Artikel aus "The Harmonist" (Sree Sajjanatoshani) Bd. XXXII, 23. Oktober 1935, Nr. 4
Wenn man es aus seiner wahren Perspektive betrachtet, erweist sich das Wort „niswartha“ (Selbstlosigkeit) als bloßes Wortgefecht und ist wie ein „Luftschloss“. Die Profession der Selbstlosigkeit ist lediglich ein Mittel zum Zweck, nämlich eine vergleichsweise leichte Form, die Sinne zu befriedigen. Wenn eine selbstsüchtige Person von solch einer Profession gefangen genommen wird, dann können meine Interessen leicht auf Kosten der seinen durchgesetzt werden.
Sind mütterliche und brüderliche Zuneigung, Freundschaft und Liebe zwischen Mann und Frau wirklich selbstlos? Hätte es in ihnen kein selbstsüchtiges Vergnügen bereitet, dann hätten sie nicht aus einem Impuls heraus gehandelt. Es sind keine Einzelfälle in denen Menschen nicht zögerten für selbstsüchtigen Genuss sogar ihr Leben hinzugeben. Auch der Genuss durch religiöse Feierlichkeiten ist egoistisch. Die Liebe zu Gott ist eine besondere Art von Egoismus. Das, was in der Natur des Menschen verwurzelt ist, nennt man 'swartha' (Eigeninteresse) ; weil 'swabhava' (Natur) bedeutet, was zu den eigenen Interessen gehört. 'Swartha' (Selbstinteresse) ist 'swabhava’ (Natur), und 'niswartha’ (Selbstlosigkeit) ist unnatürlich.
Wenn wir der obigen Argumentation folgen, können wir verstehen, dass 'swartha' (Selbstinteresse) unsere ewige innewohnende Natur ist. Wir werden immer nach den Interessen unserer eigenen Körper oder derer, die mit unseren Körpern in Verbindung stehen, wie Frau, Söhne, Reichtum, Haus und andere vergängliche, angenehme, weltliche Dinge suchen, oder wir werden den Interessen des transzendentalen Gottes oder denen von Personen nachgehen, die untrennbar mit Ihm verbunden sind.
Personen, die sich Kṛṣṇa nicht vollständig hingeben und diejenigen die in der Gemeinschaft von sadhus keine Freude finden können, auch diejenigen, die nicht richtig von ihnen eingeweiht wurden, neigen dazu den Interessen ihres Körpers und ihres Zuhauses zu frönen.
Eine matha (Seminar) ist ein Ort, an dem sich die Kultur des Dienstes zu Kṛṣṇa vollkommen entfaltet und wo Seine Diener uneingeschränkten Spielraum für Seinen Dienst haben, indem sie ständig in Gemeinschaft Seinen Namen singen; oder mit anderen Worten, wo Gott immer bei den Seinen wohnt. Nur die wenigen Glücklichen besitzen ein natürliches, unbefangenes Verlangen nach dem reinen Dienst in der matha.
Wenn wir selbst nach unserer Einweihung durch den echten spirituellen Präzeptor weiterhin an unseren häuslichen Interessen als unserer Hauptaufgabe festhalten und uns den Interessen der matha widmen, aber sie als zweitrangig betrachten, dann sind wir weit davon entfernt auch nur einen Blick auf die Schwelle unseres ewigen Wohles zu werfen.
Einige mögen den Eindruck haben, dass nur die sannyāsīs, brahmacārīs und varṇaprasthas ihre Verbindung mit der Welt abgebrochen haben, und sich um die Interessen der matha kümmern sollen; und dass es die eigentliche Pflicht der Haushälter ist, sich um ihre häuslichen Interessen zu kümmern, und dass es reicht, wenn sie nebenbei der matha irgendwelche Dienste darbringen, um als Gottgeweihte Ruhm zu erlangen oder sich im Zuge solcher Scheindarbietung selbst verherrlichen. Sie denken, dass es wahrscheinlich gegen ihre häuslichen Interessen verstoßen würde, wenn sie auf irgendwelche größeren Anforderungen der matha eingehen würden.
