nur für die Menschen, weil sie glauben, dass nur die Menschen es wert sind, geliebt zu werden? In Wahrheit sind alle bewussten Wesen Lebewesen bzw. jīvas. Wenn ein Mensch Bhagavān vollständig erkannt hat, dann erkennt er auch ganz einfach, dass alle Lebewesen Teil und Teilchen des Herrn sind. Daher wird er ganz natürlich Liebe für alle Lebewesen empfinden, nicht nur für die Menschen."

 

Nachdem Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja seinen kathā beendet hatte, stand ein Herr auf und sagte: „Vivekānanda unterscheidet sich von euch sādhus; er setzte sich intensiv für das Wohlergehen aller Menschen ein, indem er Krankenhäuser und Schulen baute, und er unternahm viele verschiedene Arten von Wohltaten. Aber wir können nicht feststellen, dass die sādhus der Gauḍīya Maṭha solche karitativen Maßnahmen unternehmen.”

 

Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja fragte dann den Vorsitzenden, einen Universitätsprofessor namens Śrī Nārāyaṇa Gosvāmī, ob ihm mehr Zeit zugestanden werden könnte, um auf die Bemerkung des Herrn zu antworten. Śrī Nārāyaṇa Gosvāmī sagte jedoch: „Es ist besser, wenn ich diese Aussage kommentiere, da ich neutral bin.” Er sagte, indem er den Herrn ansprach: „Wenn Sie das Wort jīva in diesem Leitspruch benutzen, auf wen bezieht es sich? Für Bengalis bezieht sich das Wort jīva auch auf die Zunge. Bedeutet es dann, dass man Bhagavān dient, indem man der Zunge dient und ihr gibt, was sie begehrt? Alle Lebewesen werden als jīvas bezeichnet, nicht nur Menschen. Warum essen dann alle Anhänger von Vivekānanda Eier, Fleisch und Fisch, wenn sie alle jīvas lieben?“

 

„Wenn die Anhänger von Vivekānanda das Wort jīva nur auf die Menschen beziehen, wozu braucht man dann noch Gefängnisse?  Sollten wir nicht alle Gefängnisse schließen und allen Gefangenen dienen und ihnen geben, was immer sie wünschen, wie Alkohol, Drogen und so weiter? Ist das wirklich jīva-sevā? Wäre das das Äquivalent zu dem Dienst zu Bhagavān? Ich hoffe Vivekānanda will nicht sagen, dass wir solchen Leuten dienen sollen, die keine Kontrolle über ihre Sinne oder Wünsche haben und deshalb anderen Lebewesen Schmerz zufügen. Lange bevor Vivekānanda geboren war, gab Śrī Caitanya Mahāprabhu die perfekten Schlussfolgerungen der śāstras: ‘jīve dayā, kṛṣṇa-nāma, sarva-dharma-sāra—die Essenz aller religiösen Prinzipien ist allen Lebewesen gegenüber barmherzig zu sein und kṛṣṇa-nāma zu chanten.’”

 

Als der Herr, der den kathā von Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja widersprochen hatte, die Erklärung von Śrī Nārāyaṇa Gosvāmī hörte, entschuldigte er sich und gab zu, dass er die tiefe Bedeutung der Schriften nicht verstanden hatte und dass er von Vivekānandas populären Leitsprüchen angezogen wurde, ohne zu verstehen, ob sie mit den Schriften übereinstimmten oder nicht.

 

Seine Liebe zum Kochen und zum Jagannātha prasād

 

Wenn Śrīla Mahārāja erfuhr, dass ein Gottgeweihter aus Jagannātha Purī kam, pflegte er ihn zu fragen, ob er etwas prasāda mitgebracht hätte und wo es wäre. Besonders mochte er Jagannāthas Reis und rāhini-dāl prasāda, was sich sogar noch zwei Tage hält. Da wir dies wussten, brachten wir ihm als Dienst immer dieses prasāda mit, wenn wir Jagannātha Purī besuchten. Er war auch ein ausgezeichneter Koch. Er war ein Experte darin, etwas zum Kochen aufzustöbern, wenn ihm keine Zutaten zur Verfügung standen. Einmal, als er nicht die richtigen Zutaten hatte, um Chutney zu machen, sah er einen Blätterbaum und fragte: „Was ist das für ein Baum?” Als er erfuhr, dass das ein Tamarindenbaum war, machte er Chutney aus seinen Blättern.

