Bhāi Sahajiyā

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Śrīla Bhakti Siddhānta Sarasvatī Gosvami Ṭhākura Prabhupāda

Dies ist der erste Teil eines berühmten zweiteiligen Artikels „Bhāi Sahajiyā“, geschrieben von Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura Prabhupāda, der erstmals 1917 in Sajjana Toṣaṇī, Band 19, Ausgabe 11, veröffentlicht wurde. Der Artikel richtet sich an die allgemeine sahajiyā-Gemeinschaft und ihre verschiedenen Arten von Devianzen ( - abweichendes Verhalten - Anm. d. Übers.), aber Sarasvatī Ṭhākura schreibt ihn in Form eines Briefes an einen Einzelnen, den er „bhāi sahajiyā“ („Bruder sahajiyā“) nennt. Sarasvatī Ṭhākuras Abrechnung mit den Hausierern des sogenannten „rasa“ ist voller beißendem Sarkasmus und dient als Warnung vor billigen spirituellen Bestrebungen.

Du denkst, dass nur du ein Vaiṣṇava bist! Du denkst, dass nur du ein bhāvuka bist (jemand, der von göttlichen Emotionen überwältigt ist)! Du denkst, dass nur du ein rasika (ein Genießer göttlicher Süße) bist! Du denkst, dass Kṛṣṇa in deinem materiellen Intellekt eingesperrt ist und kṛṣṇa-bhakti-rasa auf deine weltliche, genießende Mentalität beschränkt ist. Du kannst deinen eigenen 'Kṛṣṇa' erschaffen, und du bist äußerst erfahren in kṛṣṇa-bhakti. Śrī Rūpa und Raghunātha können bhakti von dir lernen. Unter allen Kennern des weltlichen rasa bist du in der Tat der Beste von allen. Aufgrund deiner spezifischen anarthas kannst nur du transzendentale kṛṣṇa-līlā weltlich werden lassen. Du hast Jayadeva und Caṇḍīdāsa durch die Kraft deines Scharfsinnes besiegt. Haridāsa Ṭhākura, der dem Heiligen Namen hingegeben ist, ist für dich einfach eine Marionette, mit der du spielen kannst.

Ṭhākura Narottama war nicht in der Lage, deinem Scharfsinn zu folgen und hat deinem Ruhm Steine in den Weg gelegt. Der Kult der Nava-rasikas [1], die in weltlichem Vergnügen vertieft sind, sind eure Gönner. Ihr alle habt die spirituelle Vollkommenheit durch Singen und Tanzen monopolisiert, und ihr tragt Körbe mit weltlichem rasa auf euren Köpfen. Ihr seid in der Tat sehr reich an solchen Schätzen. Lasst die Worte der akiñcanas, der mittellosen Gottgeweihten, nicht an eure Ohren dringen!

Bruder sahajiyāIn deiner Gier nach vraja–bhāva, hast du all deine tiefsten Gefühle schamlos nach Außen getragen und da nun alles offenbart ist, bleibt nichts übrig in dir! Du hast diesen Körper, der nur als Futter für Hunde und Schakale dient, in die transzendentale Tochter eines Kuhhirten verwandelt. Dein Herz mit puruṣa-bhāva (Männlichkeit) nährend, hast du dich äußerlich als eine sakhī verkleidet, indem du einen Nasenring trägst.

