His Holiness

Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī

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Geerbte Entschlossenheit

 

Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī erzählte mir folgende Geschichte, wie er nach Śrīdhāma Māyāpura kam und wie sein Vater, Śrī Dīpa-rāma dāsa Gāubuḍā, versuchte ihn nach Hause zurückzuholen.

 

„Als ich ungefähr elf Jahre alt war und in der siebten Klasse, ging ich mit einer Gruppe von Leuten aus meinem Dorf nach Śrī Navadvīpa-dhāma um sein darśana zu bekommen. Während unseres Besuchs traf ich Śrīla Prabhupāda. Ich war so verliebt in ihn, dass ich mich weigerte nach Hause zurückzukehren. Stattdessen entschied ich mich in Māyāpura zu bleiben und der maṭha beizutreten. Obwohl ich so jung war, gewährte mir Śrīla Prabhupāda harināma and mantra-dīkṣā.

 

„Ich war das jüngste Kind meines Vaters — sein zehntes! Als die Nachricht mein Dorf erreichte, dass ich in Māyāpura zurückgeblieben war, machte sich mein Vater sofort auf den Weg zum dhāma, um mich zurückzuholen. Zu dieser Zeit war das Śrī Navadvīpa-dhāma parikramā im Gange, und Tausende von Pilgern nahmen daran teil. Als der Verantwortliche der Śrī Caitanya Maṭha über die Ankunft meines Vaters informiert wurde, behandelte er ihn sehr respektvoll und arrangierte einen Platz für ihn in der maṭha.

 

„In der maṭha, erhielt mein Vater darśana von Śrīla Prabhupāda. Er war erstaunt über das Verhalten und dem kühnen hari-kathā der sannyāsīs und brahmacārīs, und er war besonders beeindruckt von der Tatsache, dass solche gelehrten Individuen, die aus elitären Familien stammten, fest in dem Prinzip verankert waren, anderen Respekt zu erweisen, ohne Respekt zu erwarten. Er sagte mir: 'Ich hätte mir nie vorstellen können, dass es einen Ort wie diesen gibt, an dem jeder nur über die Dinge der spirituellen Welt spricht und niemals über die Angelegenheiten dieser materiellen Welt; wo niemand den Wunsch nach weltlichem Genuss hegt, sondern vielmehr den Wunsch zu dienen kultiviert; wo die Menschen auf materielle Vergnügungen verzichtet haben, um nach einer einfachen und doch erhabenen Philosophie zu leben; und wo die geheimnisvollen Wahrheiten der Seele eine nach der anderen offenbart werden.

 

„Sein Herz füllte sich mit Dankbarkeit. Er sagte: ‘Keśava, mein Sohn! Du hast mich gesegnet, indem du mir diesen Ort zeigtest. Ich habe noch nie gehört, dass diese menschliche Form dazu da ist, Bhagavān zu verehren. Jetzt, da ich dies in meinem hohen Alter erfahren habe, werde ich für den Rest meines Lebens bhajana abhalten. Auch ich werde Schutz bei den Lotosfüßen deines gurudeva suchen und, wenn er gnädiger Weise zustimmt, mantra-dīkṣā von ihm annehmen. Bitte übermittle ihm meine Absichten.'

 

„Ich sagte zu ihm: ‘Du isst Fleisch und Fisch, und du rauchst Tabak. Abgesehen davon diese Dinge aufzugeben, man muss sogar Zwiebel und Knoblauch aufgeben, bevor man dīkṣā und harināma annimmt. ’ “

„‘Ich gebe das alles sofort auf, ’ antwortete er. ‘Das sind Kleinigkeiten, die man zugunsten von etwas so Erhabenem beiseitelässt.‘

“ ‘Bist du sicher? ’ fragte ich. ‘Es ist ein ernstes Vergehen, wenn du einfach aus Begeisterung das mantra-dīkṣā annimmst und dann wieder all diese Dinge wie vorher aus Gewohnheit konsumierst '

„Mein Vater versicherte mir: ‘Ich begreife vollkommen die Ernsthaftigkeit, einer erhabenen Persönlichkeit ein Gelübde zu abzugeben. Vertraue mir, wenn ich sage, dass ich vernünftig bin und nicht emotional. Ich habe sorgfältig darüber nachgedacht.‘“

 

„Während ich den richtigen Zeitpunkt abwarten wollte, um bei Śrīla Prabhupādas Lotosfüßen für meinen Vater zu bitten, ihm seine Herkunft zu erklären und seinen klaren Geisteszustand zu bescheinigen, sah mein Vater eine Gruppe von Gottgeweihten, die ihren Kopf geschoren hatten und darauf warteten das mantra-dīkṣā zu erhalten. Sofort ließ er auch seinen Kopf kahlscheren, und setzte sich zu den zukünftigen Eingeweihten. Als ein Diener Śrīla Prabhupāda über die Situation informierte, sagte Śrīla Prabhupāda: ‘Entschlossenheit ist das wichtigste Merkmal, das nötig ist, um dīkṣā zu erhalten. Ich werde ihm natürlich seinen Wunsch erfüllen.'

 

„Und so geschah es, dass Śrīla Prabhupāda an diesem Tag das mantra-dīkṣā gab. Als mein Vater    Śrīdhāma Māyāpura verließ, sagte er zu mir: „‘Keśava, obwohl ich gekommen bin, um dich zurückzuholen, ist das Gegenteil geschehen - ich habe mich selbst hier dargebracht. Mein Körper geht, aber ich werde für immer hier im Herzen bleiben. ’

 

„Erstaunlicherweise nahm mein Vater von diesem Tag an nie wieder eine dieser verbotenen Substanzen zu sich. Stattdessen verbrachte er den Rest seines Lebens damit, harināma, seine dīkṣā-mantras, verschiedene Gebete und Hymnen zu rezitieren und sich in Aktivitäten zu engagieren, die bhakti dienlich waren."

 

Die Entschlossenheit, die sein Vater verkörperte, war auch im Leben von Śrī Kṛṣṇakeśava Brahmacārī sichtbar.

 

Aufmerksamkeit ist der Schlüssel zum Erfolg im Dienst

 

Sofort nachdem Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī harināma und dikṣā von Śrīla Prabhupāda empfing, begann er mit verschiedenen Diensten in der maṭha. Er war besonders eifrig darin, Śrīla Prabhupādas Koch beim Schneiden und der Vorbereitung von Gemüse zu helfen, die Zutaten einzukaufen, die Töpfe zu schrubben und die Küche zu putzen.

 

Einmal, als Śrīla Prabhupāda und seine Gruppe von Predigern, zu der auch sein Koch gehörte, auf dem Weg von Mumbai nach Kalkutta waren, machte sich sein Koch Sorgen, dass er Śrīla Prabhupāda bei ihrer Ankunft nicht pünktlich mit prasāda versorgen könnte.

 

Als Śrīla Prabhupāda und seine Entourage die maṭha erreichten, hatte Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī seine Mahlzeit gekocht und war bereit, sie zu servieren. Als der Koch all die Speisen sah, die Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Prabhu zubereitet hatte, war er äußerst überrascht; sie waren fast identisch mit denen, die er normalerweise zubereitete. Nachdem Śrīla Prabhupāda das prasāda geehrt hatte, erzählte ihm sein Koch, dass Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī an diesem Tag sein Essen zubereitet hatte. „Wirklich? Ich konnte keinen Unterschied feststellen. Hast du ihm das Kochen beigebracht?"

