Schrittweise Entwicklung von kṛṣṇa-bhajan

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ādau śraddhā tataḥ sādhu – saṅgo ‘tha bhajana-kriyā

tato ‘nartha-nivṛttiḥ syāttato nisthā rucis tataḥ

athāsaktis tato bhāvastataḥ premābhyudañcati

sādhakānām ayaṁ premṇaḥprādurbhāve bhavet kramaḥ

(Bhakti- rasāmṛta-sindhu 1.4.15-16)

Am Anfang muss Glauben und Vertrauen da sein (adau-śraddhā). Dann entwickelt sich der Wunsch  sich mit  reinen Gottgeweihten zu verbinden (sādhu-saṅga). Danach wird man von einem spirituellen Meister eingeweiht und folgt unter seiner Führung den regulierenden Prinzipien des hingebungsvollen Dienstes (bhajana-kriyā).

So wird man von allen unerwünschten Gewohnheiten (anartha-nivṛtti) befreit und wird fest im hingebungsvollen Dienst (niṣṭhā) verankert. Daraufhin entwickelt man Geschmack (ruci) und Anhaftung (āsakti). Dies ist der Weg von sādhana-bhakti - die Ausführung des hingebungsvollen Dienstes gemäß den regulativen Prinzipien. Allmählich verstärken sich die positiven Gefühle (bhava), und schließlich erwacht die Liebe (prema). Dies ist der allmähliche Verlauf der Entwicklung der Liebe zu Gott für den Gottgeweihten, der am Kṛṣṇa-Bewusstsein interessiert ist.

Gauḍīya Goṣṭhī Pati Śrīla Śrīla Bhakti Siddhānta Sarasvatī Gosvāmī Ṭhākura Prabhupāda sagt: „Wenn jemand gewaltsam und künstlich versucht, die Jack Frucht zum Reifen zu bringen, dann ist das Ergebnis, dass der eigentliche Geschmack der Jack Frucht verloren gegangen ist." Śrīla Prabhupāda pflegte uns ganz besonders wie folgt zu warnen: „Wenn wir nicht dem wahren Vorgang des kṛṣṇa-bhajana folgen und anstatt dessen den Wunsch haben, lieber gleich den echten Geschmack der Frucht von kṛṣṇa-prema kosten zu wollen, dann wird das Resultat wie Blumen am Himmel sein. Blumen im Himmel gibt es nicht, so wie man niemals kṛṣṇa-prema kosten kann, wenn man nicht dem eigentlichen Vorgang folgt.

Mein Paramahāmsa Guru-pāda-padma Śrī Śrīla Bhakti Pramod Puri Gosvāmī Mahāraj hat gesagt: „Wir können versuchen über Krsna zu sprechen, aber was können wir wirklich sagen? Wir können uns an ein paar Verse erinnern und sie wie ein Papagei rezitieren. Das ist unsere armselige Verherrlichung des Herrn. Wo sind unsere inneren Gefühle? Jeder geht herum und redet über rāga-bhakti, aber wo ist das spontane Gefühl, das die eigentliche Bedeutung von rāga ist? Sri Caitanya Mahaprabhu sagte zu uns, dass wir den einfachen Regeln folgen sollen, den Regeln des vidhi-bhakti. Er sagte, dass man den Heiligen Namen chanten soll, ein lakh jeden Tag.”

Wie können diejenigen die daran scheitern, die sechs Feinde (Lust, Gier, Zorn usw.,) zu überwinden, erwarten, dass das höhere rasa in ihrem Herzen erscheinen könnte? Auf dieser unreifen, grünen Stufe möchten sie diese geheimen Bücher diskutieren. Sie wollen diese Bücher, die vom höheren rasa handeln, nur aufgrund ihrer materiellen Neugier lesen. Śrīla Prabhupāda sagt, dass sie nicht dem Schritt für Schritt – Vorgang des bhajans folgen, um ein starkes Fundament aufzubauen, sie wollen immer springen. Sie wollen nicht dem schrittweisen Prozess folgen, um sich entwickeln zu können. Aber alle unsere gauḍīyā–guru-varga sagen dasselbe. Wir möchten eure Aufmerksamkeit besonders auf den folgenden śloka lenken, gesprochen von Śrīla Jiva Gosvāmīi –