Du hast gelernt wie man einen Sari und eine Bluse eng um deinen Körper befestigt.  Anstatt transzendentale Girlanden aus Waldblumen zu tragen, dekorierst du dich mit goldenem Schmuck und suchst einen Liebhaber (nāgara). Reine Vaiṣṇavas können niemals dein bhava verstehen. Es ist sogar dem Intellekt jener Gottgeweihten unbekannt, die antaraṅga-bhaktas sind, ewige Gefährten des Herrn. Es ist mir peinlich es auszusprechen, aber in der Art und Weise wie du sprichst, zeigt dein grobstofflicher Körper alle natürlichen Symptome einer Frau. Innerlich ist da nur Männlichkeit – äußerlich kleidest du dich wie eine Frau. Ist das die innewohnende Natur von rasika? Äußerlich war Mahāprabhu männlich, innerlich jedoch kultivierte er das Gemüt und Bewusstsein einer gopī-Dienerin Kṛṣṇas

Und, Bruder sahajiyā, du hast das Gemüt eines Mannes und den Körper eines Mannes, und doch kleidest du dich als eine gopī. Dein Verhalten ist genau das Gegenteil, von dem was Mahāprabhu gelehrt hat. Der Herr sagt, dass gopī–bhāva die innewohnende Natur des ātmā ist – und dein Verständnis ist, dass gopī–bhāva die innewohnende Natur des Körpers ist!

Mahāprabhu hat gesagt:

antara niṣṭhā kara bāhye loka vyavahāra

Behalte deine Überzeugung für dich und verhalte dich nach außen hin wie ein gewöhnlicher Mensch.  (Caitanya-caritāmṛta, Madhya-līlā 16.239).

Aber, ‘Geweihter des Herrn, ’ du hast die Bedeutung auf den Kopf gestellt, damit du dem weltlichen Genuss frönen kannst. Aber du kannst immer sagen: „Naja, das ist das Zeitalter des Kalis!“ Auch wenn du dich entgegengesetzt zu dem verhältst, was der Herr sagt, äußerlich kannst du dir selber weismachen, dass du ein gehorsamer Anhänger bist.  

Der Herr ist der Höchste Herrscher, der jīva wird beherrscht. Daher sollte das Verhalten des jīvas genau das Gegenteil von dem des Herrn sein. Ist Kṛṣṇa aus denselben materiellen Elementen gemacht wie du, so dass Er, wenn er dich in einem weltlichen Kleid einer sakhī sieht, den ernsthaften Wunsch verspürt deine Hand zu halten das verlassen wird, was transzendental ist? Auf welche Weise wird Kṛṣṇa in Erregung geraten, wenn Er vastra-haraṇa, ausführt, das Pastime in dem er die Kleider der gopīs stiehlt, doch hier die Frauenkleider raubt, die deinen männlichen Körper bedecken? Sollte, aufgrund deines guten Schicksals, Kṛṣṇa jemals entscheiden, deine Kleider zu stehlen, dann wird deine Heuchelei schnell offenbart werden. Wenn man Śrī Rūpa folgt und aprākṛta-mānasa-sevā (transzendentalen Dienst mit einem geläuterten Geist) im Herzen und mit einem passenden vollendeten Körper ausführt, der geeignet ist Kṛṣṇa in mānasa-sevā zu dienen, dann wird dieser materielle hassenswerte Körper zusammenbrechen, wenn man vastu-siddhi [2] erlangt hat. Oh, Bruder sahajiyā! Warum betrachtest du diesen Körper, der vom ātmā verschieden ist, als das Selbst, und kleidest dich in dem Gewand einer sakhī? Nachdem wir deine Absichten verstanden haben, fühlen wir uns auch nicht zu dir hingezogen!

Bruder sahajiyā! Warum versuchtest du materielles Glück zu erlangen, indem du Kṛṣṇas Namen, Seine Eigenschaften, Seine Form und Seine Taten benutzt und sie auf deine weltliche Natur heruntergezogen hast? Oh Bruder! Warum hast du im Namen der Bildgestalten-Verehrung den Sack deines materiellen Körpers durch Kauen, Saugen, Lecken und Trinken von Essbarem angefüllt? Oh Bruder, warum bist du unter dem Vorwand der 'Ehrung' des kṛṣṇa-prasāda zu den Türen der Reichen gegangen, um deine materiellen Sinne zu befriedigen? Oh Bruder, warum hast du das Geld des Herrn, das für Seinen Dienst bestimmt war, für dein eigenes Vergnügen verwendet? Oh Bruder, warum hast du das Geld des Herrn ausgegeben, um Fußkettchen für gewöhnliche Frauen herzustellen? Oh Bruder, warum hast du, als guru verkleidet, deine Schüler in die Hölle geschickt? Oh Bruder, warum hast du die Anweisungen des spirituellen Meisters zurückgewiesen und zugelassen, dass dein Geist in weltliche Vergnügungen verstrickt wird?

