Es ist viel wichtiger, wem man sich hingibt, als wie sehr man sich hingibt

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Alle Ehre sei Śrī Śrī Guruand Gaurāṅga

Gauḍīya Goṣṭhī Pati Śrīla Śrīla Bhakti Siddhānta Sarasvatī Gosvāmī Ṭhākura Prabhupāda pflegte zu sagen: „Ein Leben ohne Hingabe ist nur ein tierhaftes (animalisches) Leben."

Śrīla Sarasvatī Gosvāmī Ṭhākura Prabhupāda gibt in seinem Buch mit dem Titel 'Upākhyāneupadeśa - Unterweisungen anhand von Geschichten', den folgenden Kommentar zur Geschichte von Ekalavya: Zu viele Menschen denken, Ekalavyas Hingabe an seinen guru sei ideal, aber hier gibt es dazu eine besondere Überlegung. Was war der Fehler von Ekalavya? Das sollte bedacht werden. Ekalavya trug die Maske des guru-bhakti, der Hingabe zum guru, und lehnte sich in Wirklichkeit gegen seinen guru auf.

Ob sein Guru ihn nun tatsächlich für nicht qualifiziert hielt, weil er aus einer niederen Familie stammte, oder ob er ihn einfach nur prüfen wollte - aus welchem Grund auch immer - als sein Guru-Deva sich weigerte, ihm die Kunst des Dhanurveda [die Schrift, die sich mit der Wissenschaft der Kriegsführung befasst] zu lehren, war es Ekalavyas Pflicht, die Anweisungen seines Meisters anzunehmen. Aber Ekalavya gefiel das nicht. Er wollte groß werden. Aber äußerlich würde seine Kunst ohne einen guru nicht als ehrenwert und wahrhaftig angesehen werden und vielleicht war es auch nicht möglich, groß zu werden, ohne einen guru anzunehmen. Mit diesen Überlegungen formte Ekalavya eine imaginäre Form des gurus aus Lehm. In Wahrheit bestand aber seine Hauptabsicht darin, Dhanurveda zu lernen und groß zu werden. Auf diese Weise wollte er seine eigenen Sinne befriedigen. Er wollte sich nicht dem Willen seines gurus unterordnen. Das war nicht sein ehrlicher Wunsch.

Manche mögen sagen, dass Ekalavya den grausamen Befehl seines gurus letztlich ohne Protest akzeptiert hat. Aber wenn wir dieses Thema sorgfältiger und tiefer betrachten, können wir sehen, dass Ekalavya die weltliche Moral für wichtiger hielt als die transzendentale Hingabe. Es ist ein moralischer Kodex, dass man dem guru etwas dakṣiṇa opfern muss, wenn er es will, und dieser Sinn für Moral inspirierte Ekalavya, seinen Daumen abzuschneiden. Er hat ihn nicht mit spontaner Hingabe geopfert. Sonst hätte er den ersten Befehl des gurus akzeptiert. Die natürliche Eigenschaft der Hingabe ist einfach und spontan. Wenn Ekalavya bedingungslose und natürliche Hingabe für Hari, guru und Vaiṣṇava gehabt hätte, dann wären der guru, Droṇācārya, Arjuna, der beste der Vaiṣṇavas, und Lord Hari, die Höchste Persönlichkeit Gottes Kṛṣṇa, nicht von seinem Verhalten enttäuscht gewesen.

Ekalavyas Bestreben, Dhanurveda zu lernen, und sein Wunsch, groß zu werden, wurden von seinem guru nicht akzeptiert. Im Innersten seines Herzens wünschte sich Ekalavya, Arjuna, den besten der Vaiṣṇavas, zu übertreffen. Der Wunsch, größer zu werden als die Vaiṣṇavas, ist keine Hingabe. Es ist nicht-hingebungsvoll, und das ist das Prinzip der sahajiyā-sampradāya. Bei weltlicher Betrachtung ist diese Art von Wunsch, groß zu werden, ein guter Wunsch. Aber Hingabe bedeutet sich zu bemühen, hinter den Vaiṣṇavas zurückzustehen und sich ihnen zu unterwerfen.Ekalavya wollte, größere Kunstfertigkeit erlangen als diejenigen, die ihr vedisches Wissen direkt von einem aufrichtigen spirituellen Meister empfangen hatten. Als Arjuna Drona von Ekalavyas Fähigkeiten berichtete, klärte Arjuna Ekalavya über dessen falsche Herangehensweise im Erlernen der vedischen Wissenschaft auf.

Hätte Arjuna ihn nicht barmherziger Weise darauf hingewiesen, dann hätte sich die Glorie des Unpersönlichen durchgesetzt. Die Menschen hätten sich ihre imaginären, weltlichen, unbewussten gurus erschaffen und verschiedene Wissenschaften und Methoden der Hingabe studiert, anstatt sich an einen echten guru zu wenden. Arjuna sorgte also dafür, dass ein solches atheistisches Prinzip nicht eingeführt wurde. Deshalb war Arjuna nicht neidisch auf Ekalavya. Es war vielmehr eine Manifestation seiner grundlosen Barmherzigkeit gegenüber Ekalavya und der ganzen Welt. Wäre Ekalavya ein reiner Geweihter seines gurus gewesen, dann hätte Kṛṣṇa einen solch ernsthaften Schüler nicht vernichtet. Kṛṣṇa beschützt Seine Geweihten immer. Doch schließlich wurde Ekalavya durch die Hand von Kṛṣṇa getötet.

Śrī Caitanya-Mahāprabhu sagte, dass wir einen Gottgeweihten nicht nur anhand seiner äußeren Entsagung beurteilen können. Auch die Dämonen praktizieren Entsagung. Selbst die Halbgötter können nicht so viele Entbehrungen auf sich nehmen wie die Dämonen. [Vgl. Madhya 23.46] Ekalavya wollte größer werden als ein Vaiṣṇava, entgegen dem Wunsch seines gurus. Deshalb wurde er von Kṛṣṇa getötet und erlangte schließlich die unpersönliche Befreiung. Nur die Dämonen werden von Kṛṣṇa getötet. Die Gottgeweihten werden immer von Ihm beschützt. Hiraṇyakaśipū und Prahlāda sind der Beweis dafür. Deshalb sollten wir niemals versuchen, größer zu sein als die Vaiṣṇavas und mit der Maske des guru-bhakti werden wir in Wirklichkeit Unpersönlichkeitsanhänger. Das ist es, was wir am Beispiel Ekalavyas lernen sollten.

Die Befähigung Tätigkeiten auszuführen ist kein Symptom für Hingabe an den guru oder für guru-bhaktiBhakti bedeutet, sich den liebenden Dienern des Herrn, den Vaiṣṇavas, unterzuordnen und ihnen gehorsam zu sein.

Gaura Hari Hari Bol

(Anm. d. Übers.: Ekalavya, eine Erzählung aus dem Mahābhārata)

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