Śrīmad-Bhāgavatam (Vortrag 2)

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Diese Erläuterungen des Śrīmad-Bhāgavatam wurden in der Wochenzeitschrift Gauḍīya-Magazin während der Zeit von Śrīla Sarasvatī Gosvāmī Ṭhākura veröffentlicht. Später wurden sie monatlich im Gauḍīya-Magazin von 1964 – 65 veröffentlicht.

yat kiñcit  tṛṇa  gulma kīkaṭa  mukharḥ hy tat

sarvānanda  Māyām mukunda daitam līlā nukūlaṁ  pāraṁ 

śāstraireva muhur muhuḥ  prakaṭitaṁ  nistankitam yanya

brahmaderapi śam sprhena tadidam sarvaṁ  mayā  vandyate

„Weil das Gras in den Weidegründen, sowie die Bäume und Kletterpflanzen von Vṛndāvana den Pastimes Mukundas sehr wohlgesonnen sind, sind sie Ihm sehr lieb und sie sind immer voller Glückseligkeit. Dies wurde in allen Schriften wiederholt erklärt. Persönlichkeiten wie Brahma wünschen sich immer, als Grasbüschel oder Kletterpflanze in Vṛndāvana zu leben. Ich bringe ihnen allen meine Ehrerbietung entgegen."

Laßt alles was dem Dienst zu Kṛṣṇa zum Wohle gereicht, das Ziel unserer Verehrung sein. Die Abscheulichkeit weltlicher Vorstellungen in Bezug auf Gras und Kletterpflanzen soll uns nicht berühren.  Es ist uns nicht möglich, aus eigener Kraft von unseren gegenwärtigen materiellen Vorstellungen, materiellen Bestrebungen und unserem falschen Ego befreit zu werden. Lord Kṛṣṇa hat in der Bhagavad-gītā gesagt, daivī hy eṣā guṇamayī mama māyā duratyayā, dass diese weltliche Natur, die aus drei materiellen Erscheinungsweisen besteht, sehr schwer zu überwinden ist. Der Höchste Herr und die materielle Energie (Māyā}, sind zwei verschiedene Dinge. Der Höchste Herr ist die Absolute Wahrheit, während Māyā von Natur aus vergänglich ist. Die vorübergehende materielle Vorstellung dieser Welt, die von Māyā geschaffen wurde, verleitet die bedingten Seelen dazu, sich auf Ertrag bringende Tätigkeiten einzulassen.

Im Śrīmad-Bhāgavatam (11.19.18) gibt es folgende Aussage

karmaṇāṁ pariṇāmitvād
ā-viriñcyād amaṅgalam
vipaścin naśvaraṁ paśyed
adṛṣṭam api dṛṣṭa-vat

„Ein intelligenter Mensch sollte erkennen, dass jede materielle Aktivität einer ständigen Veränderung unterworfen ist und dass es daher sogar auf dem Planeten von Lord Brahmā einfach nur Leid und Unglück gibt. In der Tat kann ein weiser Mensch verstehen, dass genauso, wie alles, was er gesehen hat, vorübergehend ist, auch die Dinge im Universum einen Anfang und ein Ende haben."

In der materiellen Welt erwerben wir Wissen durch unsere Sinne - Augen, Ohren, Nase, Zunge und Tastsinn - sowie durch den Geist. Wir versuchen, dieses angesammelte Wissen mit Hilfe von pratyakṣa (direkte Wahrnehmung) und anumāna (Vorstellungskraft) zu analysieren. Tatsächlich sind diese Versuche die Ursachen unsers Unglücks. Die Kultivierung des vedischen Wissens unter Beibehaltung des Bewusstseins, der Handelnde zu sein, fällt in die Kategorie des materiellen Wissens. In den Veden wird ausgesagt: 'dve vidye veditavye parā parā  ceti' - Jedes Wissen, außer spirituelles Wissen ist weltliches Wissen. Es ist sehr schwer sich vom Unheil zu befreien, das durch weltliches Wissen verursacht wird. Es gibt sogar auf dem höchsten Planeten dieser materiellen Welt, bekannt als Brahmā-loka, jede Möglichkeit Unheil zu erfahren.

Gelehrte Menschen wissen, dass diese materielle Welt vergänglich ist. Alle Bemühungen der Menschen in den vierzehn Welten werden in jedem Augenblick durchkreuzt. Die bedingten Seelen befinden sich immer in der Illusion. Indem man diese Aussage 'tejo-vāri-mṛdāṁ yathā vinimayo' - des Höchsten Herrn in Betracht zieht, erliegen sogar die großen Weisen und Halbgötter der Täuschung, so wie man verwirrt ist, wenn man illusorischen Erscheinungen anheimfällt. Zum Beispiel, wenn man Wasser im Feuer und Land auf dem Wasser sieht. Häufig kann man die eigentliche Wahrheit nicht erkennen, wenn sie sich augenscheinlich darstellt.

Wenn man nicht in der Gunst des Höchsten Herrn steht, kann man die Dinge nicht in ihrer wahren Perspektive sehen. Wir sollten immer bedenken, dass die Höchste Persönlichkeit Gottes, Kṛṣṇa, verehrungswürdig ist und dass Seine Wohnstätte, Vṛndāvana, in ähnlicher Weise verehrungswürdig ist. Die Wohnstätte Vṛndāvana ist der Ort der Pastimes von Śrī Kṛṣṇa. Kṛṣṇa ist die Personifizierung aller transzendentalen Gemütsstimmungen. Wenn wir von Glück begünstigt sind und diese Tatsache erkennen, werden wir mit Sicherheit den höchsten Nutzen daraus ziehen. In Vṛndāvana gibt es nur ein Ziel der Verehrung, und das ist Kṛṣṇa. Er wird von fünf Arten von Dienern bedient, die Ihm alle untergeordnet sind.

Die Lebewesen, die sich dem Dienst zum Herrn entgegenstellen, versuchen in dieser materiellen Welt selbst das Ziel des Dienens zu werden, und so verstricken sie sich in das Rad der Ertrag bringenden Handlungen. Solche Aktivitäten sind außerordentlich unbedeutend. Wenn wir versuchen, zum Genießer zu werden und unsere Sinne mit der Suche nach begrenztem Vergnügen beschäftigen, werden wir verunreinigt und laden so unser eigenes Verderben ein. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als Schutz bei denen zu suchen, deren Gnade uns mit Sicherheit alles Glück gewährt.

Die fünf Arten von Gottgeweihten, die Kṛṣṇa in fünf verschiedenen Beziehungen dienen, bleiben immer im Dienst des Herrn, der die Personifizierung aller rasas ist und mit immer neuen Emotionen im liebevollen Austausch steht. Niemand außer diesen fünf Arten von Gottgeweihten kann die Komplexität Seines Dienstes verstehen, ganz zu schweigen von anderen. Selbst Śrī Baladeva, der die persönliche Manifestation Kṛṣṇas ist, der die Quelle der vierfachen Formen, der Inkarnationen, der Überseele, der drei Puruṣa-Avatāras und der Vaibhava-Avatāras wie Matsya ist, befindet sich im ständigen Dienst der Höchsten Persönlichkeit Gottes, Kṛṣṇa. Möge diese ursprüngliche Absolute Wahrheit, Lord Kṛṣṇa, aus dem alle Inkarnationen hervorgehen, das einzige Ziel unserer Verehrung sein.

Unter den fünf Arten von Dienern des Höchsten Herrn, ist der Dienst, der von den Maiden von Braja dargebracht wird, das Höchste. Niemand kann Kṛṣṇa dienen und Ihn erfreuen, wie die gopīs.

Das wird von Uddhava im Śrīmad-Bhāgavatam (10.47.61) wie folgt bestätigt:

āsām aho caraṇa-reṇu-juṣām ahaṁ syāṁ
vṛndāvane kim api gulma-latauṣadhīnām
yā dustyajaṁ sva-janam ārya-pathaṁ ca hitvā
bhejur mukunda-padavīṁ śrutibhir vimṛgyām

„Die gopīs von Vṛndāvana haben die Gemeinschaft mit ihren Ehemännern, Söhnen und anderen Familienmitgliedern aufgegeben, obwohl das sehr schwer ist. Sie haben den Pfad der Keuschheit geopfert, um Zuflucht bei den Lotosfüßen von Mukunda, Kṛṣṇa, zu nehmen den man mit vedischem Wissen suchen sollte. Oh, lasst mich das glückliche Schicksal ereilen, um einer der Büsche, Kletterpflanzen oder eines der Kräuter in Vṛndāvana zu werden, weil die gopīs sie zertreten und sie mit dem Staub ihrer Lotosfüße segnen."

Die gopīs von Braja waren bereit ihre Familien aufzugeben, um ihren geliebten Lord Mukunda zu dienen, den die personifizierten Veden suchen und der das Ziel der Verehrung der befreiten Seelen ist. Wir sind nicht einmal bereit die Gemeinschaft mit unseren Angehörigen aufzugeben, so, wie können wir nach Braja gehen? Svajana, Angehörige, beziehen sich auf jene, die  vorübergehend mit uns verwandt sind. Die gopīs lehnten sogar ihre Familien ab. Sie gaben den Pfad der Keuschheit auf (ein Pfad, der in allen zivilisierten Gesellschaften beschritten wird), um die Lotosfüße von Mukunda zu erreichen.

Wenn man als ein Strauch, eine Kletterpflanze oder als eines der Kräuter in Braja wohnt, hat man die Möglichkeit, den Staub von den Lotosfüßen der gopīs zu erlangen. Das Gras und die Kletterpflanzen von Vṛndāvana sind transzendental - sie sind keine Produkte der Materie. Man sollte sie nicht mit materiellen Augen betrachten. Obwohl es eine Ähnlichkeit zwischen den Objekten dieser sichtbaren Welt und denen der transzendentalen Wohnstätte von Vṛndāvana gibt, sind sie in ihrer Eigenschaft sehr verschieden. Wenn man versucht, die transzendentalen Objekte von Vṛndāvana mit weltlicher Sicht zu betrachten, wird man am Ende ein prākṛta sahajiyā (jemand, der die Dinge sehr billig nimmt) - man bleibt weit entfernt, die spirituelle Natur wirklich zu verstehen.

Wenn man diese Sache von einem neutralen Standpunkt aus überlegt, dann wird man zu der Schlussfolgerung gelangen, dass die Art und Weise, wie die gopīs von Braja Kṛṣṇa dienten, das Erhabenste ist. Wie kann man das beweisen? Die makellosen Purāṇas, Śrīmad-Bhāgavatam geben den Beweis. In den Veden und der Literatur sind zahllose Beweise dargelegt, die diese Schlussfolgerung untermauern. Da jedoch die Sichtweise der Leute, die weltliches Wissen kultivieren, verunreinigt ist, akzeptieren sie diesen Beweis nicht. Es ist wie bei einem Menschen, der vergeblich versucht, in der Wüste Wasser zu finden. Tatsächlich gibt es in der Wüste kein Wasser - es ist nur eine Fata Morgana.

Man sollte nach dem eigentlichen Ziel im Leben streben. Alles andere ist unerwünscht und zeitweilig. Solche Dinge kreieren das Blendwerk im Geist der bedingten Seelen. Nach der Meinung vieler nimmt die Philosophie des Unpersönlichkeitsdenkens die erste Stelle ein, aber das ist kein Sachverhalt. Dieses Konzept ist voller Kontamination. Es ist unrein. Das Śrīmad-Bhāgavatam ist der makellose Beweis. In dieser Literatur gibt es keine Möglichkeit die Religion zu betrügen, um des persönlichen Sinnesgenusses oder um der Befreiung willen. In den Lehren des Śrīmad-Bhāgavatam gibt es kein Netzwerk von Selbstinteressen. Weil Menschen in den Pfad der Selbstsucht eingeweiht sind, wenn sie versuchen, die Veden, Saṁhitāś und Upaniṣaden aufgrund ihrer akademischen Qualifikationen zu erläutern, sind ihre Beweise und Argumentationen voller Betrug und daher völlig inakzeptabel.

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