Die Philosophie von Śrī Krisna-Caitanya

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Baguio Pure Bhakti Yoga - Swami Bhakti Hridaya Bon Maharahaja First  emissary of Krsna Consciousness in the west Swami Bhakti Hridaya Bon Maharaj  was born Narendranath Mukherjee on 23rd of March, 1901

MEINE VORTRÄGE IN ENGLAND UND DEUTSCHLAND

Von Śrīla Bhakti Hrdaya Bondeva Goswami Maharaja

Vortrag gehalten in der Theosophischen Gesellschaft, 78 Lancaster Gate, London am 8. November 1933 mit dem Vorsitzenden Mr. F. M. Lee

Freunde

Śrī Kṛṣṇa Caitanya hat das Wesen der individuellen Seele und Gott und ihre Beziehung zueinander dargelegt. Wer Gott sucht, folgt entweder dem Weg der Induktion oder der Deduktion oder beidem. Bei der induktiven Erforschung der Absoluten Wahrheit verlässt man sich auf die Sinneswahrnehmung und zieht Schlüsse aus den manifestierten Phänomenen.

City Of Light

Aufgrund der Veränderlichkeit der phänomenalen Erscheinungsformen und der Unzulänglichkeit der menschlichen Sinne kann der Prozess der induktiven Untersuchung oder der empirischen Methode, die bei der Suche nach Gott angewandt wird, mit dem Versuch eines Menschen verglichen werden, mitten in der Nacht alle elektrischen Lichter einer Stadt an einem Ort zu sammeln, um die Sonne am Firmament zu sehen! Der Vorgang ist vergeblich. Śrī Caitanya hat diese empirische Methode bzw., materielle Hilfe für das Verständnis der transzendentalen Wirklichkeit, abgelehnt.

the great sage vyasadeva | The Hare Krishna Movement

Diejenigen, die sich der Unzulänglichkeit der physischen und mentalen Sinne aufgrund der Begrenztheit und Veränderlichkeit der relativen Zeit und des begrenzten Raums bewusst sind, folgen der „Offenbarungsmethode”, die besagt, dass Gott sich in der Form des transzendentalen Wortes offenbart, das  identisch ist mit Seiner Form, Seinen Eigenschaften, Seinem Gefolge und Seinen Pastimes, und zwar durch eine ununterbrochene Kette von nachfolgenden Präzeptoren, die von aufrichtigen und hingegebenen Zuhörern demütig aufgenommen werden. Dies wird der Vorgang der göttlichen Herabkunft oder Avatara genannt. Diese Möglichkeit der Herabkunft Gottes in der Form des Wortes wird auch am Anfang des Johannesevangeliums erwähnt, wo es heißt: „Im Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott, das Wort war Gott." Der Name Gottes ist das grundlegende Prinzip, auf dem die gesamte Philosophie von Śrī Caitanya beruht.

                In Caitanyas Philosophie muss man die Natur des zu Beobachtenden, d.h. das Objekt des Bestrebens, ebenso berücksichtigen wie die Natur des Beobachters und die Beziehung, die zwischen beiden besteht.

            In der Theologie ist Gott das Objekt der Bestrebung, die einzelnen Seelen sind die Beobachter oder Suchenden, und die ewige Beziehung zwischen Gott und den Seelen ist die ewige Religion aller Seelen. Diese Beziehung ist der Gegenstand von Śrī Caitanyas Philosophie.

             Was die Natur Gottes betrifft, so betont Śrī Caitanya, dass es in der arischen Theologie drei verschiedene Vorstellungen vom Absoluten gibt. Die Monisten oder Nicht-Dualisten glauben, dass Gott unpersönlich ist, der in den Upaniṣaden, den Kronjuwelen der Veden, als Brahman bezeichnet wird. Śrī Caitanya erklärte das unpersönliche Brahman als den negativen Aspekt des Absoluten, bzw., es ist die Ausstrahlung der Höchsten Persönlichkeit Gottes. Für Empiriker ist dieser Neutrale Gott oder Es-Gott die künstliche Zusammenfassung der Absoluten Realität. Ausgehend von der Vielfalt und Mannigfaltigkeit der Welt der Phänomene neigt man natürlich dazu sich künstlich dem Absoluten zu nähern, das als eine Einheit aufgefasst wird.

