Wie veröffentlicht in The Harmonist (Sree Sajjanatoshani)
Editiert von Paramahamsa Paribrajakacharyya Sri Srimad Bhakti Siddhanta Saraswati Goswami Maharaj
16. DEZEMBER 1934
Das Wort samkeertana ruft das Bild des Singens und Tanzens zu einer bestimmten Musikrichtung in Gemeinschaft einer Gruppe von Personen hervor. Aber das Wort ist in seiner Bedeutung nicht begrenzt. Das gemeinschaftliche Tanzen und Singen wurde zweifellos vom Höchsten Herrn Sree Krishna Chaitanya und Seinen Gefährten zu bestimmten Anlässen praktiziert. Dies war die Form von samkeertana, die von Mahaprabhu im Hof von Sreebas' Haus durchgeführt wurde. In einer späteren Periode, machte Sreenivas Acharyya mit Shyamananda Prabhu und Srila Narottama Thakur diese Form des samkeertana zum Vehikel um den Massen zu predigen. Die Gaudiya-Literatur ist besonders reich an Padavali,bzw. Lieder, die für eine solche Form von Samkeertana geeignet sind.
Die Aufführungen von Sree Gaurasundar im Hof von Sreebas Pandit werden mit dem Rasa-Tanz von Sree Krishna in Begleitung der Milchmädchen gleichgesetzt. Aber diese Vorgänge waren der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Der Höchste Herr tanzte vor den Augen aller Menschen inmitten von Samkeertana anlässlich der Demonstration gegen den Kazi. Er tanzte auch vor dem Wagen von Sree Jagannathadeva und tanzend umrundete Er den Tempel von Sree Jagannathdeva in Puri. Er tanzte auch bei vielen anderen Gelegenheiten in der Öffentlichkeit.
Aber Tanzen und Singen war nicht die einzige Form von Samkeertana, obwohl es sicherlich die bekannteste Methode war. Die Lehre Mahaprabhus wurde der Welt in einer Reihe von Vorträgen in Form von Diskurse mit Seinen Gefährten überbracht. Daneben gab es 'Istagosthi' (informelle Gespräche). Der Höchste Herr führte oft Debatten mit den Lehrern der verschiedenen Religionen, die zu dieser Zeit verbreitet waren. Große Literatur wurde unter Seinen Anweisungen von den Goswamis von Vrindavana und auch von mehreren anderen bedeutenden Anhängern produziert. Diese Literatur oder ein Teil davon wurde uns überliefert und sie zeigt einen sehr hohen Standard von technischer Brillianz, auch in künstlerischer Hinsicht.
Prakashananda, der zu dieser Zeit ein führender sannyasi in Benares war, lehnte Singen und Tanzen zunächst ab, da es eines sannyasi unwürdig erschien und von den Shastras verboten ist. Er widerrief jedoch seine Meinung und akzeptierte die Lehre und Praxis von Mahaprabhu. Die Pandits von Nabadwip lehnten, zusammen mit vielen anderen , auch das laute Singen des Namens Krishnas ab. Sie waren der Meinung, dass es eine Neueinführung von Sree Chaitanya war und dass darüber nichts in den Shastras zu finden war. Sie waren besonders gegen die Diversität der Samkeertana-Gruppe und gegen deren ungestümen Charakter des Singens und Tanzens. Sie hielten die Methode für vulgär und absurd.
Musik, Tanz und Gesang machen jedoch keine professionelle weltliche Darbietung zu einem Akt der höchsten Form der Gottesverehrung. Im Gegenteil, eine Person, die süchtig nach Musik, Gesang und Tanz ist, ist ungeeignet, Gott zu verehren. Die Darbietung von Sree Chaitanya und Seinen Geweihten darf nicht als normale musikalische Darbietung der Menschen dieser Welt angesehen werden. Sree Chaitanya und Seine Gefährten wurden durch die Verwirklichung der reinen Liebe zu den Füßen Sree Krishnas zum Tanzen und Singen gebracht. Sie fühlten keine Anziehung zu den Freuden des Körpers und des Geistes .Tanz, Gesang und Musik sprechen die Menschen dieser Welt an, ihren sinnlichen Appetit in grober oder subtiler Form zu befriedigen. Es gibt absolut nichts Spirituelles in solchen Darbietungen von Menschen, die süchtig nach sinnlichem Leben sind. Im Gegenteil, es ist nur eine Methode, wahrscheinlich die mächtigste Methode, die sinnliche Seite unserer weltlichen Natur zu kultivieren.Das beweist die schreckliche und unheilvolle Reaktion dieser Aufführungen auf den Charakter derer, die sich solchen Darbietungen entweder als Darsteller oder als Zuschauer und Zuhörer hingeben. Diese Praktiken steigern sicherlich unsere Sucht nach den Dingen dieser Welt. Aus diesem Grund verbieten die Shastras einem Brahmanen, sich Tanz, Gesang und Musik hinzugeben, außer zu dem Zweck damit Gott zu dienen. Prakashananda und die Pandits von Nabadwip nahmen an, dass das Singen und der Tanz von Sree Chaitanya und Seinen Gefährten zur Befriedigung ihres sinnlichen Appetits aufgeführt wurden. Aus diesem Grund lehnten sie diese Methode entschieden ab. Die Teilnahme der untersten Kasten an diesen Veranstaltungen steigerte auch nicht ihr Wohlwollen gegenüber dieser Praxis.
