16. Sri Caitanya genießt den Reis von Suklambara

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Alle Ehre sei Śrī Gauracandra, der Höchste Herr der Herren. Alle Ehre sei den geliebten Geweihten von Śrī Viśvambhara! 

Śrī Viśvambhara ist gerade dabei mit Seinen Gefährten Seine saṅkīrtana Bewegung in Navadvīpa vollständig zu manifestieren. Ganze Nächte vergehen mit Tanzen und kīrtana hinter verschlossenen Türen, weil solche Spiele nicht für die gewöhnlichen materialistischen Menschen gedacht sind. 

Eines Tages, in Śrīvāsa Paṇḍitas Haus, tanzte der Herr ganz in sich versunken. Von jedem unbemerkt, versteckte sich Śrīvāsas Schwiegermutter hinter den Körben in einer Ecke des Raumes. Doch was nützen solche Versteckspiele? Wenn es innerlich an hingebungsvollen Gefühlen mangelt, wird man nicht das Glück haben, den ekstatischen Tanz des Herrn zu sehen. 

Während des Tanzens wies der Herr immer wieder darauf hin: "Warum spüre ich heute nicht die übliche Beschwingtheit? Der Herr, die Überseele, die in jedem Herzen wohnt, wusste alles, aber Er enthüllte nichts und gab Unwissenheit vor. 

Er sagte während Seines Tanzens: „Ich habe heute kein Vergnügen. Versteckt sich heute irgendjemand in diesem Raum?“ 

Śrīvāsa Paṇḍita suchte im ganzen Haus nach Fremden, aber er konnte niemanden finden und teilte dies dem Herrn mit. Die Geweihten setzten den kīrtana fort, aber der Herr spürte dasselbe wie zuvor. Er hörte wieder auf. „Ich spüre immer noch nicht die übliche Ekstase. Vielleicht ist das der Wunsch Kṛṣṇas.“ 

Die Geweihten wurden in einen Strudel mentaler Agonie geworfen. Sie sprachen zueinander: „Es ist niemand anderer hier, außer wir. Wahrscheinlich, weil wir ein Vergehen begangen haben, kann der Herr heute an Seinen Tanz keinen Gefallen finden.“ 

Śrīvāsa Paṇḍita suchte wieder und wieder und letztendlich entdeckte er seine Schwiegermutter, die sich hinter den Körben versteckt hatte. Śrīvāsa Paṇḍita ist eine nüchterne Person und immer vertieft in liebende Hingabe. Er ist niemals stolz oder mürrisch, aber jetzt begann er zu zittern, als er sich Viśvambharas Missfallen vor Augen führte. Er befahl, dass seine Mutter an den Haaren weggebracht werden sollte. Dies wurde fast sofort und ohne das Wissen von irgendjemanden durchgeführt und Viśvambhara begann wie sonst die Ekstase in Seinem Tanz zu spüren. Er sagte: „Nun kann Ich Ekstase spüren.“ Śrīvāsa Paṇḍita war sehr glücklich das zu hören und lachend nahm er an den kīrtana teil. 

Der kīrtana nahm an Schwung auf und zeigte die jubelnde Antwort der Gottgeweihten, alle lachten und tanzten. Lord Caitanya tanzte in göttlicher Freude und Nityānanda tanzte um Ihn herum. 

Śrī Caitanyas Spiele sind nicht für jeden sichtbar, nur die glücklichen Seelen, die die besondere Barmherzigkeit des Herrn empfangen, können sie sehen. 

Zu einer anderen Gelegenheit, hörte Lord Caitanya plötzlich auf zu tanzen und blickte unzufrieden auf Sich Selbst. „Ich spüre heute keine Freude beim Tanzen. Ich weiß nicht welche Vergehen ich gegen einen Vaiṣṇava begangen habe.“ Alle hörten auf und wunderten sich, was schiefgelaufen war. 

Dieser Vorfall ist eigentlich die Folge von etwas, das früher geschehen war. Advaita Ācārya ist von Natur aus ein Geweihter von Lord Caitanya in der Stimmung des Dienens. Wenn Lord Caitanya auf dem Thron von Lord Viṣṇu sitzt, dann legt Er Seine Füße auf Advaitas Kopf. Zusätzlich, wenn der Herr Seine Macht und Seine Grandeur zeigt, wird Advaita Ācārya von der Glückseligkeit davongetragen. Wenn der Herr sagt: „Oh Nāḍā ! Du bist Mein Diener,“ dann geht Advaita Ācārya in den Ozean der Glückseligkeit ein. 