 

Alle in den Dienst von Bhagavan beschäftigen

 

Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja pflegte jeden gemäß seinen jeweiligen Qualifikationen und Eigenschaften in den Dienst zu Bhagavān zu beschäftigen. Wenn ein sannyāsī oder brahmacārī in die maṭha kamen, teilte er ihnen mit, dass sie hari-kathā geben sollten. Das schloss mich mit ein. Da er jedoch so sehr Senior zu uns war, war es uns peinlich in seiner Anwesenheit zu sprechen.  Er merkte unsere Scheu und sagte: „Macht euch keine Sorgen, ich werde nicht da sein.“ Dann ging er in sein Zimmer nach oben. Später sagte er uns, dass er alles, was wir gesagt haben, gehört hat. Er besaß die Überzeugung, dass man jeden, den man trifft, sofort in den Dienst von Bhagavān stellen sollte.

 

Sein Segen und Ermutigung für mich

 

Einmal, in einer Versammlung, sprach Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja über mich und sagte: „Dieser Gottgeweihte besitzt keine Eifersucht, keinen Neid oder feindliche Gemütsstimmung gegenüber irgendjemanden. Er ist ein nirmatsara-sādhu, eine Person, deren Herz frei von Neid ist.” Obwohl ich in Wahrheit diese Eigenschaften nicht besaß, sprach er auf diese Weise, um mich zu segnen, damit ich es eines Tages erreichen könnte. Durch die Barmherzigkeit von Guru Maharaja, hatte ich die Gelegenheit Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja zu dienen. Während dieses Dienstes hatte ich die Möglichkeit, seine Gemeinschaft zu erhalten, sein Verhalten zu beobachten und seinen Segen zu empfangen.

 

 

 

 

Verherrlichung von Śrīmad Bhakti Vicāra Yāyāvara Mahārāja im Rahmen seines Verscheidens

 (Von Śrī Śrīmad Bhakti Pramoda Purī Gosvāmī Mahārāja)

 

 

Ein Empfänger von Śrīla Prabhupādas Zuneigung

 

Es ist eine Angelegenheit von herzzerreißendem Schmerz, dass am Montag, dem 15. Oktober 1984, der Tag von Kṛṣṇa-ṣaṣtḥī, am Tag des Verscheidens Śrī Śrīla Narottama Ṭhākura Mahāśaya, ein sehr geliebter Schüler meines höchst verehrungswürdigen śrī gurupāda-padma und Empfänger seiner Zuneigung, diese Welt verlassen hat. Um etwa sechs Uhr abends, betrat Śrīla Prabhupāḍas letzter sannyāsī-Schüler, unser Gottbruder parama-pūjyapāda tridaṇḍi-svāmī Śrīmad Bhakti Vicāra Yāyāvara Mahārāja, das nitya-līlā in der Śrī Śyāmānanda Gauḍīya Maṭha in Medinīpura, während er vollkommen bei Bewusstsein war und die wunderschönen Lotosfüße von Śrī Śrī Guru-Gaurāṅga Gāndhārvikā-Giridhārī-jiu erinnerte, inmitten eines großen saṅkīrtana, das von den ansässigen Gottgeweihten der maṭha begangen wurde.

 

Die Barmherzigkeit von śrī guru erlangen

 

Im pūjyapāda Mahārājas Śrī Bhāgavata-gītāmṛta hat er folgendes Lied mit dem Titel Śrī Guru-kṛpā-labha geschrieben, 'Erlangung der Barmherzigkeit des Śrī Guru'.

 

 sad-guru sambandha āra bhāgavata-gāthā

 purī-dhāme giyā āmi pāinu sarvathā

 

Indem ich nach Purī-dhāma ging, erlangte ich alles - eine Beziehung zu einem echten guru und die Möglichkeit, die Herrlichkeiten des Herrn zu hören.