„Nein,” antwortete der Diener. „Ich habe ihm das Kochen nicht beigebracht. Aber er hilft in der Küche, wann immer er in der Nähe ist.”

Śrīla Prabhupāda rief Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī und fragte ihn: „Wer hat dir das Kochen beigebracht?”

„Ich habe Prabhu jeden Tag aufmerksam beim Kochen zugesehen,“ antwortete er.

Śrīla Prabhupāda sagte: „Du wirst mit Sicherheit mit allem erfolgreich sein, was du deine volle Aufmerksamkeit schenkst oder in was immer du lernen möchtest. Du solltet so weitermachen und die Schlüssel- Prinzipien von bhajana lernen. Auf diese Weise wirst du sicherlich von Glück begünstigt werden."

 

Nach diesem Vorfall kochte Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī von Zeit zu Zeit für Śrīla Prabhupāda und verschenkte liebevoll Śrīla Prabhupādas Reste an jeden, der danach fragte. Er pflegte zu sagen: "Śrīla Prabhupāḍa isst immer sehr wenig. Mir ist aufgefallen, dass, wann immer ich ihm seine Mahlzeiten serviere, immer die gleiche Menge auf seinem Teller übrigbleibt, die ich ihm gebracht hatte."

 Guru Mahārājas rechte Hand

 

Als die extreme Unruhe, die auf Śrīla Prabhupādas Verscheiden folgte, dazu führte, dass sich die Gauḍīya Maṭha-Mission in zwei Fraktionen spaltete, nahm Guru Mahārāja im Namen von Śrī Kuñjabihārī Vidyābhūṣaṇa Prabhu Besitz von der Śrī Caitanya Maṭha. Viele seiner Gottbrüder baten ihn eindringlich, sannyāsa anzunehmen und Schüler anzunehmen, aber er lehnte ihre zahlreichen Bitten ab.

 

Vor allem Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī beeinflusste Guru Mahārāja, dem Vorschlag seiner Gottbrüder schließlich zuzustimmen. „Śrīla Prabhupāda hat eine so gewaltige Mission hinterlassen", sagte er zu Guru Mahārāja. „Wie sollen seine Dienste weitergeführt werden, wenn eine qualifizierte Person wie du sich weigert, Schüler anzunehmen? Wenn du anfängst, Einweihungen zu gewähren, übernehme ich die Verantwortung, angehende Schüler zu dir zu bringen." Nachdem er die Unterstützung seines lieben Gottbruders erhalten hatte, willigte Guru Mahārāja ein, Schüler anzunehmen.

 

Einige Zeit später nahm Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī Guru Mahārāja mit nach Āssām, wo die Predigten Guru Mahārājas sehr erfolgreich waren. Angezogen und inspiriert von Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārīs Erläuterungen zu den makellosen Lehren von Śrīla Prabhupāda, nahmen viele Menschen Schutz zu Guru Mahārājas Lotosfüßen. Viele dieser neuen Gottgeweihten wurden entsagt und schlossen sich der maṭha an, und später verlieh Guru Mahārāja einigen von ihnen sogar sannyāsa.

 

Guru Mahārāja betrachtete Śrī Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī als seine rechte Hand, und er empfand besondere Zuneigung für ihn. Gottgeweihte, die in der Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha Zuflucht genommen haben, werden Śrī Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī auf ewig zu Dank verpflichtet bleiben.

 

Eine passende Antwort auf Kritik

 

Einmal waren Śrī Śrīmad Bhakti Vilāsa Tīrtha Gosvāmī Mahārāja, Śrī Kṛṣṇadāsa Bābājī Mahārāja, Śrīpāda Sundara-gopāla Prabhu, Śrīpāda Atulānanda Brahmacārī und andere Schüler von Śrīla Prabhupāda auf dem Bahnhof Sealdah in Kolkata. Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī, der damals in der Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha lebte, war auch am selben Bahnhof, aber ein bisschen weiter weg.   Einige riefen Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī doch näher zu ihnen zu kommen und fragten ihn:

 

„Keśava! Wie geht es dir?”

Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī antwortete: „Mir geht es sehr gut.”

Sie fragten noch einmal: „Keśava! Wie geht es dir?”

„Es geht mir ausgesprochen gut,” antwortete er.

Ein paar seiner Gottbrüder sprachen hörbar miteinander: „Da kann man sehen! Obwohl er die    maṭha verlassen hat, die von Śrīla Prabhupāda, seinem eigenen gurudeva, gegründet wurde, sagt er, dass es ihm sehr gut geht.” Śrī Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī hörte ihre Worte und sagte ruhig: „Wäre ich weiterhin bei euch geblieben, hätte ich nur gehört, dass ihr alleine bhajana ausübt und sonst niemand fähig ist angemessen zu dienen. Ich wäre gezwungen gewesen, alle anderen als Nicht-Gottgeweihte abzustempeln und wäre ein Experte in vaiṣṇava-nindā, geworden, andere Gottgeweihte zu kritisieren.“

„Glücklicherweise“ fuhr er fort, „wurde ich von diesem Übel errettet, indem ich bei Śrī Mādhava Mahārāja sein kann. Bei ihm bleibe ich dem Prinzip verhaftet, jeden anderen als ehrenwert und mich selbst als wertlos zu betrachten. Also, um es noch einmal zu bestätigen, ja, mir geht es sehr gut. Was habt ihr dazu zu sagen?”

Jemand sagte: „Hör zu! Śrīla Prabhupāda segnete Śrī Tīrtha Mahārāja indem er sagte: ‘Mögest du reichlich Glückseligkeit erlangen. Hat er jemals einen solchen Segen an Mādhava Mahārāja gegeben?”

Śrī Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī antwortete: „Niemand segnet einen, der den Abschluss eines Master of Arts erreicht hat, indem er sagt:  ‘Ich segne dich, den Abschluss des Master of Arts zu bekommen’. Diese Segnungen sind für diejenigen, die noch keine besondere Qualifikation erlangt haben. Der Grund, warum Śrīla Prabhupāda Śrī Mādhava Mahārāja nicht den Segen zur Erlangung von Glückseligkeit  gegeben hat, ist, weil er bereits reichlich  Glückseligkeit erlangt hat. Wenn man aufrichtig über die Situation der 'Gesegneten' nachdenkt, kann man leicht verstehen, warum Śrīla Prabhupāda es für nötig hielt, sie auf diese Weise zu segnen."

 

Ein unvollständiger Punkt ist ein missverstandener Punkt

 

Auf die Einladung von Guru Mahārāja versammelten sich viele Schüler von Śrīla Prabhupāda um das jährliche Fest in der Niederlassung der Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha beizuwohnen. Eines Tages am Ende der Versammlung, bat Guru Mahārāja Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī zu sprechen. In seiner Ansprache sagte er: „Laut der Philosophie, die die Vaiṣṇava-Redner heute dargelegt haben, kann ich sagen, dass niemand hier, ob er nun auf dem Podium oder auf dem Boden sitzt, Bhagavān erlangt hat. Die Heiligen Schriften sagen:

 

 ĵadi haya saṁyoga tabe nā haya viyoga

 ĵadi haya viyoga tabe nā thāke prāṇa

 

Wenn es eine Begegnung gibt, kann es keine Trennung geben. Wenn es eine Trennung gibt, dann kann man nicht am Leben bleiben.“

 

Daher ist es eine Tatsache, dass alle, die heute hier versammelt sind, Zeichen des Lebens zeigen und daher niemand jemals Bhagavān begegnet ist. Wenn sie Ihm wirklich begegnet wären, wären sie nicht in der Lage, ihr Leben in Trennung von Ihm fortzusetzen."

