3. Sri Mahaprabhu und Sri Nityananda begegnen Sich in Navadvipa

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Alle Ehre sei Lord Viśvambhara, der allmächtige Herr aller Lebewesen! Er ist der geliebte Herr von Nityānanda Prabhu und Gadādhara Paṇḍita. Alle Ehre sei Lord Caitanya, Advaita Ācārya Prabhu und all den reinen Geweihten des Herrn, die ihn durch ihre ungeteilte Hingabe erobert haben! 

Mein lieber Lord Caitanya, ich bin eine sehr erbärmliche und jämmerliche Person, bitte erwecke in mir die Gemütsstimmung der Hingabe und erlöse mich von dem Ozean der materiellen Unwissenheit. 

Die Gottgeweihten trieben wiederholt auf den Wellen der transzendentalen Glückseligkeit und sahen die ekstatische Gemütsstimmung von Lord Caitanya. Die Geweihten Lord Caitanyas sind Ihm so lieb wie Sein eigenes Leben. Lord Caitanya chantete den Namen Kṛṣṇas und weinte bitterlich in der Trennung vom Herrn. Er umarmte Seine geliebten Geweihten, die sich um Ihn versammelten und in de ekstatische Liebe zu Kṛṣṇa weinten. 

Die Gottgeweihten, die unentwegt im hingebungsvollen Dienst beschäftigt waren, erfuhren kṛṣṇa-prema in der Gemeinschaft mit Lord Caitanya. Sogar Herzen aus Stein schmolzen bei dem Anblick der ekstatischen Manifestationen des Herrn. Die Gottgeweihten fanden kein Interesse mehr an Reichtum, Familie und Kinder. Tag und Nacht blieben sie an der Seite des Herrn und chanteten Kṛṣṇas Namen. Śrī Gauracandra vertiefte Sich vollkommen in die Liebe zu Kṛṣṇa. Er zeigte verschiedene hingebungsvolle Gemütsstimmungen und ließ Sich von den Themen der Geweihten, die sie diskutierten, inspirieren. Im hingebungsvollen Geschmack des Diensterweisens, weinte Er für Stunden, als wäre Mutter Gaṅgā aus Seinen Augen geströmt. In einer vergnügten Stimmung lachte Er dann stundenlang. Wenn Er bewusstlos wurde, blieb er für einige Stunden ohne Atem. 

In den Zeiten, wenn Er Sich Seiner Stellung als Höchste Persönlichkeit Gottes bewusstwurde, sagte Er in regelrechter Arroganz: „Ich bin Er, Ich bin Er, der Höchste Herr,“ und lachte. „Wo ist dieser alte Mann, Advaita Ācārya, derjenige, der Mich von meinem spirituellen Wohnort hierhergebracht hat? Ich werde Seinen Wunsch erfüllen und kṛṣṇa-prema in jedes Heim bringen.“ 

Im nächsten Augenblick rief der Herr; „Oh Kṛṣṇa, Oh Mein geliebter Herr!“ und weinte. Er band Seine Füße mit Seinen langen Locken. 

Einmal wiederholte Er einen śloka aus dem Śrīmad-Bhāgavatam, der von Akrūra gesprochen wurde, als er kam, um Kṛṣṇa und Balarāma nach Mathurā zu holen. Er fiel wie ein Stock zu Boden und brachte Seine Ehrerbietungen dar, als wäre Er Akrūra. In ekstatischer Trance vertieft, sprach Er: „Oh Nanda, lass uns Kṛṣṇa und Balarāma nach Mathurā mitnehmen zum großen Fest im Palast, wo sie das dhāma-yajña Opfer ausführen.“ Auf diese Weise zeigte Lord Caitanya so viele ekstatische Gemütsstimmungen. Dies versetzte alle Gottgeweihten, die dort anwesend waren, in grenzenlose Glückseligkeit. 

Eines Tages hörte der Herr das Spiel von Kṛṣṇa Seiner Inkarnation als Eber, Varāha. Brüllend eilte Er in das Haus von Murāri Gupta. Lord Caitanya empfand eine besondere Liebe für Murāri Gupta, so wie Lord Rāmacandra eine besondere Liebe zu Hanumān verspürte. Als Lord Gauracandra das Haus von Murāri Gupta erreichte, empfing Murāri Gupta den Herrn mit großem Respekte und brachte den Lotosfüßen des Herrn Ehrerbietung dar. Der Herr eilte an ihm vorbei und schrie: „Varāha, Varāha!“ 

Murāri Gupta blieb verblüfft stehen und blickte um sich. Der Herr betrat den Tempelraum von Lord Viṣṇu und sah dort in der Ecke einen wunderschönen Wassertopf. Gerade in dem Moment nahm der Herr die Form von Varāha an. Vertieft in dieser Gemütsstimmung hob Er den Wassertopf mit Seinen Hauern in die Höhe laut brüllend wie ein Eber stand Er dort mit vier Hufen. 