 

jagannātha dīna-bandhu patita-pāvana

āmā ākarṣiyā dilā sad-guru-caraṇa

 

Jagannātha ist der Freund der Elenden und der Retter der Gefallenen. Er hat mich angezogen und mir die Füße eines bona fide guru gegeben.

 

 guru-binā gati nāi jāninu jakhôna

 sad-gurura anveṣaṇe chuṭinu takhôna

 

Als mir klar wurde, dass ich ohne einen guru keine Hoffnung habe, machte ich mich auf die Suche nach einem bona fide spirituellen Meister

 

jagannātha-dhāme more śrī-guru-caraṇa

 teraśa’tetriśa sāle pāinu daraśana

 

Im Jagannātha-Dhāma, im Jahr 1333 (Baṅgābda), empfing ich den ersten Blick auf die Lotosfüße meines śrī guru.

 

oṁ śrī bhaktisiddhānta sarasvatī viṣṇupāda

 tini-ī āmāra guru śrīla prabhupāda

 

Oṁ Śrī Bhaktisiddhānta Sarasvatī, ist der direkte Repräsentant von Viṣṇu. Er allein ist mein guru, dieser Śrīla Prabhupāda.

 

Aus diesem Lied erfahren wir, dass pūjyapāda Mahārāja nach Śrī Jagannātha kṣetra ging, um dort Zuflucht bei den Lotosfüßen des Herrn des Universums, Śrī Jagannātha-deva zu nehmen, mit der Hoffnung bald einen bona fide guru zu finden. Śrī Jagannātha, der äußerst barmherzig und liebevoll zu denen ist, die seinen Schutz annehmen, sorgte schnell dafür, dass er einen echten guru kennenlernte und in Kontakt mit Seiner identischen Manifestation, dem höchst verehrten Śrīla Prabhupāda kam.

 

guru kṛṣṇa-rūpa hana śāstrera pramāṇe

guru-rūpe kṛṣṇa-kṛpā karena bhakta-gaṇe

 Śrī Caitanya-caritāmṛta (Ādi-līlā 1.45)

 

Das Urteil der Schriften lautet, dass guru die Form von Kṛṣṇa ist. In der Form von guru schenkt Kṛṣṇa den Gottgeweihten Seine Gnade.

 

Sein Erscheinen und frühe Kindheit

 

Pūjyapāda Mahārāja erschien in einer religiösen Familie von brāhmaṇas mit dem Nachnamen ‘Pāṇḍā. ’ die Familie lebte in einem kleinen Dorf namens Duramuṭha, das in der Gemeinde Kāñthi im Bezirk Medinīpura in Westbengalen liegt. Seine Mutter und Vater, die beide Gottgeweihte waren, waren erstaunt festzustellen, wie ihr Lieblingssohn von frühester Kindheit an natürliche Zuneigung zum Herrn entwickelte und sie beteten immer zu den Lotosfüßen Bhagavāns, dass er ein langes und hingebungsvolles Leben haben möge.

 

Als er seine Studien begann, waren seine Lehrer und Tutoren verwundert über seine außergewöhnliche Brillanz. Die jahrelange Beschäftigung mit dem Wissen als Student verstärkte nur den natürlichen Wunsch des Jungen, Bhagavān zu verehren. Es war, als würde ihn der Herr persönlich nach Śrī Puruṣottama-dhāma schicken, wo er durch die grenzenlose Barmherzigkeit von Śrī Puruṣottama Jagannātha-deva das Glück erlangte, Zuflucht bei den Lotosfüßen eines echten gurus Schutz zu finden. Śrī Hari ist wie ein Wunschbaum, und Er lässt die Wünsche Seiner Geweihten niemals unerfüllt. Vielmehr erfüllt Er sie schnell.