 

Nach dem prasāda an diesem Abend ermahnte Śrī Śrīmad Bhakti Vikāsa Hṛṣīkeśa Gosvāmī Mahārāja, ein Schüler von Śrīla Prabhupāda, Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī vor seinen Gottbrüdern. Er sagte: „Es war unangemessen die auf dem Podium sitzenden Personen in Frage zu stellen, ob sie Bhagavān erreicht haben. Wir alle nehmen jetzt Schüler an. Es war unklug, solche Ideen vor unseren Anhängern äußern.”

 

Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī antwortete: „Dies geschah nur, weil mir so viel Zeit zugestanden wurde, wie du für die Rezitation der Anrufungen vor deinem Vortrag benötigst. Ich hatte erst einen Aspekt dieses vielschichtigen Themas vorgestellt, als die karatālas läuteten und mir anzeigten, dass ich aufhören sollte. Ich war noch nicht fertig mit meinen Ausführungen. Wenn man mir morgen genügend Zeit gibt, werde ich den Rest erklären.“

 

Am nächsten Tag, als Guru Mahārāja Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī aufforderte zu sprechen, erzählte Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī folgende Geschichte: „Einmal wurde einem Maler aufgetragen, ein Hinweisschild an eine Wand zu malen, auf dem zu lesen sein sollte: ‘ekhāne peśāba kôribena nā— — 'do not pass urine here': Hier nicht urinieren. ’ Er hatte die ersten drei Worte gemalt:  ‘ekhāne peśāba kôribena— pass urine here - Uriniere hier, ’ dann zwang ihn der Einbruch der Nacht aufzuhören. Natürlich begannen die Leute am nächsten Morgen an der Stelle zu urinieren, weil sie dachten, dass das erlaubt sei. Der Arbeitgeber tadelte den Maler, der antwortete: ‘Sir, das war nicht meine Schuld. Es wurde dunkel, bevor ich den Satz zu Ende schreiben konnte. Machen Sie sich keine Sorgen. Jetzt, da die Sonne aufgegangen ist, werde ich sofort das letzte Wort 'nā' aufmalen, und das Schild vervollständigen. ’

 

„Etwas ähnliches geschah, als ich gestern sprach, also werde ich jetzt meinen unfertigen Punkt vervollständigen. Die Gottgeweihten, die heute vor euch auf dem Podium sitzen sind wie reiche Personen, die bescheiden behaupten kein Geld zu haben. Obwohl sie sagen:  ‘na prema gandho ’sti— Ich besitze nicht einen Hauch von prema,’ glaubt aber nicht, dass sie bhagavat-prema nicht erlangt hätten. Auf der anderen Seite sollten wir aber nicht glauben, dass ein Mann, der behauptet arm zu sein, Bescheidenheit ausdrückt. Er sagt die Wahrheit und wir sollten ihm ernsthaft helfen. Die Leute, die heute auf dem Podium sitzen sind mit Sicherheit Bhagavān begegnet. Allein durch die unbegreifliche Energie des Herrn, sind sie in der Lage solch fatale unerträgliche Trennung von Ihm zu überleben. Bhagavān Persönlich erhält ihr Leben, damit sie fortfahren können Ihm endloses Vergnügen zu bereiten, indem sie Ihm in dieser Welt dienen. Dieses Prinzip, dass es ein lebender Beweis sei, dass bhagavat-prema nicht anwesend ist, kann nicht auf selbstverwirklichte Personen angewendet werden; das gilt nur für die bedingten Seelen, wie wir.”

 

Das Verscheiden seines Vaters, ein reiner Gottgeweihter

 

Im Jahr 1956, ein Jahr nach dem ich Zuflucht bei meinem Guru Mahārāja genommen hatte und der Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha beigetreten bin, nahm mich Guru Mahārāja nach Vraja für das  Śrī Vrajamaṇḍala parikramā. Dort erfuhr ich von Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī, dass sein Vater verschieden ist und dass sein Bruder ihm fünfzig Rupien geschickt hat, um in Erinnerung an ihren Vater den Vaiṣṇavas zu dienen. Mit diesem Geld bestellte Śrīpāda Kṛṣṇakeśava Brahmacārī und verteilte vierzig Kilogramm rabaḍī, eine Süßigkeit, die aus kondensierter Milch gemacht wird.

 

An diesem Tag erlebte ich, wie Gottgeweihte, die normalerweise alles, was zum Gedenken an Verstorbene serviert wird, verschmähten, diesen rabaḍī aber mit großem Genuss aßen und sagten: "Wenn man etwas zu Ehren des Ablebens eines Nicht-Geweihten isst, wird man in die Sünden des Verstorbenen verstrickt. Wenn man jedoch, gemäß den Segnungen, die Śrīman Mahāprabhu anlässlich des Festes des Verscheidens von Śrīla Haridāsa Thākura gegeben hat, begeht man jedoch ein Vergehen, wenn man das prasāda, das zu Ehren des Ablebens eines reinen Gottgeweihten verteilt wird, nicht annimmt. In der Tat wird die eigene Hingabe durch solches prasāda erhöht.”

 

Die Art und Weise, wie Śrīla Prabhupādas brahmacārī- und sannyāsī-Schüler das rabaḍī-prasāda an diesem Tag liebevoll verehrten, bestätigte, dass sie tatsächlich Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārīs biologischen Vater als reinen Gottgeweihten Bhagavāns anerkannten.

 

Überwindung der Zweifel eines neuen maṭhavāsī

 

Als mein Gottbruder pūjyapāda Bhakti Vallabha Tīrtha Mahārāja und zwei seiner Schulkameraden Zuflucht bei den Lotosfüßen von Guru Mahārāja nahmen und in die maṭha zogen, hörten sie, wie  Śrī Śrīmad Bhakti Hṛdaya Vana Gosvāmī Mahārāja sagte: „Obwohl ich mit sādhus, die im heiligen dhāma leben, Gemeinschaft hatte, nāma-saṅkīrtana ausführte, mich den Lotosfüßen meines   gurus hingab, überall predigte und zahllose andere Aktivitäten, die für bhakti von Vorteil sind, habe ich keinen Nutzen erlangt.“

 

Pūjyapāda Tīrtha Mahārāja (damals bekannt als Śrī Kṛṣṇa-vallabha Brahmacārī) und seine beiden Schulkameraden wurden durch diese Aussage sehr entmutigt. Sie debattierten untereinander, ob es überhaupt notwendig ist in der maṭha zu wohnen, wenn ein älterer Vaiṣṇava wie Śrīla Vana Gosvāmī Mahārāja nichts erreicht, obwohl er so viel Energie in spirituelle Praktiken und Predigten in der ganzen Welt investiert hatte. Schließlich packten die beiden entmutigten Freunde von Śrī Kṛṣṇa-vallabha Brahmacārī ihre Habseligkeiten und verließen die maṭha. Er behielt jedoch den Glauben daran, dass an Śrīla Vana Gosvāmī Mahārājas beunruhigenden Worten noch etwas mehr dran sein musste.

