Wenn man die Anweisungen des gurus nicht vollständig ausführt, kann man niemals etwas zum eigenen Wohlergehen tun, ganz zu schweigen für anderen!

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Von Śrīla Bhakti Pramode Puri Gosvāmī Maharaja

Gauḍīya  Goṣṭhī Pati Śrī Śrīla Bhakti Siddhānta Sarasvatī Gosvāmī Ṭhākura Prabhupāda pflegte zu sagen: „Wenn man beweisen will, dass ich eine viel wichtigere Persönlichkeit bin als andere Vaiṣṇavas, dann ist das überhaupt nicht bhakti, das ist nur der Beweis von abhakti.“

Den Namen des Herrn oder des spirituellen Präzeptors zu benutzen, um Geld oder Güter für den eigenen Lebensunterhalt zu beschaffen, ist ein schweres Vergehen, so als wenn man Gold von einem Brahmanen stehlen würde. Allein der Gedanke an die Schwere dieses Vergehens reicht aus, dass sich die Haare automatisch sträuben. Einige andere Beispiele für solch abscheuliche Vergehen sind, wenn man die heilige Bildgestalt des Herrn ausstellt, um so Geld zu verdienen, wenn man den Heiligen Namens des Herrn verkauft oder Geld verdient, indem man Vorträge und Diskussionen über den Heiligen Bhagavan abhält. Kurz gesagt, wenn man dem spirituellen Meister vorspielt, ihm zu dienen, aber stattdessen den Launen des Sinnesgenusses freien Lauf lässt, also den Anweisungen des spirituellen Meisters und der Vaiṣṇavas nicht folgt, nachdem man in dem Heiligen Namen eingeweiht wurde.  Dieses Verhalten kann niemals im Bereich der Spiritualität in Betracht gezogen werden. So verliert man den Anspruch, ein Schüler zu sein.

Wenn man die Anweisungen des gurus nicht vollständig ausführt, kann man niemals etwas zum eigenen Wohlergehen tun, ganz zu schweigen von anderen!

Die eigentliche Erläuterung des Wortes ‚Dienst zum guru‘ besteht darin, alle wichtigen Anweisungen des gurus aus seinen Büchern, Journalen oder Briefen zu sammeln und in der erhabenen Gemeinschaft gleichgesinnter Gottgeweihter zu versuchen, die innere Bedeutung dieser Anweisungen zu entschlüsseln. Auf diese Weise sollte man sich bemühen, den wahren Reichtum des spirituellen Meisters für sich zu gewinnen. In der Episode von Ekalavya, einem Jäger in den Annalen der Geschichte wird erzählt, dass er ein sehr großer Bogenschütze wurde, weil er einfach über den großen Dronacharya als seinen guru meditierte, aber als sein guru später von dessen erworbenen Treffsicherheit erfuhr, war er sehr unzufrieden mit Ekalavya, weil sie seinem Plan zuwiderlief. Ebenso müssen wir bei jedem Schritt erkennen, ob wir den guru mit unseren Handlungen zufriedenstellen oder nicht. ‚Dienst zum guru‘ kann nicht bedeuten, dass wir ohne jede Rücksicht nach unseren Launen handeln, unabhängig davon, ob der guru mit unserem Dienst zufrieden ist oder nicht.

Der spirituelle Meister wird niemals das unabhängige Verhalten und den Dienst eines solch arroganten Schülers akzeptieren. Der Dienst zu guru bedeutet nicht, dass man sich einen eifersüchtigen Wettbewerb mit anderen Geweihten des Herrn liefert, um des eigenen Prestiges willen, verlockt von der Begierde vielversprechende Schüler und Reichtümer im Überfluss zu erlangen. Bei der Ausführung eines echten Dienstes gibt es keinen Raum für Arroganz. Wenn die Tage vergehen, wird man immer bescheidener, Duldsamkeit und die Bereitschaft, anderen Respekt zu erweisen, nimmt zu, gleichzeitig sehnt man sich nicht mehr nach Respekt für sich selbst, und aufgrund dieser göttlichen Eigenschaften wird die Zunge auf das ständige Chanten des Heiligen Namens eingestimmt. Wenn der spirituelle Meister zufrieden ist, wird alle Vollkommenheit auf natürliche Weise erlangt.

Dann wird es keine Unterscheidung mehr zwischen dem Namen, der Form und den Eigenschaften des Herrn geben. Der Name wird in völliger Transzendenz ohne materielle Eigenschaften erkannt und er berührt nicht im Geringsten die materiellen Formen der Natur. Wenn man die zehn Vergehen vollständig vermeidet, wird sich der reine Name manifestieren, der einen befähigt, ein Empfänger der wahren Barmherzigkeit des Herrn zu werden. Aus Mitgefühl ist der spirituelle Meister aus der spirituellen Welt herabgestiegen, um diese Liebe Gottes an alle bedingten Seelen zu verteilen, und welche Mühe hat er nicht auf sich genommen, um dies zu tun! Der einzige Preis, den man zahlen muss, um diese reine Hingabe zu erhalten, ist das intensive Verlangen danach, frei von Heuchelei zu sein. Arglist kann niemals dazu beitragen, einen solchen Reichtum an Hingabe zu erlangen. Im Gegenteil, durch dieses schwere Vergehen gegen den guru kann man sich im wahrsten Sinne des Wortes der Verdammnis aussetzen. Der spirituelle Meister fließt über vor Mitgefühl und schenkt den am meisten Gefallenen, den Armen und sogar denjenigen, die keine offensichtlichen guten Eigenschaften besitzen, seine Gnade. Die einzige Bedingung für diese Barmherzigkeit ist die vollkommene Zuflucht zu seinen Lotosfüßen ohne jeden Anflug von Falschheit. In dieser Welt gibt es keinen anderen Wohltäter als den spirituellen Meister. Um diese grundlose Barmherzigkeit zu empfangen, sollten wir unser Leben der reinen Hingabe zu seinen Füßen widmen.