Gauragopala Das ACBSP: Brahman in its full potential is expressed  ultimately as eternal bodily forms (Vigraha) beginning with the Bodily Form  of Lord Krishna the Supreme Personality of Godhead and cause of

So wie die Manifestierung von Vielfalt in der Gesamtheit eines Hügels nicht erkannt wird, wenn man den Hügel aus großer Entfernung betrachtet, so wird auch die transzendentale göttliche Person mit all ihren Erscheinungsformen als das Absolute Ganze nicht aus dem mikroskopischen Blickwinkel solcher Empiriker erkannt. Zweitens, der innewohnende Aspekt Gottes ist in der Yoga-Schule als Paramātmā bekannt:  Das Innewohnende eines jeden Lebewesens. Nach der Bhakti-Philosophie hingegen ist die vollständige Manifestation Gottes Bhagavan: Seine transzendentale Person, die alle Herrlichkeit, alle Majestät, alle Schönheit, alle Macht, alle Intelligenz und alle Freiheit besitzt. Dieser Bhagavan ist der Gottesbegriff von Śrī Caitanya.

              Jedes einzelne fühlende Wesen ist mit den Fähigkeiten der Wahrnehmung, der Emotion und des Willens ausgestattet. Allein durch die Wahrnehmung, unabhängig von den emotionalen und willensmäßigen Fähigkeiten einer losgelösten Seele, wird die Existenz Gottes als das alles durchdringende 'Große' - das ungeteilte Wissen, bekannt als Brahman - erkannt; durch die willensmäßige Introspektive der Seele wird Gott in jedem Wesen als Paramātmā verwirklicht. Alles ist im Großen Brahman beheimatet, und in jedem empfindungsfähigen und empfindungslosen Wesen existiert Gott als der innewohnende Herr, genannt Paramātmā. Beides sind laut Śrī Caitanya partielle und qualitative Ansätze.

Aber wenn man sich bedingungslos und rückhaltlos mit allen drei Fähigkeiten, Wahrnehmung, Gefühl und Willen, hingibt, dann manifestiert sich der Höchste Herr als Bhagavan in Seiner schönsten Person im reinen Herzen eines echten Gottgeweihten. Diese Auffassung von Bhagavan der hingebungsvollen Schule, die sich von Brahman und Paramātmā - dem transzendentalen und dem innewohnenden Aspekt - unterscheidet, hat wiederum zwei verschiedene Formen - die majestätische und die glückselige. Seine majestätische Manifestation im transzendentalen Reich wird Narayana genannt, während sein glückseliger Aspekt Kṛṣṇa ist.

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Gott in Seinem majestätischen Aspekt wird mit ehrfurchtsvollem Dienen verehrt. Kṛṣṇa, der Herr der nicht-materiellen Liebe und Schönheit, ist der Empfänger vertraulicher Dienste in einem der fünf Aspekte:  Gott der Stille, Gott als Meister, Gott als Freund, -Gott als Sohn und Gott als Gefährte. Kṛṣṇa, das einzige Objekt göttlichen Strebens, ist laut Śrī Caitanya, der Empfänger von Diensten aus Liebe, die aus Seiner ekstatischen Energie stammen. Seine höchste Manifestation ist die eines Gefährten.

                Was die transzendentale Natur Kṛṣṇas betrifft, so ist Śrī Caitanya der Überzeugung, dass Er diese göttliche Person ist. Er hat keinen materiellen Körper. Sein Körper ist allbeseelt und göttlich. Er ist nicht wie irgendjemand aus Fleisch und Blut geboren. Er ist nicht wie ein weltliches Kind aus einer sexuellen Gemeinschaft geboren. Es ist Sein Privileg sich zu manifestieren.  Er ist weder ein Held noch eine allegorische Phantasie noch eine historische Person oder ein wollüstiger Genießer wie irgendein menschliches Wesen.

 Kṛṣṇa ist der einzige Besitzer, und alles gehört Ihm.

Kṛṣṇa ist unserer sinnlichen Annäherung unzugänglich und für die menschlichen physischen, mentalen oder intellektuellen Sinne nicht fassbar.

Er ist über das transzendentale Wissen und die absolute Hingabe erreichbar.

