Es ist schmerzhaft zu sehen, wie Menschen ihre wertvolle Zeit für nichts anderes als für boshafte, unreife Kritik am Verhalten anderer verschwenden. Sie sind hervorragend darin, andere zu unterweisen. Zweifellos ist Ihr verdammter Geist dafür verantwortlich. Wenn sie aus dem Bett aufstehen, sollten sie jeden Morgen ihren ungezügelten Geist dazu bringen, dem folgenden unsterblichen Lied von Ṭhākura Bhaktivinoda zuzuhören:
bhaja re bhaja re āmāra mana ati manda
(bhaja) vraja-vane rādhā-krsna-caranāravinda
(bhaja) gaura-gadādhara advaita guru-nityānanda
(smara) śrīnivāsa haridāsa murāri mukunda
(smara) rūpa-sanātana-jīva-raghunātha-dvandva
(smara) rāghava-gopāla-bha a-svarūpa-rāmānanda
(smara) gosthi-saha karnapūra sena śivānanda
(smara) rūpānuga sādhu-jana bhajana-ānanda.
In diesem Lied wird der Geist zuallererst gebeten, Rādhā-Kṛṣṇa (in Ihrem ekstatischen Spiel) im heiligen Wald von Vraja zu verehren. In einer vergleichenden Betrachtungsweise sind die Exzellenzgrade der fünf rasas von mādhurya (Beziehung zwischen Geliebtem und Geliebter) bis śānta (dem Zustand, in dem aktiver Dienst fehlt) stufenweise niedriger. Ein Verehrer in der zuletzt genannten Position (d.h. śānta-rasa) ist weder aktiv in bhajan, Verehrung, beschäftigt noch dagegen. Er wird sich weder gegen bhajan stellen noch ihn aktiv ausführen. Nun, bhajan oder bhakti können von verschiedener Art sein. Es gibt so etwas wie michā-bhakti, falsche Hingabe, im Gegensatz zu śuddha-bhakti, reiner Hingabe. Die Anhänger von karma, die den Lehren der smṛtis (Vedische Schriften, in denen äußerlichen Regeln und Riten im Vordergrund stehen) folgen, greifen auf die erstere zurück. In Prema-bhakti-candrikā 6.18 warnt uns Ṭhākura Narottama Dāsa vor solcher falschen Hingabe, indem er sagt:
karmī, jñānī, michā-bhakta, na habe tate anurakta,
śuddha-bhajanete kara mana
„Richte deinen Geist nicht auf einen karmī, jñānī oder heuchlerischen bhakta, sondern auf reinen hingebungsvollen Dienst.“
Die Ansichten der sogenannten Sozialreformer (oder Macher der Gesellschaft) der Vergangenheit oder Gegenwart unterscheiden sich stark von den Ideen und Prinzipien der bhaktas. Die Anhänger der ersteren betätigen sich derzeit in verschiedenen Bewegungen, die auf persönliche Vorteile und selbstischen Genuss zielen. Diejenigen Aufrührer, die alle Überlegungen der Hingabe beiseite lassen, und eifrig bemüht sind, zeitweilige Vorteile zu erzielen, schaden sich nur selbst. Und ihr Versäumnis Kṛṣṇa zu dienen, der das Behältnis oder vielmehr die Verkörperung allen unendlichen und unermesslichen Nektars der Liebe, des Glücks und der Freude ist, zeugt von ihrer Unkenntnis der wahren Sicht der Dinge. Eine solche Abkehr vom Dienst zu Kṛṣṇa macht einen Menschen allmählich zu einem Verfechter von nirviśesa-vāda, der Lehre von der Unbestimmtheit oder Unpersönlichkeit der absoluten Wahrheit. Was kann bedauerlicher sein als ein solches Unglück der Menschheit? Um den oben genannten Tendenzen in uns entgegenzuwirken, sollten wir jeden Morgen singen und unserem niederträchtigen Geist raten, bhajan auszuführen, was unmöglich ist, wenn wir uns dieser Maxime nicht bewusst sind:
trinād api su-nīcena taror iva sahisnunā
amāninā māna-dena kīrtanīya sadā hari
Das bedeutet, dass hari-kīrtana unaufhörlich und mit der Demut von niedrigem Gras ausgeführt werden sollte. Was ist das Ziel unseres bhajan? Es sind nur die heiligen Füße von Rādhā-Kṛṣṇa, die frei im Wald von Vraja umherstreifen.
Und wie sollten wir uns verhalten, wenn wir bhajan halten? Mahāprabhus Rat an Śrīla Dāsa Gosvāmī [Caitanya Caritāmṛta. Antya 6.236–237] lautet in diesem Zusammenhang wie folgt:
grāmya-kathā nā śunibe, grāmya-vārtā nā kahibe
bhāla nā khāibe āra bhāla nā paribe
amānī mānada hañā krsna-nāma sadā la’be
vraje rādhā-krsna-sevā mānase karibe
“Sprich nicht über weltliche Dinge und schenke solchen Gesprächen keinerlei Beachtung. Trage keine gute Kleidung und iss kein reichhaltiges Essen. Indem du keinen Respekt erwartest und jedem Respekt erweist solltest du immer Kṛṣṇas heiligen Namen chanten und Rādhā-Kṛṣṇa im Inneren deines Geistes dienen. “
In dem oben genannten Vers sind die ersten beiden Anweisungen negativ und die verbleibenden zwei positiv. Mit vraja-seva meinte Mahāprabhu den Dienst an Kṛṣṇa von jemanden, der einen transzendentalen Körper besitzt und vollkommen selbstverwirklicht ist. Menschen, die dies nicht wissen, werden im Allgemeinen zu mentalen Spekulanten und können die Lehren der Gauḍīyā-Maṭh nicht richtig verstehen.
— Aus einem Abendvortrag in der Kolkata Gauḍīyā-Maṭh 12. Juli 1936