Der Herr befahl Murāri Gupta: „Bringe Mir Gebete dar, Murāri!“ Murāri war immer noch verblüfft. Überrascht von diesem außergewöhnlichen Anblick, bekam Er kein Wort über die Lippen. Der Herr sagte dann: „Sprich Murāri, sprich, du hast nichts zu befürchten. Kennst Du Meine höchste Identität nicht?“ 

Zitternd vor Angst, bat er den Herrn: „Oh Herr! Nur Du Selbst weißt, wie man Dich verherrlicht und Gebete darbringt. Ananta Śeṣa, der die gesamte Schöpfung auf einer einzigen Seiner Hauben trägt, hat tausend Münder manifestiert, um Dich zu verherrlichen, aber trotzdem klagt Er, dass Er keine Grenze Deiner Herrlichkeiten finden kann. Wer ist fähiger als Ananta Śeṣa, Dich zu verherrlichen? Das gesamte materielle Universum folgt den Unterweisungen der Veden und doch sind diese Veden nicht in der Lage Deine transzendentale Absolute Natur vollständig zu offenbaren. Wir haben gehört, dass es eine unbegrenzte Anzahl von Universen in dieser materiellen Schöpfung gibt und dass sie alle aus den Poren Deines transzendentalen Körpers kommen.“ 

„Du bist der völlig unabhängige Höchste Autokrat und Du bist immer glückselig. Wie ist es möglich für die begrenzte vedische Literatur die Spiele zu beschreiben, die Du ausführst, gemäß Deinem eigenen süßen Willen? Deswegen, Oh Herr, nur Du selbst kennst Dich vollkommen und andere können Dich nur erkennen, wenn Du Selbst Dich ihnen durch Deine grundlose Barmherzigkeit offenbarst. Welche Fähigkeit besitze ich, Dir Gebete darzubringen und Dich zu verherrlichen?“ Nachdem Er das gesagt hat, warf sich Murāri Gupta flach auf den Boden und brachte dem Herrn Ehrerbietung dar. 

Lord Varāha war mit Murāri Guptas Worten zufrieden. Dann brachte Er Seinen Ärger über die vedische Literatur zum Ausdruck und sprach laut: „Die Veden besitzen die Dreistigkeit zu sagen, dass ich keine Hände, keine Beine, keinen Mund und keine Augen hätte! In Kāśi lebt ein bösartiger sannyāsī, der das seinen Schülern lehrt. Dieser Schurke versucht Meine transzendentale Form zu verstümmeln. Er studiert die Veden und lehrt andere, aber er akzeptiert nicht Meine transzendentale Form. Als Ergebnis dieser Blasphemie wurde er von der gefürchteten Lepra-Krankheit befallen, aber er kann die Ursache für dieses Leiden nicht verstehen.“ 

„Ich bin der Herr aller Opfer, der Höchste Herr, Viṣṇu. Es gibt in Meiner transzendentalen Form keine Unvollkommenheiten. Lord Brahmā und Lord Śiva sind immer darin beschäftigt Meine höchste transzendentale Stellung und Natur zu verherrlichen. Eine einfache Berührung Meines Körpers kann alles spiritualisieren und läutern. Dieser Schurke ist trotzdem so unverschämt zu verkünden, dass Meine transzendentale Form nicht existent sei. Höre sorgfältig Meine Ansicht, Murāri Gupta. Ich werde dir nun das offenbaren, das sogar in den Veden unmanifestiert ist“. 