Ideen dieser Art neigen dazu alle Menschen zu beherrschen die sich nicht wirklich der Führung des echten spirituellen Präzeptors ergeben haben oder die aus äußerlichen Gründen die Formalität der Einweihung durchlaufen haben, aber tatsächlich weit entfernt von dem Gemütszustand des Lehrers leben.
Ganz egal ob wir Haushälter, sannyāsīs oder brahmacārīs sind, wenn uns die Interessen der matha nichtgenügend Nahrung zur Kontemplation, Meditation, und Besinnung für alle Belange geben, gibt es keine Chance, dass wir von den Fesseln der täuschenden Energie Gottes befreit, geschweige die Liebe zu Kṛṣṇas Lotosfüßen erreichen. Die Teilnahme aus ganzem Herzen an den Interessen der matha sollte das Kriterium sein, die Liebe einer Person zu Śrī Hari, Śrī Gurudeva und den Vaiṣṇavas zu beurteilen. Es ist reine Selbsttäuschung und eine Methode andere zu täuschen, wenn man sagt, dass man unabhängig von den Interessen der matha Hingabe zu Śrī Gurudeva oder Śrī Kṛṣṇa hat.
Es kann durchaus sein dass wir unter dem Deckmantel eines sannyāsī, brahmacārī, varṇaprastha oder als Bewohner der matha uns auffällig bemühen den Interessen der matha nachzugehen obwohl wir eigentlich unsere häuslichen Interessen an erste Stelle setzen und die der matha als zweitrangig betrachten, oder wir gehen unter dem Deckmantel des Dienstes der Interessen der matha unseren eigenen egoistischen Wünschen nach. Eine solche hinterhältige Taktik ist ein Hindernis für unseren spirituellen Fortschritt und unser ewiges Wohl. Den Interessen der matha zu dienen, bedeutet ernsthaft zu versuchen, Hari, guru und den Vaiṣṇavas mit vollständiger Hingabe zufrieden zu stellen, nachdem man sich von allen äußeren Begierden zur eigenen Befriedigung befreit hat.
Das Ideal des Dienstes an der matha sollte nicht darin bestehen, dass man als Abwechslung von der harten Arbeit des Tages, die man für seine häuslichen Interessen eingesetzt hat, einen Teil des Abends in der matha verbringt, oder zu glauben, dass der Namenseintrag auf der Liste der matha-Mitglieder ausreicht, oder sich vorstellt, dass man in der eigenen Wohnung den gleichen Dienst verrichtet den die Bewohner der matha leisten, oder sich einbildet, dass es ausreicht wenn man regelmäßig seinen monatlichen Beitrag in die matha einzahlt und gelegentlich den Anordnungen der matha nachgeht, und so weiter und so weiter.
Wie ein Haushälter, der den Interessen seines Hauses mit ganzem Herzen dient, sollte ein ehrlicher Bewohner der matha und dessen Interessen mit noch viel größerer und aufrichtigerer Zuneigung und all seinen Fähigkeiten dienen. Ohne aufrichtige Verbundenheit mit den Interessen der matha und ohne sich selbst von ganzem Herzen hineinzustürzen, um der matha zu dienen, ist es ein Versuch, guru und die Vaiṣṇavas zu betrügen, oder es ist, als würde man dem Schmied den gelieferten Stahl entwenden für die Herstellung der Klinge unserer Waffe. Jemand, der sich voll und ganz für die Angelegenheiten der matha interessiert, ist ein 'mukta jiva', und jemand, der das Gegenteil davon ist, ist ein 'baddha jiva'.
Ohne immenses Glück im Rücken, kann man nicht erwarten, ein durch und durch ergebener Diener der matha zu sein oder, dass man sie zu seinem Lebensziel macht. Haushälter sind auf den Ruhm eines Gottgeweihten aus und sind sehr geschickt darin auszuweichen, wenn man sie darum bittet den Bewohnern der matha auf irgendeiner Weise zu dienen.