Er ist das Höchste Emporium aller Prinzipien der göttlichen Liebe.

Er ist die Substanz, bzw.die Quelle der Ursache aller Ursachen der empfindenden und nicht empfindenden Welten.

Kṛṣṇa ist die Höchste Persönlichkeit Gottes und der Innere Wegweiser von allem.

Er ist ungeboren und hat doch eine eigene, ewige Form.

Er ist der Höchste unter den Objekten der Verehrung. Kṛṣṇa ist ewig und jenseits aller messbaren Kräfte.

Kṛṣṇa ist der Freund aller und Er ist die Verkörperung aller Wesen,  allen Wissens und aller Glückseligkeit.

Er ist wahrhaftig in Sprache und Entschlossenheit.

Er ist der wahre Vertreter der Religion und ist zufrieden gestellt mit dem Geschmack der Freude in Sich selbst.

Śrī Caitanya fährt fort und sagt, dass Kṛṣṇa allmächtig ist und Seine Energien von Ihm nicht zu trennen sind. Er ist mit Seinen inneren vollkommenen Energien identisch. Diese vollkommenen Energien besitzen drei Aspekte, und zwar, Seine innere selbstleuchtende, beherrschende Energie, von der das ewige transzendentale Reich ausgestrahlt wird, das jenseits der Grenzen von Zeit und Raum existiert; zweitens, Seine äußere täuschende Energie, von der das materielle Universum mit der Zeit, dem Raum, den Elementen usw. ausgeht; und drittens, die marginale Energie, die zahllose winzig kleine Seelen entstehen lässt, die entweder die innewohnende Natur besitzen, liebenden Dienst zu Gott  mit ihrer hingebungsvollen Fähigkeit darzubringen oder sie herrschen über die Welt der Phänomene  mit einem genusssüchtigen Gemüt oder in einem Geist der Entsagung und des Verzichts.

Als nächstes sei hier kurz zusammengefasst, was Śrī Caitanya über das Konzept des 'Beobachters' sagt. Die Jivas bzw., individuellen Seelen sind die Suchenden nach Gott. Diese Seelen sind in ihrem reinen und uneingeschränkten Daseinszustand diese atomaren oder winzig kleinen getrennten Teile der Energie des inneren Bewusstseins Kṛṣṇas. Als fühlende Wesen haben die Jivas ihren proportionalen Anteil an diesem inneren Bewusstsein Kṛṣṇas: der Erkenntnis, der Emotion und des Willens. Das Willensvermögen einer individuellen Seele weist auf den freien Willen des Menschen hin.

Diejenigen, die sich der Begrenztheit der Fähigkeiten ihrer grob- und feinstofflichen Sinne bewusst sind, die scheinbar die einzigen Empfänger des Wissens sind, das auf Schlussfolgerungen beruht welches aus den manifestierten Phänomenen gewonnen wird, machen das Beste aus ihrem freien Willen, indem sie sich ganz der Gnade des Höchsten Herrn Śrī Kṛṣṇa hingeben. Sie werden dann von Seiner Inneren Potenz in Form des Göttlichen Meisters oder Gurus unterstützt.

Diese Form ewig mit Körper, Geist und Seele und unter allen Umständen zu dienen, wird als der uneingeschränkte oder freie Zustand der Existenz bezeichnet, selbst wenn man in dieser Welt in seiner sterblichen Hülle lebt. Aber diejenigen, die sich ganz auf ihr eigenes begrenztes und trügerisches Wissen verlassen, vergessen ihre wahre Natur und missbrauchen ihren freien Willen, indem sie versuchen, die Welt der Phänomene zu beherrschen. Sie sind entweder zu optimistisch und geben sich dem Genuss der Welt hin, oder sie erweisen sich als Pessimisten und flüchten sich in Entsagung.

Verblendet durch die äußere Energie werden sie mit den beiden Gewändern des grobstofflichen Körpers aus Fleisch und Blut und des feinstofflichen Körpers des Geistes umhüllt. Sie werden dann in diese begrenzte Welt auf Wohl und Wehe hinuntergeschleudert und können nur durch die Hingabe zu einem wahren spirituellen Guru erlöst werden. Der Begriff der gefallenen Seele besagt, dass sie den wahren und normalen Zustand einer reinen Seele vergessen hat. Kein noch so großes empirisches Wissen oder irgendein anderes mechanisches Verfahren kann dazu führen, dass die gefallenen Seelen von der Knechtschaft der Illusion befreit werden.