Lord Caitanyas Natur und Stellung sind unvorstellbar und kann nicht verstanden werden. In einen Moment ist Er der Höchste Autokrat und im nächsten Moment, greift Er nach den Füßen der Vaiṣṇavas um sie zu umarmen. 

Der Herr rief in großer Demut. „Oh Kṛṣṇa, Mein liebster Herr, Du bist Mein Leben!“ Der Herr weinte auf solch mitleiderregende Weise, dass sogar Herzen aus Stein vor Erbarmen schmolzen. Der Herr manifestierte ständig diese hingebungsvollen Gemütsstimmungen des Dienens. Vor allen legte Er die allmächtige Haltung des Höchsten Herrn ab und indem er im Widerspruch zur Natur Seines allwissenden Selbst handelte, fragte Er: „Habe Ich etwas aus Mangel an Beherrschung und aus Rastlosigkeit des Geistes gemacht? Wenn es so ist, warum wurde Ich nicht sofort getötet? Kṛṣṇa ist Mein Leben und meine Seele, Kṛṣṇa ist Mein Ziel und ihr seid Meine Brüder und Freunde, Leben für Leben. Hingebungsvoller Dienst ist das letztendliche Ziel, bitte setzt dieses Vertrauen in Mich, sonst werde ich unberechenbar.“ 

Alle Geweihten waren bestürzt und bekamen Angst. Niemand konnte den Worten des Herrn widersprechen. Zu anderen Zeiten, wenn der Herr in Seiner omnipotenten Gemütsstimmung war, befahl Er den Geweihten Seine Lotosfüße zu berühren. Jetzt jedoch, als Er die Gemütsstimmung eines Geweihten von Lord Kṛṣṇa spürte, nahm Er den Staub von den Füßen der Vaiṣṇavas und brachte ihnen Achtung dar. Die Geweihten waren dadurch sehr in ihrem Inneren verletzt und um ihnen ihre Qualen zu nehmen, umarmte der Herr sie. 

In solchen Gemütsstimmungen achtete der Herr Advaita Ācārya als 'guru'. Das verursachte Advaita jedoch sehr viel Schmerz. Obwohl Advaitas einziger Wunsch war, zu dienen, empfand der Ācārya es als sehr schwer dem Herrn zu dienen, da der Herr es nicht erlaubte. Nun betrachtete der Herr Ihn zusätzlich als 'guru' und bat um den Staub Seiner Füße. 

Infolgedessen dachte Advaita Ācārya immer darüber nach, wie Er dem Herrn dienen könnte und darüber wie besonders gesegnet Er wäre, wenn Er den Staub von den Lotosfüßen des Herrn auf Seinen Kopf hätte. Aber da das unmöglich war, weil der Herr achtsam und bewusst war, wartete Advaita darauf, dass der Herr in ekstatische Trance fiel und dann, wenn Er Sich vor Ihm zu Boden warf, schmierte Er den Staub von den Lotosfüßen des Herrn auf Seinen Kopf. Er weinte während Er die Lotosfüße umfasste und badete sie mit Tränen der Liebe. Manchmal wischte und reinigte Er die Lotosfüße des Herrn auf Seinem Kopf und zu anderen Gelegenheiten, brachte Er dem Herrn vollkommene Verehrung dar. Das war für Advaita nur durch die Gnade des Herrn möglich. 

Gleichzeitig muss man verstehen, dass Advaita Ācārya der führende unter den Gefährten des Herrn ist und dass Er die Segnungen des Herrn vollständig empfing. Die Neider und Eifersüchtigen können solch wundervollen Eigenschaften in Advaita Ācārya nicht wertschätzen. 

An diesem Tag, als Lord Viśvambhara tanzte, tanzte Advaita Ācārya freudig um Ihn herum. Plötzlich auf der höchsten Stufe der spirituellen Ekstase fiel Lord Caitanya bewusstlos zu Boden. Advaita Ācārya, der die Gelegenheit erkannte, nahm den Staub von den Lotosfüßen des Herrn und schmierte ihn verstohlen auf Seinen ganzen Körper. 