Jene arroganten Schüler, die glauben, sie besäßen mehr Wissen, als ihr spiritueller Meister, versuchen ihn, als Konsequenz davon, auf Tausenderlei Wegen zu korrigieren. Sie neigen dazu, die Form des Predigens und den Verhaltenskodex des spirituellen Meisters nach ihren eigenen Vorstellungen zu verändern, in der Hoffnung, dass sie von der leichtgläubigen Öffentlichkeit anerkannt werden und sie sich einen Namen machen, um so zu Ruhm zu kommen. Infolgedessen begehen sie das schwere Vergehen, den spirituellen Meister für einen gewöhnlichen Menschen zu betrachten, was nicht nur ihren eigenen Untergang, sondern auch den all ihrer vielen Anhänger zur Folge hat. Es ist mit Sicherheit  ein Vergehen, den guru als einen gewöhnlichen Menschen darzustellen; andererseits ist es ebenso ein Vergehen, einen Scharlatan als guru anzuerkennen. Unglücklicherweise gibt es in dem Rahmen, in dem solche Vergehen begangen werden, keine Möglichkeit, dem spirituellen Meister oder dem Höchsten Herrn echten Dienst zu erweisen, denn alle diese Werke zeigen lediglich die eigene Egozentrik.

Ein wichtiger Punkt in diesen Überlegungen ist, ob der spirituelle Meister meinen Dienst annehmen wird, oder angenommen hat. Wenn wir diese wesentliche Art der Unterscheidung in unserem hingebungsvollen Dienst blind ignorieren und aus fragwürdigen Motiven heraus launisch handeln, vergeuden wir unsere großen Bemühungen und unser Geld. Außerdem wird es keinen spirituellen Gewinn geben, weil man sich nur der Sinnesbefriedigung hingibt. Diejenigen, die dem unrechtmäßigen Geschlechtsleben sehr zugeneigt sind, mögen auch sehr hart arbeiten und riesige Geldsummen ausgeben, aber sie ahmen nur den Dienst eines geliebten Gefährten des spirituellen Meisters nach, aber in einem neidischen, konkurrenzbetonten Geist kann ein solcher Dienst auch nicht im Kontext von guru seva stehen. Im makellosen Dienst zu guru wird es keine Frage von Arroganz oder Eifersucht geben. Es wird nicht darum gehen, anderen irgendeine Form von Schmerz oder Bedrängnis zuzufügen. Vielmehr wird ein solcher Schüler in seinem demütigen Gemüt darüber nachdenken, ob der spirituelle Meister irgendeinen Dienst von einem törichten Menschen wie ihm annehmen wird, während er immer nach seinem Segen strebt. Es entsteht eine rastlose Sehnsucht nach dem Dienst zu Śrī Guru.

In der Tat, die Arroganz und Vorstellung, dass man selbst der Einzige ist, der weiß was Dienst ist und dass man es besser kann, als jeder andere, werden niemals entstehen. Insbesondere ist diese aufgeblasene Gemütsstimmung für die Ausführung des richtigen Dienstes zu guru nicht von Vorteil. Im Übrigen ist für jene Menschen, deren Herzen innerlich mit allen möglichen schlechten Eigenschaften wie Eifersucht, Hass oder Feindschaft verunreinigt sind, jedes noch so hingebungsvolle Gefühl, zu dem sie sich bekennen, nur eine Täuschung, denn die Göttin der Hingabe verlässt sie. Während sie diese Gnade durch Vergehen verlieren, werden sie stattdessen von intensiven Wünschen überwältigt, die materielle Natur zu genießen und auszubeuten. Um ihre leidenschaftlichen Wünsche zu mildern, werden sie eine Fassade errichten, die den Dienst zu guru, den Vaisnavas und des Höchsten Herrn darstellt und sie werden sich auch als Vaisnavas ausgeben.

Die eigentliche Wahrheit ist, dass diese sogenannten Gottgeweihten ihre Neigung zu dienen oder einen anderen Gottgeweihten zu folgen, verloren haben. Ihre nicht vorhandene Hingabe trägt zu der wahren Zerstörung einer Person bei. Vergehen gegen die Lotosfüße des guru und der Gottgeweihten wird das Herz mit Sinnesbegierden füllen, das schöne Geschlecht zu genießen und mit allen Mitteln zu Reichtum zu kommen. Ein Beiprodukt solcher ungewollten Bestrebungen wird auch der Wunsch nach Namen, Ruhm und Verehrung sein. Trotz dieser ungünstigen Strömungen wird der gefallene Gottgeweihte, der völlig in Sinnesbefriedigung verstrickt ist, nicht in der Lage sein, sein bevorstehendes Verhängnis zu ergründen. Er wird in alle möglichen plumpen Aktivitäten verwickelt werden, wobei seine heuchlerische Natur immer weiter zunehmen wird.

Ich bete nur, dass mein verehrter spiritueller Meister mich segnet und befähigt, seine göttlichen Wünsche unter der Führung seiner hingebungsvollen Anhänger zu dienen und zu erfüllen.

Das Gebet dieser demütigen Seele ist, dass ich immer in der Rolle des Dieners seines Dieners bleiben möge.

Gaura Hari Hari Bol

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