Gesellschaft - Community - Math

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Von E. G. Schulze

Der Harmonist (Shree Sajjanatoshani) VOL. XXXII, 19. März 1936, Nr. 14

(1) Das soziale Leben wird entweder durch einen einvernehmlichen, allgemeinen Umgang ermöglicht, der den Interessenskonflikt zwischen den Individuen ausgleicht, oder das soziale Leben wird gewährleistet, indem sich die Menschen freiwillig oder durch Zwang den Gesetzen und Regeln unterwerfen, die von einer Minder- oder Mehrheit festgelegt wurden. Sobald jedoch ein Individuum oder eine Gruppe von Menschen innerhalb des nationalen sozialen Umfelds, oder eine Nation inmitten anderer Nationen, von besonderen extremen Interessen bewegt werden, werden die Gesetze und Regeln verletzt und können umgestoßen werden.

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Daher basiert das soziale System auf einem latenten Gleichgewicht egoistischer Interessen und bietet wahrscheinlich keine Plattform für ein allgemein friedliches Zusammenleben von Einzelpersonen, Gruppen oder Nationen. Es ist ein scheinbar stabiles System organisierter egoistischer Interessen, das aus dem Überlebenskampf und den Verhältnissen in einer bestimmten Zeit entstanden ist. Dieses System kann zerbrechen oder revolutioniert werden, wenn es einer umfassenden und fortschreitenden Brachialgewalt von Sonderinteressen entgegensteht. Diejenigen, die diese Art von Gemeinschaft oder besser Vereinzelung satthaben, suchen Zuflucht in der sogenannten Religionsgemeinschaft.

 (2) Eine sogenannte religiöse Gemeinschaft unterscheidet sich insofern von einem gewöhnlichen Sozialsystem, dass es den guten Willen des Individuums voraussetzt, seine Rücksichtslosigkeit auf eine höhere Ebene zu transformieren, indem er sich dauerhaft anstrengt, sein eigenes Leben nach Regeln und Gesetzen zu gestalten.

Diese Regeln und Gesetze entstehen aus dem Diktat höherer Autoritäten anstatt einem allgemeinen Konsens, um die Vollendung des Individuums (Eschatologie – die Lehre von den letzten Dingen – Anm. d. Übers.) zu fördern. Sie werden mit Begeisterung eingehalten. Es sind die einzelnen oder gemeinschaftlichen Schritte in die Richtung eines Übungsplatzes, oder Gewächshauses für religiöse Gefühle und egoistischer ethischer Interessen und Verdienste.

Anderen zu 'dienen' wird zum Mittel, persönlichen religiösen Nutzen zu erlangen, da die egoistische Rücksichtslosigkeit reguliert und das religiöse Interesse angeregt wird - um gleichzeitig Ecce-Paradoxon (sieh doch wie Paradox) egoistisches Interesse als Belohnung zu kultivieren.

Die Verbindung mit einer solchen Gemeinschaft bedeutet geliebte Gewohnheiten und Interessen aufzugeben und auch etwas zu arbeiten. Warum? Wird es für verdienstvoll gehalten? Das Prinzip einer Religionsgemeinschaft basiert auf einer Form sublimierter (erhabener – Anm. d. Übers.)  Selbstsucht, die unter der Maske der 'Liebe' zu einem 'Gottbruder' oder sogar zu 'Gott' verborgen ist.

Prayer - Wikipedia

Aber ist es überhaupt möglich die Erwartungshaltung der Belohnung, als 'Liebe' zu bezeichnen, nur weil man anscheinend auf einige selbstsüchtige Interessen verzichtet?

Praktisch alles wird gegen Bezahlung gemacht.

Selbst Religionen, die indirekt die Wahrheit über die Natur des spirituellen Wesens, der Objekte und ihre Beziehung zueinander andeuten, praktizieren ethischen und emotionalen Materialismus. Wir erwarten materiellen Gewinn und werden in dieser Tendenz durch die Anweisungen der Heiligen Schriften dieser Religionen bestärkt.