Sie lehnen solche Forderungen schlicht und einfach ab mit der Begründung, dass sie die Verantwortung zu tragen haben, dem 'seva' von Śrī Gauranga oder Śrī Nārāyaṇa in ihren eigenen vier Wänden nachzugehen. Menschen mit solch verdorbenem Unrechtsbewusstsein mögen manchmal etwas für die matha tun, aber es ist zweifelhaft, ob solche Beiträge bei Gott wirklich Anklang finden werden. Himmel und Hölle ist das jeweilige Los derer, für die die Interessen der matha allanziehend sind, und derjenigen, die gleichermaßen an den Interessen ihrer Haushalte hängen. Wenn wir auch nur ein wenig, in unserer Bemühung nachlassen, den Wunsch Sri Gurus zu erfüllen, unter dem Vorwand unseren häuslichen Bildgestalten zu dienen, dann sind wir weit davon entfernt, der matha zu dienen und laufen dem Pfad zum ewigen Glück davon.
Jeder gute Haushälter sollte sicherlich die 'arcchana' (Verehrung) in seinem Haus durchführen. Aber unter dem Deckmantel, die Verehrung durchzuführen, sollte niemand versuchen, seine selbstsüchtigen Wünsche zu befriedigen, indem er seine Bemühung vernachlässigt, den Interessen der matha zu dienen. Jeder Versuch ähnlicher Art wird sich als Riegel erweisen, der dem Übeltäter die Tür zur Erlösung verschließt. Es ist wahr, dass ein Haushälter arcchana nicht aufgeben und von sadachara (richtige religiöse Verhaltensweisen) abweichen sollte. Aber es sollte klar daran erinnert werden, dass solche Dienste im Haushalt nur dann gute Früchte tragen können, wenn sie den Interessen der matha dienen; alles was nicht zu einem solchen Dienst beiträgt, sollte als ein Vergehen betrachtet und zurückgewiesen werden.
In jedem Fall, ob man ein Haushälter, ein sannyāsī oder ein brahmacārīs ist, der sicherste Weg zum ewigen Wohl ist, dass man den natürlichen Wunsch kultiviert der matha zu dienen, dem Ort des ungetrübten Dienstes zu Hari, guru und Vaiṣṇava. Solange man die eigenen Interessen nicht mit denen der matha auf natürliche Weise herstellen und sich mit ihnen identifizieren kann, bleibt die Liebe zu Gott eine weit hergeholte Idee, die nicht mit Gewalt oder Zwang ins Spiel gebracht werden kann; weil 'Liebe' wie 'swartha' natürlich ist. Es bedarf keiner äußeren Impulse um Eigeninteresse zu lernen, dies äußert sich selbstverständlich.
Obwohl ihre Anzahl keine Legion darstellt, haben dennoch nicht wenige wohlhabende Haushälter leidenschaftliches und aufrichtiges Interesse gezeigt, Gelder für den Dienst der matha zu sammeln, unter erheblichen Opfern ihrer eigenen häuslichen Interessen und ohne die geringste Erwartung einer potenziellen Steigerung ihres Privatvermögens. Dennoch gibt es auch viele Personen, die es gewohnt sind, ihre Beiträge an die matha heraus zu posaunen, und somit auf eine Antwort in Form von Lob und Glückwünsche vom guru oder den Vaiṣṇavas warten. Wenn sie keine Gegenleistung dieser Art erhalten neigen sie dazu sich der matha entgegenzustellen und gehen dann als Vergeltung ausschließlich ihren häuslichen Interessen nach.
Manchmal kommt es vor, dass sich ein gewisser auferlegter Druck von Pflichten seitens der matha, oder sogar milder Tadel, direkt oder indirekt, ausreichen um eine Person dazu zu bringen seine Verbindungen zur matha aufzugeben. Aber wenn das Feuer der Begeisterung für den Dienst der matha einmal wirklich in uns entfacht ist, dann können wir uns nicht einmal im Traum, bei keiner Gelegenheit und auf keinen Fall von den Angelegenheiten der matha fern halten. Dass wir andere angenehmere Erholungsorte haben können, nämlich unser Zuhause oder dass es eine zweite Alternative außer der matha geben kann, ist eine Idee, die der Abneigung gegen Gott entspringt und niemals in einem Herzen entstehen kann, das eine wirkliche Anziehungskraft verspürt für den Dienst in der matha. Der gewöhnliche Menschenschlag, der die Schwelle des Reiches der Hingabe noch nicht überschritten hat und Gott von Natur aus abgeneigt sind ist, betrachtet das Ideal, den Interessen der matha zu dienen, als eine Übertretung ihrer Moral und ihrer vermeintlichen Interessen ihres häuslichen Lebens. Aber solche Spekulationen sind nur allzu weit verbreitet unter Menschen, die sich der wahren Natur des Kṛṣṇa-Dienstes nicht bewusst sind, sondern sich wie unwissende Unmenschen nur um selbstsüchtige Vermehrung in Form von 'bhoga' (Genuss) und 'tyaga' (Entsagung) kümmern, haben keinen Platz in den Köpfen derjenigen, die eine echte Einweihung bei den Lotosfüßen des spirituellen Lehrers erhalten haben.
