Die Bedeutung des Cāturmāsya-vrata

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Von Śrī Śrīmad Bhaktivedānta Vāmana Gosvāmī Mahārāja

Alle sollen Cāturmāsya-vrata einhalten

Obwohl Cāturmāsya-vrata nicht unter den vierundsechzig Gliedern im Śrī Bhakti–rasāmṛta-sindhu erwähnt wird, hielt Śrīman Mahāprabhu Persönlich Cāturmāsya-vrata ein, während er in Purī, Śrī Raṅgam, und an anderen Orten weilte, und so den Lebewesen in der Welt Unterweisungen über die Notwendigkeit übermittelte, dieses vrata zu befolgen. Es ist nicht so, dass dieses vrata nur von den Gauḍīya Vaiṣṇavas befolgt werden soll; es ist für jeden besonders glückverheißend, für karmīs, jñānīs, yogīs, und jenen, die den smārta Traditionen folgen. Obwohl dieses vrata Teil des vaidhibhakti ist, soll es mit Sicherheit von jedem im Laufe ihres sādhaka Lebens befolgt werden. Erhabene befreite Persönlichkeiten, mahā bhāgavatas und mahājanas, befolgen auch dieses Cāturmāsya-vrata mit liebevoller, intensiver Anhaftung (anurāga da sie wissen, dass es dem Vergnügen (prīti) von Bhagavān dient.)

Die Notwendigkeit und der Standard, vratas zu befolgen

Im Bhaviṣya Purāṇa, wird beschrieben

yo vinā niyamaṁ martyo vrataṁ vā japyam eva vā
cāturmāsyaṁ nayen mūrkho jīvann api mṛto hi saḥ

Mit anderen Worten: Jemand, der das Cāturmāsya-vrata ohne Regeln, Gelübde und Japa (regelmäßiges Chanten) befolgt, ist ein Narr und, obwohl er lebt, so gut wie tot. Wenn man also dieses vrata ohne Regeln, auf unregelmäßige Weise oder nach Belieben befolgt, gibt es keine Möglichkeit, daraus Glücksverheißung zu schöpfen. Die Gītā hat erklärt, dass, wenn man nicht in der Lage ist, zu entscheiden, was die eigene Pflicht ist und was nicht, dann ist die Schrift allein die einzige zuverlässige Informationsquelle (pramāṇa). Wenn der sādhaka also die Vorschriften der Heiligen Schriften übertritt oder aufgibt und nach seinen eigenen Launen handelt, wird er weder Vollkommenheit in seinem sādhana erlangen, noch wird er letztendlich das höchste Ziel erreichen.

Indifferenz gegenüber der Einhaltung von Cāturmāsya-vrata

Cāturmāsya-vrata muss gewiss von allen Menschen in den vier varṇas and āśramas befolgt werden. Weil man die Regeln für dieses uralte vrata, das in den Schriften empfohlen wird, als schwierig betrachtet wird, verschwindet allmählich aus dem Herzen der Gesellschaft, die Neigung dieses vrata zu befolgen, da die Gesellschaft auf Heiterkeit und Muße ausgerichtet ist. Heutzutage gibt jeder vor, er sei unfähig sich den Niyama (Regeln der spirituellen Praxis) zu unterwerfen, aber in Wirklichkeit ist es ihnen unbequem, und deshalb sind ihnen die vratas gleichgültig. Das ist ein großes Unglück.

Die meisten, die ein vrata einhalten, zeigen ihre Überzeugung und ihr Pflichtgefühl in Bezug auf das Befolgen von vratas, indem sie einfach das Dāmodara-vrata oder das Kārtika-vrata befolgen, das als „Kompromiss für die Unfähigen“ gilt, Cāturmāsya vollständig einzuhalten. Heutzutage gibt es außer dem Śrī Gauḍīya Vedānta Samiti nur noch wenige Orte, an denen das Cāturmāsya-vrata richtig praktiziert wird. Es ist unmöglich, Śrī Haris Liebe zu erlangen oder Ihn zu erfreuen, wenn man zu Faulheit in Seinem Dienst neigt (obwohl in der Lage ist dem vrata zu folgen) und Cāturmāsya und andere vratas, die für solche hari-sevā günstig sind, missachtet. Dies ist die besondere Anweisung aller sātvata-smṛti-Schriften.

An vielen Stellen in den vedischen Schriften, werden jene erwähnt, die Cāturmāsya befolgen und Cāturmāsya, das als Teil des ausführenden karmas bezeichnet wird. Cāturmāsya-vrata wird auch in den verschiedenen Purāṇas und denen mit ihnen verbundenen Texen erwähnt. 