 

Um Śrīla Vana Gosvāmī Mahārājas rätselhafte Aussage zu verstehen, wandte sich Śrī Kṛṣṇa-vallabha Brahmacārī an Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī, der ihm gütiger Weise alles erklärte: „Ein reicher Mann wird niemals die Tatsache preisgeben, dass er wohlhabend ist, selbst wenn er gefragt wird. Stattdessen wird er versuchen, dies nach bestem Wissen und Gewissen zu verbergen. In ähnlicher Weise verbergen Vaiṣṇavas, die den Reichtum von prema besitzen, oft ihren Reichtum, indem sie vorgeben, ohne jegliche Hingabe zu sein. Außerdem ist Śrīla Vana Gosvāmī Mahārāja äußerst intelligent. Wenn er tatsächlich glaubte, dass er durch das Praktizieren von bhakti nichts gewinnen würde, würde er dann nicht seine Energie auf etwas anderes richten?

 

„Hör zu,” fuhr er fort. „Du bist neu in der maṭha. Je mehr du mit erhabenen Vaiṣṇavas verkehrst, desto mehr wirst du in der Lage sein, den Strom der Emotionen, der in ihren Herzen fließt, zu durchschauen. Erst wenn du die Feinheiten ihrer Stimmungen erlernst, verstehst und erkennst, kannst du das Geheimnis hinter vielen von Śrīman Mahāprabhus Aussagen begreifen, wie z.B.:

 

na prema-gandho ’sti darāpi me harau

 krandāmi saubhāgya-bharaṁ prakāśitum

 vaṁśī-vilāsy-ānana-lokanaṁ vinā

 bibharmi yat prāṇa-pataṅgakān vṛthā

Śrī Caitanya-caritāmṛta (Madhya-līlā 2.45)

 

Ich habe nicht einmal einen Hauch von Liebe für Śrī Kṛṣṇa. Ich weine nur, um mit dem Reichtum zu prahlen, den ich einst erlangt habe. Wenn ich Ihn wirklich lieben würde, wie könnte ich dann dieses nutzlose, insektenhafte Leben ertragen, ohne den Anblick Seines Lotosgesichts, während Er mit Seiner Flöte spielt?

 prabhu kahena “kṛṣṇa-kathā āmi nāhi jāni

sabe rāmānanda jāne tāra mukhe śuni”

 Śrī Caitanya-caritāmṛta (Madhya-līlā 5.7)

 

 Śrīman Mahāprabhu sagt: „Ich weiß nichts von Kṛṣṇa, aber Rāmānanda weiß alles. Geh, und höre von ihm.”

 āmi tô’sannyāsī āpanāre virakta kôri’māni

darśana rahu dūre ‘prakṛtira’ nāma ĵadi śuni

 

 tabahĩ vikāra pāya mora tanu-mana

prakṛti-darśane sthira haya kon jana?

Śrī Caitanya-caritāmṛta (Antya-līlā 5.35, 36)

 

[Śrīman Mahāprabhu sagt] „Obwohl ich ein sannyāsī bin und ich mich als entsagt betrachte, erregt sich mein Körper und Geist schon beim bloßen Hören des Wortes 'Frau' was zu sprechen, wenn ich tatsächlich eine Frau zu sehe. Wer kann bei dem Anblick einer Frau unbewegt bleiben?“

 

„Viele ewige Gefährten von Śrīmad Mahāprabhu haben ihre Demut in ähnlicher Weise ausgedrückt:

 

ādhāro’py aparādhānām

 aviveka-hato’py aham

 tvat-kāruṇya-pratīkṣo’smi

prasīda mayi mādhava

Śrīla Rūpa Gosvāmī Stavamālā (1.12.14)

 

Obwohl ich eine Mine von Vergehen bin und obwohl ich rechts und links nicht unterscheiden kann, hoffe ich immer noch auf Deine Barmherzigkeit. Oh, Mādhava, bitte sei mir barmherzig.

 

 jagāi mādhāi hôite muñi se pāpiṣṭha

 purīṣera kīṭa hôite muñi se laghiṣṭha

Śrīla Kṛṣṇadāsa Kavirāja Gosvāmī

Śrī Caitanya-caritāmṛta (Ādi-līlā 5.205)

 

Ich bin sündhafter als Jagāi und Mādhāi, und ich bin niedriger als die Würmer im Stuhl.

 

„Zusätzlich hat Śrīla Bhaktivinoda Ṭhākura gesagt: ‘tumi tô’ ṭhākura, tomāra kukura, bôliyā jānahô more — Du bist mein Herr. Bitte akzeptiere mich als Deinen Hund. ‘Sogar Śrīla Prabhupāda hat in ähnlicher Weise seine Demut ausgedrückt. Obwohl er jagad-guru ist, der spirituelle Meister der ganzen Welt, bezog er sich auf seine Schüler als vipada-uddhāraka bandhu, Freunde, die ihn vom Unglück erlösen.“

 

Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī schloss: „Ich bitte dich daher, nicht den Handlungen und Überlegungen deiner Mitschüler zu folgen, sondern dem Beispiel der erhabenen Vaiṣṇavas. Du hast gut daran getan, mich zu bitten, deine Zweifel zu zerstreuen. Diese Technik, den Rat der ausgezeichneten Vaiṣṇavas zu suchen wurde von unseren erhabenen Vorgängern für diejenigen, die in das spirituelle Leben eintreten wollen, empfohlen und demonstriert.

 

Śrī Kṛṣṇa-vallabha Brahmacārī nahm diesen Rat Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārīs fest an und befolgte ihn sein ganzes Leben lang. In seinen Vorträgen erinnerte er sich oft an diesen Vorfall und sagte: „Nur durch die Barmherzigkeit von Śrīpāda Kṛṣṇakeśava Brahmacārī bin ich in dieser maṭha geblieben. Als ich später meinen Schulkameraden seine Sichtweise mitteilte, konnten sie es nachvollziehen. Ab und zu besuchten sie die Kolkata maṭha und nahmen an Festen teil, aber sie gaben sich nie wieder voll und ganz der maṭha hin.

 

Ich erinnere mich, dass einer der Schulkameraden von pūjyapāda Tīrtha Mahārāja ein brāhmaṇa-Junge war, und der andere war der jüngste Sohn eines Herrn namens Śrī Kāmākhyā Sena. Ich kannte früher ihre Namen, aber jetzt kann ich mich nicht mehr sie erinnern.

 

Die Zufriedenheit, unter Führung zu bleiben

 

Wenn Guru Mahārāja auf seine Mission des Predigens ging, dann fanden oft verschiedene Veranstaltungen zur selben Zeit statt, so dass die Gruppe der Prediger sich aufteilte, um alle Einladungen zu ehren. Ich bemerkte, dass Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmācārī immer nur mit Guru Mahārāja reiste und unter seiner Führung blieb; er predigte nie zusammen mit jemand anderen.   Er pflegte zu sagen: „Ich betrachte es als eine Sache von sehr gutem Schicksal mein Leben unter der Führung einer erhabenen Persönlichkeit führen zu dürfen, und dabei unbedeutend zu bleiben.  Allein darin finde ich Freude, Inhalt und Zufriedenheit. Ich möchte nie woanders sein, weil ich dann vielleicht gezwungen sein könnte, mich anderen gegenüber überlegen zu verhalten.”