O Bruder, warum betreibst du mit so vielen Schülern einen Kult? Wir treffen dich unter verschiedenen Umständen an - manchmal läutest du eine Glocke als führender Anhänger von rāgānuga-bhakti, wie ein kaniṣṭha-adhikārī. (3) Manchmal, wenn du den Duft einer Blume riechst, stehen dir die Haare zu Berge. Manchmal gibst du Almosen, um den Leuten das Maul zu stopfen. (4) Bruder, warum steckst du einer Ziege Joghurt ins Maul? (5) Bitte hilf uns zu verstehen - wenn du all diese Dinge tust, was folgt daraus für dich? Soll ich daraus schließen, dass du einen Laden eröffnet hast, in dem du fleißig die Menschen täuschst?

Bruder sahajiyā! Du bringst gewiss den Zügellosen alle weltliche Zügellosigkeit bei. Diejenigen, die sich zurückhalten, wirst du gewiss süchtig nach unzulässigen Handlungen machen. Ist es angemessen, sie vom Pfad des dharma abzubringen? Kṛṣṇa ist der höchste Eigentümer von rasa und Er befindet sich im transzendentalen Vṛndāvana. Es ist lediglich eine Verrücktheit zu glauben, dass du Ihn mittels deiner Vorstellung, die durch den Wunsch nach weltlichen Vergnügungen verunreinigt ist, einfangen kannst. Du verwendest weltliche Bilder, um die Pastimes von Gopī-jana-vallabha, dem Herrn der gopīs, zu illustrieren - das ist nichts anderes als das Ergebnis deiner Vergehen. Kṛṣṇa ist die Verkörperung transzendentaler Pastimes, und indem Er in dieser materiellen Welt erscheint, die eine verdrehte Spiegelung ist, führt Er das wahre dharma ein - und du bereitest dich darauf vor, ein geeigneter Empfänger für die Bestrafung durch das Strafgesetzbuch zu sein! Warum gibst du vor, Zuflucht im aprākṛta-tattva (transzendentale Realität) zu nehmen, wenn du dich in Wirklichkeit inmitten der erbärmlichsten Form von weltlichem Vergnügen befindest, das die jīvas kennen? Warum lässt du die jīvas in einem Sumpf von sündigen Aktivitäten versinken, indem du die Wahrheit über Kṛṣṇas Süße als Geliebter (parakiyā-tattva) missverstehst?

Ich weiß, dass du das nur tust, weil du davon besessen bist, deine materiellen Wünsche zu befriedigen, dieses hari-prema – das sogar für Nārada und anderen schwer zu erlangen ist – wurde von dir zu einem Hort der Sünde gemacht. Ich weiß, dass dein Kult viele Mitglieder hat. In deiner Sekte seht dir niemand darin nach, dir bei deinen sündhaften Handlungen zu assistieren.

