Die Geburt von Sree Krishna

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The Harmonist or SHREE SAJJANATOSHANI VOL XXIX SEPTEMBER 1931, Chaitanya-Era 445 NO. 3. Für diesen Artikel wurde der Name des Autors nicht bekannt gegeben. Da Srila Bhakti Siddhanta Saraswati Thakur im September 1931 der Herausgeber von Sajjana Toshani war, wurde er entweder direkt von ihm oder unter seiner Aufsicht verfasst.

Nach dem Zeugnis der Heiligen Schriften manifestierte Sree Krishna vor etwa fünftausend Jahren das Göttliche Lila Seiner höchst verheißungsvollen Geburt in dieser Welt der Phänomene. Die Höchste Persönlichkeit Gottes wurde in der heiligen Stadt Mathura geboren. Die Verehrung von Shree Krishna wurde mit der Verehrung eines historischen menschlichen Helden aufgrund der obigen Aussage der Schriften verwechselt. Sogar Autoren, die sich selbst als Gläubige der Göttlichkeit Jesu Christi bezeichnen, vermuteten bar jeder Grundlage, dass aufgrund der zugelassenen Tatsache, dass Shree Krishna von menschlichen Eltern geboren wurde, eindeutig beweist, dass Er ein Mensch ist.

Der widernatürliche Begriff "Inkarnation", d.h. die Fleischwerdung Gottes, wurde von sogenannten Theologen erfunden, um das "Wunder" der Geburt Christi zu bezeichnen. Es wird angenommen, dass Christus tatsächlich die sterbliche Hülle angelegt hat, um die Leiden, die dem Fleisch eigen sind, zu erfahren und das Volk dadurch zu erlösen. Der Umstand, dass sich Christus dazu herabließ, wird aus Respekt vor seiner göttlichen Natur von diesen Theologen als Wunder angesehen.

Wenn man Christus zugesteht, als Sterblicher geboren worden zu sein, wird er durch diese unbegründete Behauptung seitens seiner gefälligen Historiker zweifellos zu einer gewöhnlichen historischen Persönlichkeit, zur großen Erleichterung all derer, die versuchen die Natur des Göttlichen mit Hilfe ihrer trüben Erkenntnisse zu begreifen. Diese Autoren sind dann auch nicht mehr verpflichtet, die Absurdität der Doktrin einer historischen Inkarnation anzuerkennen, die den Gesetzen der menschlichen Gesellschaft nicht unterworfen ist. Es ist notwendig, sich von der Idee der "historischen Inkarnation" im obigen Sinne zu befreien, um das Wesen der Geburt von Shree Krishna verstehen zu können.

Shree Krishnas eigene göttliche Form wurde für sterbliche Augen sichtbar, indem Er die Gestalt eines menschlichen Babys annahm, das auf die übliche Weise geboren wurde. Aber das Ereignis selbst war die wahre Manifestation der ewigen transzendentalen Geburt Gottes. Seine transzendentale Natur kann von einer bedingten Seele nicht wahrgenommen und kann niemals von ihr wahrgenommen werden, da ihre beschränkte Sichtweise nur zulässt, dass sich das Ereignis der Geburt in der Gestalt eines menschlichen Kindes offenbarte, das eine reale Entsprechung zum göttlichen Ereignis hat. Das Wesen dieser Entsprechung ist für das begrenzte Verständnis der bedingten Seelen auch völlig unvorstellbar.

Durch diese Vorbehalte verhindern die Erzähler der Schriften, dass die Geburt von Shree Krishna irgendetwas Unheilsames oder Ungesundes einer sterblichen Geburt annehmen könnte, auch wenn sie im besseren und unfassbarem Sinn ein wahres historisches Ereignis ist, das im bedingten Sinne sogar für die Menschen dieser Welt, die ein geringes Auffassungsvermögen besitzen, sichtbar ist.