prathamaṁ nāmnaḥ śravaṇaṁ antaḥ-karaṇa śuddhy

arthaṁ apeksyamśuddhecāntaḥkaraṇe rūpa–

śravaṇena tad-udaya-yoyata bhāvatisamyag-

udite ca rūpe guṇanam sphuraṇam sampadyatesampanne

ca guṇānāṁ sphurane parikara-vaisistyena tad- vaiśiṣṭyaṁ

sampadyatetataśteṣu nāma-rūpa-guṇa-parikaresu

samyak sphuritesulīlā nām sphuraṇam suṣṭhu bhāvati

(Krama-sandarbha commentary to Śrīmad Bhāgavatam 7.5.18)

Zuerst wird erwartet, dass man den Namen des Herrn hören soll, um das Herz zu läutern. Wenn der Geist und die Intelligenz auf diese Weise geläutert sind, dann kann man über die Form Kṛṣṇas hören, durch die man die Fähigkeit erlangt, sie zu visualisieren. Wenn die Form des Herrn visualisiert werden kann, dann kann man Seine Eigenschaften erfahren. Wenn sie klar verstanden werden, dann entwickelt man durch die besonderen Eigenschaften der Gefährten des Herrn, eigene spirituelle Eigenschaften. Also, wenn der Name, die Form, die Eigenschaften und Gefährten des Herrn vollkommen erkannt werden, dann wird die klare Erkenntnis der Taten Kṛṣṇas folgen.

Ähnlich hat Śrīla Saccidānanda Bhaktivinod Ṭhākur über den graduellen fortschreitenden Prozess von kṛṣṇa-bhajan im Bhajan rahasya geschrieben:

adhikārana labhia siddhadeha bhāve

viparjya buddhi janmeśaktirabhāve 

(aus dem Bhajan-rahasya, pratham yama)

Auf dem Weg des gauḍīyā-bhajan ist es sicher, dass man ohne die richtige Qualifikation, wenn man den Wunsch hat, in ein höheres rasa zu springen, aufgrund der Unbeständigkeit des Herzens und des Geistes fallen kann. Einen weiteren sehr wichtigen Punkt finden wir in den Schriften von Śrīla Bhaktivinod Ṭhākur:

vidhimārga rata jane svādhjīnatā ratna dāne rāgamārge karāna praveśa

rāga-baśavarttjī ha’ye pārakīya –bhāvāśrayelabhe jīva kṛṣṇa-premāveśa

(Kalyāṇa-kalpataru 4)

Kṛṣṇa schenkt schließlich jenen Personen, die dem Pfad der Regeln und Vorschriften verhaftet sind, das Juwel der Unabhängigkeit und ermöglicht ihnen so den Eintritt in den Pfad des spontanen liebenden Dienstes. Wenn die Seele von dieser Spontaneität beeinflusst wird und unter dem Schutz der Süße der unvermählten göttlichen Liebe (parakiya-bhava) verbleibt, erlangt sie schließlich alle Symptome der ekstatischen Liebe zu Kṛṣṇa.