Der Einzelne ist sogar bereit sich bestimmten Bestrafungen zu unterziehen, die vom Leiter der Einrichtung oder dessen Vertretern angeordnet werden, wenn er gegen theologische oder kommunale Beschränkungen verstoßen hat. Der einzige Beweggrund, den das Individuum hat, ist die Angst vor der Strafe nach dem Tod oder im Laufe des weiteren Lebens in Form von Krankheit und allerlei Verfall, und nicht zuletzt die Hoffnung auf Belohnung durch den Zugang zu höheren Ebenen anstatt das, was ihn derzeitig erfreut, oder worunter er leidet.

Streng geregelter Lebens- und Arbeitsalltag ist das Merkmal der religiösen Gemeinschaft. Automatismus in der Gesinnung und Neigung ist der Zweck der gesamten Ausbildung. Tatsächlich ist diese Art der Gemeinschaft ein Gewächshaus für religiöse Gefühle und Neurosen. Die individuelle Seele wurde für einen absoluten Zweck zurechtgestutzt und ihre Bewegungen wurden automatisiert.

Der Mensch wird zu einer Maschine die sehr gut funktioniert oder er reagiert wie ein Bulle. Der Bulle, wenn er ausreichend durch Peitschenhiebe und dem Versprechen am Ende Nahrung zu bekommen, abgerichtet ist, zieht automatisch den Wagen zum Ziel. Aber diese Art Gemeinschaft kann die Seele nicht befriedigen, die sich nach dem Zusammenleben mit wahren Dienern Gottes sehnt. Durch die Gnade Gottes kann es dem Suchenden ermöglicht werden von den reinen Gottgeweihten über die wahre spirituelle Gemeinschaft, der Math, zu hören.

(3) In der Religionsgemeinschaft ist ein Mensch, dessen wahre Natur unendlich klein und absolut ist, von nicht-absoluten Faktoren abhängig geworden. Seine eigentlichen Fähigkeiten werden durch zweitrangige fremde Mittel eingeschränkt.

Die einzige Erklärung für diese Tatsachen ist die Unkenntnis über die wahre Aufgabe des absoluten Subjekts im Verhältnis zum absoluten Objekt. Wenn das Wissen tatsächlich erlangt wurde, oder der Annahme zugestimmt wird, dass wir in unserem eigentlichen Wesen Geist und nicht Materie oder Verstand sind, dann ist  es sofort klar, dass es unsinnig ist, den Diktaten von nicht-geistigen Akteuren zu folgen. Warum sollten wir uns ihren Diktaten unterwerfen?

Warum sollte ich an die Autorität eines Mannes glauben, der sich irrt so wie ich, nur weil er eine besondere Stellung in der sogenannten Religionsgemeinschaft innehat?

Warum sollte ich die 'verdienstvollen' Bemühungen von Heuchlern verherrlichen, die Gott zu einem Lieferanten ihrer sogenannten vorübergehenden 'Verdienste' in bar machen. Ist es wirklich vernünftig Gebete zu Gott auf Befehl zu wiederholen, um bestimmte Überschreitungen zu bestrafen?

Die Math ist die spirituelle Gemeinschaft derer, die dienen und beten, um die Erlaubnis zu erhalten unter dem Absoluten Spirituellen Präzeptor in ergebener Stimmung dienen zu dürfen. Sie unterscheidet sich deutlich von allen Arten von sogenannten Religionsgemeinschaften. Ihre Struktur hat die Form einer Pyramide, deren Vergrößerung durch neue Zellen hergestellt wird, die keine andere Neigung haben, als die niedrigsten Bestandteile des Ganzen zu sein.