 

Hören bedeutet Folgen

 

Einmal predigten Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Prabhu und sein Senior sannyāsī Gottbruder in einer Universität, wo hoch intellektuelle Professoren und Studenten sich versammelt hatten, um über die Philosophie der Gauḍīya Maṭha zu hören. Doch jedes Mal, wenn die sannyāsīs ihre Reden hielten, beharrten mehrere Professoren und Studenten: „Sie wiederholen alte Ideen. Wir haben diese Konzepte schon viele Male zuvor gehört." Obwohl die verschiedenen sannyāsīs versuchten, ihnen zu helfen, die Besonderheit des Gauḍīya Maṭha zu verstehen, behaupteten die Kritiker, ihre Philosophie sei einfach alter Wein in einer neuen Flasche.

 

Schließlich bat Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmcārī Guru Mahārāja darum, sprechen zu dürfen. Als Guru Mahārāja einwilligte, stand Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī auf und sagte: „Ich bin kein Intellektueller wie ihr gelehrten Akademiker. Ich beendete meine Bemühungen, weltliches Wissen zu erwerben, als ich in der siebten Klasse zur Gauḍīya Maṭha kam. Heute werde ich vor Ihnen allen einige Punkte vortragen, die auf dem basieren, was ich von meinen spirituellen Lehrern gelernt habe. Obwohl mein Vortrag Fehler enthalten kann, werden Sie in der Lage sein, das Wesentliche zu verstehen, wenn Sie geduldig zuhören.“

 

„Sie selbst haben bereitwillig zugegeben, dass Sie die Ansichten, die meine Gottbrüder heute hier vor Ihnen erörtert haben, bereits gehört, verstanden und im Gedächtnis behalten haben. Sie haben uns daraufhin viele Fragen gestellt, aber ich bitte Sie, sich selbst diese eine Frage zu stellen: ‘Führe ich mein Leben gemäß dieser Lehren? ’ Wenn die Antwort ein 'ja' ist, dann ist das sehr gut, sonst ist Ihr Wissen über diese Lehren nutzlos. Das bloße Auswendiglernen wird Ihnen nicht dauerhaft helfen. Auch wenn Sie aufgrund Ihrer Bildung in der Lage sind, ein ärztliches Rezept zu lesen, zu verstehen und auswendig zu lernen, wird Ihre Krankheit nicht geheilt werden, wenn Sie die Anweisungen des Rezepts zur Einnahme eines bestimmten Medikaments nicht befolgen. Andererseits wird ein Analphabet geheilt, wenn er das Rezept zu einer qualifizierten, gebildeten Person bringt, die den Inhalt des Rezepts erklären kann, und wenn er die darin verschriebene Medizin einnimmt.  Das ist das Besondere an der Gauḍīya Maṭha: Wir praktizieren, was wir lehren, und das was wir predigen ist ‘uṭho re, uṭho re bhāi, āra to’ samaya nāi— steh auf, steh auf Bruder! Wir haben keine Zeit zu verlieren. ’” „Die Professoren stimmten einmütig zu. „Sie haben die Wahrheit gesprochen", sagten sie. „Das Problem der heutigen Gesellschaft ist, dass die Menschen trotz ihres großen Wissens selten etwas von dem befolgen, was sie wissen.”

 

Die große Wirkung einer einfachen Erklärung

 

Einmal waren Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī und eine Entourage von Gottgeweihten, begleitet von Guru Mahārāja unterwegs auf einer Predigtmission nach Guwahati, Assam. Da Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī und mein Gottbruder Śrī Cintāharaṇa Pāṭagiri Prabhu Assamesen waren, beherrschten sie die Landessprache. Auf Anweisung von Guru Mahārāja trafen sich die beiden mit deśa-priya Śrī Gopīnātha Bordoloi, dem damaligen Obersten Minister von Assam, dem die Bürger des Landes sehr zugeneigt waren, und luden ihn ein zum bhāgavata-kathā von Guru Mahārāja.

 

Bei diesem Treffen forderte Śrī Bordoloi sie auf, sich und die Organisation zuerst vorzustellen und den Grund ihres Besuches zu erläutern. Nach ihrer Einführung fragte er: „Sie sind beide Assamesen. Warum haben Sie dann nicht die Prinzipien des śrī bhagavata-dharma akzeptiert, wie sie in Assam von Śrī Śaṅkara-deva, Śrī Dāmodaradeva und anderen bekannten assamesischen bhaktas gepredigt wurden? Warum haben Sie stattdessen die Lehren von Śrīman Caitanyadeva, einem Bengali, angenommen?”

 

Śrīpāda Cintāharaṇa Prabhu bat Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī freundlich Śrī Bordoloi zu antworten and Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī gehorchte: „Geehrter Herr Bordoloi, wenn Sie mir erlauben, möchte ich meiner Antwort eine Frage an Sie vorausschicken. Sie sind auch ein Assamese, und Sie gehören zu einer brāhmaṇa Familie. Warum hielten Sie es für angebracht die Oxford Universität in England zu besuchen, Engländer als Ihre Lehrer und gurus zu akzeptieren, und folgten deren Lehren, obwohl sie nach dem Stuhl sich mit Papier säubern, anstatt der korrekten Praxis zu folgen Wasser zu benutzen? Was soll ich noch mehr über ihren Mangel an Etikette sagen?“

 

„Śrī Navadvīpa-dhāma ist schon lange berühmt als das Oxford von Indien und Gelehrte, sogar aus Assam sind regelmäßig dorthin gegangen, um sich weiterzubilden. Wir verstehen daher nicht den inhärenten Fehler, wenn wir Śrī Caitanya Mahāprabhu folgen.”

 

Śrī Gopinātha Bordoloi war sprachlos. Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī und Śrīpāda Cintāharaṇa Pāṭagiri Prabhu verließen sein Büro und kehrten zurück zu Guru Mahārāja. Als sie wieder in Guru Mahārājas Quartier ankamen, waren sie sehr überrascht, Śrī Bordoloi neben Guru Mahārāja sitzen zu sehen. Es wurde ihnen klar, dass er mit dem Auto gekommen war, während sie mit der rikśaw unterwegs waren. Dieses Spiel illustriert den überzeugenden Effekt, den Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārīs einfache Erläuterungen nicht nur bei Śrī Gopinātha Bordoloi hatten, sondern bei vielen Leuten in der ganzen Welt.

 

Die Hartnäckigkeit seiner Schwester

 

Einmal brachte Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī Guru Mahārāja und eine Gruppe von Predigern zu dem Haus seiner Schwester Śrī Saheśvarī devī in Sārabhoga, Assam. Damals hatten die Leute von   Sārabhoga kein sehr herzliches Verhältnis zur Gauḍīya Maṭha. Kurz vorher tötete ein unwissender maṭhavāsī, ein Neuling, Śrī Erāma Pāṭhaka, den Wohltäter, der das Land für die Sārabhoga maṭha gestiftet hatte, indem er ihn mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen hatte.

 

Als die Leute im Dorf erfuhren, dass die sannyāsīs und brahmacārīs der Gauḍīya Maṭha gekommen sind, um zu predigen, protestierten sie heftig. „Wir lehnen es ab, sie hier predigen zu lassen!” riefen sie. „Wir werden ihnen den Aufenthalt in diesem Dorf nicht leicht machen.”