Diejenigen, die glauben, dass Sree Chaitanya es Analphabeten und unmoralischen Personen leicht gemacht hat, Gott zu verehren, indem Er die Lehren der Shastras ignoriert hat, sind in Bezug auf die Natur des Samkeertana, das vom Höchsten Herrn praktiziert und gelehrt wurde, völlig falsch informiert. Das Samkeertana ist die Erfüllung aller Gebote der Shastras, und zwar aus dem einfachen Grund, dass es keine Leistung des Körpers oder des Geistes, sondern der Seele auf der transzendentalen Ebene des Geistes ist. Es steht natürlich allen Personen offen, die Betätigung unter einer Bedingung zu teilen, nämlich, dass ihre Natur nicht missverstanden wird. Die transzendentale Natur des Namens Krishnas ist der Ausgangspunkt in diesem Prozess. Der Name muss aus dem Mund eines reinen Gottgeweihten, durch die Methode der vollkommenen Unterwerfung gehört werden. Sobald eine Mensch den Namen auf diese Weise gehört hat, wird er von der Sucht nach den Freuden des Fleisches befreit. Sein Körper und Geist werden vollkommen gereinigt und er wird geeignet den Namens Krishnas auf der Ebene des reinen Gottgeweihten zu chanten.
Erst wenn die Menschen durch die Barmherzigkeit des Namens, der aus dem Mund der Sadhus erscheint, gereinigt sind, manifestiert sich ihnen der transzendentale Name in Form von artikuliertem Wort oder Ton. Diese Erscheinungsweise des Absoluten wird von allen Shastras bezeugt. Es ist der Shrauta Pantha oder der Weg des Hörens. Allein das Mantra oder das Wort oder der Name Gottes, das der Lehrer oder der reine Gottgeweihte einem hingegebenen Menschen oder Schüler mitteilt, kann die bedingte Seele von ihrer unnatürlichen Affinität zu den Dingen und Beziehungen dieser materiellen Welt befreien. Aber das Mantra darf nicht mit lauter Stimme gesungen werden. Obwohl wir die Autorität von niemand Geringerem als Sree Ramanujacharyya haben, muss der Name Gottes oder die Essenz des Mantras allen Personen kommuniziert werden, die den Namen im Geiste der Unterwerfung nicht ablehnen. Sree Ramanujacharyyas Guru befahl ihm das Mantra, das ihm vermittelt wurde, nicht an andere Personen weiterzugeben. Aber Sree Ramanujacharyya versammelte sofort bis zu 74 Personen, die bereit waren, das Mantra ergeben anzunehmen, und sprach in ihrer Gegenwart das Mantra mit lauter Stimme aus. Die Schwierigkeit besteht darin, dass unaufrichtige Personen sich mehr um den Buchstaben der Aussagen der Shastras als um den wahren Geist ihrer Lehren sorgen und sich daher selbst und andere vorsätzlich täuschen.
Das Mantra ist der Name Gottes in der latenten Form. Aus diesem Grund ist kein Mensch, dem das Mantra seine manifeste Form noch nicht offenbart hat, wirklich in der Lage, anderen Menschen seine Eigenschaften zu kommunizieren. Die Anweisung erklärt nicht die Unfähigkeit des Publikums, sondern die der Person, die das Mantra empfangen hat. Während der Schulzeit gilt der Schüler als nicht geeignet andere zu belehren.
Der Unterschied zwischen dem Namen und dem Mantra besteht darin, dass der Name das vollständig manifestierte Absolute ist, während das Mantra das potentielle Absolute ist. Der Name leitet die Person, die Er begünstigen möchte, zum Guru, und indem sie sich dem Guru ergibt, empfängt sie das Mantra. Die Funktion der Schülerschaft wird nicht eingeschränkt oder abgeschafft. Diese Wahrheit wird von Srila Krishna das Kaviraj Goswami in Sree Chaitanya Charitamrita (Adi. 7/73) sehr deutlich formuliert. „Die Knechtschaft der Welt wird durch Krishna-Mantra gelöst und Krishnas Füße werden durch Krishna-Nama erlangt“.
Das Samkeertana kann nur von denen richtig ausgeführt werden, die von der Knechtschaft der Welt befreit sind. Samkeertana kann auch von bedingten Seelen unter der Führung der Sadhus ausgeführt werden, durch die Methode der bedingungslosen Ergebenheit zum Namen, der aus dem Mund der Sadhus erscheint. Aber in keinem Fall hat es den Charakter von 'Taur-Yatrika' ausschweifender Darbietung von Musik, Gesang und Tanz, die von Menschen praktiziert wird, die süchtig nach den Freuden der Sinne sind.