„Ich nahm die Inkarnation von Varāha an, um die materielle Welt aus den Wassern der Unwissenheit zu heben. Wisse, dass Ich das letztendliche Ziel der Veden bin. Das Ziel Meiner jetzigen Inkarnation ist, das gemeinsame Chanten des Heiligen Namens von Kṛṣṇa zu verbreiten. In dieser Inkarnation, wie in anderen Inkarnationen, werde ich die Schurken zum Schutz und zum Wohlbefinden Meiner Geweihten vernichten. Ich kann es nicht dulden, dass Meine Geweihten bedroht und gequält werden. Ich würde sogar Meinen eigenen Sohn töten, um Meine geliebten Geweihten zu beschützen. Dies ist keine Lüge, Murāri!“ 

„Höre aufmerksam zu. In Meiner Eber-Inkarnation, als Ich die Erde hochhob, wurde Mutter Erde durch Meine Berührung schwanger. Sie gebar Meinen Sohn namens Naraka, der sehr stark und kraftvoll war. Ich gab Meinem Sohn alle religiösen Unterweisungen. Er wurde ein mächtiger König und schützte pflichtbewusst die Halbgötter, brāhmaṇas, spirituellen Meister und die Gottgeweihten. Die Hand des Schicksals änderte jedoch alles. Durch den Einfluss und schlechte Gemeinschaft mit König Bāna, wurde er verbrecherisch und grausam zu den Gottgeweihten. Jede Aggression oder Gewalt gegenüber Meinen Geweihten ist für Mich vollkommen unerträglich, also tötete Ich Meinen Sohn, um Meine Geweihten zu beschützen. Ich offenbare Dir all diese vertraulichen Dinge, weil Du Mir schon seit vielen Leben dienst.“ 

Murāri Gupta war von der Anwesenheit des Herrn und Seiner Erzählung überwältigt und Er weinte vor Freude. Alle Ehre sei Śrī Gauracandra und Śrī Murāri Gupta! Alle Ehre sei Varāhadeva, den Beschützer Seiner Geweihten! 

Auf diese Weise ging Lord Caitanya in die Häuser aller Seiner Geweihten und durch Seine grundlose Barmherzigkeit offenbarte Er Ihnen Seine wahre Höchste Identität. Die Geweihten und Diener erkannten ihren Höchsten Herrn und ihre Herzen waren mit ekstatischer Glückseligkeit erfüllt. Nun wurden sie furchtlos und kümmerten sich nicht mehr um die Atheisten. Sie gingen überall hin, zu allen öffentlichen Plätzen und chanteten laut Kṛṣṇas Namen. Tag und Nacht verbrachten die Geweihten ihre Zeit mit dem Herrn und gemeinsam chanteten und sangen sie Lord Kṛṣṇas Heiligen Namen. 

Nur Lord Nityānanda Prabhu fehlte und das machte Lord Gauracandra traurig. Lord Viśvambahara dachte ständig an Lord Nityānanda. Seine Trennung von Ihm wurde dem Herrn unerträglich. Lord Viśvambahara wusste, dass Lord Nityānanda der Höchste Herr, Ananta Vasudeva ist. Ich möchte mir dieses Mal die Zeit nehmen, einige transzendentale Tatsachen über Lord Nityānandas Geburt, Aktivitäten und so weiter, beschreiben. 

Der Höchste Herr, Nityānanda Prabhu wurde in dem Dorf Ekacakra in Rāḍhadeśa geboren. Śrī Nityānanda, der Lord Haladhara, Balarāma ist, verehrte Lord Mauḍeśvara, Lord Śiva, in der Form Seines liṅga. Dieser Tempel liegt in der Nähe des Geburtsortes des Herrn. 

Lord Nityānandas Eltern waren außerordentlich fromm. Sein Vater, Hāḍāi Paṇḍita war ein sehr gelehrter brāhmaṇa, voller Mitgefühl und dem materiellen Leben entsagt. Seine Mutter, Śrīmatī Padmāvatī war eine sehr fromme und keusche Frau. Sie war eine große Gottgeweihte und die Universale Mutter. Lord Nityānanda Rāya war der älteste Sohn der Familie. Jeder wurde von Seinem guten Aussehen eingenommen. Ich habe schon in einem früheren Teil des Buches in allen Einzelheiten die Spiele Seiner Kindheit beschrieben. Jetzt möchte ich nur ein paar Skizzen abgeben, sonst wird das Buch zu umfangreich. 

Lord Nityānanda verbrachte einige Jahre im Haus von Hāḍāi Paṇḍita und vollführte dort Seine Kindheitsspiele. Der Herr entschied Sich Sein Heim zu verlassen, aber Er konnte die Bande Seiner Zuneigung für Seine Mutter nicht durchtrennen und wollte sie aber auch nicht leiden sehen. Die Eltern konnten keinen Augenblick leben, ohne Lord Nityānanda zu sehen. Wenn Nitāis Mutter und Vater Ihn nur für einen Moment aus den Augen verloren, dann kam es ihnen wie ein yuga vor. 

