Wahre Religion ist nicht von Menschen gemacht

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„Wahre Religion ist nicht von Menschen gemacht“ ist ein informativer Artikel, in dem Swami B.G. Narasingha über die Konzepte von śraddhā und śaraṇāgati in Bezug auf den Vaiṣṇavismus und andere Weltreligionen spricht.

Während eines kürzlichen Besuchs in Europa hatte ich einige informelle Diskussionen über religiöse Konzepte mit anderen Gauḍīya Vaiṣṇavas und war überrascht zu hören, dass einige Gottgeweihte über solche Gruppen wie die Sufis, wirbelnden Derwische, Juden, Christen, Katholiken, orthodoxen Christen und Muslime als zutiefst 'hingegebene' Seelen sprachen. Das mag im Allgemeinen natürlich stimmen – aber hingegeben zu was?

Ich möchte in diesem Artikel darauf hinweisen, dass śraddhā (Glaube und Vertrauen), śaraṇāgati (Hingabe) und sevā (Dienst) spirituelle Substanz und Aktivitäten sind, die nur in direkter Verbindung mit Kṛṣṇa transzendental sind und dass die Volksreligionen der heutigen Welt nur die Fortsetzung einer vedischen Häresie sind, die vor langer, langer Zeit in der Antike begann.

Der erste Punkt ist, dass dharma (wahre Religion) von Gott selbst gegeben wird – dharmaṁ tu sākṣād bhagavat-praṇītam. Die wahre Religion ist nicht von Menschen gemacht. Dharma ist das Wissen und die Aktivitäten der innewohnenden Beziehung, die zwischen Kṛṣṇa und allen Lebewesen auf ewig besteht. Dies wird manchmal sanātana-dharma genannt, die ewigen religiösen Prinzipien. Mit einem Wort wurde sanātana-dharma als sevā zusammengefasst, die Beziehung der Lebewesen zum ewiglichen Dienst am Höchsten Wesen. Daher kann der sogenannte Dienst an verschiedenen Gottheiten oder an Ikonen, die von Menschen beschworen werden, niemals als sevā im wahrsten Sinne des Wortes angesehen werden.

Srila Bhaktisiddhānta Sarasvatī Ṭhākura äußerte sich einmal über die Situation der Spiritualität in Indien:

Heutzutage werden in das Wort 'Hingabe' viele falsche Bedeutungen hineininterpretiert. Respekt gegenüber den Eltern, Loyalität gegenüber den Menschen, Gehorsam gegenüber dem Lehrer usw. gelten als "bhakti.“ (Sarasvatī Ṭhākura, Vortrag, Vṛndāvana 1928)

In ähnlicher Weise kann man über die westliche Spiritualität sagen, dass sich alle möglichen Missverständnisse und Neuerungen als spirituelle Praktiken, Hingabe, Dienst, Liebe zu Gott usw., eingebürgert haben, obwohl sie in Wirklichkeit nichts damit zu tun haben.

Im Sanskrit bedeutet das Wurzelwort bhaj 'Dienen'. Bhaktivinoda Ṭhākura hat darauf hingewiesen, indem er aus dem Garuḍa Purāṇa in Bhakti-Tattva-Viveka, Kapitel 1 wie folgt zitiert: „Das Wort bhakti leitet sich von dem Wurzelverb bhaj ab. Im Garuḍa Purāṇa (Pūrva-khaṇḍa 231.3) heißt es:

bhaj ityesa vai dhātuḥ sevāyāṁ parikīrtitaḥ

tasmāt sevā budhaiḥ proktā bhaktiḥ sādhana-bhūyasī

„Das verbale Wurzelwort bhaj bedeutet Dienst zu leisten. Daher sollten sich nachdenkliche sadhakas mit großem Bemühen im Dienst von Srī Kṛṣṇa engagieren, denn nur durch solchen Dienst wird bhakti geboren.“

Die Grundlage des dharma wurzelt im transzendentalen Wissen der Seele (ātmā), der Überseele (Paramātmā) und der Persönlichkeit Gottes (Bhagavān).

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In Wirklichkeit existiert in den weltlichen Volksreligionen dieses Wissen über die Seele, die Überseele oder die Persönlichkeit Gottes nicht. Daher erkennen intelligente Menschen die populären weltlichen Religionen nicht als transzendental an. Unter Bezugnahme auf die Schriften der westlichen Weltreligionen kommentierte Sarasvatī Ṭhākura wie folgt:

„Das sinnlose Töten von Lebewesen nur zum Zweck des Vergnügens ist für alle diese Religionen von grundlegender Bedeutung. Im Gegensatz zu den transzendentalen Worten der Veden ist keiner dieser Pfade ewig. Daher wird jemand, der über solche Schriften nachdenkt, natürlich Zweifel an ihnen entwickeln, da ihnen eine solide Grundlage fehlt.“ (Sarasvatī Ṭhākura, Cc. Ādi 17.169)

Außerdem setzen śraddhā und śaraṇāgati (Glaube und Hingabe) sevā voraus. Zuerst sich ergeben, dann dienen: tad viddhi praṇipātena paripraśnena sevayā. Diese Hingabe bedeutet weit mehr als den strikten Gehorsam gegenüber einem Meister oder einem Lehrer einer bestimmten Technik oder Gedankens. Hingabe bedeutet, dem Willen Kṛṣṇas völlig zu gehorchen, nur Ihm und niemand anderem. Zuerst manifestiert sich Hingabe (praṇipātena), dann die dienende Gemütsstimmung (sevayā). Und um sich hinzugeben, muss man Glauben und Vertrauen haben, śraddhā. Wenn man an ein bestimmtes Konzept, oder eine Philosophie glaubt, die kein authentisches siddhānta oder eine axiomatische (unbezweifelbare) Wahrheit bezüglich der Absoluten Wahrheit beinhaltet, dann ist dieser sogenannte Glaube gemäß den śāstras (Gesetze und Verordnungen des dharma) nur ein vorübergehender Zustand des Geistes, der unter den Erscheinungsweisen der materiellen Natur fabriziert wurde. Ein solches mentales Glaubenssystem ist nicht mit śraddhā zu verwechseln. Wahres śraddhā ist kein Geisteszustand, der von den Erscheinungsweisen der Natur beeinflusst wird. Śraddhā wirkt auf das Herz und bestätigt dem Lebewesen den Pfad des hingebungsvollen Dienstes, kṛṣṇa-bhakti. Bhaktivinoda Ṭhākura hat diesbezüglich in seinem Mahāprabhura Śikṣā, Ch. 10 die folgende Definition von śraddhā gegeben:

śraddhā śabde viśvāsa kahe sudṛḍha niścaya

kṛṣṇe bhakti kaile sarva-karma kṛta haya          (Cc. Madhya 22.62)

„Indem man Kṛṣṇa transzendentalen liebevollen Dienst darbringt, verrichtet man automatisch alle sekundären Aktivitäten. Dieser selbstbewusste, feste Glaube, der die Ausübung des hingebungsvollen Dienstes begünstigt, ist als śraddhā bekannt.“

Die feste Überzeugung, dass die Hingabe an Kṛṣṇa das einzige Mittel für das Lebewesen und dass die Ausübung von karma und jñāna ohne bhakti nutzlos ist; eine solche Neigung des Herzens wird śraddhā genannt.

Śraddhā ist eine rein spirituelle Bewusstwerdung, die von der inneren Energie Gottes, der hlādinī-śakti, Śraddhā Devī, ausgestrahlt wird. Diese Energie, so wie sie ist, kennt keinen anderen Herrn und Meister außer Kṛṣṇa, und deshalb kommt śraddhā nicht zu den Lebewesen, um geringere Götter oder Meister zu offenbaren. Wie Śrī Śrīdhara Mahārāja sagte: „Śraddhā ist der Heiligenschein von Śrīmatī Rādhārāṇī und śaraṇāgati ist der Heiligenschein von Kṛṣṇa.“  Śraddhā offenbart Kṛṣṇa (Viṣṇu) und Niemand anderen. Wenn man jedoch von Menschen  geschaffenen Religionen, wie denen der Abrahamischen Tradition folgt oder sie schätzt, dann liegt dies am eigenen Unglück und karma und nicht an den wegweisenden Offenbarungen von śraddhā. Kurz gesagt wurde śraddhā von einigen der größten Gauḍīya Vaiṣṇava Acharyas als der Heiligenschein von Śrīmatī Rādhārāṇī beschrieben, zusammen mit der festen Überzeugung dass mit dem Dienst zu Krsna, allen anderen Bestrebungen gedient wird. Die zahlreichen sogenannten Religionen der Welt, die außerhalb des vedischen Systems existieren, sind nicht transzendental, weil sie keine wirkliche Verbindung zur Absoluten Wahrheit haben. Im Laufe der Zeit haben die Verfechter dieser großen Weltreligionen der Welt viel Schaden zugefügt und eine Vielzahl von Menschen getäuscht, indem sie sie in gottlosen Aktivitäten verwickelt haben, und das alles im Namen von 'gutem Glauben'.