Gottes Stellung als Sohn wird im ewigen transzendentalen Sinne durch die Lehre von der göttlichen Herabkunft (Avatara) vorbehaltlos anerkannt, was insofern völlig falsch als "Inkarnation" wiedergegeben wird, als im Prozess des Herabkommens kein Hinweis zu finden ist, dass Gott durch die Annahme der sterblichen Hülle der Menschheit einen "Dienst“ erweisen will, indem Er selbst einen leidenden Tod erduldet.

Die Doktrin des herabsteigenden Gottes impliziert im Gegenteil, dass Gott niemals Gegenstand irgendeiner begrenzten Kategorie im weltlichen Sinne unterworfen sein kann. Diese begrenzte Kategorie beinhaltet, die zur verurteilende und unversöhnliche Potenz Gottes und die keine Macht über die spirituelle Natur des Göttlichen hat und haben kann, d.h. so wie sie wirklich ist, die aber eine strafende Funktion gegenüber den bedingten Seelen innehat.

Mit anderen Worten, die Doktrin erklärt, dass es eine ewige und unüberbrückbare Unterscheidung zwischen dem Weltlichen und dem rein Spirituellem gibt, wobei letzteres die eigentliche Natur der grundlegenden Realität ist. Sie ist der Bereich der Aktivitäten Gottes, so wie sie sind. Der weltliche Bereich geht ewig mit dem Absoluten einher, so wie der Schatten oder vielmehr das reflektierte Bild (in diesem Fall eine verzerrte und unheilsame Reflexion) sich mit der eigentlichen, essenziellen Quelle verbindet.

Das göttliche Reich ist voller spiritueller Aktivität, aber durch den begrenzten Verstand der bedingten Seele wird sie nur schemenhaft und unmerklich in den Ereignissen dieser Welt wahrgenommen und widergespiegelt. Die Verehrung des Jungen Krishna durch die Anhänger von Shree Madhwacharya erblühte im zwölften Jahrhundert nach Christus.

Shree Madhabendrapuri, in der Linie der Schüler-Lehrer-Nachfolge von Shree Madhwa, eine Generation vor Shree Chaitanya, wird von den Anhängern des Höchsten Herrn als der erste religiöse Prediger angesehen, der die Natur des liebenden Dienstes für Shree Krishna erkannte, wie er im zehnten Skandha des Bhagabatam behandelt wird, das später von Shree Krishna Chaitanya durch Seine Praxis und Lehren als die höchste und vollkommene Form der Verehrung Gottes umfassend verkündet wurde.

Shree Chaitanya erklärt die Methode der Verehrung der Milchmägde von Braja als die höchste aller Formen der göttlichen Verehrung. Dieselbe Autorität, Shree Chaitanya verkündet, dass die Verehrung durch Shree Radhika, die führende Milchmagd von Braja, als die höchste Verehrung von allen angesehen wird, die alle andere Verehrung miteinschließt und übertrifft. Shree Krishna lebte bis zu Seinem elften Lebensjahr in Braja.

Die Verehrung des heranwachsenden Krishna durch Shree Radhika mit der Art und Weise der amourösen Liebe wird daher von den Anhängern Shree Chaitanyas als die vollkommene Form des Dienstes zu Shree Krishna angesehen. Diese Verehrung durch Shree Radhika zu Shree Krishna ist von solch höchster Vortrefflichkeit, dass Shree Krishna es ewig vorzieht, sich in die Gemütsstimmung Seines Gegenpartes Shree Radhika zu kleiden, um des Privilegs willen, die Süße Ihres Dienstes an Sich Selbst als Shree Krishna zu kosten.

Shree Krishna, gekleidet in die Gemütsstimmung und Schönheit von Shree Radhika, ist Shree Krishna Chaitanya, der die letztendliche Quelle des vollständigen Dienstes zu Sich Selbst ist. Aber weder Shree Krishnas Stellung als Sohn noch Seine Jugendlichkeit ereignen sich auf der weltlichen Ebene.