 

Der exemplarische Charakter eines resoluten sādhaka

 

Im Jahr 1926, am Tag der glücksverheißenden Erscheinung von Śrī Śrī Gaura, erhielt er śrī harināma mahā-mantra und īṣṭa-mantra dīkṣā von śrī gurupādapadma. Danach wurde er als Śrī Sarveśvara dāsa Brahmacārī bekannt. Auf die Anweisung von Śrīla Prabhupāda hin, beschäftigte er sich mit großer Überzeugung in die rituelle Verehrung (arcana) und Dienst zu Śrī Śrī Guru-Gaurāṅga Gāndhārvikā-Giridhārī-jiu drei Mal am Tag im Haupttempel, ākara maṭha-rāja Śrī Caitanya Maṭha in Śrīdhāma Māyāpura. Er studierte auch fleißig Śrī Harināmāmṛta-vyākaraṇa und andere Schriften im Institut für höhere Wissenschaften der maṭha. Er vergeudete niemals Zeit mit Schlaf, Faulheit oder unnützes Geschwätz. Śrī Sarveśvara Brahmacārī verbrachte seine ganze Zeit mit den Praktiken der Verehrung, wie von seinem śrī guru angewiesen; er diente Śrī Hari, guru und den Vaiṣṇavas; und er studierte Śrī Bhagavad-gītā und Bhāgavatam. Auf diese Weise zeigte er den beispielhaften Charakter eines entschlossenen sādhakas.

 

Sein Charakter war überaus rein und makellos, und er war die Verkörperung von Friedfertigkeit, Sanftmut und Süße. Sein Umgang mit allen war unschuldig und liebevoll. Die Vaiṣṇavas der maṭha und die frommen Menschen, die kamen, um hari-kathā zu hören, wurden von der Einfachheit angezogen, mit der er die Schlussfolgerungen in den Heiligen Schriften bezüglich der spirituellen Beziehung (sambandha), der Praxis (abhidheya) und des letztendlichen Ziels (prayojana) darlegte. Besonders fesselte er die Herzen der Zuhörer, indem er mit seiner honigsüßen Stimme die süßen Lieder der früheren Vaiṣṇava ācāryas sang.

 

Geschmückt mit endlosen Vaiṣṇava- Eigenschaften

 

Die Schriften sagen: „Kṛṣṇa-bhakte kṛṣṇa-guṇa sakali sañcāre—Kṛṣṇa schenkt Seinen Geweihten all Seine Eigenschaften.” Wahrlich, Śrī Yāyāvara Mahārāja war geschmückt mit endlosen Vaiṣṇava-Eigenschaften. Die einfache Sprache, mit der er die extrem schwierigen philosophischen Konzepte erklärte, verzauberte die Gelehrten, genauso wie die Nicht-Gelehrten. Alle Arten von Zuhörer, sehnten sich danach, immer wieder seine beispiellosen Vorlesungen über die Heiligen Schriften zu hören, wie die Bhagavad-gītā und Śrīmad Bhāgavatam. Ich habe persönlich miterlebt, wie pūjyapāda Yāyāvara Mahārāja die Herzen und den Geist des Vorsitzenden, des Ehrengastes   und alle ernsthaften Zuhörer eines illustren Kreises von Gelehrten in Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha im Süden von Kalkutta in seinen Bann zog.

 

Seine Veröffentlichungen sind es wert, sorgfältig studiert zu werden

 

Sogar während er krank war, veröffentlichte pūjyapāda Yāyāvara Mahārāja mithilfe seiner gelehrten Schüler, einige Bücher. Eines davon war sein Śrī Śrī Bhāgavata-gītāmṛta. Im ersten und zweiten Teil in diesem Buch veröffentlichte er einige Lieder, die er selbst komponiert hat. Von den darin enthaltenen Texten sind die poetischen und einfachen Erklärungen der Bhagavad-gītā und die vier-Strophenform (catuḥ-ślokī) des Bhāgavatam sind es besonders wert sorgfältig studiert zu werden.

 

Der große Verlust der Welt

 

Heute, nach dem Verlust eines so erhabenen Gottgeweihten und Geistesverwandten, fühlt sich mein Herz besonders leer an. Die Gemeinschaft der Gauḍīya Vaiṣṇavas sind allmählich der Geweihten beraubt, die reines bhakti-rasa kosten. Die abnehmende Zahl ernsthafter Redner und Zuhörer, die sich der unwiderlegbaren Botschaft der reinen Hingabe widmen, wie sie von Śrīman Mahāprabhu propagiert wird, ist ein großer Verlust für die Welt. Die Leere, die dieser Verlust hinterlässt, kann nicht gefüllt werden, und sie kündigt dunkle Tage und großes Unglück an. Diese dunklen Tage halten jede Chance auf gute Tage in die Schranken.