Bruder sahajiyā! Dein inneres Wesen ist nicht wie die reine und einfache Natur von Rāmānanda Rāya. Deine Natur wird niemals die sein, die aus den Herzen der gopīs ausstrahlt. Uddhava Mahāśaya, der beste der sādhakas, Lakṣmī Devī, die personifizierten Veden und die ṛṣis, die im Daṇḍakāraṇya leben, sehnen sich ständig nach der höchst bezaubernden und wohltuenden Zuflucht von Vṛṣabhānu-nandinī. Wann wirst du, nachdem du ihre Gnade erlangt hast, dem Staub ihrer Füße mit aprākṛta-rasa dienen, wie es die rūpānuga-Geweihten tun? Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Kṛṣṇa-candra, der das Emporium des rasa ist, und die Tochter von Vṛṣabhānu dich zu einer transzendentalen Dienerin unter ihrem vertrauten Dienern machen, die aus hingebungsvoller Süße bestehen, hast du keine Berechtigung zum aprākṛta-līlā. Mit einer weltlichen Mentalität, aus groben Vergnügungen besteht, wirst du dich niemals qualifizieren, der Natur dessen zu dienen, der das Emporium des rasa ist.

Bruder sahajiyā! Da du nicht in der Lage bist, aprākṛta-vipralambha-rasa, die Süße der göttlichen Trennung, zu verstehen, bewunderst du prākṛta-sambhoga, der weltlichen Vereinigung und kultivierst es. Aufgrund von prākṛta-sambhoga-rasa, entwickelst du eine Abneigung gegenüber Hari. Wenn du wirklich Zuflucht zu den Füßen von Vṛṣabhānu-nandinī nimmst, werden die Freuden deiner materiellen Sinne vollständig verglühen. Wirf die verbrannte Asche des materiellen rasas unter den geistigen Baum deines weltlichen Stolzes und chante hari-nāma ohne falsches Prestige. Vermische nicht aprākṛta-rasa mit prākṛta-rasa. Möge das aprākṛta-vipralambha-rasa von Śrī Gaurasundara deine materialistische Bequemlichkeit und dein Glück vernichten. Mögest du ein reiner Gottgeweihter werden, indem du die Verbindung mit prākṛta-sahajiyās ganz ablehnst.

Lass aprākṛta-vipralambha-rasa in dir erwachen, indem du zu den Füßen der rūpānugas Zuflucht nimmst – und solltest du materielles Ansehen gewinnen, dann wird es dich nicht in die Hölle ziehen können.  

Bruder! Die rūpānugas können niemals eine Verbindung mit einem prākṛta-sahajiyā wie dir eingehen. Die Verbindung, die du glaubst, hergestellt zu haben, ist jedoch vergleichbar mit einem Zwerg, der versucht, den Mond zu fangen. Solange du von deinem prākṛta-sambhoga-rasa betrogen wirst, wirst du aprākṛta-tattva für das Element deines materiellen Vergnügens halten. Dies wird niemals Dienst zu Kṛṣṇa sein. Wenn jemand, die Theaterrolle von Kṛṣṇa übernimmt und tatsächlich sich in Kṛṣṇa transformieren würde, dann hätte er die transzendentalen gopīs in seiner Hand. Wenn ein Sinnesgenießer, der sich in einem Drama als gopī verkleidet, tatsächlich Kṛṣṇa dienen könnte, dann würde seine gopī-bhāva auch nach der Theateraufführung nicht enden. Wenn alle Herzensgefühle eines als gopī Gekleideten zur Zeit des Theaterdramas zu sthayī-bhāva (dauerhafte transzendentale Emotionen) verschmelzen würde, dann wäre er ewiglich ein rasika in antaraṅga-rasa (innere Süße). Man kann transzendentales Getrenntsein (aprākṛta-vipralambha) nicht verstehen, wenn man weltlicher Süße mit einer weltlichen Neigung dient, die von einem weltlichen Bewusstsein geleitet wird.

Bruder sahajiyāVerlasse dein weltliches Bewusstsein und die rūpānugas werden dir ihre Umarmung der göttlichen Liebe zuteilwerden lassen. Selbst wenn du auf den Köpfen von tänzelnden prākṛta-sahajiyās getragen wirst, wirst du dein weltliches Bewusstsein nicht aufgeben können, welches voller Genuss ist. Diene immer im spirituellen Bewusstsein, mit einem spirituellen Körper, mit spiritueller Süße, indem du ein spiritueller pālya-dāsī [6] bist. Nur so wird das Gefäß deines Herzens mit spirituellem rasa überlaufen.