 

Śrī Saheśvarī devī antwortete den Dorfbewohnern: „Sollte aufgrund der Handlung eines skrupellosen Mitgliedes die Reputation der gesamten Institution der Gauḍīya Maṭha verderben? Von welchem Unglück wurden wir befallen, dass wir einen sādhu ablehnen, der in unser Haus kommt? Haben uns unsere Eltern dieses Verhalten beigebracht? Wenn Ihr diese sādhus kritisieren wollt, dann müsst Ihr zuerst Zeit mit ihnen verbringen, ihren Zeremonien beiwohnen, ihre kīrtanas hören und mit ihnen sprechen. Andernfalls werde ich auf kein Wort von dem hören, was Ihr sagt. Es wäre schön, wenn Ihr die Verbindung zu unserer Familie aufrechterhalten würdet, aber es wird mich nicht im Geringsten stören, wenn Ihr sie abbrecht."

 

Die Dorfbewohner wurden still. Später sagte Guru Mahārāja zu Śrī Saheśvarī devī: „Wir sind wie Vögel; wenn wir hier kein Nest bauen können, dann können wir ganz leicht woanders hingehen. Aber, da du hier lebst, wäre es weise einen guten Umgang mit deinen Nachbarn zu bewahren.”

 

Als Śrī Saheśvarī devī hörte, wie Guru Mahārāja die Worte sagte: „Dann können wir ganz leicht woanders hingehen,” begann sie bitterlich zu weinen. „Wenn Ihr uns verlasst, dann werde ich bis zum Tode fasten,“ versprach sie. Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī sagte zu Guru Mahārāja: „Sie ist die Schwester von Keśava und sie ist die Tochter ihres Vaters. Du kannst dich auf ihre Entschlossenheit verlassen. Bitte bleibe hier ein paar Tage für kathā and kīrtana.”

 

Guru Mahārāja folgte dem Rat von Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī und blieb ein paar Tage, an denen etwas Erstaunliches geschah. Śrī Kamalākānta, derjenige der den Widerstand verursacht hatte, nahm Einweihung von Guru Mahārāja gemeinsam mit seinen beiden Ehefrauen.

 

Später, nach Śrīla Prabhupādas Verscheiden, wenn Guru Mahārāja und seine Gruppe von Predigern kamen, hielten sie sich in Sārabhoga auf und nicht in der Niederlassung der Śrī Gauḍīya Maṭha, da sich die dortige Leitung zum Nachteil verändert hatte. Stattdessen wohnten sie im Haus von Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārīs Familie, und Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārīs Mutter, eine im festen Dienst verankerte Gottgeweihte, bereitete während ihrer Besuche mit Freude köstliches prasāda für alle Gottgeweihten zu.

 

Vergnügen und Nahrung: zwei Aspekte des Dienstes

 

Einmal kochte ich unter der Anleitung von Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī im Śrī Ananta-vāsudeva Tempel in Kālnā. Zu der Zeit stand der Tempel unter der Obhut von Śrī Śrīmad Bhakti Pramoda Purī Gosvāmī Mahārāja. Im Laufe des Kochens hatte ich vergessen, ob ich schon Salz in das Gemüse gestreut hatte oder nicht. Als ich Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī davon informierte, sagte er: „Ich kann an dem Dampf, der aus dem Topf aufsteigt, erkennen, ob du Salz hinzugefügt hast oder nicht." Und tatsächlich, als er den Dampf aus der Ferne sah, sagte er: „Nein, du hast noch kein Salz hinzugegeben."

 

Er gab mir folgende Ratschläge zum Kochen: „Wenn du einmal zu viel Kurkuma in das Essen gibst, dann lege ein paar Kürbis- oder Gurkenblätter in den Topf, die das überschüssige Kurkuma aufsaugen. Und wenn du einmal zu viel Salz nimmst, dann wird ein Teigballen das Salz aufnehmen." Er erzählte mir noch viele weitere Dinge über das Kochen, unter anderem, wie man große Mengen in kurzer Zeit kochen kann.

 

Er erzählte mir: „Kochen ist Śrīmatī Rādhārāṇīs Dienst, und Sie bringt Śrī Kṛṣṇa immer neue Speisen dar. Obwohl Śrī Durvāsā Ṛṣi ihr einen Segen gab, durch den alles, was sie kochte, wie Nektar sein würde, vertieft sie sich immer noch voll und ganz in das Kochen, wie sie es auch bei allen anderen Diensten tut, die sie ausführt. Außerdem denkt Sie darüber nach, was das Beste für Kṛṣṇa ist. Sie überlegt nicht nur, ob Kṛṣṇa ein Gericht schmackhaft finden wird, sondern auch, ob es Ihn nährt. In einer ähnlichen Stimmung schickte Śrī Rāghava Paṇḍitas Schwester, Śrī Damayantī, medizinische Präparate für Śrīman Mahāprabhu nach Purī, die ihm Linderung verschaffen würden, falls Er unter Übersäuerung oder Magenschmerzen litt.“

 

„In unserem bedingten Zustand, kennen wir den Geschmack von Śrī Kṛṣṇa oder Śrīman Mahāprabhu nicht, wir haben auch keine Ahnung welche Speisen nahrhaft für sie sind. Trotzdem haben wir gehört, dass Bhagavān Speisen durch die Münder Seiner Geweihten akzeptiert.  Mit diesen Gedanken sollten wir bei der Zubereitung ihrer Mahlzeiten besonders darauf achten, was für sie am vorteilhaftesten ist. Wenn wir für sie kochen, müssen wir unsere ganze Aufmerksamkeit diesem Dienst widmen.“

 

Sorge um das Wohlergehen der anderen

 

Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī tadelte einmal jemanden, den er dazu inspiriert hatte, der maṭha beizutreten. Diese Person reagierte mit folgenden Worten darauf: „Wenn du nicht so ein alter Mann wärst, dann würde ich dich packen und gewaltsam aus der maṭha werfen.” Śrīpāda Keśava Prabhu gab keine Widerrede, sondern schwieg.

 

Nachdem ich ihn immer wieder nach diesem Vorfall befragt hatte, sagte er letztendlich: „Es gibt einen himmelweiten Unterschied zwischen der Zeit, in der wir heute leben, und der von früher. Früher fühlten sich die Menschen für immer in der Schuld derer, die ihnen auch nur ein wenig geholfen hatten. Aber heutzutage schämen sich die Menschen nicht, mit denen, die ihnen geholfen haben, zu streiten und sie zu Unrecht zu beschuldigen, ganz zu schweigen von einem Hauch von Dankbarkeit. Ihre einzige Motivation für solche Streitereien ist es, Anerkennung zu erhalten und ihre egoistischen Wünsche zu erfüllen. Es gab eine Zeit, in der jeder in der maṭha, ganz zu schweigen von den Verantwortlichen, danach strebte, die Zahl der sevakas in der maṭha zu erhöhen. Aber jetzt sehen wir, dass viele von denen, die hohe Positionen innehaben, nichts dagegen haben, Gottgeweihte aus der maṭha auszuschließen.“

 

„Das erinnert mich an eine alte Geschichte,” fuhr er fort. „Ein Mann legte ein Ei, das er für ein Schildkröten Ei hielt, in einen Teich, weil Schildkröten zum Schutz des Wassers beitragen, indem sie viele verschmutzende Lebewesen fressen. Doch als das Ei schlüpfte, stellte er fest, dass es in Wirklichkeit ein Krokodil-Ei war. Er hatte nun einen Teich mit einem Krokodil, das ihn fressen wollte, denselben Menschen, der das Ei in den Teich gelegt hatte."