Gauḍīyā Gosthi Pati Śrī Śrīla Bhakti Siddhānta Sarasvati Gosvāmī Ṭhākura Prabhupāda hat gesagt:  „Wahres Predigen heißt, dass man sich im acharan von Caitanya Mahāprabhu etabliert hat."
Caitanya Mahāprabhu wollte uns zeigen, wie man den absoluten Schatz, das Erlesenste bekommt. Das wird gopī-bhava genannt. Aber wir glauben, dass mit wir mit anarthas im Herzen kṛṣṇa bhajan ausführen können. Aber das geht nicht. Diejenigen, die glauben, dass es möglich ist in Sünde die transzendentale Form Gottes zu schauen, - den transzendentalen Namen anzunehmen, - die Rezitation der transzendentalen Taten zu hören, - oder die fünf Kapitel über das rasa (amourösen-Pastimes von Śrī Kṛṣṇa mit den gopīs) des Śrīmad Bhagavatam zu verstehen oder das Lied der gopis, Govinda-līlāmṛta, Ujjala Nilmani oder Gopalachampu zu begreifen, Muktacharita, Bidagdha Madhaba, Lalita Madhaba, Dankeli Koumudi, Jaydevas Gīta-govinda, Billvamangals Kṛṣṇa-karnamṛta, Chandidas, Bidyapatis hingebungsvolle Lieder, die amourösen Lieder über Rai-Kanu, etc., oder auf dem Marktplatz die göttlichen Liebesangelegenheiten zu singen, - oder dass es erlaubt ist, seine besonderen hingebungsvollen Methoden an jedem beliebigen Ort gegen Entgelt auszupacken.”

Und diejenigen, die annehmen, dass es mit diesem physischen Körper und materiellen Geist und empirischer Denkweise, Anschauung und Erkenntnis möglich ist, durch den einfachen Kauf eines Eisenbahntickets in das transzendentale Brindaban und Nabadvipa zu reisen, bequem in einem gemütlichen, kleinen Eisenbahnabteil sitzend, und dass es auch an diesen Orten möglich ist,  in erträglichem Komfort zu wohnen, indem man ein geräumiges pacca-Haus aus Stein oder Ziegel und Mörtel baut. Auf diese Weise zu leben, bedeutet, im Reich des Geistes zu wohnen. Es ist mahā-māyās Anordnung, daß sie so denken. Tatsächlich bewegen sich all jene nicht einmal einen Zentimeter.

In diesem Zusammenhang erwähnte Gauḍīyā Goshti Pati Śrīla Bhakti Siddhānta Sarasvati Gosvāmī Thakur Prabhupāda ein Beispiel, um den Punkt von 'asakti' zu verdeutlichen - was uns niemals erlauben kann, hari bhajan im wahren Sinne zu tun.

Eine Hochzeitsgesellschaft organisierte ein großes Boot, um den Ort der Hochzeit rechtzeitig zu erreichen. Das geschah vor 12 Uhr nachts, denn die Hochzeitszeremonie war zu dieser Zeit angesetzt, also starteten sie natürlich gegen 20 Uhr auf ihrem Dorffluss. Es war die Zeit des dunklen Mondes in der Wintersaison und sie beschlossen die Fahrt immer wieder mit Ruhepausen zu unterbrechen. Dementsprechend arrangierten sie alles, sie wollten dem Bootsmann sogar eine besondere Vergütung für seinen aufrichtigen, besonderen Dienst geben, aber sie konnten nicht erkennen, dass der Bootsmann und seine Helfer alle in einem völlig berauschten Zustand waren. So was war also zu erwarten? Aber weil sie so tief schliefen, merkten sie nicht, dass der Morgen näher rückte und ihr Plan vergeblich war, denn selbst nach der großen Anstrengung des Bootsmannes konnten sie das Ziel nicht rechtzeitig erreichen. Tatsächlich wurde der entscheidende Fehler vom Bootsmann begangen. Was war das für ein Fehler? Er vergaß einfach, das Boot von der eisernen Verankerung zu lösen, um die Reise anzutreten.

Anhand dieser Begebenheit wollte Śrīla Prabhupāda uns lehren, dass wir in unserem hari-bhajan keine Fortschritte machen können, wenn wir es versäumen, die materiellen Fesseln bzw., die materiellen Bindungen zu lösen.

Wenn man sich also nicht an das eigentliche Verfahren hält, mag man denken, dass man vorankommt, aber in Wirklichkeit bleibt man nur an derselben Stelle stehen. Um diese peinliche Situation zu vermeiden, sollte man sich an einen echten spirituellen Meister wenden, der den willigen Schüler auf perfekte Weise führt.

Gaura Hari Hari Bol

 

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