Wenn man westliche Theologie und Religionsgeschichte gründlich studiert, wird man entdecken, dass alles zeitgenössische religiöse Denken aus der Zeit der Rg-Veda- Zivilisation stammt.

Diese religiösen Gedanken kamen jedoch nicht als heilsame Theologie in die Welt, sondern eher als vedische Häresie. Die erste Häresie dieser Art war der Zoroastrismus*, der an den westlichen Grenzen der Rg-vedischen Zivilisation, nämlich im Iran, eine Anhängerschaft gewann, bevor der Ṛg-Veda geschrieben wurde. Zoroaster, der Begründer des Zoroastrismus, predigte eine Lehre des Monotheismus, akzeptierte jedoch nicht den monotheistischen Gott (Viṣṇu) der Veden. Zoroaster führte stattdessen die Anbetung der Asuras (Dämonen) ein und schlug Ahura (Asura) Mazda als den höchsten Gott vor. Zarathustra (Zorathustra) ist ein Philosoph aus uralten Zeiten.

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* Zoroastrismus - Zarathustrismus (auch: Mazdaismus oder Parsismus genannt, gegründet von Zarathustra ca. 2000 v. Chr. (Anmerkung d. Übersetzers)

Als seine Philosophie in Indien keine Anerkennung fand, predigte Zarathustra im Iran.

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Durch den Einfluss von Zarathustras Ideen hatte Satan, ein Rivale, der ebenso mächtig wie Gott ist, zuerst in der Religion der Juden und dann in der auf dem Koran basierenden Religion seinen imaginären Auftritt. Beeinflusst durch Zarathustras Vorstellung von zwei Göttern, tauchte dann die Vorstellung von drei Göttern oder einer `Dreifaltigkeit' in der aus der jüdischen Religion hervorgegangenen Religion des Christentums auf.

 „Zuerst wurden in der Philosophie der Dreifaltigkeit drei verschiedene Götter erfunden. Später waren Gelehrte damit nicht mehr zufrieden und schlossen einen Kompromiss, der besagte, dass diese drei zusammengebrauten Götter Gott, der Heilige Geist und Christus waren.“ (Bhaktivinoda Ṭhākura, Tattva-viveka 1.21)

Mehrere tausend Jahre nach Zoroaster, etwa 500 v. Chr., brachte das Persische Reich die zoroastrischen Ideen des Monotheismus nach Judäa. In Judäa gaben die Juden ihre vielen heidnischen Gottheiten auf und nahmen die Idee eines einzigen Gottes an, den sie Jahwe nannten, den Stammesgott der Berge, den Gott Abrahams.

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Die Idee, dass es einen Höchsten Gott gibt, hat sich in Judäa durchgesetzt, aber wie den Anhängern Zarathustras, blieb ihnen verborgen, wer der Höchste Gott ist. Vor dieser Zeit waren alle mediterranen Kulturen der Antike in ihrem Glauben heidnisch. Aus dem Monotheismus, der zuerst von den Persern in das Judentum eingeführt wurde, entwickelte sich später das Christentum und dann der Islam in diese Richtung. Aber in keinem dieser Fälle waren das Wesen, die Eigenschaften und die Persönlichkeit Gottes klar bekannt.

In einigen Kreisen westlicher Vaiṣṇavas gibt es viele Vorstellungen von Persönlichkeiten wie Jesus Christus als Inkarnation von Lord Brahma, Lord Balarāma oder sogar Śrīla Prabhupāda als Inkarnation von Jesus. Diese Ideen haben keine Basis in den śāstras und Gottgeweihte sollten vorsichtig sein, wenn sie Ideen und Schlussfolgerungen akzeptieren, die den Meinungen früherer ācāryas widersprechen. Somit können alle sogenannten Religionen westlich des Indus mit Recht als Häresie, als Ketzerei, einer Irrlehre der vedischen Religion bezeichnet werden. Diese ständige Entwicklung des Menschen, das Hinzufügen und Wegnehmen von der wahren Religion, ist ein Prozess, der bis heute im Namen der protestantischen Kirche und der New Age Religionen andauert.

 Leider repräsentiert keine dieser besagten Häresien den Höchsten Gott, es ist nichts anderes als die Lebewesen über das ultimative Ziel des Lebens zu täuschen.

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