 

Ich sagte Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī: „Du hast sowohl Śrīla Prabhupāda als auch Guru Mahārāja so viel gedient. Du solltest niemals irgendeine Art von Unannehmlichkeit ertragen müssen. Wenn Regierungsangestellte in den Ruhestand gehen, erhalten sie eine Pension. Bhagavān ist die größte Regierung. Wie könnten diejenigen, die Ihm gedient haben, keine Pension erhalten? In dieser Welt muss ein Rentner zur Bank gehen und seine Identität nachweisen, bevor er Geld erhält. Aber Bhagavāns Geweihte erhalten ihre Rente automatisch, ohne irgendwo hingehen zu müssen. Du hast nie Geld für dich selbst gesammelt; du hast dein ganzes Leben als ein völlig entsagter Vaiṣṇava gelebt. Obwohl sie dich nie kennengelernt haben, rufen Gottgeweihte im In- und Ausland freudig aus: „Alle Ehre sei Prabhupādas Koch!", wenn sie von dir hören. Es gibt viele Menschen, die gerne spenden würden, um dir zu dienen. Kümmere dich nicht um die Handlungen oder Worte anderer. Du hast nichts zu befürchten."

 

„Das weiß ich alles sehr gut,” sagte er. „Ich mache mir keine Sorgen um meinen Lebensunterhalt.  Ich mache mir Sorgen um diejenigen, die, obwohl sie mit sādhus zusammenleben, unfähig sind, den ganzen Nutzen ihrer Gemeinschaft in Anspruch zu nehmen. Diese Menschen müssen verstehen, dass sie die Früchte ihrer Taten kosten müssen. Wohin müssen sie denn gehen, um Wandel ihres Herzens zu erfahren? Wie auch immer, ich kann nur für Bhagavān beten, ihnen Glück zu bringen. Möge Śrīla Prabhupāda seinen glücksverheißenden Blick auf uns alle richten.”

 

Vermeiden von Doppelzüngigkeit

 

Viele Gottbrüder von Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī baten ihn immer wieder sannyāsa anzunehmen, aber er pflegte immer zu sagen: „Es ist doppelzüngig und oberflächlich jemanden als sein dīkṣā-, śikṣā- oder sannyāsa-guru anzunehmen. Auch ein sannyāsa-Schüler muss die Anweisungen seines sannyāsa-gurus, einschließlich der Zurechtweisungen, mit großem Vergnügen und Eifer annehmen, denn die Schriften erklären, dass es unangemessen ist, seine gurus nicht als auf der gleichen Ebene stehend zu betrachten. Śrīla Prabhupāda ist mein dīkṣā-guru, und ich kann einfach niemand anderen auf denselben Platz setzen, den er in meinem Herzen einnimmt. Er hat gelehrt, dass es besser ist, als Tier, Vogel, Wurm, Insekt oder eine andere der Millionen von Arten zu leben, als auf Doppelzüngigkeit zurückzugreifen, wie könnte ich also sannyāsa annehmen, wenn ich nicht in der Lage bin, mein Herz jemand anderem als ihm zu schenken?

 

„Śrīla Prabhupāda hat auch gelehrt, dass die Diener von paramahaṁsa Vaiṣṇavas einfachen Herzens sind. Deshalb bete ich, dass Ihr den Mut habt und mir helft Einfachheit zu kultivieren, damit ich in diesem Leben ein wahrer Schüler von Śrīla Prabhupāda werde und so Zufriedenheit erlange. Dies wäre ein Ausdruck eurer wahren Barmherzigkeit mir gegenüber.”

 

 Schutz der japa-mālās für seine Gottbrüder und Gottschwestern

 

Wenn Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārīs Gottbrüder oder Gottschwestern diese materielle Welt verließen dann pflegte er die japa-mālās (Perlenkette, zum Chanten), die ihnen von Śrīla Prabhupāda gegeben wurde, zu übernehmen und sie sorgfältig aufzubewahren. Wann immer einer seiner Gottbrüder oder Gottschwestern, ihre japamālā verlegt oder verloren hatte, dann gab er ihnen eine von diesen mālās, die er aufbewahrt hatte. Śrīpāda Kṛṣṇakeśava Brahmacārī war nach dem Bau von Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭhas Niederlassung an Śrīla Prabhupādas Erscheinungsort in Purī so erfreut, dass er die Person segnete, die den Bau der maṭha finanzierte, Śrī Banavārī Lāla Siṁhāniyā, indem er ihm eines der mālās gab, auf denen Śrīla Prabhupāda gechantet hatte.

 

 Zum Vergnügen für Bhagavān und Seinen Geweihten lesen

 

Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī pflegte die bengalischen Übersetzungen vieler Bücher zu lesen. Ich stellte fest, dass er besonders gerne die bengalischen Versionen verschiedener Purāṇas las. Er benutze nachts nie sein Leselicht und las stattdessen lieber bei Kerzenlicht, um die anderen Gottgeweihten, die in seinem Zimmer schliefen, nicht zu stören. Er pflegte zu sagen: „Ich lese nur, um Bhagavān und Seine Gottgeweihten zu erfreuen. Wenn mein Leselicht einen Gottgeweihten von Bhagavān stört, welchen Nutzen hat dann meine Lektüre?"

 

Vergeudete Zeit ist eine verpasste Gelegenheit zu dienen.

 

Einmal erzählte jemand Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī: „Es gibt jemanden in unserem Dorf, der behauptet, nachdem er zehn Jahre lang im Himalaya gelebt hat, die mystische Fähigkeit erlangt zu haben, auf dem Wasser gehen zu können. Heute kehrt er in unser Dorf zurück, um seine außergewöhnliche neue Fähigkeit zu zeigen. Wenn du willst, dann kann ich es für dich arrangieren, dass du ihn sehen kannst.

 

Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī erwiderte: „Ich bin kein Narr und werde meine wertvolle Zeit nicht damit verschwenden, einen Verrückten sehen, der zehn Jahre seines Lebens damit zugebracht hat, die Fähigkeit zu erlangen, auf dem Wasser zu gehen. Für ein paar paisā kann man ein Boot nehmen, und wenn man in ein weit entferntes Land möchte, dann kostet ein Flugticket höchstens ein Monatsgehalt. Warum sollte man dann zehn Jahre damit verbringen, so etwas Sinnloses zu vollbringen? Diejenigen, die solche Errungenschaften anstreben, sehnen sich lediglich nach weltlichem Prestige und nach nichts anderem. Ein intelligenter Mensch sollte den wahren Wert seiner Zeit erkennen. Würde ein intelligenter Mensch jemals nach materiellem Prestige streben, wenn er wüsste, dass man seine Zeit nutzen sollte, um das zu verfolgen, was nicht durch Geld, Wohlstand, Wissen oder rituelle Praktiken erreicht werden kann?"

 

 Die Essenz steht über dem Äußeren

 

Einmal wandte sich ein eingeweihter Gottgeweihter an Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī und sagte: „Prabhu, ich habe meine gāyatri-mantras schon seit einiger Zeit nicht mehr gechantet. Ich habe gehört, dass die mantras nach drei Tagen der Vernachlässigung unwirksam werden. Ich bin nicht in der Lage, sie wieder von meinem dīkṣā-guru zu hören, denn er hat diese Welt verlassen, um sich Śrī Kṛṣṇas ewigen Spielen anzuschließen. Ich flehe dich an, mir die gāyatrī-mantras gnädig zu rezitieren."