Hāḍāi Paṇḍita ging nie ohne seinen Sohn irgendwohin. Wenn Hāḍāi Paṇḍita seiner Arbeit nachging, wie, auf die Felder zu gehen, sich um die Pilger zu kümmern oder seinen Einkauf zu erledigen, begleitete ihn Lord Nityānanda überall hin. Sollte der Herr durch Zufall hinter Hāḍāi Paṇḍita zurückbleiben, sah sich Sein ängstlicher Vater häufig um, ob der Herr ihm weiterhin nachfolgte oder nicht. 

Die Eltern umarmten und liebkosten Ihn oft und der weiche Körper des Herrn, der wie Butter war, verschmolz mit den Körpern Seiner Eltern. Hāḍāi Paṇḍita liebte Nityānanda mehr als sein eigenes Leben. Der Höchste Herr ist die Überseele, deswegen kannte Er alle Wünsche Seines Vaters und deshalb blieb Er im Haus, um Seinen Vater glücklich zu machen. 

Durch die Fügung Gottes besuchte eines Tages ein sannyāsī mit einem göttlichen Aussehen das Haus von Nityānanda. Hāḍāi Paṇḍita hieß ihn Willkommen und kümmerte sich sehr freundlich und mit großer Freude um ihn. Lord Nityānandas Vater verbrachte die ganze Nacht mit dem sannyāsī; sie sprachen über Kṛṣṇa und Seine Spiele. Als der sannyāsī sich am nächsten Morgen zur Abreise bereit machte, fragte er Nityānandas Vater: „Ich habe noch eine Bitte.“ Hāḍāi Paṇḍita antwortete: „Was immer du wünscht, es möge dir erfüllt sein.“ Der sannyāsī sagte: „Ich bin auf einer Pilgerreise, aber ich habe keinen guten brāhmaṇa zur Begleitung an meiner Seite. Gib mir deinen ältesten Sohn für ein paar Tage, um mein Gefährte zu sein. Ich werde Ihn mit meinem Leben beschützen und auf ihn aufpassen; und dein Sohn hat auch die Möglichkeit etwas über die vielen Pilgerorte zu erfahren, die wir besuchen.“ 

Die Worte des sannyāsīs beunruhigten Hāḍāi Paṇḍita sehr, der ein reiner und frommer brāhmaṇa war. Von Sorgen geplagt wurde er schwach und dachte: „Dieser sannyāsī hat mich um mein Leben selbst, meinen Sohn, gebeten und ich habe das Gefühl, wenn ich seinen Wunsch zurückweise, werde ich ruiniert sein. Große Persönlichkeiten haben schon früher ihr Leben geopfert, um den Wunsch eines Weisen oder Entsagten zu erfüllen. In den Purāṇas lesen wir, dass der Vater von Lord Rāmacandra, Daśaratha, seinen Sohn mehr liebte, als sein eigen Selbst. Eines Tages bat der Weise Viśvāmitra, dass Daśaratha seinem Sohn erlauben soll, mit ihm zu gehen. Es war für Daśaratha sehr schmerzhaft von seinem Sohn, Lord Rāmacandra, getrennt zu werden, aber er lehnte es nicht ab. Ich habe das Gefühl, ich befinde mich in derselben misslichen Lage. Oh, Lord Kṛṣṇa bitte führe mich und beschütze mich in diesem Dilemma! Durch göttliche Fügung muss ich die Stellung von Daśaratha einnehmen und mein Sohn nimmt die Position von Lord Rāmacandra ein, warum sonst geschieht das alles mit meinem Sohn? Außerdem scheint es, dass Nitāi einen Hauch von materieller Entsagung zeigt. 

Hāḍāi Paṇḍita ging hinein um seine Frau um Rat zu fragen. Die keusche Padmāvatī, die Universale Mutter, hörte alles von Hāḍāi Paṇḍita. „Was immer du entscheidest, mein Herr, ist auch meine Entscheidung.“ Hāḍāi Paṇḍita kehrte zu dem sannyāsī zurück und gab seinen Sohn in dessen Obhut und stand dort niedergeschlagen mit hängendem Kopf. Lord Nityānanda ging mit dem sannyāsī fort. Auf diese Weise war Lord Nityānanda in der Lage das Haus zu verlassen. 

Sobald Lord Nityānanda gegangen war, brach Hāḍāi Paṇḍita bewusstlos zusammen. Er weinte bitterlich in Trennung von seinem geliebten Sohn und Herrn. Seine bemitleidenswerten Schreie konnten sogar ein Herz aus Stein zum Schmelzen bringen. Überwältigt von heftiger Liebe in Trennung vom Herrn erschien es, als befände sich Hāḍāi Paṇḍita in einen Zustand des totalen Schocks. Er bewegte sich hier und da, wie eine Statue. Die Leute sagten: „Hādai Pandita ist verrückt geworden.“ Hāḍāi Paṇḍita nahm drei Monate lang kein Essen zu sich. Jedoch starb er nicht wie gewöhnliche Menschen gestorben wären und er zehrte auch nicht aus. Er blieb durch seine Anhaftung zum Höchsten Herrn am Leben. 

In diesem Zusammenhang mag jemand die Frage stellen, weshalb der Herr Sein Haus verließ, wo Er doch dort so geliebt wurde. Die richtige Antwort zu dieser Frage ist, dass Lord Viṣṇu und Seine Geweihten, die Vaiṣṇavas, unbegrenzte Energien besitzen, und von daher sind ihre Aktivitäten unbegreiflich. 

Lord Kapila, erfüllt mit transzendentalem Wissen, verließ Sein Heim und Seine verwitwete Mutter um die gesamte Schöpfung zu retten. Śrīla Śukadeva Gosvāmī verließ Sein Heim und Seinen Vater, der niemand anderes war, als der große Vaiṣṇava Vyāsadeva ohne auch nur einmal zurückzublicken oder sich nur einmal umzudrehen. 

Sogar eine wundervolle und liebende Mutter wie Śacī musste ihren Sohn, der das Kronjuwel der sannyāsīs wurde, verlieren. Er ließ sie allein. Entsagung auf der spirituellen Ebene ist nicht wie gewöhnliche Entsagung. Wer kann diese Bedeutung verstehen? Der Herr vollführt solche Spiele für die Befreiung aller Lebewesen. Dies ist die unvergleichliche Barmherzigkeit des Herrn. Die bewegende Geschichte, wie König Daśaratha von Seinem liebsten Sohn, Lord Rāmacandra, getrennt wurde und er in den Wald ging, würde sogar Tränen in die Augen der Fleischesser treiben.  

Nachdem Lord Nityānanda Sein Heim verlassen hatte, reiste Er sorglos und glücklich zu vielen Pilgerorten. Er besuchte Gayā, Kāśī, Prayāga, Mathurā, Dvārakā, Badarikāśrama und viele andere Orte. Er besuchte den Geburtsort von Buddha und von dort ging Er zu der Höhle von Vyāsadeva. Im Süden, an der Südspitze von Indien besuchte Er den Tempel von Raṅganātha, wo Rāmacandra die Brücke gebaut hatte, um nach Śrī Laṅkā zu gelangen. Dann ging Er zu den Malaya Hügeln. Er reiste allein und ohne Furcht durch die Wälder. Er besuchte auch Gomatī, Gandakī, Saryu und Kāverī, Ayodhyā, Daṇḍakārṇya, Trimalla, Vyeṇkaṭanātha, Sapta-Godāvarī, der Wohnort von Lord Śiva. In Kanyā-kumārī besuchte Er den Tempel. Dann besuchte Er den Revā Fluss, Māhiṣmatī, Malla-tīrtha und Haridvāra, wo die Gaṅgā vor Urzeiten entsprungen war. 

Seine Reisen brachten Ihn letztendlich nach Mathurā. Er besuchte Gokula, den Ort, wo Er in Seiner letzten Inkarnation als Lord Balarāma erschienen war. Er brüllte vor ekstatischen Emotionen, aber niemand konnte Ihn als den ursprünglichen Herrn, Ananta Śeṣa, erkennen. In Vṛndāvana fühlte Er sich wie ein kleiner Junge, spielte mit dem Sand von Vṛndāvana und wälzte Sich auf dem Boden. Dieses Gefühl hatte Er immer in Sich. Er wollte noch nicht einmal essen, er wollte sich nur in dem Staub von Vṛndāvana wälzen und darin spielen. Niemand konnte die innere Gemütsstimmung von Lord Nityānanda verstehen. Er lebte einfach vom Nektar des liebenden Austausches mit Kṛṣṇa. An seltenen Gelegenheiten trank Er etwas Milch und auch nur dann, wenn Ihm jemand unaufgefordert Milch anbot. 

Während Lord Nityānanda auf diese Weise in Vṛndāvana lebte, offenbarte Lord Gauracandra den Geweihten in Navadvīpa Seine höchste Identität und war immerfort in großer Ekstase im gemeinsamen Chanten des Heiligen Namens vertieft, aber Er verspürte aufgrund der Abwesenheit von Lord Nityānanda Prabhu einen großen Mangel. Lord Nityānanda hatte in Vṛndāvana darauf gewartet, dass Lord Caitanya seine saṅkīrtana Spiele offenbaren würde. Sobald Er merkte, dass Lord Caitanya Seine saṅkīrtana Bewegung begonnen hatte, kam Er sofort nach Navadvīpa und wohnte im Haus von Śrī Nandana Ācārya. 

Nandana Ācārya war ein sehr erhabener Gottgeweihter und Er war überglücklich, dass Er Lord Nityānanda Prabhu in Seinem Haus beherbergen durfte. Der Herr hatte einen großen Körper, der so strahlend war, wie die glänzende Sonne. Er war gekleidet wie ein Reisender im entsagten Lebensstand. Tag und Nacht, chantete Er Lord Kṛṣṇas Heiligen Namen und war immer ernst und ausgeglichen. Lord Nityānanda ist die Höchste unvergleichliche Persönlichkeit, nicht verschieden von Lord Caitanya. Vertieft in Sich Selbst, brüllte Er oft laut wie ein Löwe, weil Er die direkte Manifestation von Lord Balarāma ist. Sein schönes glühendes Gesicht konnte das Strahlen von tausend leuchtenden Vollmonden leicht besiegen. Sein einnehmendes Lächeln spielte süß auf Seinen feinen Lippen. Seine Zähne waren so weiß und strahlend, dass eine Perle im Vergleich zu ihnen, wie ein blasses und ausrangiertes Stück Glas erschien. Seine länglich geschwungenen trägen Augen stahlen am frühen Morgen der aufgehenden Sonne die rosafarbene Tönung. Seine Arme waren lang und reichten bis hinab zu Seinen Knien. Er besaß einen robusten Brustkorb und breite Schultern. Seine Lotosfüße waren weich und Sein Gang graziös. Er hatte für jeden ein freundliches Wort, das die Fesseln der materiellen Anhaftung in ihrem Herzen durchtrennte. 

Alle Geweihten hießen Lord Nityānanda mit Freudenrufen willkommen, als Er in Navadvīpa ankam. Wer kann die grenzenlosen Eigenschaften von Lord Nityānanda Prabhu beschreiben, der die Macht hatte, den sannyāsa-Stab von Lord Caitanya zu zerbrechen? Lord Nityānanda ist so barmherzig, dass jeder, der Seinen Namen chantet, geläutert wird. Sogar ein grober Materialist, eine unwissende oder gefallene Person, kann den Ozean der Unwissenheit durchqueren, wenn er schlicht und einfach Lord Nityānandas Namen chantet. Sein Heiliger Name ist in der Lage die gesamte materielle Schöpfung zu läutern. Nandana Ācārya Prabhu war mehr als glücklich Lord Nityānanda Prabhu in Seinem Haus zu haben und er kümmerte sich mit großer Sorgfalt um Ihn. 

Wer immer die Spiele von Śrī Nityānanda hört, wie Er nach Navadvīpa kam, wird mit kṛṣṇa-prema gesegnet. Lord Viśvambhara hörte von der Ankunft Lord Nityānandas in Navadvīpa und Er spürte große Freude. Lord Caitanya gab schon früher den Vaiṣṇavas Hinweise über die Ankunft Lord Nityānandas in Navadvīpa, aber sie konnten deren Bedeutung nicht verstehen. Der Herr hatte ihnen gesagt: „Eine große Persönlichkeit wird in ein paar Tagen nach Navadvīpa kommen.“ 

Lord Gauracandra verehrte Lord Viṣṇu in Seinem Tempel, und danach ging er schnell, um alle Geweihten zu treffen. Er erzählte ihnen: „Letzte Nacht hatte Ich einen wundervollen Traum. Ein Triumphwagen kam und blieb vor Meiner Tür stehen. Auf der Flagge des Triumphwagens war ein Palmblatt gezeichnet. Dieser Triumphwagen war dazu bestimmt, einen von dieser zeitweiligen materiellen Existenz zur absoluten Realität zu befördern. In diesem Triumphwagen saß eine riesige männliche Gestalt; Er trug einen Pflug auf Seinen breiten Schultern und bewegte Sich hin und her, als wäre Er unruhig. In Seiner linken Hand trug Er wie ein Entsagter den Wasserkrug, der mit Schilf bedeckt war. Beides, Seine Überkleidung und Unterkleidung war blau. Ein wunderschöner Ohrring zierte Sein linkes Ohrläppchen. Seine ganze Erscheinung und Sein Verhalten zeigte, dass Er Lord Balarāma war. Wenn Er sprach, wiederholte Er Seine Frage mindestens zehn oder zwanzigmal: „Gehört dieses Haus nicht Nimāi Paṇḍita?“ 

„Niemals zuvor habe Ich solch eindrucksvoll aussehenden Bettelmönch gesehen. Ich fühlte großen Respekt für diese Person und fragte: 'Ich sehe, dass Du eine große Persönlichkeit bist. Wer bist Du?' Lächelnd erwiderte Er: 'Ich bin Dein Bruder. Morgen werden Wir uns kennenlernen.' Seine Worte steigerten Mein Entzücken und in Mir stieg das Gefühl auf, dass Er und Ich Ein und dieselbe Person seien.“ 

Inmitten der Erzählung fiel der Herr in eine ekstatische Trance und trat in die Gemütsstimmung von Lord Balarāma ein. Er begann zu brüllen und laut zu rufen: „Bringt Mir Wein! Bringt Mir Wein!“ Seine donnernde Stimme schien die Trommelfelle zu sprengen. Śrīvāsa Paṇḍita sagte: „Höre mein lieber Herr, der Wein, den Du wünscht, kann nur von Dir allein empfangen werden; deswegen verteile Deinen Wein barmherziger Weise so, dass Du und alle Zusammen an dessen ekstatischen Rausch teilhaben können!“ Die Geweihten waren ein bisschen verängstigt und zitterten wegen der offensichtlich unkontrollierten Gemütsstimmung des Herrn; also hielten sie sich ein wenig fern von Ihm und dachten bei sich. „Es muss gewiss einen guten Grund für diese Manifestation geben.“ 

Mit geröteten Augen rezitierte der Herr kleine lyrische Gedichte und Balladen. Lächelnd wiegte Er Seinen Körper sanft und rhythmisch wie Lord Saṅkarṣaṇa, Balarāma. Nach einer Weile kehrte der Herr zu Seinem normalen Selbst zurück. Dann begann Murāri Gupa, der geliebte Geweihte und Freund von Lord Rāmacandra, die innere Bedeutung vom Traum des Herrn zu erläutern: „Mein Gefühl zeigt mir, dass Dein Traum darauf hindeutet, dass eine große Persönlichkeit nach Navadvīpa gekommen ist. Vor ein paar Tagen hast Du schon einmal gesagt, dass wir bald einer großen Persönlichkeit begegnen werden. Ein paar Tage zuvor hast Du bereits erklärt, dass wir bald alle eine großartige Persönlichkeit treffen würden.“ Der Herr sagte dann zu Śrīla Haridāsa Ṭhākura und zu Śrīvāsa Paṇḍita: „Geht und findet diese große Persönlichkeit.“ 

Auf den Befehl von Lord Caitanya streiften die beiden großen getreuen spirituellen Anhänger überall in Navadvīpa umher und suchten nach Ihm. Unterwegs diskutierten sie: „Vielleicht ist Saṅkarṣaṇa, Balarāma Selbst gekommen.“ Sie suchten mit großer Freude überall, aber sie konnten keine 

Spur von der Person finden, die sie suchten. Nach neun Stunden intensiver Suche, kehrten sie zurück. Demütig legten sie dem Herrn ihren Bericht dar: Wir konnten Ihn nirgendwo finden. Wir haben überall gesucht. Wir begaben uns zu den Vaiṣṇavas, sprachen mit sannyāsīs und besuchten alle Haushälter – wir besuchten sogar die Häuser von Atheisten und māyāvādīs. Gleichwohl waren wir nicht erfolgreich. Wir besuchten jedes Haus in Navadvīpa. Die einzigen Häuser, die wir nicht aufsuchten, waren die Häuser am Stadtrand von Navadvīpa.“ Lord Gauracandra lächelte und deutete damit an, dass Lord Nityānanda eine sehr geheimnisvolle Persönlichkeit sei. 

Einige Leute wollen Lord Caitanya in Seiner gegenwärtigen Inkarnation als Śrī Kṛṣṇa Caitanya verehren, lehnen Jedoch die Verehrung von Lord Nityānanda Prabhu ab. Solch eine schwerwiegende Sünde ist ähnlich der Verehrung Kṛṣṇa Govindas, Ohne jedoch Lord Śiva, Sankara, Respekt zu erweisen. Solch eine abscheuliche Person wird gewiss zu ewigen höllischen Leiden verdammt werden. Lord Nityānandas Inkarnation ist sehr geheimnisvoll und vertraulich. Es ist für niemanden möglich, Ihn zu sehen, es sei denn Lord Caitanya Selbst offenbart dieses Geheimnis. Der spirituelle Fortschritt eines jeden, der Lord Nityānandas erhabene transzendentale Stellung auch nur unwissentlich missachtet, ist unweigerlich ruiniert, auch wenn es an der Oberfläche so aussieht, als hätte so ein Blasphemiker hingebungsvollen Dienst zu Śrī Viṣṇu erlangt hat. 

Reine Gottgeweihte wie Śrīvāsa Paṇḍita und Haridāsa Ṭhākura haben solch ein esoterisches Verständnis vollkommen verwirklicht und doch konnten sie aus irgendeinen rätselhaften Grund Nityānanda Prabhu nicht finden. Dann sagte Lord Caitanya, mild lachend: „Kommt mit Mir und lasst uns Ihn suchen gehen .“ Alle Geweihten jubilierten und chanteten 'Jaya Śrī Kṛṣṇa', als sie den Herrn begleiteten. 

Der Herr nahm alle Vaiṣṇavas direkt zum Haus von Nandana Ācārya. Im Innern des Hauses sahen sie eine große Persönlichkeit – strahlend wie eine Million Sonnen. Ohne richtige spirituelle Sicht kann man Lord Nityānanda nicht erblicken. Ein süßes Lächeln spielte auf Seinen Lippen; Er war glückselig in der Meditation über Śrī Caitanya Mahāprabhu vertieft. Als Lord Viśvambhara  zusammen mit all den Geweihten die alles überragende Persönlichkeit sah, warfen sich alle vor Ihm nieder um Ihm ihre Ehrerbietung zu erweisen. Sie erhoben sich achtungsvoll und blickten ohne ein Wort zu sprechen, mit großer Scheu und Ehrfurcht auf Śrī Nityānanda. Lord Viśvambhara stand an der Spitze der Vaiṣṇavas, direkt vor Lord Nityānanda, der sofort Viśvambhara, als den geliebten Herrn Seines Herzens erkannte. 

Lord Viśvambhara sah so wunderschön aus, noch schöner als der Liebesgott Selbst. Eine duftende Blumengirlande lag um Seinen Hals, Sein Gesicht war mit Sandeilholzpaste verziert und Er trug schöne und edle Kleidung. Was ist schon glitzerndes Gold neben der Aura des Herrn. Der Vollmond hat DAS das Interesse an seiner eigenen Schönheit verloren und er sehnt sich danach das glühende Gesicht des Herrn zu sehen. 

Wie bezaubernd sie aussehen, Lord Nityānanda und Lord Gaurāṅga, wenn sie mit den Geweihten in Navadvīpa umher wandern und den Heiligen Namen von Hari chanten. Was ist der Glanz und Wert der Perlen neben den Zähnen des Herrn? 

Bei dem Anblick der wunderschönen schwarzen Locken des Herrn, die zu einem hohen Haarknoten gebunden sind, wird man sicherlich den Verstand verlieren. Neben den rosafarbenen, anmutigen Lotossaugen des Herrn erblasst die Schönheit eines jeden anderen Lotos und scheint sich zu verlieren. Seine langen Arme erstrecken sich bis zu den Knien und die dünne Linie Seiner brāhmaṇa Schnur hängt locker über Seiner breiten und ausgedehnten Brust. Ein feiner perfekter tilaka schmückt Seine breite Stirn. Sogar ohne jeglichen Schmuck oder Verzierung war jedes Gliedmaße Seines schönen Körpers erlesen und bezaubernd. Was ist schon der Glanz von Millionen von wertvollen Edelsteinen, verglichen mit Seinen blendenden Nägeln? 

Was nützt mir Ambrosia, wenn ich das süße Lächeln, das auf den Lippen des Herrn spielt, erblicke? 

Lord Śrī Kṛṣṇa Caitanya und Lord Nityānanda Prabhu sind mein Leben und meine Seele. Ich Vṛndāvana dāsa, bringe demütig dieses Lied Ihren Lotosfüßen dar.

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