His Holiness

Pūjyapāda Bhakti Vallabha Tīrtha Mahārāja

Geschätzte Lesezeit: 7 minutes

Die folgende Verherrlichung zum Jahrestag des Erscheinens von Śrī Śrīmad Bhakti Vallabha Tīrtha Gosvāmī Mahārāja ist ein bhāva-anuvāda eines Vortrages von Śrī Śrīmad Bhakti Vijñāna Bhāratī Gosvāmī Mahārāja, gehalten in der Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha, Kolkata am 8. April 2014

Heute ist der Erscheinungstag von Śrī Rāmacandra, und der Erscheinungstag meines Gottbruders und gegenwärtige   ācārya der Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha, pūjyapāda Bhakti Vallabha Tīrtha Mahārāja. Für ernsthafte sādhakas ist es äußerst wichtig, die tithis von Bhagavān und Vaiṣṇavas zu erinnern, denn es ist eine Gelegenheit, ihre Lotosfüße zu verherrlichen. Es ist sicherlich ein Vergehen, sich solchen Tagen ihrer nicht zu erinnern und nicht zu verherrlichen.

 

Śrī Vṛndāvana dāsa Ṭhākura hat geschrieben:

 

ĵe vaiṣṇava bhajile acintya kṛṣṇa pāi

 se vaiṣṇava-pūjā hôite baḓô āra nāi

Śrī Caitanya-bhāgavata (Antya-khaṇḍa 4.357)

 

Wenn man den Lotosfüßen der Vaiṣṇavas dient, erlangt man die Lotosfüße von Śrī Kṛṣṇa, der acintya (unbegreiflich) ist; es gibt keinen größeren sādhana als diesen. Es ist unmöglich sich dem Herrn mittels der materiellen Sinne zu nähern. Auf der bedingten Stufe, in der der jīva an vielen materiellen Wünschen gebunden ist, kann er nicht an acintya Kṛṣṇa denken, noch kann er Ihn mit seinen Augen sehen. Er ist erst dann qualifiziert, die unvorstellbare Gnade des Herrn zu erlangen, wenn er vollkommenen Schutz bei den Lotosfüßen der Vaiṣṇavas nimmt.

 

Dieser Anweisung eingedenk, werde ich heute pūjyapāda Tīrtha Mahārāja dienen, indem ich mich an ihn erinnere und ihn verherrliche.

 

Sein festes Vertrauen in die Worte seiner guru-vargas Pūjyapāda

 

Tīrtha Mahārāja erschien in Gwalpada, Assam. Er war das erste Mitglied seiner Familie, der den Gauḍīya Vaiṣṇavism annahm und dessen Grundsätze folgte. Er pflegte hari-kathā sehr aufmerksam und mit großem Interesse zu hören. Er führte nur kīrtana des śrautavāṇī aus, —das bedeutet, dass er nur das ausführte, was er von unserem paramārādhyatama Guru Mahārāja, Śrī Śrīmad Bhakti Dayita Mādhava Gosvāmī Mahārāja und von den Senior Autoritäten hörte. In seinem hari-kathā und auch im allgemeinen Gespräch, wiederholte er nur das, was er von unserem Guru Mahārāja und guru-vargas gehört hatte. Das war einer seiner besonderen Eigenschaften.   Aus diesem Grund haben die meisten unserer Gottbrüder ihn liebevoll als lebendes Tonbandgerät bezeichnet.

 

Experte im sevā

 

Einmal reisten pūjyapāda Tīrtha Mahārāja (damals Śrī Kṛṣṇa-vallabha Brahmacārī), Śrī Kanhāī Brahmacārī, ich (damals Narottama Brahmācarī) und Śrīpāda Mādhavānanda Vrajavāsī, ein Schüler von Śrīla Prabhupāda, nach Sarbhog, Assam, um zu predigen. Während unseres Aufenthaltes dort, regnete es stark und wir konnten die Sonne für vier oder fünf Tage nicht sehen. Wir konnten überhaupt nicht nach draußen gehen.  In dieser Zeit kochte pūjyapāda Tīrtha Mahārāja für uns alle. Er war ein hervorragender Koch, und jeder war von seiner Küche sehr angetan. Dies ist eine der Eigenschaften von Vaiṣṇavas: Sie sind Experten in allem, das mit dem Dienst zu den Vaiṣṇavas verbunden ist. Was pūjyapāda Tīrtha Mahārāja anbelangt, so war das Kochen nur eines seiner Fachgebiete in vaiṣṇava-sevā.