Diejenigen, die ernsthaft gewillt sind, ihre wahre transzendentale Natur zu erkennen, werden durch die grundlose Gnade von Shree Krishna Chaitanya dazu befähigt, der der einzige Welten-Lehrer im Sinne der Schriften ist und der als einziger absolut geeignet ist, das zu praktizieren, was Er lehrt.

Die Schriften erklären dementsprechend, dass wenn man die aufrichtige Bereitschaft hat, Shree Krishna zu dienen, man alle anderen Aktivitäten, was immer sie sein mögen, aufgeben muss. Das ist die einzige Methode, um den Dienst zu Shree Krishna durch die Gnade des spirituellen Führers zu erlangen, der über die Macht von Shree Krishna Chaitanya verfügt. Solange das gesamte Schema, sowohl die Methode als auch der Zweck der Erlösung der bedingten Seele, wie oben beschrieben, nicht klar erkannt wird, besteht die Gefahr, dass der Dienst Gottes mit weltlichen Angelegenheiten verwechselt wird, um begrenzte illusorische Ergebnisse zu erzielen.

Vom weltlichen Standpunkt aus kann die Verehrung Gottes in der Tat überhaupt keinen Sinn ergeben. Wenn es, rational gesprochen, irgendeinen akzeptablen Dienst zu Gott geben soll, dann sollte er absolut frei und ohne Fehl aller weltlichen Nichtigkeiten sein, sondern im Gegenteil vollständig erfüllend in einem nie endenden Prozess des Fortschreitens aller Neigungen und Fähigkeiten der bedingten Seele.

Das wertvollste Besitztum vor allen anderen Besitztümern der bedingten Seele ist ihre eigene individuelle Natur, d.h. ihre Persönlichkeit. Sie will sich ihres substanziellen Fortbestands sicher sein.  Sie möchte sich ihrer fortdauernden Persönlichkeit versichern, indem ihre besondere Aufgabe in Übereinstimmung mit ihrer individuellen Anschauung zur Erfüllung kommt. Mit anderen Worten: Die wahre Natur der Seele erweist sich bei der Analyse als primär, d.h. substanziell erkennbar.

Diese Erkenntnisnatur will ihrer vollen Erfüllung gewiss sein. Sie will diese Vollendung, weil sie mit ihrer jetzigen Lage nicht zufrieden ist. Sie ist nur dann in der Lage, zufrieden zu sein, sagen die Schriften, wenn sie wirklich aufrichtig und unparteiisch ist, so wie sie es nach eigenem Ermessen sein kann, gegenüber der Absoluten Wahrheit, das fundamentalste Gebot der spirituellen Religion.   Alles, was ihre gegenwärtige, notwendigerweise begrenzte Sichtweise bietet, gibt ihr niemals, was sie wirklich will.

Wenn die bedingte Seele wirklich zufrieden sein will, dann ist es für sie zwingend erforderlich, einer radikalen Änderung der Perspektiven und des Umfelds zuzustimmen. Zu dieser Ebene hat sie gegenwärtig keinen Zugang und kann ihn mit ihren derzeitigen Mitteln auch nicht haben. Ihre gegenwärtigen Mittel können auch nicht als ein Teil von ihr selbst betrachtet werden, wenn man der Meinung ist, dass es für sie überhaupt möglich ist, den Zustand vollkommener Zufriedenheit zu erreichen.

Es kann also nicht auf Selbstzerstörung hinauslaufen, wenn sich die bedingte Seele bereit erklärt, ihre gegenwärtigen Mittel als zufällig und als ein Hindernis zu betrachten, die sie davon abhalten, das zu verwirklichen, was ihr Wahres Selbst unabdingbar erfordert. Das Problem der bedingten Seele besteht also darin, ihre Persönlichkeit ungestört und voll entfaltet in eine Sphäre zu tragen, in der sie alle ihre Fähigkeiten auf vollkommen zufriedenstellende Weise ausüben kann.