Bruder sahajiyā! Du denkst, dass ewige brahmacārīs wie Śrī Jīva Gosvāmī, Śrī Narottama Ṭhākura usw., die nie in das weltliche Leben eingetreten sind, nicht fähig waren, jaḍa-rasa, materielle Emotionen, zu begreifen, so wie du - daher konnten sie nie echte rasikas werden. Da du ein solcher Experte bist, rührst du öffentlich und privat die Werbetrommel für aprākṛta-rasa von Rādhā-Kṛṣṇa, welches selbst von Śiva, Brahmā usw. schwer zu erlangen ist. Bruder, was kann ich sonst noch zu dir sagen? Ich segne dich - sei mit deiner groben Sinnlichkeit beschäftigt, und bring das der sahajiyā-Gemeinschaft bei. Es ist nicht nötig, dass du weltliche Gefühle aufgibst und trocken wirst, indem du aprākṛta-rasa dienst. Übertrage die Last des Dienens von aprākṛta-rasa den rūpānugas.

Bruder sahajiyā! Gestikulierend gehst du hierhin und dorthin und singst allen und jeden die Geheimnisse der verspielten Pastimes von Rāi-Kānu vor! (7) Wie viele Trunkenbolde, wie viele Wüstlinge werden bei diesem Gesang das aprākṛta-rasa als verachtenswert und grobschlächtig betrachten, so wie sie es selbst sind? Als ein Meister lässt du mit Hilfe von mṛdaṅga und karatālas, Springbrunnen von prākṛta-rasa auf Stadtplätzen, Marktplätzen und Wiesen sprudeln. In deiner Gesellschaft werden Säuglinge, die sich noch von Muttermilch ernähren, und Jugendliche, denen noch keine Gesichtsbehaarung gewachsen ist, zu Gelehrten des weltlichen rasa, und indem sie über govinda-līlā singen, werden sie sich nicht hinsetzen und Vidyā-sundara und Rasa Mañjarī lesen! (8) Wenn sie Mahāprabhus Lied yaḥ kaumāra haraḥ (9) hören, sollten junge Männer und Frauen mit weltlichen Körpern nicht durch ihre eigenen weltlichen Neigungen verrückt werden.

Es mag moralisch korrekt erscheinen, wenn sich Vater und Sohn, als Spiegel der Gesellschaft, zusammen in einem Salon Bilder von nackten Frauen ansehen, weil sie glauben, dass sie mit ihren materiellen Ohren Lieder über Rāi-Kānu hören können, und weil sie der Meinung sind, dass durch die Vergrößerung der Familien der sahajiyās die Vaiṣṇava-Gemeinschaft expandiert. Indem du für dein 'bhajana' wirbst, schlägst du eine große Trommel, um dir Respekt zu verschaffen und rasika-Lieder zu singen, ist das angemessen, Bruder?

Bruder sahajiyā! Aus deinen Augen rinnen unaufhörlich Tränen, aus deiner Nase läuft dauernd Schleim und bevor du auf der mṛdaṅga trommelst, bekommst du Gänsehaut; du fällst aufgrund von 'prema' in Ohnmacht, du stützt dich immer auf die Schulter von anderen, dein Kopf ist mit dem Fußstaub vieler Frauen geschmückt. Sehr geschickt verbreitest du deine Ansicht, dass Frauen so große Gottweihte seien usw. Es liegt in deinem Wesen, während dem kīrtana Bewusstlosigkeit vorzutäuschen. Du hältst dich für den rasikendra-mukuṭa-mauli (das Juwel in der Krone der Monarchen des rasa), den rāgānugīya-siddhāgraganya-rase-ḍagamaga (der beste aller vollendeten Anhänger des rāgānuga-bhakti, der überfließt vom höchstem rasa) usw. - aber du weißt, dass du in weltlichen Gefühlen versunken bist! Sowohl Gottgeweihte, als auch Nicht-Gottgeweihte - jeder kann deine Hinterlist verstehen!