 

Sein unbeschwerter Humor

 

Pūjyapāda Tīrtha Mahārāja war auch sehr rasika, was in Bengalisch ‘humorvoll’ bedeutet. In Sarbhog, war ein Junge, der uns regelmäßig besuchte und der pūjyapāda Tīrtha Mahārāja als peṭa moṭā sādhu, oder fettbäuchiger Heiliger bezeichnete. Śrīpāda Mādhavānanda Prabhu war rundlicher als pūjyapāda Tīrtha Mahārāja, der in der Tat nicht rundlich war, und so waren wir ziemlich überrascht, als wir hörten das der Junge dieses Wort für pūjyapāda Tīrtha Mahārāja benutzte und nicht für Śrīpāda Mādhavānanda Prabhu. Wir konnten nicht verstehen, warum der Junge ihn immer wieder so nannte, bis ich eines Tages pūjyapāda Tīrtha Mahārāja allein mit diesem Jungen sah. Mahārāja-jī atmete tief in seinen Bauch, der sich dann aufblähte, was er dann diesem Jungen zeigte. Da verstanden wir, warum der Junge pūjyapāda Tīrtha Mahārāja peṭa moṭā sādhu nannte. Obwohl pūjyapāda Tīrtha Mahārāja normalerweise sehr ernst war und immer sehr eifrig damit beschäftigt war, aufmerksam hari-kathā zu hören und den Vaiṣṇavas zu dienen, hatte er auch Sinn für Humor.

 

Śrī Caitanya-caritāmṛta (Madhya-līlā 22.75) sagt: „kṛṣṇa-bhakte kṛṣṇera guṇa sakali sañcāre— alle Eigenschaften von Kṛṣṇa erscheinen in Seinem Geweihten.” So können wir verstehen, dass die Vaiṣṇavas, obwohl sie im Allgemeinen sehr ernst sind, auch humorvoll sein können, weil alle Eigenschaften Kṛṣṇas — der die Quelle aller transzendentalen Geschmacksrichtungen ist, inklusive Humor – auch in seinen reinen Geweihten wohnen.

 

Seine Demut und Hingabe

 

Pūjyapāda Tīrtha Mahārāja, sowie eine Reihe anderer Gottgeweihter, mich eingeschlossen,
wollten nie hari-kathā vor unseren guru-vargas sprechen, sondern hatten stets den Wunsch von ihnen zu hören. Jedoch gab es andere brahmacārīs die sehr begierig waren hari-kathā zu sprechen. Sie würden Guru Mahārāja und andere guru-vargas bitten, ihnen zu erlauben zu sprechen. Ich beobachtete in meinen guru-vargas — besonders bei Guru Mahārāja und Śrī Śrīmad Bhakti Vicāra Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja— eine bestimmte Eigenschaft: Wenn sich irgendjemand ihnen näherte, um sie um Erlaubnis zu bitten hari-kathā zu sprechen, dann gaben sie nie die Erlaubnis dazu.  Auf der anderen Seite pflegten sie diejenigen zum hari-kathā zu zwingen, die sehr zurückhaltend waren in der Öffentlichkeit hari-kathā zu sprechen. Pūjyapāda Tīrtha Mahārāja war sehr daran interessiert, hari-kathā zu hören, aber er zögerte sehr, zu sprechen. Eines Tages verkündete Śrīla Yāyāvara Gosvāmī Mahārāja: „Heute wird unser Śrīman Kṛṣṇa-vallabha Brahmacārī hari-kathā sprechen.” Widerstandslos sprach pūjyapāda Tīrtha Mahārāja hari-kathā auf Anweisung seines guru-varga. Ich habe viele Beispiele gesehen, wie er immer daran erinnerte, dass er unter der anugatya seiner guru-vargas stand. Seine Hingabe zu den Lotosfüßen der guru-vargas ist unvergleichlich.

 

Immer den Rat der Vaiṣṇavas suchen

 

Eine andere Eigenschaft von pūjyapāda Tīrtha Mahārāja war, dass, wann immer er Zweifel oder Fragen hatte, er sich immer seinen guru-vargas näherte um sie um Antwort zu bitten. Ein Senior Gottgeweihter der maṭha erwähnte einmal: „Obwohl ich seit langer Zeit in der maṭha lebe, und obwohl ich parikramā und viele andere spirituelle Aktivitäten durchgeführt habe, ist nichts geschehen; sowohl mein Geist als auch mein Leben haben sich nicht verändert."