Der Unterschied zwischen den pāramārthika und vyavahārika Praktizierenden

Es gibt jedoch einen Unterschied wie Himmel und Hölle zwischen den pāramārthika (Suchende nach dem höchsten transzendentalen Objekt) und dem vyavahārika (Suchende nach materiellen Belohnungen), die Cāturmāsya-vrata einhalten. Das Befolgen von Cāturmāsya-vrata der pāramārthikas ist nicht wie das des  vyavahārika Menschen, die von den Belohnungen angelockt werden, wenn sie ein vrata einhalten and die sogar viddhā (unreinen) Ekādaśī-vratas begehen, weil  sie sich selbst als die Genießer jener Ergebnisse  ansehen. Auch praktizieren die pāramārthikas nicht so wie āroha–vādīs* die nach Befreiung trachten und verschiedene Arten von Aktivitäten anrufen, um die Früchte dieser Handlungen loszuwerden, oder um den Geist reinigen. Das Ziel der pāramārthika Menschen, die Cāturmāsya-vrata folgen, ist, Hari Freude zu bereiten.

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* Diejenigen, die glauben, dass sie die spirituelle Plattform durch ihre eigenen Anstrengungen erklimmen können.

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Die Āpastamba–śrauta–sūtra sagen: “akṣayaṁ ha vai cāturmāsyayājinaḥ—diejenigen, die den Wunsch haben, einen dauernden Aufenthalt in den himmlischen Planeten zu erlangen, sollten Cāturmāsya-vrata einhalten.“ Diese und verschiedene andere Aussagen, obwohl sie für karmīs empfohlen werden, die die Ergebnisse ihrer Handlungen genießen wollen, finden im Vedānta und anderen derartigen Schriften keine Anerkennung. Śrīman Mahāprabhu sagte zu den tattva-vādīs:

 Śrīman Mahāprabhu sagte zu den tattva-vādīs:

karma-nindā, karma-tyāga—sarva–śāstre kahe
karma haite prema-bhakti kṛṣṇe kabhu nahe

Śrī Caitanya-caritāmṛta (Madhya–līlā 9.263)

Alle Heiligen Schriften verdammen karma und unterweisen uns, es zu loszulassen. Man kann niemals durch karma liebende Hingabe zu Kṛṣṇa erlangen.

Für den karmī, der nach den Ergebnissen seiner Handlungen trachtet und für den Unpersönlichkeitsanhänger, dem jñānī, ist das Befolgen von Cāturmāsya-vrata einfach ein Glied des karmas. Diese Art von Konzept und Praxis von Cāturmāsya-vrata als ein karmāṅga (Glied von karma) kann niemals zum prema–bhakti führen. Der Unterweisende aller Menschen, Śrīman Mahāprabhu, und verschiedene andere ācāryas zeigten Pastimes, in denen sie Cāturmāsya einhielten. Ist ihr Befolgen von Cāturmāsya ein Glied von karma? Was Śrī Gaurasundara und Mādhavendra Purīpāda eingehalten haben, um andere zu unterweisen, kann niemals karmāṅga sein. 

Viele unter den prākṛta-sahajiyās, die im Sumpf der unerlaubten Tätigkeit versunken sind, geben das Cāturmāsya-vrata auf, weil sie es für ein Glied des karmas halten. Sie bleiben im häuslichen Leben versunken, verkehren ständig mit ihren Frauen und Kindern und konsumieren pāna, Tabak und andere Rauschmittel. Unter dem Vorwand von prasāda-sevā frönen sie diesen sinnlichen Vergnügungen, weil sie denken, dass sie ein Glied von bhakti (bhakty-aṅga) darstellen. Ohne den Schutz des sad-guru können die prākṛta-sahajiyās den Unterschied zwischen den Gliedern von karma und den Gliedern von bhakti, zwischen dem Chanten mit Vergehen (nāmāparādha) und dem richtigen Chanten von nāma, und zwischen dem Dienst an Hari und der Sinnesbefriedigung nicht erkennen. Obwohl sie erklären, karma zu verachten, lauern in ihren Herzen Hintergedanken (anyābhilāṣa) und weil sie aufgrund eines Mangels an göttlichem Wissen, das sie von einem sad-guru erhalten haben, der transzendentalen Verwirklichung beraubt sind, lassen sie sich nur auf Betrug und abscheuliche Taten ein, im Namen, die Glieder von bhakti auszuführen.

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