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Die Entelechie, bzw. das treibende Motiv ist das Verlangen als geeigneter Bestandteil akzeptiert zu werden. Dieses Verlangen wird unterstützt von der Erkenntnis, oder auch, wenn man es nur gehört hat, dass das Objekt (der Mensch Anm. d. Übers) spirituell ist und ewig dem Absoluten Subjekt (Gott- Anm. d. Übers.) zugeneigt ist. Jeder, der sich mit dem Leben in der Math auseinandersetzt wird das Gegenteil von Automatismen (mechanischen Abläufen) und künstlichem Wachstum finden.

Eine 'dienende' Haltung unter dem Deckmantel egoistischer Interessen führt niemals zu einer sogenannten 'dienenden' Haltung des Neulings.

Aber in der Math versucht jeder, sich als das unwürdigste und unfähigste Mitglied zu betrachten und es wird unter allen Umständen vermieden, Dienst von anderen anzunehmen, wobei alle hierarchischen Überlegungen außer Acht gelassen werden.

Dass eine solche Gemeinschaft von Gottgeweihten angesichts der Vielfalt von Charakteren überhaupt existieren kann, ist damit zu erklären, dass sie sich gegenseitig anspornen, sich bedingungslos dem Willen des Absoluten Spirituellen Präzeptors im ausdrücklichen Wissen ausliefern oder im stillschweigenden Glauben und Vertrauen, dass er allein weiß, wie man auf diese oder jene Weise den Höchsten Herrn dienen kann, was selbst einem unbeteiligtem Menschen verständlich sein kann.

Kritik ist dazu gedacht, die nicht-absoluten Neigungen und Mittel zu regulieren. Sie ist nicht für den Geist selbst gedacht. Das Subjekt ist das Spirituelle Absolute!

Die vollständige Abhängigkeit von Ihm bedeutet die völlige Unabhängigkeit von allen Einflüssen, die nicht absolut sind, sei es auf der mentalen oder physischen Ebene.

Bestrafung wie sie in der Religionsgemeinschaft praktiziert wird, steht außer Frage, weil es jedem klar ist dass, wenn man den inneren Drang zum Dienen aufgibt,  Abhängigkeit und Sklaverei gegenüber dem Nicht-Absoluten entsteht.

Eine solche Gemeinschaft findet nicht auf der weltlichen Sphäre statt, obwohl es so scheint. Dass wir immer noch das Glück haben, eine solche Gemeinschaft auf entsprechende Weise zu erleben, liegt daran, dass sie wirklich spirituell und absolut ist und unterstützt wird durch ihren scheinbar weltlichen Aspekt, der auch analog ist.

Die Spiritualität kann man nicht anders verstehen als in den praktischen Stufen des Fortschritts im bedingungslosen hingebungsvollen Dienst, andernfalls wäre die Spiritualität der verzerrten menschlichen Mentalität ausgesetzt.

Dieser Prozess scheint für denjenigen, der am Tor steht und darauf wartet, einen Blick in  das Innere zu werfen, ziemlich irrational zu sein. Auf der äußeren Ebene ist es nur rechnerisch in der Zukunft nützlich. Erkannt wird es erst durch die grundlose Barmherzigkeit des transzendentalen göttlichen Meisters. Er ist das Medium, wodurch eine undurchsichtige Handlung und Tatsache transparent wird, indem er die Haltung eines Individuums lenkt, das willens ist über das Mittel des transzendentalen Klanges zu dienen.

Durch Hören und Singen, Unternehmungen und Aufgaben wird die relative Ebene transzendiert und die Math wird als dauerhafte Gemeinschaft der spirituellen liebenden Haltung des Dienens betrachtet. Sie ist die Gemeinschaft des Gottgeweihten, dessen Wesen vom Höchsten Herrn selbst beschrieben worden ist. "Die Meinen akzeptieren niemals die verschiedenen Formen der Erlösung, z.B. in Mein Reich zu gelangen, Aufenthalt in Meiner Nähe, sogar die Gunst, eins mit Mir  zu werden; all diese Privilegien biete Ich ihnen vorbehaltlos an, aber sie wollen nichts als Meinen Dienst. “

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