Lord Caitanya stand auf und begann wieder zu tanzen. Er spürte jedoch nicht die übliche Begeisterung. „Warum offenbart Mir Mein Herz nicht den Grund für Meine Unzufriedenheit? Wen habe ich beleidigt, dass Ich ohne Freude sein muss? Welcher Dieb hat sie mir gestohlen, so dass Ich nicht in sorgloser Ekstase tanzen kann? Hat jemand den Staub von Meinen Füßen genommen? Sprecht bitte die Wahrheit, macht euch keine Sorgen, ihr habt Mein Versprechen, dass nichts geschehen wird.“ 

Als die Geweihten Lord Caitanya hörten, der die allwissende Überseele im Herzen eines jeden ist, blieben sie aus Angst ganz still. Auf der einen Seite fürchteten sie sich vor Advaita Ācārya auf der anderen Seite, wenn sie nicht die Wahrheit sprachen, kam für sie das Jüngste Gericht. Advaita Ācārya, der dieses Dilemma erkannte, sprach offen heraus. 

Mit gefalteten Händen sagte Advaita Ācārya: „Mein lieber Lord Caitanya, wenn ein Dieb den Schatz, den Er sucht, nicht haben kann, weil der Meister wach und unwillig ist, muss der Dieb ihn stehlen, während der Meister nicht sehen oder es wissen kann. Ich habe den Staub von Deinen Lotosfüßen gestohlen; bitte sei gütig und vergib Mir dieses Vergehen. Wenn Dich Mein Herr, dies unzufrieden macht, werde Ich es nie wieder tun.“ 

Lord Caitanya wurde von den Worten Ācāryas wütend und unter dem Vorwand zorniger Worte, offenbarte Er die transzendentalen Eigenschaften von Advaita Ācārya. „Sogar nachdem Du die gesamte kosmische Schöpfung vernichtet hast, spürtest Du keinen Hauch von Reue. Nach dieser vollständigen Zerstörung, bin nur Ich übriggeblieben, aber es sieht so aus, als wärest Du erst fertig, wenn Du auch Mich zugrunde gerichtet hast. Mit Deinem Dreizack vernichtest Du nicht die Weisen, die Einsiedler, Yogis und Philosophen. Diejenigen jedoch, die zu Dir kommen und demütig Deine Gnade suchen, richtest Du zugrunde indem Du ihre Füße umfasst.“ 

„Ich bin nur ein Vaiṣṇava aus Vṛndāvana, Mathurā (bezogen auf Sich selbst als Kṛṣṇa) und Ich bin gekommen, um Deinen Lotosfüßen Achtung zu erweisen. 

Ein Mensch, der Deine Lotosfüße sieht, sollte mehr Anhaftung an Lord Viṣṇu entwickeln, aber Du zerstörst den Grad der Hingabe was immer er auch besitzen mag. 

Du hast Meinen hingebungsvollen Reichtum reduziert, als Du den Staub Meiner Füße genommen hast.“ 

„Lord Kṛṣṇa hat Dir alle Hingabe in dieser grenzenlosen Schöpfung zuteilwerden lassen. Dennoch stiehlst Du von jemanden, der einen mageren Anteil hat. Du hast kein Mitgefühl. Wenn es darum geht, die Hingabe von jemanden zu zerstören, dann bist Du herzlos.“ 

Der Herr sprach unter dem Vorwand zornig zu sein, die Wahrheit über Advaita Ācāryas transzendentalen Charakter und die Geweihten erfreuten sich an dem Spaß. Der Herr fuhr fort: „Du hast gestohlen und Du glaubst, dass ich nicht fähig bin dasselbe zu tun? Warte nur und siehe wie man von einem Dieb stiehlt.“ 

Der Herr umarmte Advaita Ācārya, fing Seine Füße und schmierte den Staub von Seinen Füßen lachend auf Seinen Körper. Advaita Ācāryas Stärke war nicht zu vergleichen mit dem löwenhaften Lord Gaurasundara, als der Herr seine Füße nahm und sie auf seinen Kopf rieb. Dann setzte Er Ācāryas Füße auf Seine Brust und sagte: „Nun siehe, wie ich den Dieb auf meinen Schoß gebunden habe. Du hast versucht viele viele Male von Mir zu stehlen, jedes Mal ein wenig, aber Ich habe Dir alles auf einmal abgenommen.“ 

Advaita Ācārya sagte: „Mein Herr, was immer Du sagst, ist wahr. Du bist der wahre Eigentümer von allem und Ich bin eine unwissende Person. Alles gehört Dir: Mein Leben, Meine Intelligenz, Geist und Körper. Wer könnte Mich beschützen, wenn Du Dich entscheidest Mich zu vernichten oder zu bestrafen?“ 