Nach der Philosophie von Śrī Caitanya sind die Dinge auf der Ebene der Transzendenz identisch mit ihren Namen, Formen, Eigenschaften und Handlungen. Aber in der phänomenalen Welt unterscheiden sich die Objekte von ihren Namen, Formen, Eigenschaften und Handlungen. Obwohl es eine Ähnlichkeit zwischen spirituellen und materiellen Dingen gibt, sind sie nicht identisch. Im Reich Gottes ist der Höchste Herr absolut, weil Er sich das absolute Recht vorbehält, Sich nicht den menschlichen Sinnen oder dem menschlichen Verstand auszusetzen, die in den vier Wänden der Zeit und des weltlichen Lebens eingeschlossen sind. Die endliche Vorstellung kann bestenfalls Dinge der drei Dimensionen berechnen und kommt nicht weiter.

Life In The 5th Dimension

Das, was über den Bereich der drei Dimensionen hinausgehen kann, ist die Transzendenz, die sich von der vierten bis zur unendlichen Dimension erstreckt. Die Absolute Person transzendiert weltliche Grenzen und unterwirft sich nicht den sinnlichen Erfahrungen und mentalen Spekulationen.

Śrī Caitanya hat die unterschiedlichen Funktionen von Geist und Seele aufgezeigt. Auf der weltlichen Ebene ist der Geist als Agent der Seele ständig damit beschäftigt, die weltlichen Phänomene über die Vermittlung der zehn Sinnes- und Handlungsorgane zu genießen. Die Aktivitäten des Geistes sind vollständig auf die Ebene der Begrenzungen beschränkt, da er selbst von flüchtiger Natur ist. Als verdrehtes Ego übernimmt der Geist die Rolle des Subjekts bzw., Genießers. Er ist schließlich eine subtile Form der Materie und erwirbt seine Initiative von der Seele, die derzeit ebenso im Käfig des Geistes schlummert, ein Stück glühendes Eisen erhält seine brennende Eigenschaft durch das Feuer, mit dem es in Berührung kommt. In seiner genießenden oder entsagenden Haltung wird der Geist von der verfinsternden Kraft des Allmächtigen Höchsten Herrn Śrī Kṛṣṇa gefangen genommen und versklavt und leidet Schmerzen oder genießt Freuden während seines Aufenthalts in der Welt.

Aber die Seele ist von Körper und Geist völlig verschieden und unabhängig. Sie ist eine spirituelle Wesenheit, und ihre ewige Funktion ist der uneingeschränkte Dienst oder die Hingabe zu Gott, von dem sie ein atomar getrennter Teil ist, der jedoch durch das Band der göttlichen Liebe untrennbar mit ihm verbunden ist. Ihre ewige Existenz ihrer wahren Natur liegt im spirituellen Bereich, auch wenn sie ihre feinstofflichen und grobstofflichen Körper in der materiellen Welt haben mag.

Sie nimmt die Dinge der phänomenalen Welt weder an noch lehnt sie sie ab, weder genießt sie noch verleugnet sie. Sie ist weder das Subjekt noch ein Objekt der Natur. Wenn die Seele aus ihrem gegenwärtigen schlummernden Daseinszustand erwacht, indem sie den Namen Kṛṣṇas von den Lippen eines echten spirituellen Meisters hört, erkennt sie, dass ihr wahres Selbst ein ewiger Diener ist und dem einzigen Besitzer aller Wesen, Gott, als dessen Eigentum angehört.

Die Seele hat keine andere Aufgabe, als dem göttlichen Autokraten ehrfürchtigen oder liebevollen Dienst zu erweisen. Die Seele steht gegenwärtig unter dem Einfluss des Geistes und des Körpers, denen sie verdankt, dass sie ihre wahre, normale Natur vergessen hat, und der Geist ist jetzt ein dominierender Faktor, der der größte Feind seines Meisters, der Seele, ist. Die Sinne sind superior zum Körper, der Geist ist den Sinnen übergeordnet, die Intelligenz ist dem Geist übergeordnet, und die Seele ist bei weitem superior zu allen. Sobald die normale und ewige Funktion der gebundenen Seele erwacht ist, werden Geist und Körper im Dienste Gottes hilfreich.

                 Die Seele erwacht, wenn sie ihr genießendes und verzichtendes Temperament aufgibt und mit Hingabe auf das göttliche Wort hört, das mit Gott identisch ist. Transzendentale Worte, die in die Ohren eindringen, regulieren den dominanten Verstand und andere physische Sinne und beseitigen die Hindernisse und Hemmnisse, die dem Erwachen der Seele im Wege stehen.

  Damit sind die beiden Seiten des philosophischen Hintergrunds aufgezeigt; und nun sollte die Verbindung, die zwischen Gott und den einzelnen Seelen besteht, zur Kenntnis genommen werden. In der Sprache von Śrī Caitanya ist Seine philosophische Schule als Acintya Bhedabheda bekannt. Es bedeutet, dass es eine unvorstellbare gleichzeitige Existenz von Unterschied und Nicht-Unterschied zwischen Gott und Seele gibt. Im Gegensatz zu den atheistischen, skeptischen, agnostischen oder pantheistischen Philosophien gibt es im Hinduismus vier weitere Hauptschulen der theistischen Philosophien der Vaiṣṇavas. Es sind der ausgeprägte Monotheismus von Śrī Ramanuja, der undifferenzierte Monotheismus von Viṣṇuswami, der dualistische Monotheismus von Nimbarka und der Dualismus von Śrī Madhva. Es gibt sowohl gewisse Übereinstimmungen als auch Unterschiede in diesen Denkschulen der vier Vaiṣṇava-Lehrer; aber sie alle stimmen grundsätzlich in der Vorstellung von Viṣṇu als der Höchsten Transzendentalen Person der Göttlichkeit überein, die der allmächtige Herr ist. Śrī Caitanya gab ihnen allen den letzten Schliff und brachte die verschiedenen Schulen in seinem Acintya Bhedabheda in Einklang.

  Die Philosophie Acintya Bhedabheda nähert sich der Beziehung zwischen Gott und den einzelnen Seelen von beiden Seiten des Themas. Sie transzendiert die widersprüchliche Vielfalt der phänomenalen Welt, die durch die weltliche Zeit und dem Raum begrenzt ist. Śrī Sankara hat versucht, eine Synthese der Unterschiede herzustellen. Śrī Caitanya war aber damit allein nicht zufrieden. Er erkannte, dass in der Vielfalt eine Schönheit liegt - der analytische Aspekt ist eines der grundlegenden Prinzipien der Schöpfung Gottes. Einheit und Vielfalt müssen gleichzeitig berücksichtigt werden. Das gilt auch für die Beziehung zwischen Gott und den Seelen. Das Dasein des gleichzeitigen Unterschiedes und Nicht-Unterschiedes zwischen Gott und Seele ist für den gegenwärtigen menschlichen Verstand unvorstellbar und unverständlich. Die intellektuelle Vernunft reicht nicht aus, um es zu begreifen.

Transcending the Three Modes of Material Nature | Bhagavad Gita

Wenn man frei ist von der falschen Identifizierung seines wahren Selbst mit den physischen und mentalen Hüllen, die ihm vorübergehend durch den Einfluss von Maya aufgesetzt wurden, weil er sich in seiner eigenen Torheit dem ewigen Dienst an Gott verweigert hat, kann man mit den reinen Fähigkeiten der Seele erkennen, dass die Seelen in den qualitativen Aspekten mit Gott im Wesen identisch sind, während es quantitativ ewige Unterschiede zwischen Gott und der Seele gibt. Wenn wir 'verschieden' sagen, meinen wir nicht, dass die Faktoren der relativen Zeit und des begrenzten Raumes eingreifen. Die dreifachen Unterschiede dieser Welt, wie die zwischen den Menschen und Mensch und Tier, zwischen Händen und Beinen desselben Individuums, gibt es im Reich Gottes nicht. Es ist eine Ebene der belebten Existenz. Dort ist nichts untätig oder ohne jede Initiative; es ist eine Frage des ungeteilten Wissens. Die Vorstellung von der Verschiedenartigkeit dieser Welt oder einer imaginären Einheit der Phänomene hat auf der Ebene der Transzendenz keinen Platz. Und doch gibt es Unterscheidbarkeit in einem Einzigartigen Ganzen.

Wir können ein weltliches Beispiel mit seinen Einschränkungen nehmen. Es gibt die Sonne und sie hat ihre unzähligen Strahlen. Jeder einzelne Strahl besitzt zweifellos alle Eigenschaften der Sonne in einem entsprechenden Maß, ein einzelner Strahl der Sonne kann durch das Eingreifen von Zeit und Raum nicht völlig von der Sonne getrennt werden und ist doch untrennbar mit ihr verbunden. Andererseits ist ein Strahl nicht die Sonne, sondern nur ein Bruchteil der Sonne.

In ähnlicher Weise gehen alle Seelen von Gott aus und besitzen im Wesentlichen die Natur Gottes.

Gott ist ewig, und so sind auch die Seelen; Gott ist Allwissenheit, und so besitzen auch die Seelen ein entsprechendes Maß an Wissen und Erkenntnisvermögen; Glückseligkeit ist in der Natur Gottes und der Seele gemeinsam enthalten.

Gleichzeitig ist Gott das Ganze, während eine Seele ein winziger Teil des Ganzen ist; Gott ist der Herr der Energie, genannt Maya und wird niemals von ihr beeinflusst - Maya ist Gott unterworfen, während eine Seele von den Einflüssen der täuschenden Energie, Maya, überwältigt werden kann.

  Gott ist Einer, die Seelen sind viele; Gott ist der Eigentümer, die Seelen sind Eigentum; Gott ist niemals durch die Fesseln der grob- und feinstofflichen Körper gefesselt wie die Seelen; Gott vergisst niemals Seine eigene Natur, während die Seelen, die von den Energien Mayas gefesselt sind, ihre eigene wahre Natur vergessen und ihre normalen, innewohnenden Funktionen bleiben untätig in dieser unnatürlichen Existenz in dieser Welt der veränderlichen Phänomene untätig.

In diesem Sinne gibt es das Identische und das Verschiedene, die in der ewigen Beziehung zwischen Gott und den einzelnen Seelen koexistieren. Gott, der Kṛṣṇa ist, ist nach Śrī Caitanya der göttliche Anziehungspunkt, und die Seelen sind die Angezogenen; und die Beziehung zwischen Gott und den Seelen ist Anziehung, die göttliche Liebe genannt wird. Diese göttliche Liebe ist die Beziehung zwischen den beiden, die Caitanyas Philosophie ist.

So zählte Śrī Caitanya die drei Aspekte der Absoluten Wirklichkeit auf. Der unpersönliche Aspekt ist Ihm zufolge eine negative und unvollkommene Manifestation Gottes. Er ist einseitig, qualitativ betrachtet. In einem Sinne ist es richtig, dass Gott keine physische Form besitzt. Aber das ist nicht alles. Ein unpersönliches Brahman ist das ultimative Ende der empirischen Schule, da sie aufgrund ihrer eigenen Begrenzungen nicht darüber hinausgehen kann, da die Argumente auf die begrenzte Möglichkeit der Sinne beruhen, Erfahrungen zu machen. Die Empiriker gehen von der Voraussetzung aus, dass Gott keine Form, keinen Namen, keine Eigenschaften besitzen und keine Handlungen ausführen kann, als ob diese nur den Menschen der Welt vorbehalten wären!

 

Śrī Caitanya ist in seiner Darlegung über die Göttlichkeit sehr konkret. Gott darf nicht durch unsere mentalen Spekulationen anthropomorphisiert (Anm. d. Übers.: menschliche Eigenschaften auf nichtmenschliche Dinge oder Wesen übertragen) oder apotheosiert (Anm. d. Übers. die Verherrlichung eines Subjekts auf göttlicher Ebene) werden. Die Vollkommenheit allen Positivismus liegt in Ihm - der transzendentale Name, die Form, die Eigenschaften, das Gefolge und die Handlungen Gottes müssen kategorisch von der Vorstellung unterschieden werden, die wir hier auf dieser materiellen Ebene von ihnen haben. Wir verwenden die gleichen Ausdrücke, aber sie bedeuten nicht wörtlich dasselbe.

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