Du bist ein go-dāsa (Diener der Sinne) und willst ein gosvāmī (Meister der Sinne) sein; ohne jāta-rati (erblühende Anhaftung an Kṛṣṇa) willst du ein rasika sein. Da du nicht in der Lage bist, anarthas auf der Stufe von sādhana zu überwinden, gibst du vor eine vollendete Seele und ein premika sein. Du hörst gerne Lieder aus dem Munde deiner deva-dāsīs; du hast keine Einwände, die 'Herrlichkeiten von Hari' aus dem Munde professioneller Tänzerinnen zu hören; du bist völlig vertieft in die rasika-Lieder professioneller Sänger und ihre Geschichten, die voller rasābhāsa (widersprüchlicher Gemüter) sind.

Ich kenne dich gut, aber nicht als ein Vaiṣṇava.

Dein ratloser Bruder

 ‘Rūpānuga’


Fußnoten

(1) Die Nava-rasikas waren eine Gruppe von Bengali sahajiyās die behaupteten, den neun Genüssen des rasa zu folgen. (nava–rasikas) – Jayadeva, Vidyāpati, Caṇḍidāsa, Rājakiṇī, Bilvamaṅgala Ṭhākura, Rāya Rāmānanda, Svarūpa Damodāra, Rūpa Gosvāmī und Raghunātha Dāsa. Sie betrachten jedes einzelne dieser rasikas als ein Repräsentant einer der neun materiellen Elemente.  

(2) Vastu-siddhi ist die volle Verwirklichung der eigenen spirituellen Natur.

(3) Das bezieht sich auf die Bildgestaltenverehrung, die als hingebungsvolle Aktivität für Neulinge Gottgeweihte betrachtet wird. (kaniṣṭha-adhikārīs).

(4) Mit anderen Worten, wenn die Leute sehen, wie extravagant er lebt, dann benutzt er etwas Geld und gibt es als Spenden für die Armen, um die Kritiker verstummen zu lassen.  

(5) Wenn eine Ziege glücklich Gras frisst, warum, mein Bruder, willst du sie mit Yoghurt füttern? – warum willst du nutzlose Tätigkeiten ausführen?

(6) Pālya-dāsī – ein Dienstmädchen, das ganz von Kṛṣṇa abhängig ist und von ihm beschützt wird.

(7) Rāi-Kānu sind die Spitznamen von Rādhā and Kṛṣṇa.

(8) Vidya-sundara ist eine mittelalterliche bengalische Liebesgeschichte, die von einem Prinzen und einer Prinzessin handelt. Rasa Mañjarī ist Bharata-candra Rayas bengalische Übertragung eines Maithili-Gedichts, das die Liebe von Rādhā und Kṛṣṇa dramatisiert. (9)

yaḥ kaumāra-haraḥ sa eva hi varas tā eva caitra-kṣapās
te conmīlita-mālatī-surabhayaḥ prauḍhāḥ kadambānilāḥ
sā caivāsmi tathāpi tatra surata-vyāpāra-līlā-vidhau
revā-rodhasi vetasī-taru-tale cetaḥ samutkaṇṭhate

Er, der mein Herz in meiner Jugend gestohlen hat, ist wahrlich derjenige, der heute als mein Geliebter hier ist. Und es sind dieselben Nächte im Monat Caitra, wenn die Brisen aus dem Kadamba-Hain schwer vom Duft des frisch erblühten Jasmins herüberwehen. Und auch ich bin derselbe Mensch - und doch sehnt sich mein Herz nach den Liebestänzen, die wir unter den vetasī-Bäumen an den Ufern des Flusses Revā genossen. (Caitanya-caritāmta. Madhya-līlā 13.121)

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