„Du bist spendest die Freude und Du bestrafst auch. Als Nārada Muni nach Dvārakā reiste, um an Deinen Lotosfüßen zu beten, nahmst Du im Gegenzug den Staub seiner Lotosfüße. Wenn Du Deinen Eigenen Geweihten zugrunde zu richten möchtest, was kann dann der Geweihte tun? Du solltest den Geweihten erlauben, den Staub von Deinen Lotosfüßen zu nehmen, aber das kommt nie vor.“ 

„Wer kann sich Deinen Anweisungen in dieser Sache widersetzen? Du handelst auf diese Weise und Deine Allmacht steht außer Frage. Wie auch immer, Du mögest Vergnügen aus Deinen Handlungen ziehen, aber sie vernichten Mich gewiss. Dennoch gehört dieser Körper letztendlich Dir, also kannst Du machen, was Du wünscht, Du kannst diesen Körper erhalten oder vernichten.“ 

Lord Viśvambhara erwiderte: „Ich diene Deinen Füßen, seit Du der Hüter des Lagerhauses für den hingebungsvollen Dienst bist. Indem man den Staub Deiner Füße auf den ganzen Körper schmiert, erlangt man kṛṣṇa-prema. Immer verteilst Du solch einen wertvollen Schatz. Wisse, dass Ich in jeder Hinsicht Dein Eigentum bin. Du kannst Mich überall verkaufen, das ist die Wahrheit.“ 

Die Geweihten staunten über die außergewöhnliche Großherzigkeit gegenüber Advaita Ācārya. Sie sagten: „Wahrlich, der Herr hat Ihn gesegnet, Er ist eine höchst erhabene Persönlichkeit. Die Barmherzigkeit, die Advaita Ācārya von Lord Caitanya empfangen hat, wird kaum von Lord Śiva erreicht und ist viel besser, als eine Million Befreiungen. Wir sind sehr von Glück begünstigt, dass wir mit so einem erhabenen Geweihten Gemeinschaft pflegen können. Lasst uns den Staub Seiner Lotosfüße überall auf unsere Körper schmieren.“ 

Nur solche, die unter den Reaktionen ihrer niedrigen und sündhaften Tätigkeiten leiden, können die Stellung von Advaita Ācārya nicht wertschätzen. Alle Handlungen solcher Persönlichkeiten sind absolut. Die Zyniker und Zweifler fallen vom Pfad der Rechtschaffenheit ab. 

Lord Viśvambhara stand auf und chantete 'Haribol! Haribol' und all die Geweihten versammelten sich um Ihn und begannen zu singen. Advaita Ācārya war von einer Woge der Ekstase überwältigt und Er begann zu tanzen. Er fuhr mit Seinen Fingern durch seinen wallenden Bart, Seine Augenbrauen waren zu einem Stirnrunzeln zusammengezogen und Er erhob Seine Stimme so laut wie ein Donnerschlag. 

Die Geweihten sangen freudig: „Jaya Kṛṣṇa, Gopāla, Govinda, Vanamālī .“ Lord Nityānanda und Lord Caitanya tanzten mit Begeisterung, Lord Nityānanda jedoch passte immer auf Lord Caitanyas Bewegungen auf. Jedes Mal wenn Lord Caitanya bewusstlos wurde und anfing zu fallen, streckte Lord Nityānanda Seine Arme aus und verhinderte, dass der Herr hinfiel. 

Lord Caitanyas endloser Tanz ist jenseits jeder Beschreibung und wenn Er sang waren Sarasvatī Devī und Lord Balarāma vereint und in den Melodien Seines Gesangs manifestiert und stellten Ihn vollkommen zufrieden. Eines nach dem anderen der unterschiedlichen ekstatischen Symptome manifestierten sich in Seinem Körper: Zittern, Weinen, Lachen, langes und schweres Atmen, Gefühle der vollkommenen Demut, Gefühle von immenser Arroganz, Verlust des Bewusstseins, usw. 

Nach einer Weile setzte Er Sich mit einem dröhnenden Lachen auf den Thron. Der Herr ließ Seine Gnade auf die verschiedenen Geweihten herabregnen, gemäß des Grades ihrer spirituellen Realisation und gleichzeitig trug Er sie hinauf auf die Wellen der großen Glückseligkeit. 