 

Völlig unersetzlich

 

Durch Seine Barmherzigkeit holt Kṛṣṇa schließlich alle Seine Gefährten zu Sich zurück und nimmt sie in Seine ewigen Spiele auf. Wenn Er von Zeit zu Zeit beschließt, Seine Gnade der Welt vorzuenthalten und ihnen befiehlt, nicht in diese sterbliche Welt herabzukommen, gibt es keine Möglichkeit, die dunklen Tage zu vertreiben, wenn die Lebewesen von māyā verschlungen werden.   Überwältigt von den Gefühlen der Trennung anlässlich des Verscheidens von Ṭhākura Haridāsa, sagte Śrīman Mahāprabhu:

 

kṛpā kôri’ kṛṣṇa more diyāchilô saṅga

svatantra kṛṣṇera icchā hôilô saṅga bhaṅga

Śrī Caitanya-caritāmṛta (Antya-līlā 11.94)

 

Kṛṣṇa gab mir aus Barmherzigkeit die Gemeinschaft von Haridāsa Ṭhākura. Durch den unabhängigen Willen Kṛṣṇas ist unser Austausch nun beendet.

 

haridāsa āchilô pṛthivīra ratna-śiromaṇi

tāhā binā ratna-śunyā hôilā medinī

Śrī Caitanya-caritāmṛta (Antya-līlā 11.97)

 

Haridāsa war das Kronjuwel dieser Erde. Ohne ihn ist es so, als wäre sie aller Juwelen beraubt. Wahrlich Vaiṣṇavas, wie nitya-līlā-praviṣṭa tridaṇḍi-gosvāmī Śrīmad Bhakti Dayita Mādhava Mahārāja, nitya-līlā-praviṣṭa tridaṇḍi-gosvāmī Śrīmad Bhakti Hṛdaya Vana Mahārāja, nitya-līlā-praviṣṭa Śrīmat Kṛṣṇadāsa Bābājī Mahārāja and nitya-līlā-praviṣṭa tridaṇḍi-gosvāmī Śrīmad Bhakti Vicāra Yāyāvara Mahārāja sind die Retter dieser Welt und völlig unersetzlich. Sie sind unvergleichlich. Man kann sie nur mir ihnen selbst vergleichen.

 

Millionen und Millionen Mal erhabener als ich

 

Der Gründer der Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha, nitya-līlā-praviṣṭa pujyapāda tridaṇḍi-gosvāmī Śrīmad Bhakti Dayita Mādhava Mahārāja und pūjyapāda Yāyāvara Mahārāja waren besonders eng befreundet. Zu den verschiedenen besonderen Festen, die in Śrīla Mādhava Mahārājas Zentren organisiert wurden, kam pūjyapāda Yāyāvara Mahārāja und gewährte allen seinen Gottbrüdern und deren Schülern das große Glück seiner seltenen Gesellschaft. Er besuchte vor allem die maṭha in Kolkata oft, auch unabhängig von den Festen, und segnete uns mit seiner göttlichen Gemeinschaft. Wenn ich mich heute an die herzlichen, aufrichtig liebevollen Worte erinnere, die er bei solchen Besuchen sprach, wird mein Herz äußerst aufgewühlt und von Emotionen überwältigt.

Wir sahen pūjyapāda Yāyāvara Mahārāja als unseren verehrungswürdigen jüngsten Sohn von Prabhupāda, den er mit größtem Respekte und Herzensgüte behandelte. Śrīla Mahārāja war zu der Zeit seines Verscheidens ungefähr siebenundachtzig Jahre alt. Obwohl er etwas jünger an Jahren war als ich, in Bezug auf Wissen und bhajana war er Millionen und Millionen Mal reicher und erhabener.