Wenn tatsächlich erkannt wird, dass der Dienst zur matha identisch mit dem Dienst am Absoluten ist, wird es keine Alternative mehr geben, als ein lebenslanges Gelübde abzulegen, mit Herz und Seele zu dienen, ganz davon abgesehen in welcher Lebensphase der Mensch sich auch befinden mag. Dies ist die wahre Form des Dienstes des spirituellen Präzeptor. Jemand, der sich sehr wenig um die Interessen der matha kümmert oder nur gering mit der matha verbunden ist, kann keinen echten Kontakt mit Śrī Gurudeva aufnehmen. Wer solchen Angelegenheiten gegenüber gleichgültig ist, kann niemals die Tendenz des Geistes von Śrī Gurudeva erkennen, ob es seine Schlussfolgerungen, seine Praktiken und Predigten oder seine Ideale sind. Menschen dieser Art können der matha für private, selbstsüchtige Zwecke Stippvisiten abstatten, aber sie sind nicht in der Lage, die Tiefe der „Leela“ von Śrī Guru und den Vaiṣṇavas zu ergründen und neigen dazu Vergehen gegen die Füße der Gottgeweihten zu begehen und verlieren somit all ihre Ergebnisse ihrer früheren guten Taten. Sie erhoffen sich Gefälligkeiten und Anerkennung von den Bewohnern der matha und wenn diese Hoffnung nicht erfüllt wird, dann sind sie gekränkt und verlieren jeglichen Respekt zu ihnen. Das ist so wie es sein sollte, denn die Leute der matha sind nicht bereit sie durch eine Show künstlicher Höflichkeiten zu betrügen. Aber der Königsweg, um die Gnade von Śrī Gurudeva und damit unser ewiges Wohl zu verdienen, besteht darin den Weg einzuschlagen, den Interessen der matha von Herzen zu dienen.
Je weniger sich ein Mann um die Interessen der matha kümmert, desto größer werden seine Fehler sein oder Schlupflöcher entstehen, die es maya (der Illusionierenden-Energie Gottes) ermöglichen, ihre Herrschaft über ihn zu errichten. Das Ergebnis davon, in die Fänge von maya zu geraten, zeigt sich auf verschiedene Weise: Das geschwächte Herz wird anfällig für schlechte Gemeinschaft und Praktiken, man wird in einen Heuchler verwandelt, der vergebliche versucht Staub in die Augen von Śrī Gurudeva zu streuen, und schließlich wird man dazu gebracht, sich dem Kult der bloßen tierischen Bequemlichkeit hinzugeben. Der Versuch durch die Instrumentalisierung bzw. über das Medium der matha unseren häuslichen Interessen zu dienen, ist unserem Wohl sogar noch abträglicher. Von einem Menschen dieser Art kann nicht erwartet werden, dass er ein Aspirant für den Dienst von Hari, guru und Vaiṣṇava ist. Um ein solches Übel aus unseren Herzen zu entwurzeln oder auszumerzen müssen wir alle strikt auf der Hut vor seinem finsteren Herannahen sein und unterwürfig und beständig zu Śrī Guru und den Vaiṣṇavas für die Erlangung unseres ewigen Wohles beten. Kurz gesagt, unser ständiges Engagement im Dienst der matha wird mit dem Maß unseres Fortschritts im spirituellen Leben gleich gesetzt, und jeder falsche Schritt im Dienste unserer selbstsüchtigen häuslichen Interessen, die den Interessen der matha engegengesetzt sind, ist eine Annäherung an den Tod.