Nun hört, wie Lord Gaurāṅga Seine besondere Barmherzigkeit an Śuklāmbara Brahmācāri zeigte, ein Einwohner von Navadvīpa, der vor dem Herrn stand. Śuklāmbara war rechtschaffen und friedlich. Er führte immer seine Pflichten aus, aber niemand erkannte welch erhabener Geweihte er war. Er trug eine Stofftasche über seine Schulter und ging in der Stadt von Navadvīpa bettelnd von Haus zu Haus. Tränen strömten aus seinen Augen, als er ununterbrochen den Namen von Kṛṣṇa chantete. 

Die Leute behandelten ihn mit der üblichen Verachtung, die sie für Bettler bereithalten, aber der brāhmaṇa bettelte bei jedem, er ging sogar zu den ärmlichsten Behausungen. Am Ende des Tages bereitete er alles zu und nachdem er erst Kṛṣṇa geopfert hatte, nahm er die Überreste zu sich. Durch die Gnade des Heiligen Namen von Kṛṣṇa, spürte er nie die verzweifelte Kälte der Armut. Die Liebe Kṛṣṇas erfüllte ihn sogar noch mehr mit Glückseligkeit, als er an jede Tür ging und den heiligen Namen von Kṛṣṇa chantete. Wer sonst kann einen Geweihten von Lord Caitanya erkennen, als eine Person, die die Gnade von Lord Caitanya empfangen hat? 

Śuklāmbara, der arme und hingegebene brāhmaṇa, war genau wie Sudāmā, Kṛṣṇas Freund. Er war immer im Haus von Śrīvāsa und sah zu wie Lord Caitanya tanzte. Das war gewiss des Herrn besondere Barmherzigkeit. 

Eines Tages saß der Herr in der Stimmung des Höchsten Kontrollierenden Gottes auf dem Thron. Er sah wie Śuklāmbara Brahmācāri mit der Stofftasche, die von seiner Schulter hing, sich dem Tanz anschloss. Er tanzte mit unbeschwerter Freude; der Herr und die Geweihten erfreuten sich an seinem Anblick und lachten. Der großherzige Herr sprach Śuklāmbara liebenswürdig an und forderte ihn auf näher zu kommen. 

Der Herr sagte: „Leben für Leben bist Du Mein verarmter Geweihter, alles bringst Du Mir dar und bleibst selbst ein Bettler. Die ganze Zeit habe ich Mich nach Deinen Opfergaben gesehnt und wenn du sie Mir nicht geben willst, dann muss ich sie mir mit Gewalt holen. In Dvārakā, habe ich mir den Sack mit flachen Reis weggeschnappt, den Du versteckt hieltest. Als ich anfing davon zu essen, wollte Rukmiṇī Devī meine Hand festhalten, um Mich davon abzuhalten.“ 

Der Herr steckte dann Seine Hand in Śuklāmbaras Tasche und holte eine handvoll gesplitteten Reis heraus, steckte ihn in den Mund und kaute ihn. Śuklāmbara sagte hastig: „Oh Herr, was hast Du getan, dieser Reis ist voller gebrochener Schalen.“ Der Herr antwortete: „Mit Freude esse Ich deinen gesplitteten Reis mit Stücken darin, aber Ich werde niemals Nektar von Nicht Geweihten annehmen oder sie danach fragen.“ 

Der Herr, der das Leben und die Seele der Geweihten ist, ist völlig unabhängig und immer in der höchsten Stufe der transzendentalen Glückseligkeit versunken. Wer will Ihm verbieten von dem gesplitteten Reis zu essen? Die Geweihten staunten über das grenzenlose Mitgefühl. Sie hielten ihre Köpfe in ihren Händen und weinten heftig vor Freude. Sie spürten, dass sie solche Freundlichkeit niemals zuvor gesehen hatten und wälzten sich auf den Boden, ekstatisch und selbstvergessen. 

Die Geweihten chanteten Kṛṣṇas Heiligen Namen und begannen einen jubilierenden kīrtana. Jeder, alt und jung, stimmte mit Tränen in den Augen mit ein. Die Geweihten wollten ihre Demut und Freude zum Ausdruck bringen. Manche brachten dem Herrn ihre Ehrerbietung dar. Andere sprachen: „Oh Herr! Sei gütig und verlasse mich nie!“ 

Śuklāmbara spürte die höchste Ekstase, als er den Herrn von Vaikuṇṭha sah, wie er fröhlich an seinem geschälten Reis kaute. 

„Oh Śuklāmbara Brahmācāri, Ich wohne ewig in Deinem Herzen. Ich esse, wenn du isst und wenn du betteln gehst, ist es so, als gehe ich spazieren. Ich bin herabgekommen, um kṛṣṇa-prema zu verteilen und du bist mein ewiger Diener, Leben für Leben. Ich schenke dir jetzt liebenden hingebungsvollen Dienst, der mir sehr lieb ist.“ 

Die Vaiṣṇava Gemeinschaft begrüßte diese segensreichen Worte mit lautstarker und freudiger Zustimmung. Nur die am höchsten rechtschaffenen Seelen kennen die wahre Essenz der bettelnden Aktivitäten der Diener des Höchsten Herrn, Śrī Nārāyaṇa. Es ist ein wahres Wunder, dass der Herr der Glücksgöttin den gesplitteten Reis, der von vielen verschiedenen Häusern von einem armen brāhmaṇa erbettelt wurde, wegschnappt und aufisst. 

In den Veden hat der Herr Selbst unterwiesen, wie man Ihm Essen mit verschiedenen 'mudrās' und 'mantras' opfert, ohne diese weigert sich der Herr etwas anzunehmen. Trotzdem hat der Herr Selbst diese Regeln und Regulierungen zu Gunsten Seiner reinen Geweihten übertreten,. Das Essen von Śuklāmbaras gesplitteten Reis ist der lebendige Beweis. 

Daher ist die Schlussfolgerung, dass transzendentale Liebe die erste aller Regeln, Regulierungen und Rituale ist. Regeln und Regulierungen sind dafür gedacht dem spontanen hingebungsvollen Dienst untergeordnet und sekundär zu sein; diejenigen, die mit diesem Arrangement unzufrieden sind, werden vom Pfad der Selbstverwirklichung herabfallen. 

Śrīla Vedavyāsa erklärte in der vedischen Literatur, dass hingebungsvoller Dienst zum Transzendentalen Herrn die Basis und Quelle aller Regeln und Regulierungen ist. Wie auch immer, diese Regeln und Regulierungen sind den Bewegungen und Gemütsstimmungen der spontanen liebenden Hingabe untertan und jetzt wurde diese überlegene Stellung der spontanen liebenden Hingabe direkt von Lord Gaurāṅga begründet. Der brāhmaṇa Śuklāmbara opferte nicht freiwillig diesen Reis mit den geforderten Regulierungen und ''mudrās', dennoch aß der Herr den Reis mit eifriger Sorgfalt. 

Diejenigen Materialisten die vom Glanz des Goldes, Position und Familie geblendet wurden, können keinen Vaiṣṇava Geweihten erkennen. Lord Kṛṣṇa akzeptiert niemals die Darbringungen derer, die sich über einen Vaiṣṇava lustig gemacht haben und ihn nur als einen Einfaltspinsel ansehen. 

Im Śrīmad Bhāgavatam 4.31.21 steht geschrieben: 

Die Höchste Persönlichkeit Gottes wird den Gottgeweihten, die keine materiellen Besitztümer haben und die völlig glücklich damit sind, den hingebungsvollen Dienst des Herrn zu besitzen, sehr lieb. Tatsächlich genießt der Herr die hingebungsvollen Tätigkeiten solcher Gottgeweihten. Diejenigen, die aufgrund von materieller Bildung, Reichtum, vornehmer Herkunft und fruchtbringenden Tätigkeiten eingebildet sind, sind sehr stolz darauf, materielle Dinge zu genießen, und sie verspotten auch die Gottgeweihten. Selbst wenn solche Menschen dem Herrn Verehrung darbringen, akzeptiert der Herr sie nie. 

Die Veden verherrlichen Kṛṣṇa als das Leben der materiell Armen und hingegebenen Seelen und Lord Gaurāṅga persönlich zeigt das durch Sein Beispiel. Wenn man diese Erzählung hört, wie Lord Caitanya Śuklāmbaras Reis aß, wird man in der Tat liebende Hingabe zu Lord Caitanyas Lotosfüße erlangen. 

Lord Śrī Kṛṣṇa Caitanya und Lord Nityānanda sind mein Leben und meine Seele. Ich, Vṛndāvana dāsa, bringe dieses Lied demütig Ihren Lotosfüßen dar.

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