 

Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī fragte den Gottgeweihten: „Erinnerst du dich noch an die mantras, die dein gurudeva dir gegeben hat?"

„Ja", sagte er. „Ich erinnere mich an alle mantras."

Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī sagte zu ihm: „Dann brauchst du die mantras von niemand anderem zu hören. Es ist wahr, dass es eine Form von gurur-avajña ist, seinem spirituellen Meister nicht zu gehorchen, wenn man die von śrī guru gegebenen mantras nicht rezitiert. Dennoch musst du zu den Lotosfüßen deines gurudeva um Vergebung bitten und wieder anfangen, deine mantras nach den richtigen Regeln zu chanten. Alles wird durch seine Barmherzigkeit behoben."

 

Daraufhin stellte der Gottgeweihte eine weitere Frage: „Ich habe gehört, dass ich zumindest meinen upavīta (heilige Schnur) wechseln sollte, bevor ich wieder anfange, meine mantras zu chanten. Ist das wahr?"

 

Śrī Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī antwortete: „Wenn das der Fall wäre, wären dann nicht die Frauen, die nie eine heilige Schnur erhalten haben, dem Untergang geweiht? Investiere deine Aufmerksamkeit und Energie nicht nur in äußere Aktivitäten. Suche stattdessen immer nach der Essenz und gib ihr einen größeren Wert. Wenn du reist, ist es das Wichtigste, dass du deine Fahrkarte behältst. Bahnhöfe, Mitreisende und Schaffner können dann kommen und gehen, ohne dass es eine Rolle spielt. In gleicher Weise ist deine Fahrkarte nach Goloka Vṛndāvana das mahā-mantra und bis zu einem gewissen Grad sind es auch deine gāyatrī-mantras, die indirekt das mahā-mantra unterstützen. Kümmere dich um nichts anderes. Kein Hindernis kann dich beeinträchtigen, wenn du unter richtiger Führung vollständige Zuflucht bei śrī harināma und deinen gāyatrī-mantras nimmst."

 

Der transzendentale Beamte

 

Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Prabhu lebte ungefähr zehn Jahre lang in Śrī Jagannātha Purī bevor er diese Welt verließ. Wann immer ich Purī besuchte, pflegte er seine Schachtel zu öffnen und sie vor mir zu stellen. Dann sagte er: „Zähle wie viel Geld darin ist.” Dann zählte ich das Geld und teilte ihm die Summe mit. Er sagte dann oft: „Ich muss auf jeden Fall den Bewohnern der maṭha Jagannātha prasāda anbieten. Außerdem möchte ich, dass du so viele paṇḍās aus Śrī Jagannātha Mandira einlädst, wie wir aufnehmen können, damit auch sie daran teilnehmen können.”

 

Dementsprechend besorgte ich Jagannātha prasāda und lud die paṇḍās ein. Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Prabhu war deshalb sehr erfreut und sagte: „Bhakata sevā parama siddhi prema-latikāra mūla - den Gottgeweihten zu dienen ist die größte Vollkommenheit und die Wurzel der Kletterpflanze der göttlichen Liebe."

 

Er erklärte auch: „Wenn Gottgeweihte mir Spenden darbringen, tun sie dies mit der Absicht, den Vaiṣṇavas zu dienen. Wenn ich meine Verantwortung, ihre Spenden im Dienst zu verwenden, richtig erfülle, werde ich ein Empfänger von Bhagavāns Gnade, und die Spender werden spirituell begünstigt. Ich bin wie ein Bankkassierer oder ein Bahnangestellter bei der Auskunft, der mit dem Geld der Leute zu tun hat, aber nicht direkt von ihnen bezahlt wird. Es ist die Bank oder die Bahnverwaltung, die für sein Gehalt zuständig sind, weil er die Verantwortung übernimmt, dass die Kunden bequem ihr Geld ein- oder auszahlen können, oder dass sie die Zeiten der Züge erfahren.”

 

Die Vorbereitung seines Verscheidens

 

In dem Jahr, das zu seinem Verscheiden führte, pflegte Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī ständig so laut er konnte folgenden Vers ausrufen:

 

labdhvā sudurlabham idaṁ bahu-sambhavānte

 mānuṣyam arthadam anityam apīha dhīraḥ

 tūrṇaṁ yateta na pated anumṛtyu yāvan

 niḥśreyasāya viṣayaḥ khalu sarvataḥ syāt

 Śrīmad-Bhāgavatam (11.9.29)

 

Wir haben dieses Leben nach zahllosen Geburten erlangt, und obwohl es zeitweilig ist, gibt es ein Ziel in dieser Welt. Daher muss ein weiser Mensch, solange er noch nicht tot ist, rasch danach streben, die endgültige Befreiung zu erlangen, denn Vergnügen kann man immer in allen Lebensformen haben.

kṛṣṇa tvadīya-pada-pańkaja-pañjarāntam

adyaiva me viśatu mānasa-rāja-haṁsaḥ

prāṇa-prayāṇa-samaye kapha-vāta-pittaiḥ

kaṇṭhāvarodhana-vidhau smaraṇaṁ kutas te

 Mukunda-mālā-stotra (33)

 

Oh Kṛṣṇa, möge der königliche Schwan, der mein Geist ist, sich in diesem Augenblick an den Stängeln der Lotosblumen, Deine Füße, versenken. Wie sonst könnte ich mich bei meinem letzten Atemzug an Dich erinnern, wenn meine Kehle durch Luft, Galle und Schleim verengt ist?

 

Ein ācārya im wahrsten Sinne

 

Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Brahmacārī führte ein einfaches und bescheidenes Leben. Die einzigen Dinge, die er nach seinem Fortgehen zurückließ, bestanden aus ein paar Büchern, zwei Garnituren Kleidung und eine unerhebliche Summe Geldes. Alles wurde in einer kleinen Schachtel aufbewahrt, die einzige Schachtel, die er besaß. Obwohl er niemals äußerlich die Rolle des ācārya einnahm oder mantra-dīkṣā gab, hielt er sich an die folgenden Worte der Schriften und bestärkte dadurch viele Gottgeweihte, dasselbe zu tun:

 

ācinoti yaḥ śāstrārthaṁ

 ācare sthāpayatya ‘pi

svayaṁ ācarati yasmad

ācāryas tena kīrtitaḥ

Vayu Purāṇa

 

Ein Mensch, der die Bedeutung der Schriften begreift und durch seine Worte und sein Verhalten andere in diese Grundlagen einführt, erlangt Ruhm als ācārya.

 

Obwohl er niemals etwas für sich selbst ansammelte, mangelte es ihm niemals an etwas in seinem Dienst. Als er diese Welt verließ, am Tag des Yoginī Ekādaśī, gaben mir viele Gottgeweihte Spenden, um sein virahamahotsava zu organisieren. So wie er in der Vergangenheit erfreut war, wenn den maṭhavāsīs und den paṇḍās Jagannātha-devas prasāda darbrachte, so lud ich alle Gauḍīya Maṭha-Anhänger in Śrī Jagannātha Purī und zahlreiche paṇḍās am Tag seiner viraha-mahotsava ein und verteilte Jagannātha prasāda an sie.

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derharmonist.de
2024
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