 

Als Śrī Kṛṣṇa-vallabha Brahmacārī und ein paar andere Gottgeweihte das hörten, wurden sie etwas entmutigt.  Sie fragten:  Was hat es für einen Sinn hier in der maṭha zu leben, wenn solch ein Senior Vaiṣṇava das Gefühl hat, gar keinen Nutzen aus seinen maṭha-vāsa gezogen hat?” Um seiner Verwirrung abzuhelfen, wandte sich Śrī Kṛṣṇavallabha Brahmacārī an Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Prabhu, ein Schüler von Śrīla Prabhupāda, der früher bei unserem Guru Mahārāja in Śrī Caitanya Gauḍīya Maṭha,
und erkundigte sich: „Prabhu, ein Senior Vaiṣṇava hat geäußert, dass er das Gefühl hat, dass er keinen Vorteil aus seiner Zeit in der maṭha gezogen hat. Einige Gottgeweihte, die das gehört haben, sind bestürzt deswegen. Deshalb bitte ich dich aufrichtig um eine Klarstellung. Wie können
wir eine solche Aussage verstehen?“ Als Śrīpāda Kṛṣṇakeśava Prabhu sah, dass er eine aufrichtige Frage gestellt hatte, erwiderte er: „Es ist ganz natürlich, dass Demut in einem Menschen in dem Maße zunimmt, wie er Gemeinschaft mit Senior Vaiṣṇavas hat, die in bhakti fortgeschritten sind. Daher wird ein spirituell fortgeschrittener Gottgeweihter aus Demut seinen Mangel an Fortschritt in bhakti zum Ausdruck bringen. Auf diese Weise können wir solche Aussagen von älteren Vaiṣṇavas in Einklang bringen." Nachdem Śrī Kṛṣṇavallabha Brahmacārī die Antwort von Śrīpāda Kṛṣṇa-keśava Prabhu    gehört hatte, verstand er alles klar.

 

Kīrtanīyaḥ sadā hariḥ

 

Mit der Zeit tauchte pūjyapāda Tīrtha Mahārāja mehr und mehr in das Sprechen von hari-kathā ein. Wo immer er hinging, sprach er hari-kathā.

 

Unsere liebevolle Beziehung

 

Manchmal rief pūjyapāda Tīrtha Mahārāja mich an oder traf sich mit mir, um meinen Rat in verschiedenen Angelegenheiten zu hören. Wenn zu dieser Zeit jemand anderes anwesend war, sagte er: „Bitte entschuldigt uns, aber wir wollen unter vier Augen miteinander sprechen." Auf diese Weise sind wir zusammengesessen und besprachen viele Dinge. Unsere Beziehung ist für viele Menschen nicht leicht zu verstehen, aber mein Herz sagt, dass unsere Beziehung schon immer sehr süß war. Vom ersten Tag an, als wir uns trafen, besuchten wir viele Orte zusammen, um zu predigen, wohnten zusammen und dienten zusammen unseren Guru Mahārāja auf vielen verschiedene Wegen. Wir haben - und hatten immer eine zutiefst liebevolle Beziehung, aber weil viele Menschen nur auf Äußerlichkeiten achten und nicht die wahren, tiefempfundenen Gefühle zwischen uns beachten, sind sie sind sie nicht in der Lage, diese tiefe Zuneigung zu erkennen. Stattdessen ziehen sie falsche Rückschlüsse über unsere Beziehung. Obwohl ich meinen lieben Gottbruder pūjyapāda Tīrtha Mahārāja weiterhin verherrlichen möchte, erlaubt es mir meine Gesundheit nicht, zu lange zu sitzen oder zu sprechen. Heute, am glückverheißenden Tag seines göttlichen Erscheinens in dieser Welt, bete ich zu seinen Lotusfüßen, mir alle Vergehen zu vergeben, die ich wissentlich oder unwissentlich gegen ihn begangen haben mag.

©
derharmonist.de
2024
Top magnifiercross linkedin facebook pinterest youtube rss twitter instagram facebook-blank rss-blank linkedin-blank pinterest youtube twitter instagram