Sie versucht in der Tat immer, diese höhere Sphäre mit ihren gegenwärtigen Mitteln zu erreichen. Sie ist irgendwie davon überzeugt, dass die Lösung dieses Problems in der weltlichen Ebene durch die Entdeckungen der physikalischen Wissenschaften liegt. Aber die physikalischen Wissenschaften selbst, im Stolz ihrer irdischen Triumpfe, sehen dieses Problem nun mit Argwohn, welches sich der Seele seit jeher stellt. Jedenfalls haben sie keine Lust, ihre Zeit mit etwas zu vergeuden, von dem sie annehmen, dass es nichts anderes ist als eine Art von halluzinativem Müßiggang der Geister, die keine ausreichende weltliche Beschäftigung haben.

Kritiker, die in dieser materialistischen Schule des modernen Denkens ausgebildet wurden, fühlen sich in der Position von eckigen Menschen in runden Löchern, wenn sie es für irgendeinen weltlichen Zweck für nötig halten, dieses Problem der Religion zu untersuchen. Diejenigen unter ihnen, die aus ihrer Sicht auf dieser hoffnungslosen Suche beharren, die ihren Jüngern nicht mit der Entdeckung irgendeines irdischen Gutes belohnt, finden es notwendig, mithilfe der Schlussfolgerungen in den physikalischen Wissenschaften, das Absolute zu finden. Aber man kann niemals Blut aus Stein gewinnen.

Shree Krishna ist das Absolute, auf das die Schlussfolgerungen der physikalischen Wissenschaften nicht anwendbar sind, da sie völlig außerhalb Seiner regelrechten Ebene liegen. Es ist notwendig, sein spirituelles Selbst zu verwirklichen, um überhaupt Zugang zur Ebene des Absoluten zu haben. Die zufällige Ausstattung der physischen und mentalen Bereiche, die die bedingte Seele fälschlicherweise für das Selbst hält, hat keinen Zugang zur spirituellen Ebene. Es steht den physischen Wissenschaftlern frei, sich zu weigern, an die Existenz der Ebene des Absoluten zu glauben, indem sie die beständigen Eingebungen ihrer eigenen rationalen Natur verleugnen. Das ist es, was der Atheist tatsächlich tut.

Er weigert sich einfach, im einzig konsequenten Sinne rational zu sein, um das Absolute zu verleugnen. Aber alle vergänglichen Entdeckungen der physikalischen Wissenschaften werden niemals das ewige Bedürfnis der ignorierten Seele unterdrücken können. Das Absolute besitzt eine bestimmte eigene Persönlichkeit und ist gleichzeitig die materielle wie auch die effektive endgültige transzendentale Quelle aller Existenz.

Die Absolute Person besitzt einen bestimmten Namen und einen bestimmten Körper. In dieser Hinsicht gibt es eine unvorstellbare, aber erkennbare Ähnlichkeit zwischen dem Zustand des Menschen und Shree Krishna. Shree Krishna ist gleichzeitig ungeboren im irdischen Sinne und gleichzeitig ist Er ewig auf der transzendentalen Ebene geboren. Die ewige Geburt von Shree Krishna ist nur für diejenigen realisierbar, die einen sehr fortgeschrittenen Zustand der spirituellen Verwirklichung erreicht haben.

Shree Krishna manifestiert Seine ewige Geburt in der vollkommen reinen spirituellen Essenz, die in der Sprache der Heiligen Schriften Vasuduva (oder „shuddha sattva“ ,Anm. D. Übers.) genannt wird. Die vollkommen reine spirituelle Essenz gehört nicht der winzigen Menschenseele, aber diese spirituelle Essenz kann sich der reinen Menschenseele zu erkennen geben, d.h. sie kann sie verwirklichen. Durch die Gnade Vasudevas wird die winzige Menschenseele in die Lage versetzt, die Verwirklichung des göttlichen Ereignisses der Geburt Shree Krishnas zu erlangen, zu dem sie ansonsten keinen Zugang hat.

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