 

Meine verzweifelten Gebete zu seinen Lotosfüßen

 

Oh, ich bin so unglücklich! Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass er uns so früh verlassen würde und uns für immer in einem Ozean der Trauer ertränken würde. Meine Unfähigkeit das vorauszusehen, hat mich ein letztes Mal seines darśana beraubt. Sicherlich schätzte er alle seine Gottbrüder im gleichen Maße, aber es scheint, dass er einen so gefallenen, bedürftigen und elenden Unglücklichen wie mich mit mehr Zuneigung betrachtete. Wie dem auch sei, ich bete inständig zu seinen Lotosfüßen, dass er mir seine grundlose Barmherzigkeit schenken und mich von allen Vergehen freisprechen möge, die ich wissentlich oder unwissentlich gegen ihn begangen habe, denn er ist der Höchste unter den Vaiṣṇavas und ignoriert die Fehler aller anderen.

Śrī Yāyāvara Mahārāja ist ein lieber und vertrauter Gefährte unseres höchst verehrungswürdigen Prabhupāda, der ihm sicherlich die Berechtigung gewährt hat, in die Spiele von Śrī Rādhā-Govinda einzutreten. Möge er zu den Füßen des barmherzigen Śrīla Prabhupāda flehen, diesem Unglücklichen hier einen wahren Blick der Barmherzigkeit zu gewähren.

Sein Lebenswerk und seine Aufgabe

 

Nach dem Verscheiden von paramārādhya Prabhupāda’, verschwand der gemeinsame Sinn unserer Gottbrüder für Zusammenarbeit aufgrund unterschiedlicher Auffassungen, und infolgedessen bildeten sich viele Gruppen. Aber sein ganzes Leben lang war pūjyapāda Mahārājas Sorge und Bemühung darauf gerichtet, den inneren Wunsch von Śrī Śrīla Prabhupāda zu erfüllen, der seine Schüler anwies: „Ihr solltet unter der Führung des āśraya-vigraha, dem Behältnis der Hingabe, zusammenbleiben, mit dem ausdrücklichen Ziel, die transzendentalen Sinne der einen Absoluten Wahrheit zu befriedigen."

 

Seine feste Überzeugung echten rāga-bhakti zu praktizieren

 

Śrīla Mahārājas Entschlossenheit im nāma-bhajana ist höchst exemplarisch. Auch als er sehr krank war, war er beispielhaft darin, ein lakh nāma täglich zu chanten. Sowohl paramārādhya Śrī Śrīla Ṭhākura Bhaktivinoda als auch Śrī Śrīla Prabhupāda haben dargelegt, dass man den Unterschied der Vaiṣṇavas nach dem Grad ihres Geschmacks am nāma bestimmen sollte. Sollte eine Person im nāma-bhajana nicht überzeugend sein, dann würden weder Śrīla Bhaktivinoda Ṭhākura noch Śrīla Prabhupāda jemals ihr vorgetäuschtes rāgānugā-bhakti als echtes rāga-bhakti akzeptieren.

 

Ein Gebet, um Begeisterung im Bhajana zu entwickeln

 

Seit pūjypadāda Yāyāvara Mahārājas nicht mehr da ist, erscheinen die maṭha und die mandiras, die er errichtet hat, leblos zu sein. Wie die Bewohner dieser Einrichtungen sind auch wir in Abwesenheit unseres Vaiṣṇava-Freundes melancholisch geworden. Meine einzige Bitte zu seinen Lotosfüßen ist, dass er seine Kraft in seine Schüler fließen lässt und sie wieder zum Leben erweckt. Ich bete, dass er auch auf uns einen Blick der Barmherzigkeit werfen möge und uns dadurch Begeisterung für bhajana schenkt. Die Schüler von pūjyapāda Mādhava Mahārāja und auch der neue ācārya von Mādhava Mahārājas Institution sind alle Empfänger der Zuneigung von pūjyapāda Yāyāvara Gosvāmīpāda. Sie alle sind durch die Trennung zu ihm in Unruhe versetzt und beten um seine Gnade. Das sorgenvolle Gebet eines jeden ist, dass er ihnen seine Zuneigung aus dieser ewigen Wohnstätte schenken möge.

 

Auszüge aus Artikel, veröffentlicht

im Śrī Caitanya-Vāṇī (Jahr 1924, Band 10)

©
derharmonist.de
2021
Top magnifiercross linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram