Eine Kritik der Chaitanya-Bewegung

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(Artikel – Erotik in Gaudiya-Vaisnava Religion, entnommen aus ‚The Harmonist‘ oder ‘Sree Sajjan a Toshani‘ No.7, Seite 63. aus dem Jahr 1934)

Es gibt keine Lehre der Gaudiya Vaishnava-Religion, die gravierender missverstanden wird als die amouröse Verehrung von Sree Krishna, wie sie von den Milchmädchen von Braja praktiziert wird, die von Sree Chaitanya zur höchsten Verehrung der Göttlichkeit erklärt wird. Die Gemütsstimmung von Sree Chaitanya, als er in Gaya in die Verehrung von Sree Krishna eingeweiht wurde, glich dem Gemüt der Milchmädchen, als der Liebestanz zu einem abrupten Ende kam, weil Krishna plötzlich verschwand und sie Ihn, Der sie unerklärlicherweise verlassen hatte, in Agonie suchten.

File:Gopis searching for Krishna, Bhagavata Purana, c1780.jpg - Wikimedia  Commons

Den Milchmädchen war der Anblick Krishnas teurer als das Leben selbst. Die Stimmung von Sree Chaitanya zeigte, während Seiner ganzen Lebensreise diesen intensiven Schmerz der Trennung in Liebe, die von den Milchmädchen empfunden wurde, als sie den süßen Anblick von Sree Krishna verloren.

Die Erotik des Gaudiya Vaishnavismus ist eine transzendentale Angelegenheit. Das Studium oder die Kontemplation dieses Themas ist nur dem Stand der allerhöchsten Gottgeweihten erlaubt. Die Beobachtungen von Herrn Kennedy auf S. 252 seiner 'Chaitanya-Bewegung', dass 'die religiöse Erfahrung der Sekte sich ganz im Kreis des Radha-Krishna-Kults bewegt, dass sie von Erotik durchdrungen und von ihr geprägt ist', sind nicht wahr in dem Sinne, in dem er seine Leser die Aussage verstehen lassen möchte. Auch stimmen wir nicht seinem Diktum zu, dass 'die Religion der (Chaitanya-) Sekte' in den Radha Krishna-Geschichten ihren Mittelpunkt hat ; dass sie die Quelle aller Hingabe sind und dass die Erotik daher aus ihrem Herzen strömt.

Sree Chaitanya lehrte der breiten Masse Seiner Anhänger keine erotischen Doktrinen. Während der letzten zwölf Jahre Seines Aufenthaltes in Puri schloss Er sich in der Abgeschiedenheit Seines Heiligtums mit nur zwei auserwählten Personen ein, welche ihm Gesellschaft leisteten, um von ihren Mündern den Liedern und Erzählungen der amourösen Spiele von Brindavana zu lauschen.

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In Seinen Gesprächen mit Rai Ramananda in Vidyanagar und mit Sree Rupa in Prayag stimmte Er tatsächlich der Ansicht zu, dass die amouröse Verehrung (in der Gemütsstimmung einer Liebesbeziehung Anm. d. Übers.) von Sree Krishna, wie sie von Sree Radhika praktiziert wird, die höchste aller Verehrung, da sie allumfassend ist; aber dieser Dienst zu Gott von Sree Radhika sollte von keiner bedingten Seele, weder in Gedanken noch durch Taten praktiziert werden. Nein, die Berichte über die amourösen Spiele von Sree Sree Radha Krishna durften nicht einmal von einer Person angehört werden, die nicht zum Rang der allerhöchsten Gottgeweihten gehörte.

Sree Sree Radha-Krishna ist nur das Objekt der Sehnsucht derer, die reinen Geistes sind, auch für die fortgeschrittensten Gottgeweihten. Nur wenige Mitglieder der Gaudiya-Vaishnava-Gemeinschaft haben etwas mit den Brindavana-Spielen von Sree Krishna zu tun. Die lockere Praxis einiger falscher GaudiyaVaishnavas der heutigen Zeit steht im direkten Widerspruch zu dieser grundsätzlichen Doktrin der Religion, die von Sree Chaitanya gelehrt und praktiziert wird.

Ein Gaudiya-Vaishnava muss sich nicht nur strikt davon fernhalten, den Erzählungen der amourösen Spiele von Sree Sree Radha Krishna zu hören, sondern er soll auch jede fleischliche Verbindung mit dem anderen Geschlecht vermeiden, außer in einer stark eingeschränkten Form unter der Sanktion der Ehe. Die verheiratete Person ist verpflichtet, sich in Bezug auf den Geschlechtsverkehr auch mit dem Ehepartner, vollständig an die Vorschriften der Shastras zu halten.

Jedem Gaudiya-Vaishnava wird befohlen, enge Verbindungen zu vermeiden, selbst mit verheirateten Personen, die einer unregulierten Sexualität zugeneigt sind. Diese strikte Vermeidung jeglicher sexuellen Verbindung ist eines der beiden Grundprinzipien im Verhalten eines Gaudiya-Vaishnava.

Das andere Grundprinzip ist die Vermeidung enger Gemeinschaft mit Personen, die Krishna feindlich gesinnt sind. Dieses Ideal des Verhaltens wird vollständig durch die Praktiken von Sree Chaitanya und all Seiner Gefährten und treuen Gefolgsleuten veranschaulicht.

Sie müssen beeindruckt gewesen sein, als sie die Beschreibungen über die Praxis und die Lehren von Sree Chaitanya,

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die aus der Feder der Goswamis  von Brindavana, die von Sree Chaitanya Selbst für die schriftliche Niederlegung autorisiert wurden und ihre treuen Anhänger, sorgfältig studiert haben, von dem kompromisslosen Beharren auf absoluter sexueller Reinheit in der Praxis und im Denken, als die allererste unabdingbare Voraussetzung für jeden der ein wahres spirituelles Leben praktizieren soll.

Die wahre Quelle der Praxis und der Lehren der Gaudiya-Vaishnava-Religion liegt nicht in den Berichten über die amourösen Spiele, sondern im Transzendentalen Namen Krishnas. Der Transzendentale Aller-Heilige Name Krishnas, welcher nur bereit ist sich auf den Lippen der Person zu manifestieren, die durch eine vollständige spirituelle Ausbildung von aller weltlichen Anhaftung befreit ist, hingebungsvoll den Heiligen Lotusfüßen der Transzendentalen Persönlichkeit hingegeben und somit einen Band liebevoller Hingabe etabliert hat.

Wenn eine Person mit reinem Gebaren und Glauben den Transzendentalen Namen Krishnas von den Lippen des reinen Gottgeweihten hört, ist er von allen Schwächen des Fleisches und des Geistes befreit und wird seinerseits berechtigt, den Heiligen Namen Krishnas ohne spirituelles Vergehen zu singen. Aber es ist selten, dass ein Mensch den Wunsch hat, mit Glauben und Vertrauen den Transzendentalen Namen Krishnas, mit der aufrichtigen Entschlossenheit sinnliches Leben zu vermeiden, aus dem Munde eines wirklich reinen Gottgeweihten zu hören.

Sraddha, Glaube und Vertrauen, ist kein unbestimmter Zustand. Es handelt sich nicht um ein Maß des Glaubens, der auf sogenannten hypothetischen Überzeugungen beruht, die bei sinnesgeplagten Menschen durch die Ausübung der mentalen Funktion, anhand von gelieferten Daten durch Sinneserfahrungen, erzeugt wird. Sraddha ist eine Haltung der Seele und hat nichts mit sinnlicher, geistiger oder körperlicher Erfahrung zu tun. Solch ein Sraddha kann nur durch ehrliche spirituelle Verbindung mit reinen Geweihten Krishnas erweckt werden. Vom ersten Erwachen des spirituellen Glaubens bis zum Erreichen liebevoller Hingabe zu den Füßen Krishnas muss der Neophyt aufeinanderfolgende, genau definierte Stufen des spirituellen Fortschritts durchlaufen. Jede Stufe wird von ihrer entsprechenden Verwirklichung der Natur Gottes begleitet.

Ich habe kurz das System der spirituellen Praktiken der Gaudiya Vaishnava Religion skizziert, das in den maßgeblichen Lehrbüchern des Glaubens zu finden ist. Mr. Kennedy erhielt seine Informationen offensichtlich von Personen, die sich mit der authentischen Literatur der Religion selbst nicht gut auskannten oder die im Bann dieser umfangreichen und offenkundig falschen Literatur gestanden haben könnten, die absichtlich von den offenen und geheimen Feinden des Glaubens hergestellt wurde.

Die Erotik der Religion von Sree Chaitanya ist eine Frage der spirituellen Verwirklichung und darf nur von den fortgeschrittensten Anhängern auf der Ebene des vollständig spiritualisierten Geistes praktiziert werden. Es kann nichts mit dem unreinen Geist und dem physischen Körper zu tun haben. Die Liebe der Milchmädchen ist die höchste Aktivität der vollkommen reinen Seele im Zustand der Gnade auf der transzendentalen Ebene.

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Die erotische Stimmung ist an sich nicht gottlos. Sie ist die Quelle der höchsten ästhetischen und moralischen Prinzipien dieser weltlichen Ebene. Sie erreicht ihren überaus heilsamen und harmonisierenden Ausdruck auf der höchsten Ebene des transzendentalen spirituellen Reiches der Göttlichkeit. Bis die ewige spirituelle Ebene der Aktivität erreicht ist, wird es zwangsläufig zu Missverständnissen in der einen oder anderen Form kommen und die vollständige Erkenntnis der Natur unseres eigenen wahren Selbst und auch der der Göttlichkeit verhindern.

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